Brennende Elektroautos: Kaum mehr zu löschenElektromobile gehen zwar nicht
häufiger in Flammen auf als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Doch wenn
Feuer ausbricht, ist dieses meist nur mit sehr grossem Aufwand zu löschen.
Die deutschen Feuerwehren rufen nun um Hilfe und wollen die Hersteller in
die Pflicht nehmen.

von Alex Reichmuth

Anfangs Oktober ging in Frauenfeld ein Tesla in Flammen auf, nachdem das  Elektrofahrzeug gegen einen Baum geprallt war. Die Lenkerin musste verletzt  ins Spital gebracht werden. Die Feuerwehr konnte den Brand in kurzer Zeit  unter Kontrolle bringen (siehe hier )

Doch damit war der Einsatz nicht vorbei. Bei Feuer von E-Fahrzeugen besteht  während Stunden die Gefahr, dass sich die Batterie wieder entzündet – wegen  der Erwärmung, die durch chemische Reaktionen ausgelöst wird. Der  verunglückte Tesla musste darum in einem Spezialcontainer abgeschleppt  werden. Dieser lagerte das Auto dicht verschlossen und überwachte es mit  einer Brandmeldeanlage. Der Einsatz der Feuerwehr dauerte geschlagene fünf
Stunden. Zwei Tage später befand sich der Tesla noch immer unter  Beobachtung.
Auch der Löschvorgang selber war komplizierter als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor, wie Sandro Heinzmann von der Feuerwehr Frauenfeld ausführte. «Es besteht ein gewisses Risiko, weshalb wir mehr Abstand halten und direkt mit zwei Leitungen vorrücken», erklärte er gegenüber «20 Minuten». «Dabei dient eine Leitung nur der Kühlung der Hochvolt-Batterien.» Zuerst versuche man, die Energie aus dem Brand zu  nehmen und nähere sich erst danach.
Unter Feuerwehrleuten ist bestens bekannt, dass das Löschen von Elektromobilen äusserst aufwändig und kompliziert ist. Gefürchtet ist vor allem das «thermische Durchgehen» der Batterien, das zu einem Wiederaufflackern des Feuers führen kann. Es gibt darum auf schweizerischer und kantonaler Ebene Kurse, in denen die Feuerwehrleute lernen, wie mit
E-Autos umzugehen ist. «Elektroautos werden uns immer mehr beschäftigen»,
sagte Heinzmann.

Brennende Elektromobile führen auch in Deutschland zu Ärger. Beim Deutschen Feuerwehrverband hat man nun genug. «Die Hersteller werden ihrer  Verantwortung für Elektroautos und den damit verbundenen Risiken nach einem Brandereignis bislang nicht ausreichend gerecht», beklagte sich Peter Bachmeier, Vorsitzender des Fachausschusses Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren, gegenüber dem «Spiegel». «Ein normales Auto löscht man in einer Viertelstunde und braucht dafür 500 Liter
Wasser. Beim E-Auto ist die Feuerwehr hingegen oft zwei bis drei Stunden beschäftigt und braucht 10’000 Liter Wasser.» *Peter Bachmeier, Deutscher Feuerwehrverband*

Zwar liege das Brandrisiko eines E-Fahrzeugs nicht höher als bei einem Benziner. Doch das Löschen einer brennenden Batterie sei häufig langwieriger. «Ein normales Auto löscht man in einer Viertelstunde und braucht dafür 500 Liter Wasser. Beim E-Auto ist die Feuerwehr hingegen oft
zwei bis drei Stunden beschäftigt und braucht 10’000 Liter Wasser.» Danach müsse das Fahrzeug 72 Stunden beobachtet werden. Das könne nicht die Aufgabe der öffentlichen Feuerwehren sein, betonte Bachmeier (siehe hier )
Den Insassen von E-Fahrzeugen drohen zwar keine grösseren Brandgefahren als bei Autos mit Verbrennungsmotoren. Das hat letztes Jahr ein Versuch der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Empa in einem Versuchsstollen im Kanton St. Gallen ergeben (siehe hier ).
Auch die deutsche Bundesregierung hat bestätigt, dass kein höheres Gefährdungspotenzial bestehe. E-Autos fangen wie erwähnt auch nicht häufiger Feuer. Gemäss einer Meldung des Elektroauto-Pioniers Tesla sind Brände sogar deutlich seltener.
Dennoch bleiben Stromfahrzeuge wegen des Brandrisikos oft von Parkhäusern und Tiefgaragen ausgeschlossen. Sie dürfen dort nicht abgestellt werden.
Denn der komplizierte Löschvorgang ist dort wegen der engen Platzverhältnisse meist nicht möglich. Brennende E-Mobile können weder in riesigen Wassercontainern versenkt werden, wie das oft gemacht wird, noch in Spezialcontainern abtransportiert werden. Denn solche Geräte passen nicht in Parkgaragen.
Die Autobauer geben sich wortkarg
Wegen des grossen Aufwands bei Bränden will der Deutsche Feuerwehrverband die Hersteller von E-Autos in die Pflicht nehmen. Diese sollten bei brennenden Autos Spezialisten entsenden, wie es in der Chemieindustrie üblich ist, und das Fahrzeug später abtransportieren. Peter Bachmeier vom
Verband fordert von den Konzernen zudem die Bereitschaft, die Kosten für teure Spezialausrüstung der Abschleppfirmen zu übernehmen.
Die deutschen Autobauer scheinen ratlos, was Brände bei Elektrofahrzeugen angeht.

Die Produzenten von E-Mobilen reagieren wortkarg auf solche Forderungen. Man diskutiere aktuell mit den Feuerwehren darüber, schreibt Volkswagen auf Anfrage des «Nebelspalters». Das Unternehmen beteilige sich zudem an der Entwicklung geeigneter Löschmethoden. Opel sichert mehrmals eine Antwort zu, die aber nie eintrifft. BMW geht ebenfalls auf Tauchstation. Die deutschen Autobauer scheinen ratlos, was Brände bei Elektrofahrzeugen angeht.

Der Beitrag erschien zuerst im Nebelspalter hier

 

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