Zu wenig TOTE durch Klimawandel: ARD-Faktenfinder hätten gerne ein paar Millionen mehr Tote – Lachen Sie mit uns!

von ScienceFiles

Wir trauern um Patrick Gensing.
Wer hätte gedacht, dass man sich die Zeit, als Gensing die ARD-Faktenfinder von einem Fiasko zum nächsten geführt hat, zurückwünschen würde.
But here we are, angesichts dessen, was derzeit von ARD-Faktenfindern verbreitet wird, müssen wir unsere Einschätzung von Patrick Gensing revidieren und zugestehen, dass er nicht das Ende des Brain Drains war, der die öffentlich-rechtliche Anstalt und ihre Insassen erfasst hat, beileibe nicht. Schließlich gibt es Carla Reveland und Pascal Siggelkow, Redaktion ARD-faktenfinder, die versuchen, in die Fussstapfen von Gensing zu treten und das in einer Art und Weise tun, die Patrick Gensing zum Volkshelden der intelligenten Vermittlung von Information macht.

Und das will etwas heißen.

Der neuerliche Auftrag, der den ideologischen Mietschreibern des ARD-Faktenfinders zugeteilt wurde, lautet: ES MÜSSEN MEHR TOTE DURCH NATURKATASTROPHEN GEFUNDEN WERDEN!

Denn es gibt ein Problem für die Klimakultisten. Björn Lomborg hat dieses Problem veröffentlicht.
Dieses Problem:

Von 1920 bis 2020 stürzt die Anzahl derjenigen, die als Folge einer “Klimakatastrophe”, früher hieß das Naturkatastrophe zu Tode gekommen ist, massiv ab. Ein Problem für die Klimawandel-Kultisten, deren morbide und menschenfeindliche Erzählung MEHR und nicht WENIGER Tote benötigt. Und deshalb werden Reveland und Siggelkow in die Spur gesetzt, um MEHR TOTE zu finden. Denn: Ein Klimawandel, der zu weniger Toten durch Naturkatastrophen führt, der lässt sich nicht mit den Vorhersagen in Einklang bringen, die Millionen Tote durch Klimawandel prophezeien. Es wäre vielmehr ein Klimawandel, den man gerne sähe.

Indes, Reveland und Siggelkow treffen auf ihrer Suche nach Fakten zunächst ein Problem: An den Daten kann man nichts herumdeuteln. Lomborg hat die Daten der International Disaster Database korrekt wiedergegeben.

Was nun folgt, ist ein Kampf mit den Fakten in fünf Runden, am Ende jeder Runde steht der Schluss, dass diejenigen, die Lomborg und seiner Grafik am Zeug flicken wollen, wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank haben – eine metaphorische Umschreibung für eine lückenhafte Ausstattung.

 

Ring frei zur ersten Runde: Katja Frieler, Leiterin der Forschungsabteilung Transformationspfade beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

“Die Daten von EM-DAT gelten unter Experten insgesamt als vertrauenswürdig, auch andere große Untersuchungen wie etwa der World Disaster Report beziehen sich darauf. Dennoch sei zumindest fraglich, wie vollständig und genau die Daten vor allem mit Blick auf die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts seien, sagt Katja Frieler, Leiterin der Forschungsabteilung Transformationspfade beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Knapp 90 Prozent aller in der Datenbank angeführten klimabedingten Katastrophen seien nach 1980 aufgenommen worden.”

Wenn die Datenbank vor 1980 lückehaft war, nach 1980 aber nicht mehr, dann folgt daraus zwangsläufig, dass der Absturz der Kurve, die Lomborg auf Basis von Durchschnitten für die Todeszahlen von jeweils 10 Jahren erstellt hat, NOCH STEILER ausfällt, denn die fehlenden Daten kommen zu denen vor 1980, die nach 1980 bleiben unverändert. Frieler hat gerade gezeigt, dass dann, wenn die Abbildung nicht akkurat sein sollte, dies zwangsläufig dazu führt, dass die Anzahl der Toten vor 1980 noch stärker von der Anzahl der Toten nach 1980 abweicht. Die Kurve wird noch steiler.

