von Fritz Vahrenholt
Die aus den Fugen geratenen Gas -und Strompreise bilden den Kontrast für das energiepolitische Wunschkonzert der Klimapolitik der nächsten Bundesregierung.
Zunächst aber wie immer zur Temperaturkurve: Die Abweichung der globalen Mitteltemperatur der satellitengestützten Messungen vom Durchschnitt der Jahre 1991-2020 stieg im September 2021 auf 0,25 Grad Celsius. Die sich entwickelnde La Niña wird sich mit einer Verzögerung von 2-3 Monaten in sinkenden globalen Temperaturen bemerkbar machen. Einen größeren Einfluss auf das nordeuropäische Winterwetter hat allerdings die nordatlantische Oszillation NAO (Druckluftunterschied zwischen Azorenhoch und Islandtief), die sich in einer negativen Phase befindet und damit einen kälteren Spätherbst begünstigt. Alles weitere bleibt Spekulation um einen milden oder bitterkalten Winter. Letzterer hätte vor dem Hintergrund von leeren Gasspeichern und exorbitant hohen Gasspreisen weitreichende Folgen für unsere Gesellschaft.
Die Energiepreise gehen durch die Decke
Seit Mitte des Jahres steigen die Preise für Erdgas, Kohle, Öl und Strom massiv an.
Der Preis für die Kilowattstunde (kWh) Strom hat sich an der Leipziger Börse auf 13 Eurocent pro kWh nahezu verdreifacht, der Gaspreis hat sich verfünffacht. Im zurückliegenden Wahlkampf war das kein Thema. Aber an der Entwicklung der Preise ist die Politik nicht ganz unbeteiligt. Die Gründe sind
– der in ganz Europa und insbesondere in Deutschland vorgenommene Kohleausstieg zwischen 2017 und 2021 (Italien, UK, Spanien, Niederlande, Deutschland),
– die Verdreifachung der CO2-Zertifikatspreise seit 2020 von 20 auf über 60 Euro pro Tonne CO2 durch die Verknappung der Emissionszertifikate durch die Europäische Union. Das trifft auch die Gasverstromung.
– der Wechsel von Kohlestrom zu teurerem Gasstrom,
– die weltweite gestiegene Nachfrage nach Gas in Folge der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie
– sowie ein äußerst schwaches Windjahr von Januar bis September 2021.
Der schwarze Peter wird schnell Wladimir Putin zugeschoben. Doch Russland hat genau die Gasmengen geliefert, die von den Gasimporteuren bestellt worden sind. Offensichtlich ist nicht genug Gas geordert worden, wie selbst Bundeskanzlerin Merkel einräumte.
Auch die Strompreise schießen in die Höhe
Die Strompreise für die Industrie haben sich verdreifacht, der Haushaltsstrom wird von 31 Ect/kWh auf etwa 40 Ect/kwh ansteigen.Mehr als die Hälfte des Strompreises sind Steuern und Abgaben, von der EEG Umlage bis zur Stromsteuer. Hier wäre viel Spielraum für die Bundesregierung, die Kosten zu senken.
Die Verknappung der gesicherten Stromerzeugung durch den Kernenergieausstieg und den bereits begonnenen Kohleausstieg treibt aber nicht nur die Preise. Er macht in Zeiten der Dunkelflaute des Winters die Stromversorgung zur Strommangelwirtschaft mit der erhöhten Gefahr gezielter oder unfreiwilliger Abschaltungen. Vor diesem Hintegrund ist die Stilllegung der noch am Netz befindlichen 6 Kernkraftwerke, die noch 11 % der Stromversorgung liefern, unverantwortbar. Der Zubau an Windkraft und Solaranlagen in den nächsten 8 Jahren wird allenfalls reichen um diese gesicherte Leistung zu ersetzen, selbst wenn die Installation von Windkraftwerken und Solaranlagen pro Jahr verdoppelt wird. Bis 2030 ist dann weder Strom für ein einziges zusätzliches Elektroauto noch zusätzlicher CO2-freier Strom für die Industrie bereitgestellt. Von der Waermeversorgung gar nicht zu reden.
