von AR Göhring

Unsere Berichterstattung zur Förderung europäischer Klima-NGOs durch russische Stellen hat viel Widerspruch hervorgerufen. Ein Argument: Die Klimahysterie wird hauptsächlich von westlichen Interessensgruppen befeuert. Das stimmt natürlich – Jeff Bezos läßt grüßen.

Ein Leser wies darauf hin, daß der Amazon-Gründer Jeff Bezos, im Wechsel mit Bill Gates und Elon Musk, immer mal wieder reichster Mann der Welt, insgesamt zehn Milliarden Euro an Klimaschützer spenden will. 2020 hat er schon eine Tranche von fast 800 Millionen ausgezahlt an:

The Climate and Clean Energy Equity Fund,

ClimateWorks Foundation,

Dream Corps Green For All,

Eden Reforestation Projects,

Energy Foundation,

Environmental Defense Fund,

The Hive Fund for Climate and Gender Justice,

Natural Resources Defense Council,

The Nature Conservancy, NDN Collective,

Rocky Mountain Institute,

Salk Institute for Biological Studies,

The Solutions Project,

Union of Concerned Scientists,

World Resources Institute,

World Wildlife Fund

Es gab sofort Kritik, weil die Hypermilliardäre um Bezos durch Spenden Steuern sparen und somit nicht wirklich viel verlieren – aber dem grünen Staat Möglichkeiten nehmen, selber NGOs etc. zu päppeln. Kritik hingegen, daß eigennützige Panikmacher mit seltsam verwischter Agenda („Hive-Fond für Klima- und Geschlechter-Gerechtigkeit“(??)) lobbysiert werden, gab es natürlich nicht.

Wenn Bezos also berühmte Naturschutzorganisationen fördert, ohne wirklich viel zu zahlen (die Finanzexperten unter den Lesern werden das US-Steuersystem besser kennen), hat er immerhin gute PR erzeugt, die er beim eher schlechten Ruf von Amazon gebrauchen kann. Der Name des Internetkaufhauses bedeutet ja immerhin, daß Bezos sein Unternehmen so dominant ausbauen will, daß es präsent ist wie das Amazonas-Flußsystem im äquatorialen Brasilien. Daß der Hypermilliardär durch die Coronapolitik rund 70 Milliarden zusätzlich verdient haben soll, also durch massiv vermehrten Lieferverkehr (CO2!), erfordert regelrecht gute Klimanachrichten.

Bezos & Co. sind aber nur die gut sichtbare Spitze des Eisbergs, wie Michael Shellenberger im Gespräch mit Axel Bojanowski in der Welt gerade betont. Da das neue Buch des Wahl-Kaliforniers gerade auf deutsch erschien, gab es eine regelrechte Interview- und Artikelwelle mit dem altgedienten Klimaaktivisten (alt ist relativ – Shellenberger ist erst 50 und war nicht dabei, als die Eiserne Lady Margaret Thatcher die Atemgastheorie im Westen salonfähig machte).

Auch wenn Shellenberger weiterhin von einer Heißzeitkatastrophe via Kohlen-zwei-Sauerstoff ausgeht, fordert er – argumentativ genau wie MT damals – dringend Kernkraftwerke und benennt die wahren Gründe für den Ausbau der „Erneuerbaren Energieträger“. Zitat:

Kernkraft löst viele Probleme auf einen Schlag, das paßt vielen nicht. Kernkraft dient vor allem der Gesellschaft und nicht einzelnen Firmen, es werden nur wenige Kraftwerke gebraucht. Anlagen für Wind- und Sonnenenergie hingegen werden in sehr großer Zahl benötigt, sie bieten ein großes Profitpotenzial für zahlreiche Unternehmen, entsprechend einflussreich ist ihre Lobby.
Kernkraft macht auch staatliche Eingriffe nahezu überflüssig, das mindert ihrer Attraktivität für Politiker. Kernkraft braucht keinen Platz, schont also im Gegensatz zu Windkraft und Solarenergie die Umwelt. Sie ist klimafreundlich und sicher.

Der erste Punkt ist aus der westdeutschen Kernkraftpolitik von Anfang der 1960er bekannt: Konzerne wie AEG oder Siemens waren nicht gerade Feuer und Flamme für die Errichtung der ersten Kernmeiler. Fähige Politiker wie Adenauer und Strauß mußten mit Subventionen nachhelfen, damit die Manager bereit waren, die sehr teuren Reaktoren zu bauen. Ansonsten hätten die sich erst langsam armortisierenden Meiler erst mal ein Loch in die Bilanz gerissen, was dem gerade amtierenden Vorstandsvorsitzenden nicht gepaßt hätte, da er schon aus biologischen Gründen die Gewinnphase nicht hätte erleben können, zumindest nicht als Verantwortlicher.