1:0 für die Fakten

RIng frei zur zweiten Runde: Felix Creutzig gegen die Fakten:

“Zudem fehlen nach Ansicht von Felix Creutzig, Leiter der Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), viele klimabedingte Todesfälle aufgrund der Kriterien von EM-DAT. “Viele Hitzewellen sind nicht berücksichtigt, dabei ist deren Sterblichkeit nachweislich sehr hoch.””

Hitzewellen sind nicht berücksichtigt. Das stehen wir Herrn Creutzig gerne zu. Kältewellen, in deren Verlauf und an deren Folgen deutlich mehr Menschen sterben als es für Hitzewellen der Fall ist, fehlen auch. Rechneten wir beide ein, dann führte dies zu einer noch stärkeren Steigung der Kurve, denn das Verhältnis von Kälte- zu Hitzetoten ist 77 zu 1. Gasparrini et al. (2022) haben das berechnet.

Gasparrini, Antonio, Pierre Masselot, Matteo Scortichini, Rochelle Schneider, Malcolm N. Mistry, Francesco Sera, Helen L. Macintyre, Revati Phalkey, and Ana Maria Vicedo-Cabrera (2022). Small-area assessment of temperature-related mortality risks in England and Wales: a case time series analysis. The Lancet Planetary Health 6(7): e557-e564.

Diese Studie gehört zu den besten Studien, die wir im Bereich der Aggregatdatenanalyse bislang gesehen haben. Ein sorgfältiges methodisches Vorgehen kombiniert mit einer umfangreiche Datenarbeit, die in statistische Analysen mündet, an denen man nichts aussetzen kann, garantiert Ergebnisse, die wiederum nicht vom Tisch gewischt werden können.

Ein Bild, das Tisch enthält. Automatisch generierte BeschreibungDie Autoren haben für 34.753 regionale Einheiten in England und Wales, das sind Einheiten mit in der Regel rund 1.600 Einwohnern, tagesaktuelle Daten zu Sterblichkeit und Durchschnittstemperatur gesammelt. Diese Daten über eine Faktorenanalyse auf die Ebene von 348 lokalen Bezirken aggregiert und mit demographischen Daten (Alter, Bevölkerungsdichte), sozio-ökonomischen Daten (Einkommen, Arbeitslosigkeit, Bildung), sowie Daten über den Gesundheitszustand der Bevölkerung in Verbindung gebracht, um auf dieser Grundlage einen von anderen Effekten auf die Sterblichkeit bereinigten Effekt der Durchschnittstemperatur zu berechnen.

Die Tabelle zeigt die Übersterblichkeit, die entweder mit Kälte oder mit Hitze in Zusammenhang steht [bzw. auf eines davon zurückgeführt werden kann]. Insgesamt ergibt sich für England und Wales eine Übersterblichkeit von 60.573 Toten, die auf Kälte zurückgeführt werden kann. Dem stehen 791 Tote, die auf Hitze zurückgeführt werden können, gegenüber. Ein Verhältnis von einem Hitzetoten auf 76,8 Kältetote. Das ist der Stoff, aus dem die Klima-Hysteriker eine gesundheitliche Katastrophe durch Hitze konstruieren wollen. Ein an Zynismus nicht mehr zu überbietendes Unterfangen.

Die beiden Spalten rechts geben Standardisierte Mortalitätsraten an. Auf 100.000 Einwohner in England und Wales kommen demnach 122 an Folgen von Kälte Verstorbene und 1,6 an Folgen von Hitze Verstorbene.

2:0 für die Fakten

In Runde 3 steigt abermals Katja Frieler in den Ring.

Jetzt wird es lustig:

“Die gewählte Darstellungsform der Grafik von Lomborg ist zudem aus Sicht von Frieler “ziemlich irreführend”. Denn die Grafik zeigt nicht die Anzahl der Todesfälle der einzelnen Jahre, sondern Mittelwerte über zehn Jahre. “Die Darstellung erzeugt den Eindruck eines stetigen Verlaufs von konstant hohen Werten auf verhältnismäßig niedrige Werte.

