Josef Kowatsch

Zunächst die Definition: Unter Temperatursprünge versteht der Artikel nicht das jährliche Auf und Ab, sondern einen Sprung innerhalb ein oder zwei Jahre auf ein anderes Temperatur-Niveau, das anschließend mindestens 2 Jahrzehnte gehalten wird. Beim April fällt ferner auf, dass die Aprilmonate zwischen 2007 und 2020 besonders oft warm waren, so dass man auch da einen erneuten Klimasprung vermuten könnte. Jedoch ist nicht auszuschließen, dass der Kälte-April 2021 und 2022 die aktuelle letzte April-Warmphase beendet hat.

Der Deutsche Wetterdienst mit seinen fast 2000 Wetterstationen errechnet für diesen April ein vorläufiges Temperaturmittel von 7,8°C, das wären 1,2 Grad unter der neuen Vergleichsperiode 1991-2020, vergleichbar mit den Jahren nach 1980. Das deutschlandweite Minimum wurde am 4. mit -14,6 °C in Meßstetten auf der Schwäbischen Alb gemessen.

Grafik1: Seit Grafikbeginn, also seit 1942 zeigen die DWD-Messstationen für den April eine ausgesprochene Kältedelle für den alten Vergleichszeitraum 1961 bis 1990. Erst ab 1993 wurde der April wieder wärmer bis zu seinem Rekordwert im Jahre 2018.

Die DWD Jahresdaten sind nicht wärmeinselbereinigt, d.h. zu Beginn der Betrachtung standen die Wetterstationen an anderen kälteren Standorten als heute. Die Wärmeinseln waren noch kleiner. Und der Monat April hat einen recht hohen Wärmeinselanteil.

Das höhere Wärmeplateau der letzten 30 Jahre hat 2 Gründe. a) natürliche Gründe, das Klima ändert sich immer, ein Klimasprung ist eine natürliche Änderung und b) menschenverschuldete Ursachen, aber kein CO2-THE, sondern die ständige jährliche Zunahme der Wärmeinseleffekte bei den DWD-Messstationen, vor allem nach der deutschen Einheit.

Kurze Erklärung des Punktes 2: Der menschenverursache Wärmeinseleffekt (WI)

Inzwischen sind durch Bebauung der einstigen naturnahen Freiflächen zusammenhängende Wärmeregionen entstanden. Um 1850 hatte Stuttgart 30 000 Einwohner und Karlsruhe etwa 10 000. Vereinfacht ausgedrückt, die Messstationen standen vor 150 Jahren an ganz anderen, nämlich viel kälteren Plätzen. Messstationen bei unbeheizten Klöstern oder Forsthäusern am Waldrand oder bei Gutshöfen in der freien Landschaft gibt es eh nicht mehr. Oft stehen die heute Stationen noch unter Beibehaltung des alten Namens in den Städten, siehe Tempelhof oder bei den Flughäfen, siehe Frankfurt. Die Zunahme der menschengemachten WI-effekte wirkt  schleichend, etwa 0,1 C je Jahrzehnt in den DWD-Temperaturreihen. In 100 Jahren also ein 1 Grad.

Zu Punkt 1, den natürlichen Gründen der ständigen Klimaänderungen.

Zeitraum 1: Von 1942 bis 1992: deutliche Abkühlung

Grafik 2. Der Monat April erlebte eine lange Abkühlungsphase ab 1942 bis zum Jahre 1992 von fast 2 Grad, wie die Einzeljahre zeigen auch nicht gleichmäßig, sondern sprunghaft. Wären die kalten Aprilmonate zwischen 1953 und 1958 in der ersten Hälfte des Betrachtungszeitraumes nicht gewesen, dann wäre die Abkühlungs-Trendlinie noch fallender ausgefallen.

Wir halten aber erst einmal fest: Vor 80 Jahren war der April viel wärmer. Dann kam der Absturz in die alte internationale Vergleichsperiode 1961 bis 1990. Deshalb vergleichen CO2-Erwärmungsgläubige auch so gerne mit dieser alten Periode

Der Apriltemperatursprung im Jahre 1993 bei den Deutschlandtemperaturen:

Kennzeichen dieser Sprünge ist, dass Sie nicht schleichend, sondern oft plötzlich erfolgen. Den Apriltemperatursprung im Jahre 1993 findet man bei allen, also auch bei den wärmeinselarmen Wetterstationen Deutschlands und damit auch beim DWD-Aprilgesamtschnitt.

