von Fred F. Mueller
Politik und Medien jubilieren über die Triumphe, welche die neue Ampel-Koalition künftig über das Klima gegen den Klimawandel erringen werde. In wenigen Wochen geht die Hälfte der verbliebenen deutschen Kernkraftwerke vom Netz, und schon am 31.12.2022 werden die letzten drei folgen. Eine Rücknahme dieses Beschlusses ist schon heute quasi unmöglich, da die Vernichtung der zum Weiterbetrieb erforderlichen Infrastruktur bereits zu weit fortgeschritten ist. Ersatzteile werden nicht mehr produziert, qualifiziertes Personal ist abgewandert und Studiengänge wurden gestrichen. Auch Kohlekraftwerke sind zum Tode verurteilt. Stattdessen will die neue Regierung gigantische Summen in Wind- und Sonnenergie stecken. Bis auf einige „unbelehrbare Miesepeter“ verbreiten unsere Medien nahezu unisono entsprechende Aufbruchstimmung.
Bild 1. Screenshot aus einem Youtube-Video von Outdoor Chiemgau über die sich zuspitzende Lage bei der deutschen und europäischen Stromversorgung
Doch halt! Warum gehören zu diesen Miesepetern plötzlich auch Exponenten der Energieversorgungsunternehmen wie RWE und E.ON? Sollte an der rosigen Energiezukunft, über die ARD, ZDF und die Zeitschriften schwärmen, etwas nicht so recht stimmen? Warum kann RWE den Betrieb seiner Gasturbinen in Weisweiler und im Gersteinwerk nicht mehr garantieren?
Bild 2: Mitteilung über mögliche Betriebsunterbrechungen der Vorschaltgasturbinen (VGT) von RWE in Weisweiler (Screenshot aus der Youtube-Sendung von Outdoor Chiemgau)
Und warum warnt E.ON-Chef Birnbaum vor einer drohenden Überlastung der Netze durch zuviel Ökostrom?
Bild 3. Mitteilung des E.ON-Chefs Leonhard Birnbaum über die Grenze der Belastbarkeit seiner Netze durch den Zuwachs von „Erneuerbaren“ (Screenshot aus der Youtube-Sendung von Outdoor Chiemgau)
Solche und viele weitere interessante Informationen präsentiert eine sehr empfehlenswerte Youtube-Sendung von Outdoor Chiemgau über den „krassesten November, der je im Stromnetz zu sehen war“.
Die Stabilität der Versorgung sinkt
Doch der Reihe nach: Zunächst geht der Sprecher auf die immer krasser werdenden Anzeichen für eine wachsende Destabilisierung unserer Stromversorgung ein. Wichtigster Indikator hierfür ist die Zahl der Eingriffe in den eigentlich blitzsauber organisierten Ablauf der Stromproduktion seitens der einzelnen Kraftwerke. Wenn dieses haarfein ausbalancierte Gleichgewicht von Erzeugung und Verbrauch durch die unvorhersehbar schwankende Erzeugung von Wind- oder Solar“-Kraftwerken“ aus dem Takt gebracht wird, müssen konventionelle Kraftwerke außerplanmäßig zu- oder abgeschaltet oder Leitungen umgeschaltet werden. Der Fachbegriff hierfür lautet „Redispatch“. Während dies noch zu Beginn der 2000er Jahre vielleicht 2 bis 6mal im Jahr vorkam, waren 2014 schon 3456 und 2020 sogar 6931 Noteingriffe erforderlich.
Schon am 17. November 2021 meldete Netztransparenz.de bereits 6931 Eingriffe, und in den nur drei Wochen bis zum 8.12 sprang diese Zahl um 1043 auf 7974 hoch.
Deutschland hat auf Erdgas gesetzt – und dessen Preis hat sich vervierfacht
Einen weiteren strategischen Griff ins K…. hat uns die verflossene Bundesregierung von Fr. Merkel mit der zunehmenden Abhängigkeit von Erdgas als angeblichem „Übergangs“-Energielieferant beschert. Während Kernkraft, Kohle und insbesondere die preisstabile heimische Braunkohle abgeschaltet werden, ist der Stromgroßhandelspreis von durchschnittlich 29,26 €/MWh im Jahr 2020 in den ersten 11 Monaten des Jahres 2021 auf inzwischen 85,31 €/MWh hochgeschnellt. Allein für den November 2021 lag der Durchschnitt bereits bei 176,15 €/MWh. Für Regelenergie lag am 3.12. sogar eine Anfrage zum Preis von 5999 €/MWh vor.