“Die Kurve suggeriert einen weltweiten Trend, der in dieser Ausprägung aber darauf zurückzuführen ist, dass in den letzten Jahren keine dieser sehr katastrophalen Ereignisse mehr erfasst wurden”, sagt Frieler. Ein Diagramm, das die Todesfälle der einzelnen Ereignisse abbilde, mache das deutlicher.

Das “Diagramm, das die Todesfälle der einzelnen Ereignisse” abbildet, es sieht so aus:

Was Sie hier deutlich sehen, sofern Sie nicht beim PIK in Potsdam leben, ist ein eindeutiger Trend zu WENIGER TOTEN, der seit den 1930er Jahren gegeben ist. Man sieht, mit anderen Worten, in dieser Abbildung genau dasselbe, das man auch in der Abbildung von Lomborg sieht, der, eben weil sich Einzeljahre erheblich unterscheiden, 1932 die größte Anzahl an Toten, 1933 gar keine, die Daten für Dekaden addiert und gemittelt hat. Das macht man so, wenn man von Statistik Ahnung hat, damit der Trend in den Daten sichtbar und die Ausreißer-Werte nicht so ins Gewicht fallen. Nun kann man natürlich argumentieren, dass Lomborg das gar nicht hätte tun müssen, denn die Verteilung der Jahresdaten zeigt den Trend sehr deutlich. Seit Beginn der 1980er Jahre sind die Todeszahlen so gering, dass sie sich nicht mehr eignen, um damit Panik zu verbreiten.

Noch mal zum Vergleich:

Es wollen einfach nicht mehr Tote werden.

Wir gehören nicht zu denen, die einen individualistischen Fehlschluss begehen. Täten wir es, hätten wir darauf hingewiesen, dass ein Leiter der Forschungsabteilung Transformationspfade beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der nicht in der Lage ist, rudimentäre Kennzahlen der DESKRIPTIVEN STATISTIK zu interpretieren, nichts Gutes für den Rest der dort Beschäftigten erwarten lässt.

3:0 für die Fakten.

Runde 4: Toralf Staud, ein FACHJournalist …

“Fachjournalist Toralf Staud des Wissensportals klimafakten.de erläutert, warum es generell richtig sei, dass die Todesfälle durch Klimakatastrophen in den letzten hundert Jahren zurückgegangen sind. Man habe dazugelernt, verfüge mittlerweile über ganz andere Technik als noch vor hundert Jahren und sei dementsprechend deutlich besser auf Unwetter und andere Naturkatastrophen vorbereitet – sowohl was Prävention wie auch Rettungseinsätze im Ernstfall angehe.”

Was Staud suggerieren will ist, dass weniger Tote nicht bedeuten, dass es weniger Katastrophen gibt, eine Behauptung, die man schnell mit den entsprechenden Daten belegen könnte.

Indes, Staud belegt nichts.
Warum nicht?

Der “FACH”Journalist hat doch sicher eine Abbildung parat, die z.B. die Häufigkeit von Hurricans zeigt. Nach Überzeugung der Klimawandel-Kultisten werden Hurricans häufiger und stärker, führen zwangsläufig zu mehr Schaden und Verletzten und Toten, oder so. Das kann man anhand leicht recherchierbarer Daten, die man als FACHJournalist sicher parat hat, zeigen – oder nicht?

Nein, denn: Einmal mehr sprechen die Fakten eine andere Sprache: Die Anzahl der Hurricances hat sich über die letzten Jahrzehnte nämlich eher verringert als erhöht.

Quellen:
Klotzbach, Philip J., Kimberly M. Wood, Carl J. Schreck III, Steven G. Bowen, Christina M. Patricola, and Michael M. Bell (2022). Trends in Global Tropical Cyclone Activity: 1990–2021.” Geophysical Research Letters 49(6): e2021GL095774.

Roy Spencer, University of Alabama, Huntsville.
Chris Martz, Weather and Climate for the Curious and Open Minded

Klotzbach et al. (2022) finden in ihrer Analyse einen Rückgang der tropischen Stürme. Sie werden nicht häufiger, sie werden seltener.

