Die besonders problematische Seite dieser letzten nach dem Printende von Brockhaus, Meyer und Co. verbliebenen „Enzyklopädie“ sind: Framing, Mobbing, Stalking, Diffamierung, Verunglimpfung, Schmähungen, Verleumdung, Fachinformation, Hetzjagden, Rufmord, Vernichtung der beruflichen Existenz, Reputationsmord bis hin zum realen Suizid – auch das hat mit Wikipedia zu tun: es wurde damit vor allem außerhalb der naturwissenschaftlich relevanten Stichworte zur Selektionsplattform. Nur eines von vielen Beispielen: Ausgedruckt umfasst der Eintrag zum Thema „Klimawandel“ 18 Seiten, zum Thema „Leugnung der menschengemachten globalen Erwärmung“ 47 Seiten.Das besonders Problematische ist: Wikipedia operiert quasi im rechtsfreien Raum, genießt de facto rechtliche Immunität, denn es hat in Deutschland keinen rechtsverbindlichen Sitz. Hilfe vonseiten deutscher Staatsanwaltschaften und Gerichte ist kaum zu erwarten. Wer sich mit Wikipedia anlegen will, muss in den USA klagen. Aufwendig und Ausgang ungewiss! Oder er muss deren Autoren (die dort Nutzer heißen) ihrer Anonymität enttarnen und das Visier öffnen, hinter dem sie sich verbergen. Es gibt nämlich keine Klarnamenpflicht. Insofern weiß man nicht, wer hinter einem Artikel, einer Löschung, einer Änderung, einer Manipulation, einer Verleumdung steht. Das macht den Unterschied zur spanischen Inquisition aus, die immerhin öffentlich stattfand. Wikipedia-Inquisitionen dagegen finden hinter verschlossenen Türen statt.
Vor allem weiß man nicht, über welche Expertise die Autoren und die in Deutschland hierarchisch über ihnen stehenden 200 „Administratoren“ und zwölf „Bürokraten“ verfügen. Gelegentlich gelingt es, sie zu enttarnen, und nicht selten erweist sich dann, dass es sich hier um selbstreferentielle Seilschaften, Querulanten, Zu-kurz-Gekommene, oft gescheiterte Studien- und Berufsabbrecher oder Leute mit viel Zeit handelt. Dass solche Leute nicht identifiziert werden wollen, ist klar. Und dass Wikipedia deren Identität schützt, ist auch klar, denn sonst würde man wohl viele, auf ihre Anonymität pochende Autoren verlieren.
Es kommt hinzu: Was für die bundesdeutsche Presse gilt, das gilt auch für Wikipedia – die Autoren neigen in der Mehrzahl zu politischer Schlagseite, denn es findet sich vor allem im Nicht-Naturwissenschaftlichen unverkennbar eine ausgeprägte Sympathie für alles, was links, grün, öko usw. ist und zur Antifa zählt. Gender- und Klima-Lobbys kommen ohnehin bestens weg. Auch der Antisemitismus findet in Wikipedia seinen Nährboden, wird er doch in vermeintlich politisch korrekter Form in „Kritik an Israel“ gekleidet.
Schwarzbuch Wikipedia
Wo all dies bestens belegt und spannend zu lesen ist? In Andreas Mäcklers Sammelband „Schwarzbuch Wikipedia“. Knapp dreißig Beiträge, darunter Interviews, von vierundzwanzig Autoren hat er zusammengetragen. Unter anderem finden sich authentische Darstellungen folgender Persönlichkeiten, die Wikipedia an den Pranger stellte und die teilweise reichlich Streiterfahrungen mit enttarnten Wiki-Schreibern oder vor Gericht hatten: Andreas Mäckler selbst, der Statistikprofessor Walter Krämer, der Psychologieprofessor Harald Walach, der Jurist und vormalige Verfassungsschutzpräsident Thüringens Helmut Roewer, der Theologe und Publizist David Berger sowie der Intelligenzforscher Volkmar Weiss.
Was man gegen dieses Wikipedia-Unwesen tun kann? Erstens sollte man andere Quellen nutzen – allen voran gedruckte; und wenn es denn digitale sein müssen, dann findet man im Anhang des Mäckler-Buches neun Links dazu. Zweitens sollte man nicht spenden. Den Akteuren in Bildungseinrichtungen ist drittens nahezulegen, dass sie sich bei Arbeiten ihrer Schützlinge nicht mit Wikipedia-Belegen begnügen. Viertens wäre es gut (selbst wenn dies ein illusorischer Gedanke ist), es würde sich ein zweites, drittes, viertes Wikipedia gründen oder Wikipedia selbst wäre bereit, auch divergierende Meinungen und Positionen zu veröffentlichen.