Grafik 3a: Ab 1993 wurde der April durch einen Temperatursprung auf etwa 9° C im DWD-Schnitt wieder wärmer. Ab 2007 kam ein noch wärmeres Jahrzehnt hinzu. Deutet sich ab 2021 ein erneuter Wechsel an?

Eine wärmeinselarme Station in Sachsen: Amtsberg am Fuße des Erzgebirges

Die Wetterstation Amtsberg befindet sich in einem kleinen Teilort am Siedlungsrand, und zwar unverändert seit 1981. Wie der Stationsleiter mitteilte, hat sich der Ort nur wenig in den letzten 40 Jahren verändert. Auch die Einheit hat die Einwohnerzahl und die Flächenbebauung nur wenig verändert. Zugenommen hat der Kfz-Verkehr mitsamt dem Ausbau des Straßensystems.

Grafik 3b: Deutlich unterscheidet sich der Temperaturverlauf bei wärmeinselarmen Wetterstationen vom DWD-Deutschlandschnitt. Der Vergleich der beiden Grafiken 3a und b zeigt, dass die DWD-Stationen stark wärmeinselbehaftet sind und der anthropogen erzeugte Inseleffekt im April eine erhebliche Rolle spielt. Und wo bleibt die Wirkung von CO2?

Der Anstieg der CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre: Die Keeling-Kurve

Grafik 4: CO2-Anstieg seit 1958: Immer aufwärts. Es besteht keinerlei Korrelation zwischen CO2-Konzentrationsanstieg der Atmosphäre und den Apriltemperaturen Deutschlands. Bis 1992 – siehe Grafik 2 wurde der April in Deutschland sogar deutlich kälter. Und bei den wärmeinselarmen Stationen wie Amtsberg gab es zwar den natürlichen Klimasprung 1993, aber seitdem wird in der freien Fläche Deutschlands der April auch wieder kälter.

Feststellung: Beim Monat April gibt keinerlei Übereinstimmung zwischen dem weltweiten ständigen Anstieg der CO2-Konzentationen und dem Temperaturverlauf in Deutschland. Der Begriff Treibhausgas ist eine unsinnige Worterfindung. Entweder hat CO2 überhaupt keine Wirkung auf den April-Temperaturverlauf oder nur eine unbedeutend geringe.

Anerkennt man die Temperatursprünge als Bestandteil natürlicher Klimaänderungen, dann stellt sich die Frage des Warums und Frage 2, gibt es auch irgendwo in der Welt Temperatursprünge des Aprils in neuerer Zeit nach unten. Die Antwort ist ja.

Die Dale-Enterprise-Wheather Station: Apriltemperatursprung im Jahre 1995 nach unten.

Grafik 5: Bei dieser ländlichen Station in den USA hatte der April vor 28 Jahren einen Temperatursprung nach unten, dessen kälteres Niveau bis heute anhält. Keinesfalls ist der April langsam kälter geworden wie die Trendlinie fälschlicherweise suggeriert. Der Schnitt 1942 bis 1994 beträgt: 53 F [~12°C] und ab 1995 bis 2022: 51,9 F [~11°C]

Erg: Temperatursprünge sind natürlichen Ursprungs, manche Regionen der Erde zeigen in den letzten 3 Jahrzehnten für den Monat April gar keine, in Deutschland ein Sprung nach oben, im ländlichen Virginia nach unten.

Die Gründe der natürlichen Temperatursprünge für Mitteleuropa sind schwieriger zu erklären als die WI-Erwärmung: AMO, NOA, vielleicht Golfstrom, Änderung der Großwetterlagen für die Region. So beobachten wir (Kämpfe/Kowatsch) für den Monat April ab 1993 in Mitteleuropa vermehrt SW-Wetterlagen und den Wegfall von NW-Wetterlagen, vor allem eine starke Zunahme der Sonnenstunden, welche wiederum den Wärmeinseleffekt der letzten 30 Jahre stark geprägt haben. So lagen die Sonnenstunden für den April 22 immer noch um 20% höher als die alte Vergleichsperiode 1961 bis 90. Und beim Niederschlag meldet der DWD: „Im April fiel mit rund 55 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 5 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990.“ Sonne und Niederschlag beeinflussen somit sehr stark den Schnitt einer Referenzperiode.