Einen wesentlichen Anteil hat hieran der Preis des Erdgases, der sich von April bis Oktober 2021 um glatte 400 % nach oben bewegte. Noch düsterer werden die Aussichten dadurch, dass die Stromerzeugung der „Erneuerbaren“ von Jan.-Nov. trotz Zubau um 8 % unter dem Vorjahreswert lag. Dies lag vor allem am Wind: Onshore lag das Defizit bei 15 %, Offshore erreichte es 11,6 %. (Anm. F. Mueller: Es ist wohl kaum damit zu rechnen, dass der Erdgaspreis wieder auf frühere Niveaus zurückgehen wird. Da weltweit Kernkraft Kohle, Öl und Gas verteufelt werden, wurden Förderkapazitäten abgebaut).
Die Politik hat bereits auf diese selbst herbeigeführte Situation reagiert. Nicht etwa, indem sie ihre krassen Fehler korrigieren würde. Nein, sondern indem sie Gaslieferanten gesetzlich von der Pflicht zur Versorgung freistellt, wenn diese „aus wirtschaftlichen Gründen“ nicht mehr zumutbar ist (§ 53a Gesetz über die Elektrizitäts- und Gasversorgung (Energiewirtschaftsgesetz – ENWG)).
Bild 4. Auch in anderen europäischen Ländern wird die Stromversorgung kritischer (Screenshot aus der Youtube-Sendung von Outdoor Chiemgau)
Unruhe auch in anderen Ländern
Diese Situation ist natürlich nicht auf Deutschland beschränkt, schließlich werden die in Deutschland entwickelten Ideen auch in anderen Ländern und in Brüssel längst angewandt. So musste kürzlich in Schweden ein überaltertes Ölkraftwerk wieder angefahren werden, um Polen mit Strom auszuhelfen. In der Schweiz wurde es brenzlich, weil das Wiederanfahren eines Kernkraftwerks deutlich länger dauerte als geplant. Dort muss man sich zudem Gedanken machen, wie man nach 2025 noch die Sicherheit der Stromversorgung gewährleisten könnte. Und in Frankreich will die Regierung Macron inzwischen massiv in Kernenergie investieren.
Allen Lesern sei dringend empfohlen, sich dieses gut gemachte und humorvoll präsentierte Youtube-Video selbst anzusehen.
Video von Outdoor Chiemgau zum aktuellen Zustand der deutschen Stromversorgung
Wie Herr Neulen richtig anfügt, es geht nur mit „learning-by-doing“. Baerbock muss man ermuntern gegen Northstream zu wettern. Kein Gas, keine Kraftwerke, …keine Grünen mehr. Nur, es wird im Chaos enden und der Bürger zahlt die Zeche.
Hallo zusammen,
mir ist der Youtube Kanal auch schon lange bekannt. Er hat zwar in vielen Themen Recht, aber genau so macht er viele falsche Angaben! Er ist ein elektrotechnischer Laie was man nicht vergessen sollte. Ich habe ihm da schon öfters korrigieren müssen. Das hat ihm natürlich nicht gefallen…
Man darf auch nicht vergessen, daß er mit Panik Leute dazu animieren möchte, über seinen Shop Sachen zu kaufen. Er verdient damit sein Geld! Er ist ja auch Wirtschaftsberater wenn man mal nachgoogelt.
In dem Beitrag mit den angeblichen tausenden Maßnahmen wird auch nicht die Wahrheit gesagt.
Bei uns in Weisweiler ist z.B. am 15.11.21 um 23.30 Uhr die Gasturbine ans Netz gegangen. Laut Angaben bis zum 16.11.21. Aber- diese ist noch weiter gelaufen bis um 7.00 Uhr am 16.11.21. Es wird aber als zwei Eingriffe gelistet weil es an 2 Kalendertagen stattfand. Die Gesamtzahl der Eingriffe ist daher erheblich kleiner als von Outdoor Chiemgau angegeben. Auch werden Probeläufe von Generatoren die Regelmässig gemacht werden müssen gelistet. Sind aber zu Stromerzeugung in diesem Fall nicht notwendig zur Stabilisierung!
Ich befürchte auch einen Blackout. Als Elektrotechniker der in Weisweiler zwei Elektroberufe mit 1,5 abgelegt hat, kann ich das leider nicht abstreiten. Ich werde aber keinem für den Winter teure Notstomakkus aufschwatzen, die man zu der Jahreszeit mit Solar aufladen soll wenn dafür keine Wetterbedingungen sind!!!
VG
Lothar
1. Bitte hier nur unter vollem Klarnamen posten.
2. Jedenfalls hat der Outdoor Spezialist, was die Zahl der Redispatchmaßnahmen anbelangt, recht. Man kann sie ja recht einfach als csv Datei herunterladen, und nachzählen. Vom 20.11.21 bis heute waren es sage und schreibe 1140 mal erforderlich. Das in Ø 47 Maßnahmen pro Tag!