Das Mäckler-Buch bietet alles in allem eine Menge Aufklärung im Kant’schen Sinne. Und es ist ein mutiges Buch, mit dem der Herausgeber und so mancher Autor einiges riskieren. Dieses Lob des Rezensenten soll nicht geschmälert werden durch die Kritik an einem der Buchkapitel. Will sagen: Man darf sich als Wikipedia-Kritiker nicht darüber beschweren, wenn man von Wikipedia zu Unrecht verschiedener Verschwörungstheorien beschuldigt wird. Dann sollte es aber auch nicht so sein, dass ein Autor des Mäckler-Buches Wikipedia vorwirft, es habe sich der marktradikalen Theorie eines Friedrich August Hayek und dem militärisch-industriellen Komplex von USA, Großbritannien, Israel, NATO usw. unterworfen – gipfelnd in der Aussage des Mit-Autors Hermann Ploppa, Wikipedianer seien „NATO-Trolle reinsten Wassers.“
Assoziationen
Mutig, aufklärend, lesenswert bleibt das Mäckler-Band zumal. Zudem drängen sich im Zusammenhang mit Wikipedia zwei Assoziationen auf:
Erste Assoziation – sie betrifft diejenigen, die Pranger-Opfer von Wikipedia wurden: Es geht ihnen, weil Wikipedia mit verdecktem Visier operiert, wie der Hauptfigur Josef K. in Franz Kafkas Roman „Der Prozess“ (posthum veröffentlicht 1925). Dort ist gegen den Bankangestellten Josef K. ein Prozess im Gange. Das Gericht agiert im Verborgenen, Josef K. erfährt nicht einmal, was gegen ihn vorliegt. Am Ende wird er hingerichtet.
Zweitens: Nennenswerte Teile von Wikipedia erinnern an George Orwells „Big-Brother“-Regime. Die dort vorkommenden Herdenmenschen werden manipuliert durch ein stets aktualisiertes Wörterbuch der „Neusprache“. An diesem Verzeichnis bastelt der Sprachwissenschaftler Syme. Er sagt zur Hauptfigur des Romans, zu Winston Smith: „Wir geben der Neusprache ihren letzten Schliff … Wir merzen jeden Tag Worte aus … Siehst du denn nicht, dass die Neusprache kein anderes Ziel hat, als die Reichweite der Gedanken zu verkürzen? … Es ist lediglich eine Frage der Wirklichkeitskontrolle. … Die Revolution ist vollzogen, wenn die Sprache geschaffen ist … Es wird überhaupt kein Denken mehr geben … Strenggläubigkeit bedeutet: …. nicht mehr zu denken brauchen.“ Oder – gemäß des Leitspruchs: „Unwissenheit ist Stärke.“ Stärke der Regierenden! Die Folge: Wer nicht politisch korrekt denkt und spricht, wer im Orwell‘schen Sinn ein „Gedankenverbrecher“ ist, wird zur Zielscheibe der „Gedankenpolizei“, er wird der „Herrschaft des Verdachts“ (Hegel), vor allem des Faschismusverdachts unterstellt, oder er wird im Sinne des „Big Brother“ „vaporisiert“, verdampft, das heißt, er findet in der Meinungsbildung nicht mehr statt.
Deswegen hat Winston Smith in George Orwells „1984“ die Aufgabe, Geschichte ständig umzuschreiben, in einem Ministerium für Wahrheit, das schön zweideutig mit „MINIWAHR“ abgekürzt wird.
Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier
Andreas Mäckler (Hg.), Schwarzbuch Wikipedia. Mobbing, Diffamierung und Falschinformation in der Online-Enzyklopädie und was jetzt dagegen getan werden muss. Verlag zeitgeist Print & Online, 364 Seiten, 19,90 €
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Nun, man gut fragen, wann der Osterhase kommt!
„[…] wäre es gut (selbst wenn dies ein illusorischer Gedanke ist), es würde sich ein zweites, drittes, viertes Wikipedia gründen […].“
Es gibt bereits Alternativen zu Wikipedia.