Quelle:Fraunhofer ISE
Die Erwärmung der letzten 20 Jahre hat ihre wesentliche Ursache in der Veränderung der Wolken
Rolf Dübal und ich haben eine viel beachtete Publikation in „Atmosphere“ veröffentlicht. Wir untersuchten die Strahlungsbilanz der Erde in den letzten 20 Jahren anhand der Daten des satellitengestützten CERES Projektes der NASA. Die Untersuchung hat ein überraschendes Ergebnis zu Tage gefördert: die Erwärmung der Erde in den letzten 20 Jahren ist im Wesentlichen auf eine höhere Durchlässigkeit der Wolken für die kurzwellige Sonneneinstrahlung zurückzuführen. Die kurzwellige Reflexion durch die Wolken ist in diesem Zeitraum stark zurückgegangen und zwar gleichermaßen auf der Nord- und Südhalbkugel (s. Abb.). Das bedeutet bei nahezu konstanter Sonneneinstrahlung, dass mehr kurzwellige Strahlung die Erdoberfläche erreicht hat und damit zur Erwärmung beitrug. Die langwellige Rückstrahlung (der sog. Treibhauseffekt) trug nur zu einem geringeren Teil zur Erwärmung bei. Er wurde sogar weitgehend kompensiert durch die ebenfalls ansteigende Durchlässigkeit der Wolken für von der Erde ausgehende langwellige Strahlung.
Die Zeitspanne von 20 Jahren ist noch zu kurz, um abschließend entscheiden zu können, ob die jetzige Heizphase eine temporäre oder permanente Entwicklung ist. Im ersteren Fall müssen die Klimaprognosen grundlegend überarbeitet werden. Der physikalische Mechanismus, der zu der Wolkenverdünnung geführt hat, wird in der Literatur unterschiedlich diskutiert.. Die Wolkenveränderungen können durch Rückgang der Aerosole, durch Erwärmung der Atmosphäre auf Grund natürlicher Ursachen (z.B. der AMO oder der PDO), durch anthropogene Erwärmung durch CO2 oder einer Kombination dieser einzelnen Faktoren ausgelöst worden sein. Eines kann allerdings schon jetzt festgehalten werden: die Erwärmung der letzten 20 Jahre wurde stärker durch Veränderung in den Wolken als durch den klassischen Treibhauseffekt verursacht.
Ein Zusammenfassung der Publikation in Deutsch ist hier zu finden.
Methodologisch sei angemerkt, dass ein erhöhter Temperaturwert von 0,25 ° C im unmittelbaren Anschluss an einen dreißigjährigen Beobachtungszeitraum nicht mit einem jährlichen Anstieg um diesen Wert, ausgehend vom Durchschnitt des genannten Zeitraums, gleichzusetzen ist. Vielmehr legt dieser Wert einen Anstieg von 0,5 ° C über dreißig Jahre nahe. Dies ist vor dem Hintergrund von seit 50 Jahren ziemlich konstant steigenden atmosphärischen CO2-Konzentrationen bedeutsam, aber auch vor jenem der IPCC-Prognose im AR5 („Assessment Report 5“), dass bei diesem CO2-Verlauf, der dem Modell RCP8.5 („RCP“ für Representative Concentration Pathway) entspricht, mit einer Temperaturerhöhung von ca 2 Grad C um die Mitte dieses Jahrhunderts zu rechnen sein wird (siehe dazu „Table 2.1“ auf Seite 60 des „Synthesis Report“ von AR5). AR5 wurde der Öffentlichkeit im Jahr 2015 präsentiert.
Der eingangs illustrierte Beobachtungszeitraum 1991-2020 ist inkongruent mit jenem der hier referenzierten Studie von Dübal et al; wegen der überlappenden Zeiträume nach dem ersten Drittel der erstgenannten Periode, dh ab 2001, können aber doch über die Tragweite des über 20 Jahre gestiegenen Strahlungsungleichgewichts von 0,15 W/m2 gewisse Plausibilitätsüberlegungen angestellt bzw Plausibilitätsschlüsse gezogen werden. Es handelt sich dabei natürlich um Überlegungen eines interessierten Laien, der für Hinweise auf evtl Irrgänge dankbar ist.
Festgehalten sei zunächst, dass nach dieser Studie das ideale Strahlungsgleichgewicht, wie es sich aus dem solaren Strahlungseinfall nach „Figure 1“ ergibt, bei 340 W per m2 Abstrahlung läge (mit minimal fallender Tendenz). Eine Steigerung der Dämpfung um 0,15 W/m2 über 20 Jahre ergibt demnach 0,0075 W/m2 pro Jahr. Dies entspricht rund 0,002 % des Strahlungsgleichgewichts. Selbst unter der Annahme einer Linearglättung (Trendlinie) der „Net Flux“ Veränderungen nach „Figure 4“ auf Seite 5 (~ 0,8 W/m2 über 20 Jahre) wären noch immer bloß rund 0,011 % (~ ein Zehntausendstel) des Gleichgewichtswertes pro Jahr in die Waagschale zu werfen.
Sodann wären diese Veränderung in Relation mit den vom IPCC prognostisch suggerierten Temperaturveränderungen zu setzen. Die globale Mitteltemperatur wird bekanntermaßen mit rund 15 Grad C angesetzt. Dies entspricht rund 288 Grad Kelvin. Eine behauptete Temperaturveränderung um plus 2 Grad in etwa 35 Jahren von diesem Niveau aus entspräche also einem Anstieg um rund 0,7 % insgesamt, oder pro Jahr gar nur um 0,02 % (zwei Zehntausendstel) an Temperatureinheiten.
Dazu sollte auch bedacht werden, dass zufolge der Schwarzkörperphysik die Abstrahlung eines Körpers mit steigender Temperatur leicht exponentiell ansteigt. Eine Veränderung der Strahlungsbilanz ist daher pro W/m2 in Warmperioden auf geringere Temperaturänderungen zurückzuführen als in Eiszeiten. Umso mickrigere (tatsächliche) Steigerungen des globalen Temperaturmittelwertes lassen sich folglich aus der Änderung von 0,8 W/m2 oder gar nur 0,15 W/m2 über 20 Jahre ableiten.
Wie bereits gesagt, lasse ich mich gerne von kundigeren Lesern über etwaige Fehlschlüsse belehren, aber diese IPCC-Prognosen sind nicht nachvollziehbar und dürften dank der referenzierten Studie leicht falsifizierbar sein.
Übrigens: Wer einen Rechtschreibfehler findet, der möge ihn behalten 😉
„Dünnere Wolken“ sind m.E. eine genauso sinnlose Erklärung von Temperaturveänderungen auf der Erde wie der ansteigende CO2-Gehalt.
Die Erde ist ein Wärmespeicher und sie kann sich nur dann wesentlich erwärmen, wenn sich die Speicherkapazität wesentlich ändert oder die Wärmequelle – die Sonne sich verändert.
Außerdem muß man berücksichtigen, daß die Lufttemperatur allein nicht ausreichend ist, um den Wärmezustand zu erfassen. Luftfeuchte spielt bei der Wärmebilanz der Atmosphäre eine wesentliche Rolle.
Auch sollte man nicht vergessen, über welche Größenordnung der Veränderung wir überhaupt reden: 1 Kelvin sind bei einer mittleren Temperatur von 288 K gerademal ca. 0,3%. Ich habe das Gefühl, daß man da eher zur Kaffeesatzleserei neigt.
Also doch die Wolken. Und? Was machen wir nun? Wolkengesetz erlassen?
Nur Studien, die nicht auf Kriegsfuß mit dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik stehen, haben Daseinsberechtigung. Diese Studie gehört dazu. Gratulation!
stefan strasser schrieb am 16. Oktober 2021 um 19:45
Dann haben Sie ja jetzt einen Nachweis für den Treibhauseffekt und Ihre Suche ist beendet. Ich zitiere einfach mal aus dem verlinkten Text:
#268143