Das gab es wohl noch nie
Guten Tag Herr Admin,
ich muß Ihnen da leider wiedersprechen. In genau dieser angegebenen Datei sind solche Doppeleinträge vorhanden.
Ich habe mir mal die Eintragungen von 2021 angesehen und bin oft fündig geworden. In Zeile 1117 steht der Eintrag:
15.02.21 23:30 Einspeisung von Anlage Grohnde bis zum 16.02.21 00:00Uhr
In Zeile 1120 wird die Einspeisung einen ganzen Tag fortgesetzt:
16.02.21 00:00Uhr bis 17.02.21 00:00Uhr.
Eine Maßnahme und 2 Einträge. Es sind viele davon zu finden. Herr „Lothar“ liegt das also vollkommen richtig. Auch sind Einträge über Stromhandel (Börse) keine Maßnahme zur Netzstabilisierung. Diese müssten also auch rausgerechnet werden…
MfG
Hans Koch
Inhaber Energietechnik Koch
Danke für die Info. Sie zeigt, dass man selbst offiziellen Listen nicht so ohne weiteres übernehmen kann. Andererseits sind diese „Unschärfen“ wie ich sie mal nennen will, sicher auch in den früheren Daten zu finden. Das bedeutet, dass relativ gesehen, die Zahl der Maßnahmen gewaltig zugenommen hat. Und das zu zeigen, genau darauf kam es an.
Trotzdem ein guter Hinweis.
Anmerkungen:
Wenn eine Redispatchmaßnahme in den neuen Tag hineinreicht, ist es zwar die selbe Maßnahme, bedeutet aber, daß man auch am neuen Tag den ursprünglichen Fahrplan nicht halten kann. Die gesamte Day Ahead Planung erfolgt am Vortag auf Viertelstundenbasis, daher zählt so eine Verlängerung in den neuen Tag natürlich als Redispatch-Maßnahme verglichen mit dem ursprünglichen Plan.
Als Redispatch je Tag zählt jede Maßnahme, die erforderlich ist, von ursprünglich verabschiedeten Day Ahead Einsatzplan abzuweichen.
Bei Börsenpositionen ist zu beachten, daß immer dann, wenn Redispatch erforderlich ist, nach Merit Order vorgegangen wird, also der billigste verfügbare Ersatz zum Zug kommt. Wenn das Zukauf an der Börse ist, ergibt sich eine Börsenposition.
Die offizielle Zählung ist also berechtigt!
Wie wirken sich ungeplante Redispatch-Maßnahmen auf den Phasenwinkel im europäischen Verbundnetz aus?
Hallo Herr Strasser,
ist schon klar. Wenn ich an einem Tag beginne ein Schwimmbecken zu befüllen dann sollte ich überlegen das Becken am nächten Tag weiter voll zu machen. Denn dann habe ich ja das Schwimmbecken zweimal gefüllt.
Wenn ich eine Handlung mache bis ich sie beende dann habe ich diese nur einmal gemacht. Diese Trennung um 00:00 Uhr ist nur ein statistischer Wert, der auch nur durch einen Eingriff erfolgt ist. Man sollte auch vorsichtig sein, diese mit alten Listen zu vergleichen, denn viele Maßnahmen mußten früher nicht dokumentiert werden im Gegensatz zu heute.
Statistik ist IMMER etwas das man so auslegen kann wie man es gerne hat!
Anderes Thema:
Mich stört an dieser Energiewende wie sie läuft etwas anderes extrem. Wir schalten wichte Atomkraftwerke, die mit zu den sichersten gehören, mal eben so ab. Es wird dann von den Herrn (und Damen) gesagt, daß wir Strom aus dem Ausland beziehen können wenn es eng wird. Also was machen wir? Westlich von uns stehen die bruchfälligen AKWs Tihange und Doel. Diese werden dann natürlich erst richtig ausgelastet und wohl auch noch Jahre länger betrieben, denn damit kann man ja bei den deutschen viel Geld verdienen. Die Reaktoren haben hunderte von kleinen Rissen im Druckbehälter die aber vom Betreiber als normal schöngeredet werden. Wir laufen so also auch auf einen europäischen GAU zu.
Da kann man ja schon mal anfangen zu strahlen. 🙂
VG
Lothar Müller
Blumenreuter
Ungeplant heißt nicht unsynchronisiert. Klassische 3-Phasen-Maschinen müssen erst auf exakte Synchrondrehzahl gebracht werden um dann in den Nulldurchgängen zugeschaltet zu werden. Erst danach kann Last aufgeregelt werden.
Wind und PV arbeiten primär einphasig bzw. auf Gleichspannung und werden erst per Wechselrichter auf dreiphasig umgeformt. Hier ist es eine Aufgabe der Wechselrichterelektronik, Leerlaufsynchronität herzustellen, bevor Einspeiseleistung aufgenommen wird.
Schwieriger wird es, wenn ganze Netze durch Störung auseinanderfallen. Auch die müssen vor Wiedervereinigung synchronisiert werden, wobei eines der Netze über die Netzregelung auf Synchronität „hingefahren“ wird. Zuschaltung auch hier in den Nulldurchgängen.
Müller
Operativ haben sie natürlich recht. Aus Sicht der Betriebsführung zählt allerdings jede Abweichung vom am Vortag vereinbarten Fahrplan als Redispatch. Das hat vor allem finanzielle Bedeutung, weil Ausgleichsstrom üblicherweise einen wesentlich höheren Preis hat als der ursprünglich vereinbarte Planstrom. In Wirklichkeit ist all das aber noch wesentlich komplizierter, man müßte auf Bilanzkreismanagement eingehen usw. Dazu ist hier kein Platz.
Sehr geehrter Herr Strasser, vielen Dank für die ausführliche Erklärung der Zusammenhänge!
Die Redispatchmaßnahmen haben ihren Ursprung in einer Vereinbarung der Netzbetreiber mit der Bundesnetzagentur aus dem Jahr 2011.Da ging es gar nicht um die Systemsicherheit.
Redispatch/Harmonisierte-Aktivierung
Darüber würde ich gerne im Forum diskutieren.Im Forum der wahre Zustand unserer Stromversorgung
Dort gibt es bessere Möglichkeiten mit Grafiken,Bildern und Tabellen zu arbeiten.
Und der ganze Irrsinn wegen einer grün geschürten Klima- und Kernkraft-Panik – German Angst im Doppel-Wahn. So geht es, wenn Idiostistan nach den Vorgaben von Murksel und den Reemtsma-Gören regiert wird, mit willfährigen Verfassungsrichtern als Beschleuniger des Irrsinns. Auf dem kürzesten Weg gegen die Wand – die grünen Medien applaudieren. So geht es zu im grünen Deppen-Land. Und eine einfältige Annalena macht sich auf den Weg, die Welt mit deutschem Wesen zu beglücken, das heute mit grünen Mega-Scheuklappen daherkommt.
7974 im Jahr 2021 bedeuten ca. 23 pro Tag oder fast jede Stunde ein ungeplanter Eingriff zwecks Stabilisierung durch Umschichtung im Kraftwerksmix‘. Und daß Kraftwerke, die eigentlich für pemanenten Grundlastbetrieb konstruiert sind, bei „intermittierendem Lückenfüllerbetrieb“ unwirtschaftlich teuer sein müssen, ist auch klar. Um überhaupt existieren zu können, müssen die nämlich ihre Gesamtkosten durch diesen unwirtschaftlich gestückelten Betrieb hereinbringen. Wenn das nicht gelingt, gehen sie pleite und dünnen so die Netzreserven aus. Irgendwann sind dann nur noch Lastabschaltungen der Ausweg. In Zukunft wird also ein Teil der Redispatch-Aktionen aus der Abschaltung von Verbrauchern bestehen.
Jeder Mittelständler wäre ruiniert, wenn kraft Politkerbeschluss sein Gewrbe geschlossen würde. Anders die Atomkraftwerke. Es sind allesamt Aktiengesellschaften und Aktionäre sind dringend interessiert, die Werke pünktlich abzuschalten. Sie werden nämlich voll entschädigt, wobei der Aktienwert den physischen Wert weit übersteigt. Ein Befehl zum weiteren Betreiben würde die Aktie massiv einbrechen lassen. Nachholbedarf wäre enorm und so werden wir erleben, dass sofort erstmal die Kühltürme gesprengt werden, damit niemand auf die Idee kommt, nach Blackout wieder anzufahren oder umzustellen.
Mit dem kurzfristigen Blick auf Finanzgewinne offenbart sich die katastrophal falsche Sicht auf wirtschaftliche Zusammenhänge, die sich leider sehr eingebürgert hat. Mit der Vernichtung physischer Werte rücken wir Schritt für Schritt näher an das plötzliche Platzen substanzloser Finanzblasen, in diesem Fall grüner Finanzblasen, die gerade als besonders gewinnträchtig überall angeboten werden.
Jetzt mit Frau Baerbock am aussenruder und deren Pläne NordStream 2 zu chanceln stehen wir geschwinde vor nem Blackout — früher als ich gedacht habe machen sich die Grünen selbst den Gar aus! Je eher desto besser. Dann sind sie in vier Jahren weg, die Grünen!
hallo Herrr Neulen,
ich glaube, es geht NOCH schneller. Die große Stromlücke tut sich ja spätestens 2023 auf. Fazit: Entweder Kraftwerke werden länger am Netz gelassen (unwahrscheinlich) oder es geht eben los!
Christian Freuer