Eine typische Wärmeinselstation: Hof. Die DWD-Station Hof zeigt beide Effekte der April-Erwärmung: natürlich und menschengemacht.

Die DWD-Wetterstation liegt zwar außerhalb des Stadtgebietes, sie ist nach der Wende jedoch in ein Gewerbegebiet eingewachsen und seit 2011 führt die neue vierspurige Bundesstraße als Autobahnzubringer unmittelbar an der einst ländlichen Wetterstation vorbei.

Die natürliche Erwärmung: Die Sonnenstundenzunahme ist ein Grund

Grafik 6a Die Zunahme der Sonnenstunden ist nur ein Grund der natürlichen Erwärmung des Aprils in Deutschland seit 1993. Gleichzeitig haben die Niederschläge und die Kaltwinde aus NW bis NO-richtungen abgenommen. Grafik nach M. Baritz

Die anthropogene Erwärmung durch Schaffung der Wärmeinsel Hof nach 1990

Grafik 6b: Die Durchschnittstemperaturen der DWD-Wetterstation Hof betrugen im Zeitraum 1961 bis 1990: 5,5 °C und 1991 bis 2020: 7,6 °C. Die neue CLINO-Vergleichsperiode ist bei der DWD-Station Hof um 2,1 Grad wärmer als die alte. Beim DWD-Flächenmittel beträgt die Differenz nur 1,25 Grad. Die letzten beiden April-Jahre waren jedoch relativ kalt und sind vergleichbar mit den Aprilmonaten im Kälteloch Anfang der 70-er Jahre

Gerade der Aprilgrafikvergleich seit 1993 von Amtsberg, Hof und dem DWD-Mittel zeigt wie gewaltig sich der Einfluss des menschenerzeugten WI-effektes auf die Temperaturerfassung des Aprils auswirkt.

Man könnte schlussfolgern: Wo der DWD seine Wetterstationen auch immer hin versetzt, der Wärmeinseleffekt ist meist schon da. Eine freie kältere Umgebung wie 1942 oder gar 1881 gibt es kaum mehr, da auch die freie Landschaft mit Straßen versiegelt und die bäuerlichen Wiesen und Äcker, sowie die Wälder trockengelegt wurden.

Zusammenfassung:

1) Auch der Monat April wurde in Deutschland in den letzten 80 Jahren wärmer. Die Erwärmung erfolgte jedoch nicht kontinuierlich, sondern durch Temperatursprünge, der letzte 1993. Deshalb ist die neue Vergleichsperiode wärmer als die vorige.

2) Vor allem seit 2007 ist die 2. Aprilhälfte bis 2020 zu einem angenehmen vorgezogenen Maimonat geworden, was sich auch auf die Verfrühung der April- und der Anfang-Mai-Frühlingsvegetation ausgewirkt hat. Eine Freude für alle Naturliebhaber.

3) Der Temperatursprung des Aprils im Jahre 1993 ist natürlichen Ursprungs, bedingt durch die Zunahme der Sonnenstunden und die Abnahme des kalten NW-Niederschlages.

4) Mit einer CO2-Treibhauserwärmung hat der Temperatursprung nichts zu tun. Die Grafiken des Artikels zeigen alle, CO2 hat keinen oder allenfalls einen untergeordneten Einfluss auf das Temperaturverhalten.

5) Die menschenverursachte Ausbreitung der Wärmeinseln ist die Hauptursache für eine allgemeine schleichende Erwärmung in den DWD-Datenreihen seit 1881. Die Messstationen des DWD stehen heute dort, wo die Menschen wohnen und arbeiten. Das sind die wachsenden Wärmeinseln. Der angebliche CO2-Treibhauseffekt ist eine Verwechslung mit dem Wärmeinseleffekt.

5) Es wird Zeit, dass endlich Natur- und Umweltschutz in den Mittelpunkt einer all umfassenden Politik gestellt werden. Der Erhalt einer sauberen Luft, sauberes Wasser und intakte Naturlandschaften, die das Niederschlagswasser in der Fläche zurückhalten, sollten das gemeinsame Ziel sein.

Josef Kowatsch, Naturbeobachter und unabhängiger, weil unbezahlter Klimaforscher.

 

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