Da die CDU-CSUler damals, neben ein paar Schmiergeldgeschäften, rational im Sinne des Gemeinwesens handelten, wollten sie die Kernkraftwerke unbedingt, weil sie wußten, daß nach dem teuren Bau der Strompreis unschlagbar billig sein würde. Grund: Jahrzehnte laufende KKW haben einen einzigartig hohen Erntefaktor und eine schöne Leistungsdichte. Zudem ist man mit Kernmeilern weitgehend von Lieferanten unabhängig, da man nur alle paar Jahre etwas Plutonium oder Uran kaufen muß. Die Sicherheit der alten Leichtwasserreaktoren ist ein anderes Kapitel – aber die Verhältnisse in Westdeutschland waren andere als in der Sowjetunion oder an der japanischen Küste. Deswegen waren die in den Medien in den 80ern bis 1995 gern und häufig berichteten „Störfälle“ meist vom Kaliber einer im Hof umgefallenen Leiter oder einer verstopften Toilette.

Die medial geförderte Atomhysterie, wegen der sich sogar Leute umbrachten, sorgte erneut für Unmut bei den Elektronikkonzernen, weil die KKW für „10% vom Gewinn, aber 90% des Ärgers“ sorgten. Da kann man sich vorstellen, daß die Manager lieber 30.000 ineffiziente Vogelschredder hinstellen, weil dann die denkfaulen und desorientierten Umweltschützer die Klappe halten, und das Steuergeld trotzdem fließt.

Auf den widersprüchlichen Kampf für EE bezieht sich Bojanowskis nächste Frage. Shellenbergers knallharte Antwort:

Drei Gründe: Geld, Einfluß und Religionsersatz. (…) Die Erneuerbare-Energie-Industrie und ihnen nahestehende Stiftungen pumpen hohe Beträge in den Umweltaktivismus, weil der sich auszahlt für die Konzerne.
Auch Banken profitieren außerordentlich vom Finanzierungsgeschäft der Energiewende.

Nun dürfte jedem Zweifler klar werden, wie beliebt der Mann in der kalifornischen Weltretter-Szene ist. Sein Kollege Michael Moore, früher der Star der linken Dokumentarfilmerszene, wurde zünftig gecancelt, als sein letzter Film über das Klima-Armageddon der Argumentation Shellenbergers folgte.

Es wird immer besser, bei diesen Sätzen dürften Aktivisten so richtig die Krise kriegen:

Umwelt-Apokalypse sichert Aufmerksamkeit. Wer sich dem Themaverschreibt, findet Beachtung, gewinnt damit an Einfluß. Das gilt für Aktivisten, Journalisten und besonders für die Politik: Für den Klimaschutz einzutreten, zahlt sich aus, weil damit vorgeblich universelle Interessen verteidigt werden, auch wenn andere Interessendahinterstehen.
Wenn beispielsweise linke „Degrowth“* -Gruppen Politik gegen Wirtschaftswachstum propagieren, bedienen sie sich meist bei Umweltthemen. Das ist besonders skurril, weil Daten zeigen, daß reiche Länder die Umwelt besser schützen als arme.

Wir müssen den Mann unbedingt einmal für die Klimaschau oder unsere Konferenz anfragen. Ein Auftritt bei EIKE wäre nach dem Welt-Interview für Shellenberger auch nicht mehr wirklich schädlich, weil die Klarheit seiner Analyse bereits den maximal denkbaren Haß der Profiteure hervorgerufen hat. Mehr dürfte nicht gehen.

Weil’s so schön ist, noch ein Zitat:

Die Säkularisierung der westlichen Welt hat eine Lücke hinterlassen für „neue Götter“, wie Nietzsche es nannte. Es besteht zweifellos eine Sehnsucht nach religionsartiger Sinnstiftung, und der Klimawandel bietet alle Voraussetzungen dafür: von der Apokalypse über Schuld, Sünde und Sühne bis zum Essensfetisch.

Man kann zwar darüber streiten, ob tatsächlich so viele Menschen geborene Gläubige sind, die auf jeden transzendentalen Input reagieren. Nicht wenige Priester und Laien der christlichen Kirchen waren früher auch nicht besonders fromm, wußten aber die Finanz- und Machtmöglichkeiten organisierter und disziplinierter Gruppen zu schätzen. Insofern darf es uns heute nicht wundern, daß auch die FFF-Klimabewegung Ungeheuer in Form eiskalter Karrieristen gebiert, die durch ihr eigenes „unfrommes“ Verhalten wie Langstrecken-Vielfliegerei deutlich machen, daß ihnen das Dogma der Bewegung herzlich egal ist. Daß den Gläubigen wiederum dieses Verhalten herzlich egal ist, zeigt, daß generell „handfeste“ Interessen dominieren. Wehe dem, der es ausspricht!

*(https://www.degrowth.info/de/degrowth-de)

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken