von Rüdiger Stobbe

Der Präsident des Bundeskartellamts, Mundt, hat sich besorgt geäußert über den Wettbewerb auf dem Energiemarkt. […] … die Zahl der Marktteilnehmer reduziere sich aktuell. Das hänge unter anderem mit dem Ausstieg aus der Kohle und dem Abschalten von Atomkraftwerken zusammen. Der Weg zur Energiewende sei ambitioniert, daher könne es zu Engpässen etwa bei Strom kommen. […] (Abbildung).

Engpässe etwa bei Strom, ist ein feiner Euphemismus für bevorstehende Brownouts (Gesteuerte, großflächige Stromabschaltungen) oder gar für einen unkontrollierten Blackout, der Deutschland, ein Ereignis, das ganz Europa ins Chaos stürzen könnte.

So sieht es ein paar Tage vor dem Abschalten von drei Kernkraftwerken und weiteren Kohlekraftwerken in Deutschland aus. Ob die nachfrageorientierte Stromversorgung auch im Jahr 2022 gewährleistet bleibt, oder ob es zur angebotsorientierten, Grundlast vernachlässigenden Stromzuteilung kommen wird, wie Frau Kotting-Uhl als Vorsitzende des Umweltausschusses im Deutschen Bundestag (Abbildung) darlegte, bleibt abzuwarten. Eins jedoch ist bereits sicher. Der CO2-Ausstoß wird im kommenden Jahr tendenziell ansteigen. Der wegfallende, praktisch CO2-freie Strom aus Kernkraft wird keinesfalls CO2-frei ersetzt werden können. Unter dem Strich ein ´feines` Ergebnis unserer Freunde und Profiteure der Energiewende. Denn Geld wird reichlich verdient mit der „Transformation“ der Stromerzeugung in Deutschland. Dabei wird es nicht bleiben. In den kommenden Jahren müssen die Erneuerbaren ´massiv` ausgebaut werden. Der Begriff ´massiv` erscheint im Koalitionsvertag der Ampel allein im Zusammenhang mit dem Thema Klimaschutz sieben Mal. Was ´massiv` bedeutet, ob der massive Ausbau der Erneuerbaren im Zeitraum bis 2030 überhaupt einen Funken von Realitätsnähe enthält, kann in einem verlinkten Artikel unter Abbildung nachgelesen werden.

Der Begriff „Transformation“ kommt im Koalitionsvertrag genau 42 mal vor. Hieß es früher mal Revolution oder Reformen ist aktuell die Transformation en vogue. Was so harmlos klingt, hat einen Hintergrund, der den kundigen Leser schauern lässt. Bereits im Jahr 2011 hat der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) ein Hauptgutachten vorgelegt, welches offen und ehrlich den Weg in die post-fossile Wirtschaftsweise mit seinen Veränderungen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft darlegt:

Der Beirat erläutert auch, dass die erforderliche Transformation tiefgreifende Änderungen von Infrastrukturen, Produktionsprozessen, Regulierungssystemen und Lebensstilen sowie ein neues Zusammenspiel von Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft umfasst. Es gilt, vielfältige Pfadabhängigkeiten und Blockaden zu überwinden. Die Transformation kann zudem nur dann gelingen, wenn Nationalstaaten ihre kurzfristigen Interessenskalküle zugunsten globaler Kooperationsmechanismen zurückstellen, um vor allem in der Weltwirtschaft eine Trendumkehr zu Klimaverträglichkeit und Nachhaltigkeit zu ermöglichen. Dabei geht es im globalen Rahmen nicht zuletzt um Fragen von Fairness und Gerechtigkeit, auf die Antworten gefunden werden müssen (Quelle S. 1; siehe auch „Der große Reset“ und dessen Kritik im Bundestag).

Was auf den ersten Blick recht harmlos daherkommt, erweist sich als direkter Weg in eine globale Wissenschaftsdiktatur, deren Protagonisten glauben, den einen, den alleinig richtigen Weg zum ´Glück`, zur Rettung der Menschheit gefunden zu haben. Dieser Weg heißt schlicht und einfach „Dekarbonisierung“. Diesem Begriff, diesem Weg in die nicht-fossile Welt wird ein gewaltiges Theoriekonstrukt übergestülpt, welches Sie hier mit seinen vielfältigen Facetten aufrufen können. Am Ende soll, am Ende wird eine wissenschaftshörige Gesellschaft stehen, die nur noch formal- demokratische Gepflogenheiten beinhaltet. Das erinnert an die alte DDR. Da allerdings war der sogenannte wissenschaftliche Marxismus die Maxime, in Zukunft soll es eine Klimawissenschaft mit all ihren neuen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Vorgaben sein. Der Bürger gehorcht oder er wird kein gutes Leben haben. Vor- und Probelauf für die Quasi-Abschaffung des demokratisch verfassten Staates ist zum Beispiel die politisch-gesellschaftliche Behandlungsweise von Corona-Ungeimpften aktuell. Ohne irgendeine zeitliche Begrenzung werden diese Menschen vom gesellschaftlich-wirtschaftlichen Leben nachhaltig abgekanzelt. Grundlage ist die 2G-Regel. Wird diese von Gerichten gekippt, werden die Richter als „kleine Richterlein“ diffamiert. Welch ein verqueres   Verständnis von Gewaltenteilung und Rechtsstaat steht dahinter. Es passt genau zu dem Ergebnis einer Großen Transformation, des Great Resets.

Bleibt zu hoffen, dass die Stromengpässe mit all ihren Konsequenzen kommen werden, damit die Bürger rechtzeitig hautnah erfahren, auf welchem Weg sich die Energiewende befindet. Es ist der Weg in eine Mangelwirtschaft und der Unterdrückung von Menschen, von Einschränkung der Meinungsfreiheit und vielem mehr. Eben eine Große Transformation.

Die 50. Analysewoche (Abbildung 1) zeichnete sich insgesamt durch schwache regenerative Stromerzeugung aus. Lediglich 30,2 % erzeugten die regenerativen Stromerzeuger. Davon kamen 9,5% von Biomasse und Laufwasser. Bleiben schlappe 20,7% Strom, die praktisch nur per Windkraft (19,6%) erzeugt wurden. Die 1,1% PV-Strom sind nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein (Beleg zu genannten Werten).  Die konventionellen Stromerzeuger (Abbildung 2) konnten oder wollten etliche Strom-Versorgungslücken nicht vermeiden. Der Chart, der die Handelspartner detailliert darstellt (Abbildung 3), belegt offensichtlich im wahrsten Sinn des Wortes, wie der Strom teuer wird, wenn Deutschland diesen netto benötigt. Billiger wird er in dem Moment, wenn überschüssiger Strom von Deutschland exportiert werden muss. Besonders an bedarfsarmen Tagen fällt der Preis massiv. Beispiel diese Woche: Am Sonntag geht der Exportpreis Richtung 20€/MWh (Abbildung 3).

Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 4 ab. Es handelt sich um Werte der Nettostromerzeugung, den „Strom, der aus der Steckdose kommt“, wie auf der Website der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Der höchst empfehlenswerte virtuelle Energiewende-Rechner (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.) ist unter Abbildung 5 zu finden. Ebenso wie der bewährte Energierechner.

Die Charts mit den Jahres- und Wochenexportzahlen liegen unter Abbildung 6 ab. Abbildung 7 beinhaltet die Charts, welche eine angenommene Verdopplung und Verdreifachung der Wind- und Solarstromversorgung visualisieren. Bitte unbedingt anschauen. Vor allem die Verdopplung. Abbildung 8 weist auf einen Artikel hin, der sich mit der regenerativen Stromerzeugung über einen Monatszeitraum befasst. Abbildung 9 zeigt einen Vortrag von Professor Brasseur von der TU Graz. Der Mann folgt nicht der Wissenschaft. Er betreibt Wissenschaft.

Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche ab 2016 in den Tagesanalysen. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vieles mehr. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info ein sehr mächtiges Instrument, welches nochmals erweitert wurde:

  • Strom-Import/Export: Die Charts
  • Produktion als Anteil der installierten Leistung
  • Anteil der erneuerbaren und konventionellen Erzeugung am Bedarf
  • Niedrigster, höchster und mittlerer Strompreis im ausgewählten Zeitraum

sind Bestandteil der Tools „Stromerzeugung und Bedarf„, „Zeitraumanalyse“ sowie der Im- und ExportanalyseCharts & Tabellen. Schauen Sie mal rein und analysieren Sie mit wenigen Klicks. Die Ergebnisse sind sehr erhellend.

Abbildung 10 bringt einen Artikel aus Genf, der von WELTplus übersetzt wurde, zur Stromlage in Frankreich und der Sorge der Schweizer sowie einen Artikel der Schweizer WELTWOCHE, der sich mit dem Strombedarf der Schweiz befasst. Nach dem Lesen der beiden Artikel versteht man, warum die Schweiz aber auch Frankreich seit etlichen Wochen teuren Strom aus Deutschland importieren. Wir danken der WELTWOCHE und empfehlen sie ausdrücklich.