4:0 für die Fakten.

Aber Fachjournalist, der er nun einmal ist, hat Staud noch etwas in petto

“Man kann schon rein logisch aus Entwicklungen der Vergangenheit nicht linear fortschreiben, dass es in der Zukunft genauso sein wird. Wenn es in der Vergangenheit kein Problem gab, kann man daraus nicht verlässlich ableiten, dass es in der Zukunft keines gibt.” Wetterextreme würden im Zuge der Erderhitzung nachweislich zunehmen und heftiger werden, was sehr sicher auch mit steigenden Opferzahlen einhergehen werde, so Staud. Das sei in der Forschung praktisch unumstritten.

Der Klimawandel habe zwar schon begonnen, doch die massivsten Auswirkungen des Klimawandels kämen erst in der Zukunft auf uns zu.”

Was für ein Bullshit.
Da die Behauptung, die “massivsten Auswirkungen des Klimawandels kämen erst in der Zukunft auf uns zu”, nur getroffen werden kann, wenn man auf Basis von Modellen hochrechnet [oder linear fortschreibt], Modellen die wiederum auf Erfahrungswerten aus der Vergangenheit basieren, ansonsten wären sie frei erfunden, und damit genau auf dem basieren, was Staud im ersten hier zitierten Satz mit einer Mischung aus Arroganz und Dummheit, bei der man sich fragt, was überwiegt, vom Tisch gewischt hat, haben wir es hier mit einem der kürzesten sprachlichen Abstände, in denen es überhaupt möglich ist, sich zu widersprechen, zu tun. Man kann die Vergangenheit nicht linear fortschreiben. Eine Erkenntnis, die Staud keinen Satz lang behalten kann, denn schon im Anschluss an diese Verkündung einer Unmöglichkeit, sagt Staud, dass in der Forschung praktisch unbestritten sei, dass Wetterextreme im Zuge der Erderhitzung “nachweislich” zunehmen werden.

Dass man etwas, das sich erst ereignen muss, nicht nachweisen kann, sollte selbst einem Fachjournalisten eingängig sein.
Dass das, was in der “Forschung praktisch unumstritten” sein soll, auf einer Interpretation oder [linearen] Fortschreibung der Vergangenheit basiert, das wollen wir zugunsten von Staud annehmen, denn die einzige verbleibende Möglichkeit, wenn man keine Fortschreibung vergangener Erfahrungswerte annehmen will, ist freies Erfinden.

Wie man es dreht und wendet, Staud verbreitet Bullshit. Ob er das tut, um sich als Redakteur der Faktenfinder zu empfehlen?

5:0 für die Fakten.

Noch einmal als Lessons learnt für FACHJournalisten, Leiter:_@*innnen und Faktenfinder:

  1. Runde: Wir lernen, wenn man zu denen, die ohnehin schon mehr sind, als die anderen, noch welche addiert, dann werden es noch mehr
  2. Runde: Wir lernen, wenn man Hitzetote anführt, muss man auch Kältetote anführen. Es gibt mehr Kälte- als Hitzetote, und damit gibt es wieder mehr andere.
  3. Runde: Wir lernen, dass eine zusammenfassende Darstellung einer Grafik, die Daten nur zusammenfasst, nicht verändert, wie man sieht, wenn man die Ausgangsdaten betrachtet, die den gleichen Trend zeigen, den schon die zusammenfassende Darstellung gezeigt hat.
  4. Runde: Wir lernen, bessere Vorbereitung auf Naturkatastrophen steht in keinem Zusammenhang zu deren Anzahl.
  5. Runde: Wir lernen, da man die Zukunft nicht kennt, kennt man die Zukunft nicht. Wenn man Vorhersagen über die Zukunft macht, dann macht man das zwangsläufig auf Basis einer Interpretation und FORTSCHREIBUNG von Erfahrungsdaten aus der Vergangenheit.

Aufgabe für FACHJournalisten, Leiter:_@*innnen und Faktenfinder: Auswendig lernen.

Wir hoffen, Sie haben sich unterhalten.

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