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James Delingpole*

Die Propagandamaschine der Klima-Alarmisten wird übermächtig.

Dabei gibt es allen Grund für Zuversicht.

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„Wie stoppen wir das?“, fragt der Spiegel auf dem Titelbild seiner aktuellen Ausgabe, im Hintergrund eine ausgetrocknete, rissige, schlimm aussehende Erdkugel, von der rechts unten ein ganzes Stück fehlt. «Der Planet kollabiert», wird uns verkündet, als wäre es eine unstrittige Tatsache und nicht eine hysterische Spekulation.

Genau so verfahren alle anderen Mainstream-Medien. Von der New York Timesbis zum Guardian– die Botschaft ist immer die gleiche: Die Welt steuert ihrem Untergang entgegen, es ist alles unsere Schuld, und die Uno-Klimakonferenz in Glasgow ist buchstäblich unsere allerletzte Chance.

Wissen Sie, wie viel eine derart flächendeckende Propagandakampagne kostet? Das ist unmöglich, zu beziffern. Das menschliche Gehirn kann sich solche Zahlen nicht vorstellen. Dennoch habe ich Benny Peiser (früher Mitglied bei den deutschen Grünen, heute Mitarbeiter bei der klimaskeptischen Global Warming Policy Foundation) gebeten, die jährlichen Ausgaben der globalen Klimaindustrie zu schätzen.

«Gigantische Summen»

«Sieben Billiarden?», sagte er spontan, was nur halb scherzhaft gemeint war. «Wo soll man anfangen?» Die Gehälter der ganzen Akademiker, die die Klimaagenda vorantreiben, die zuständigen Beamten, die Steuergelder, die für Subventionen aufgewendet werden, die Investitionen der Unternehmen. «Es sind gigantische, schlicht unvorstellbare Summen.»

Und hier haben wir das Grundproblem der Klimaindustrie: Dieser Komplex ist unterdessen so mächtig geworden, dass er nicht mehr zurückgedrängt werden kann. Dieser gigantische Apparat, unempfänglich für Logik oder Kosten-Nutzen-Analysen, ist ein Koloss, der alles gnadenlos plattmacht und mit seinen schrillen Anklagen die Stimmen vernünftiger, anständiger, kenntnisreicher Wissenschaftler übertönt, die sachlich, mit Augenmass und mit Fakten über das Thema diskutieren wollen.

Im Laufe der Jahre habe ich mit vielen dieser Leute gesprochen – mit den Physikern William Happer und Richard Lindzen, mit Fred Singer, mit dem Geologen Ian Plimer. Sie alle sind (oder waren) anerkannte Experten und herausragende Vertreter ihres Fachs. Alle wurden von ihren Kollegen und den Institutionen marginalisiert und von den Medien weitgehend ignoriert, weil ihre hoffnungsvolle Botschaft einfach nicht zum modischen Katastrophennarrativ passt.

Wie lautet ihre Botschaft? Ganz einfach: Die Erderwärmung (beziehungsweise «der Klimawandel» oder die «Klimakatastrophe» – es werden ja immer neue Begriffe eingeführt) ist in Wahrheit kein Problem. Sie existiert als Bedrohung nur in Klimamodellen, die inzwischen von der Realität weitgehend widerlegt worden sind.

Grösster Betrug in der Geschichte

Das Gleiche gilt für all die anderen unablässig beschworenen «Umweltbedrohungen» – die hilflosen Eisbären, die versinkenden Pazifikinseln, die schmelzenden Gletscher, die Walrosse, die sich in den Tod stürzen, das sterbende Great Barrier Reef, der Plastikmüll im Pazifik, die Versauerung der Meere, die schmelzenden Polkappen, die beispiellosen Waldbrände, das Artensterben und so weiter.

Keine einzige dieser Horrorgeschichten hält einer kritischen Überprüfung stand. Es ist alles grüne Propaganda, die in der Öffentlichkeit ein Klima von Angst erzeugen soll, damit gewisse Interessengruppen hübsche Profite aus den kostspieligen Lösungen für diese imaginären Probleme ziehen können.

Seit fast zwanzig Jahren verfolge ich diesen ungeheuren Skandal, den grössten wissenschaftlichen Betrug in der Geschichte der Menschheit. Und immer wieder überrascht und erschreckt es mich, wie unverwüstlich die grosse Lüge ist. Als ich beispielsweise 2009 bei der Aufdeckung des «Climategate»-Skandals mithalf (die Wissenschaftler im Zentrum der globalen Klimaindustrie hatten alle möglichen schmutzigen Tricks angewendet), stellte ich mir vor, dass dieser unglaubliche Schwindel unter der Last der Beweise zusammenbrechen würde.

Doch die Betrüger sind ebenso schamlos wie raffiniert. Sie geniessen die Unterstützung von Unternehmen, Regierungen und Medien. Unlängst sendete die BBC einen Film zum Thema «Climategate». Doch statt den Hauptverantwortlichen als Betrüger vorzuführen, der die Klimaforschung für politische Zwecke missbraucht, wurde er als Held gezeigt, der von üblen, ignoranten Journalisten gemobbt wird, weil er seinen Job macht.

In den letzten Jahren ist die Wahrheit in Sachen Klima durch eine massive Propagandakampagne praktisch begraben worden – die einen autistischen, zopftragenden Teenager namens Greta ehrfürchtig wie eine Heilige behandelt, während seriöse Wissenschaftler, die ihr Leben der Erforschung dieser Fragen widmen, als Spinner und Sonderlinge abgetan werden.

Noch vor fünf Jahren konnte ich in britischen Zeitungen Artikel über die Sinnlosigkeit von teuren, unzuverlässigen und hässlichen Windrädern veröffentlichen, die eine Gefahr für Fledermäuse und Vögel sind. Doch diese Zeit ist vorbei. In Grossbritannien sind Redaktionen eingeschüchtert durch immer neue ärgerliche Beschwerden von Umweltaktivisten bei der Medienaufsicht, die ihnen oft genug recht gibt. Und angesichts sinkender Auflage sind Zeitungen immer mehr von staatlichen Anzeigen abhängig. Seit der Corona-Krise ist die britische Regierung der wichtigste Anzeigenkunde. Und da Boris Johnson, wie die meisten seiner westlichen Kollegen, die Umweltpolitik massiv ausbaut, will die käufliche Presse nicht zurückstehen.

Johnson war selbst ein ausgesprochener Klimaskeptiker. Als Kolumnist hat er sich oft lustig gemacht über die Absurditäten grüner Ideologen. 2013 etwa schrieb er, dass Windkraftanlagen so schwach seien, dass sie «nicht die Haut von einem Reispudding entfernen können».

Perfekt inszenierte Veranstaltung

Aber seit er Premierminister ist (und seine Instruktionen vermutlich von der globalen Elite bezieht, die hinter der grünen Agenda steht), schlägt er neue Töne an. Seine Eröffnungsrede in Glasgow war beispielhaft für jene unausgegorenen Halbwahrheiten und peinlichen Dummheiten, die der Klimakomplex so gern verbreitet.

Er leugnete die Errungenschaften der industriellen Revolution (die in erster Linie dafür gesorgt haben dürfte, dass Grossbritannien heute so wohlhabend ist, und ohne die Boris’ Vater es sich nie hätte leisten können, seine Söhne auf ein vornehmes Internat wie Eton zu schicken) und verglich die «Kolben und Turbinen und Maschinen» mit einer tickenden bondschen «Zeitbombe», die «das menschliche Leben, wie wir es kennen, für immer auslöschen wird».

Das ist natürlich kompletter Unsinn, und das weiss Johnson auch. Aber darum geht es nicht. Die Uno-Klimakonferenzen sind pures Theater – perfekt inszenierte Veranstaltungen, die uns glauben machen sollen, dass immer höhere Umweltabgaben, die vorgeschriebene Verwendung teurer erneuerbarer Energien sowie das Verbot von Benzin- und Dieselautos und Flugreisen nur ein einziges Ziel verfolgen – nämlich die Rettung des Planeten.

Privatjets und Limousinen

Aber das stimmt einfach nicht. Das wahre Ziel der Umweltagenda ist unverändert: Eine parasitäre malthusianische Elite, die die kleinen Leute verachtet, will ihre Gier befriedigen und, ihre Absichten mit wohlklingenden Parolen geschickt tarnend, ihre Macht ausbauen und absichern. Deshalb strömen ihre Vertreter massenhaft in ihren Privatjets und Limousinen zu diesen Umweltkonferenzen, um zu demonstrieren, wie egal ihnen unsere Interessen sind, und um uns daran zu erinnern, dass wir das Volk sind und sie die Herren.

Das Wichtigste, das jeder erkennen sollte, wenn er all die deprimierenden Schlagzeilen liest, die vom Umweltgipfel in Glasgow inspiriert wurden: Die Wahrheit ist das genaue Gegenteil dessen, was Politiker, Wissenschaftler und Medienhysteriker sagen. Die Welt stirbt nicht, sondern erfreut sich bester Gesundheit: Der zusätzliche CO2-Gehalt in der Atmosphäre bewirkt eine globale Begrünung – eine Zunahme der Vegetation an Wüstenrändern wie der Sahelzone in Nordafrika. Korallenriffe, die aufgrund von Bleiche abgestorben schienen, haben sich erholt. Die Eisbär-Populationen boomen.

Es gibt viele Dinge, über die man sich im Jahr 2021 Sorgen machen kann. Eine drohende Umweltkatastrophe gehört ganz sicher nicht dazu.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion  :

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der WELTWOCHE Zürich : | Die Weltwoche, Nr. 44 (2021)| 4. November 2021 ;  EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor James Delingpole für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages, wie schon bei früheren Beiträgen :  http://www.weltwoche.ch/Hervorhebungen und Markierungen v.d. EIKE-Redaktion.

James Delingpole schreibt seit zwei Jahrzehnten über den Klimawandel und die Umweltbewegung. Er ist der Autor von «Watermelons: The Green Movement’s True Colors», ein Bericht über die Machenschaften und Motive des Klimaindustrie-Komplexes.

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork

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