Tagesanalysen 

Montag, 13.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 31,87 Prozent, davon Windstrom 20,59 Prozent, PV-Strom 1,17 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,11 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Heute: Kaum Windstrom, fast keine Sonne aber eine Stromlücke über die Mittagsspitze. Warum gleichen die Konventionellen nicht aus? Sie nehmen die über 300€/MWh gerne mit, die von 7:00 bis 20:00 Uhr erzielt werden. Der Handelstag. Dänemark erzielt heute über 17 Mio. Euro für den Strom, den es nach Deutschland exportiert.

Dienstag, 14.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 28,82 Prozentdavon Windstrom 17,2 Prozent, PV-Strom 1,10 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,52 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Es tut sich wieder eine große Strom-Versorgungslücke auf. Der Windstrom nimmt ab Mittag weiter ab. Die Konventionellen bullern Richtung 60 GW. Der Strompreis erreicht die 400€/MWh. Norwegen erzielt fast fünf Mio Euro für den Strom, den es Deutschland verkauft. Dänemark wieder über 17 Mio. Euro. Der Handelstag.

Mittwoch, 15.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,28 Prozent, davon Windstrom 26,38 Prozent, PV-Strom 0,96 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 9,95 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Wieder ein ruhiger Windstrom- und PV-Tag. Sie kleine Strom-Versorgungslücke bringt den Konventionellen weit über 300€/MWh. Der Handelstag. Polen kassiert heute 2,71 Mio Euro für seinen nach Deutschland exportierten Kohlestrom. Dänemark wieder über 17 Mio. Euro.

Donnerstag, 16.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 27,57 Prozent, davon Windstrom 15,43 Prozent, PV-Strom 1,43 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,71 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Die Windstromdelle über Mittag wird durch PV-Strom ausgeglichen. Die Konventionellen produzieren, was das Zeug hält. Das Preisniveau ist knackig. Von 7:00 bis 19:00 Uhr werden fast immer über 400€/MWh aufgerufen. Klar, Deutschland muss fehlenden Strom importieren. Polen kassiert 4,79 Mio. Euro, Dänemark knapp 23 Mio Euro. Unter dem Strich zahlt Deutschland netto 17,42 Mio. Euro für den importierten Strom.

Freitag, 17.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 25,36 Prozent, davon Windstrom 12,45 Prozent, PV-Strom 1,91 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,01 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Kaum Windstrom, fast kein PV-Strom, viel Importstrom. Die Konventionellen wollen die Strom-Versorgungslücke nicht schließen. Ist rein wirtschaftlich gesehen wohl kaum sinnvoll.  Das Preisniveau ist hoch. Der mittlere Preis pro MWh liegt bei  338 €. Der Handelstag. Knapp 5 Mio € erzielt Schweden heute. Dänemark gut 20 Mio €. 

Samstag, 18.12.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 36,38 Prozent, davon Windstrom 24,31 Prozent, PV-Strom 1,14 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,93 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Das Wochenende beginnt, die Windstromerzeugung zieht an. Die konventionelle Stromerzeugung wird gedrosselt. Es gibt keine Strom-Versorgungslücken mehr. Das Preisniveau sinkt. der mittlere Strompreis fällt auf knapp 260 €. Der Handelstag. Dänemark, Schweden, Norwegen, Polen, aber auch Tschechin exportieren Strom. Frankreich, Österreich und die Schweiz sowie Belgien kaufen Strom ein. 

Sonntag, 19.12.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 54,38 Prozent, davon Windstrom 43,25 Prozent, PV-Strom 1,13 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,00 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.

Viel Windstrom, wenig Bedarf, die Preise gehen in den Keller. Nicht weil Windstrom so günstig wäre. Weil er zur Unzeit stark ist und die geringe Nachfrage den Preis drückt. Die Konventionellen drosseln, was möglich ist. Dennoch die Preise gehen in den Keller, es ist zu viel Strom im Markt. Um 6:00 Uhr werden nur noch gut 20€/MWh gezahlt. Der mittlere Preis fällt auf magere 119€/MWh. Der Handelstag. Schauen Sie sich hier an, wer unserer Nachbarn wieviel in KW 50 verdient/gezahlt hat. 

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.

Rüdiger Stobbe betreibt seit über fünf Jahren den Politikblog www.mediagnose.de.

 

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken