Im Jahre 2017 drängte Dr. Steve Koonin, ein Physiker, der als Obamas Unterstaatssekretär für Wissenschaft im US-Energieministerium tätig war, in seinem Artikel A ‚Red Team‘ Exercise Would Strengthen Climate Science (etwa: Eine Aktivität des ,roten Teams‘ würde die Klimawissenschaft stärken) darauf, Debatten des roten Teams mit dem blauen Team für die Klimawissenschaft einzuberufen. „Die nationale Sicherheitsgemeinschaft leistete mit der Methodik des ,Roten Teams‘ Pionierarbeit, um Annahmen und Analysen zu testen, Risiken zu identifizieren und Unsicherheiten zu verringern – oder zumindest zu verstehen. Das Verfahren gilt heute als bewährte Praxis in Situationen mit hoher Konsequenz“.

Leider wurde die öffentliche klimawissenschaftliche Debatte als „Leugner“ versus „Alarmisten“ oder „ehrliche heilige Wissenschaftler“ versus „korrupte Betrüger“ degradiert. Die Medien posaunen übertriebene Krisenbehauptungen hinaus, während einige Wissenschaftler ihre Hypothesen mit der Behauptung, die „Wissenschaft sei settled“, irreführend zur alleinigen Wahrheit erheben. Aber die Wissenschaft ist ein Prozess und niemals settled. Alle Seiten sind sich jedoch einig, dass Kohlendioxid ein Treibhausgas ist und dass die Konzentrationen zugenommen haben. Alle Seiten sind sich einig, dass sich das Klima verändert. Diese Wissenschaft ist in der Tat settled. Aber die komplexe Klimadynamik wird nicht allein vom CO2 angetrieben, und viele Fragen sind noch ungeklärt. Wissenschaftler debattieren immer noch, ob das Klima eine höhere oder geringere Empfindlichkeit gegenüber dem steigenden CO2 hat. Die Beantwortung dieser Frage hängt davon ab, ob die Wissenschaft konkurrierende Beiträge von natürlicher Variabilität und Landschaftsveränderungen betrachtet. Und da steigender CO2-Gehalt und Wärme der Photosynthese von Pflanzen zugute kommen, diskutieren die Wissenschaftler die positiven Beiträge des steigenden CO2-Gehaltes.

Klimamodelle konnten die jüngste Erwärmung nicht reproduzieren, wenn nur der natürliche Klimawandel berücksichtigt wurde. Aber die Modelle könnten die jüngste Erwärmung seit den 1970er Jahren nach Zugabe von CO2 simulieren. Das war der einzige Beweis, der die Annahme unterstützte, dass die Zunahme von CO2 eine beobachtete Erwärmung verursachte. Es gibt jedoch einen Fehler in dieser Argumentation. Modelle, die sich nur auf die natürliche Klimadynamik beschränkten, konnten die jüngsten Veränderungen nicht erklären, einfach weil unser Verständnis noch unvollständig ist. So wurde zum Beispiel die Pazifische Dekadische Oszillation, eine Haupttriebkraft des natürlichen Klimawandels, erst 1997 erkannt, aber es hat sich gezeigt, dass sie für 100 Jahre des Klimawandels an den Küsten des nordöstlichen Pazifiks verantwortlich ist.

Zahlreiche von Fachkollegen begutachtete Forschungsarbeiten zeigen, dass Veränderungen in Landschaften die Erwärmung dämpfen oder verstärken. Regionale Modellstudien ergaben, dass Landschaftsveränderungen extreme Temperaturen ähnlich einer Verdoppelung der CO2-Konzentration erzeugen könnten. Städtische Wärmeinseln und Entwaldung verstärken unbestreitbar Temperaturänderungen und verändern das regionale Klima. Solche Landschaftseffekte erklären am besten, warum 38% der US-Wetterstationen Abkühlungstendenzen aufweisen und warum die beste Wissenschaft bzgl. Baumringe vermuten lässt, dass die Temperaturen nicht über den warmen Spitzenwert der 1930er und 1940er Jahre hinausgegangen sind. Die irreführende Verharmlosung solch wichtiger Landschaftsveränderungen in Klimamodellen führte zum Rücktritt von Klimawissenschaftlern vom IPCC.

Profil des Stadtwärme-Effektes von den Lawrence Berkeley Labs

Da der Klimawissenschaftler Tom Wigley nicht in der Lage war, die Erwärmungsspitze der 1940er Jahre zu modellieren, schlug er seinen Kollegen per E-Mail vor: „Es wäre gut, zumindest einen Teil der Erwärmungsspitze der 1940er Jahre zu entfernen“. In der Folge wurde der „40er Jahre Warm Blip“ aus vielen Datensätzen entfernt, was zu weit verbreitetem Misstrauen führte. Öffentliche Debatten zwischen dem roten und dem blauen Team, in denen solche Datenanpassungen untersucht wurden, könnten die Gründe für diese Anpassungen klären.

Im Jahr 2016 war der Klimawissenschaftler Michael Mann Mitverfasser einer Studie mit dem Titel [übersetzt] „Wissenschaft und Öffentlichkeit: Debatte, Verleugnung und Skepsis“, in dem er richtig argumentiert: „Wissenschaft ist Debatte“ und „Öffentliche Debatte und Skepsis sind wesentlich für eine funktionierende Demokratie“. Schizophrenerweise wandte sich Mann jedoch gegen Debatten im roten Team und im blauen Team und bezeichnete sie als „Desinformationskampagne, die darauf abzielt, die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger zu verwirren“.

Das Misstrauen gegenüber Michael Mann und seinen Kollegen in der Denkschule der „hohen CO2-Sensitivität und des katastrophalen Klimawandels“ wuchs, als sie sich dafür einsetzten, Skeptiker als „Leugner“ oder „Abweichler“ zu verunglimpfen, die nicht in peer-reviewed Journalen veröffentlichen dürfen. Gleichzeitig arbeitete Mann aber auch daran, skeptische Veröffentlichungen zu unterdrücken. Zwei Harvard-Astrophysiker, Dr. Soon und Dr. Baliunas, publizierten eine von Fachkollegen begutachtete Arbeit, in der sie 240 wissenschaftliche Arbeiten zusammenfassten, und zeigten, dass die Temperaturen in jüngster Zeit denen der mittelalterlichen Wärmeperiode ähnlich seien. Da er seine Hypothesen durch solche Forschungen bedroht sah, wetterte Mann: „Der Peer-Review-Prozess bei Climate Research [der Zeitschrift] ist von einigen Skeptikern übernommen worden“.

Beim Versuch, skeptische wissenschaftliche Veröffentlichungen zu unterdrücken, schrieb er per E-Mail an seine Kollegen: „Ich denke, wir müssen aufhören, die Klimaforschung als legitime, von Fachkollegen begutachtete Wissenschaft zu betrachten. Vielleicht sollten wir unsere Kollegen in der Klimaforschungsgemeinschaft ermutigen, ihre Arbeiten nicht mehr bei diesen Zeitschriften einzureichen oder Beiträge darin zu zitieren“. Sie diskutierten dann, wie man alle Redakteure, die skeptischen Argumenten aufgeschlossen gegenüber stehen, drangsalieren könnte, um weitere skeptische Veröffentlichungen zu verhindern.

Es ist unbestreitbar, dass einige Klimawissenschaftler ehrliche, skeptische Wissenschaftler klammheimlich an den Rand gedrängt haben. Vertrauen Sie der Wissenschaft, aber nur, wenn sie mit ihren Hypothesen übereinstimmt. Sie haben argumentiert, man solle nicht mit Skeptikern debattieren, weil „eine Debatte den alternativen Ansichten tatsächlich Glaubwürdigkeit verleiht“. Aber der wissenschaftliche Prozess verlangt eine gründliche Prüfung alternativer Erklärungen. Es ist die rigorose Prüfung durch Kontrahenten, die Wissenschaft vertrauenswürdig macht, aber ein solch voreingenommenes Gatekeeping untergräbt das Vertrauen der Öffentlichkeit. Es bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung transparenter öffentlicher Debatten zwischen dem roten und dem blauen Team unser Vertrauen wiederherstellen und die öffentliche Politik genauer lenken kann.

Jim Steele is Director emeritus of San Francisco State’s Sierra Nevada Field Campus and authored Landscapes and Cycles: An Environmentalist’s Journey to Climate Skepticism

Veröffentlicht in Pacifica Tribune am 30. September 2020

Link: https://wattsupwiththat.com/2020/10/03/restoring-scientific-debate-on-climate/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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