Z. B. PlusPedia. http://de.pluspedia.org/
Hier eine Auflistung mit Wikipedia-Alternativen:
http://www.simplepedia.de/doku.php?id=auflistung_der_wikipedia-alternativen
Also sorry Herr Guthmann, habe mal bei pluspedia nachgeschaut: So wird man begrüßt: „Gegen Faschismus, Corona-Virus, Volksverhetzung, Antisemitismus, die AfD, den Antichristen, Xavier Naidoo, Fremdenfeindlichkeit, Donald Trump, Nationalgefühl, CSU-Nazis, Rechtsradikalismus, FDP-Politiker die sich von AfD-Nazis wählen lassen, Klimaerwärmung, Abschiebungen, CIA und FBI, Menschenverachtung, Björn Höcke und seine Nazifreunde, Sexismus, Islamophobie und Gewaltverherrlichung sowie die Abwege von Wikipedia. Für ein antifaschistisches Miteinander und Refugees Welcome !“ Und ein erster kurzer Check zweier Einträge läßt bereits erkennen, daß auch inhaltlich nichts besser ist als in Wikipedia. Selbst simple Eigenwerbung für Unternehmen ist schon drin. Wahrlich keine „Alternative“ zu wikidingensbummens…
Habe den Eindruck, dass in der englischen Wikipedia bei bestimmten Themen weniger rumgepfuscht wird als im deutschen.
Politische bzw. politiknahe Themen, auch zu Personen, kann man bei der deutschen Wiki jedenfalls vergessen. einzig Quellenhinweise sind da evtl. interessant.
Wenn ich was über Pflanzen wissen will oder über Technik, mags angehen….
Wikipedia? Was ist das? Könnte das etwa Goofypedia sein? Mickeypedia kommt wohl nicht in Betracht. Aber wie wäre es mit Donaldpedia?
Sollen wir Herdenimmunität erlangen o. Herdentiere werden? Und dann folgen wir der Leitkuh oder dem bayrischen Leithammel, der die Herde übernehmen möchte?
Ich würde gerne immun werden gegen zu viel Herdentriebneigung. Der Trieb ist so ein Ding, der den Denkkasten auf ein Minimum herunter fährt. Im ersten Moment tut das gut, weil es so schön bequem ist.
Aber nur tote Fische treiben mit dem Strom, die Lebenden müssen gegen den Strom anschwimmen.
Das steht auch in Wikipedia unter känozoisches Eiszeitalter:
„Zwar gilt der seit dem Klimaoptimum des Holozäns herrschende Abkühlungstrend von ca. 0,12 °C pro Jahrtausend als Vorbote und erstes Anzeichen eines nahenden Eiszeitklimas,[19] jedoch kommen verschiedene Studien unter Einbeziehung der sich allmählich verändernden Erdbahnparameter zu dem Ergebnis, dass eine neuerliche Kaltzeit unter normalen Rahmenbedingungen erst in 30.000 bis 50.000 Jahren auftreten wird.
Diese für ein Interglazial ungewöhnlich lange Dauer könnte sich möglicherweise bei einer weiteren Zunahme der anthropogenen CO2-Emissionen auf insgesamt 100.000 Jahre ausdehnen und damit nahezu verdoppeln.[20] Dies würde den Ausfall eines kompletten Eiszeitzyklus aufgrund menschlicher Eingriffe in das Klimasystem bedeuten.[21]“
Hauptsache der Mensch ist mal wieder schuld.
Quelle [21]: https://www.nature.com/articles/nature16494
Schellnhuber und Schergen, wer sonst?!
Ich nutze Wikipedia häufig, um Details zu naturwissenschaftlichen oder geographischen Themen zu recherchieren. Selbst die Artikel über Marx oder den Sozialismus sind besser als viele Bücher darüber. Dabei finde ich zwar unterschiedliche Qualität aber wenig, was mir manipulativ erscheint. Auch ein mitten in das Thema Wachstumskritik passender Artikel über Projekt „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome ist ein absolut neutraler Abstract des Buches und der neueren Veröffentlichungen. Auch Kritiken am Buch und am Projekt kommen zu Wort.
Ich finde durchaus anderes. Wobei beim Thema Klimawandel des Sängers Höflichkeit Schweigen gebietet. Aber schon bei Eiszeiten (Stichwort „Eiszeitalter“) sieht es besser aus. Hier wird die heutige Diskussion knapp mit „Der seit dem Klimaoptimum des Holozäns herrschende Abkühlungstrend von ca. 0,12 °C pro Jahrtausend gilt als Vorbote einer erneuten Kaltzeit,[4] die jedoch im Rahmen natürlicher Klimaveränderungen erst in 30.000 bis 50.000 Jahren erwartet wird. Allerdings könnte diese Entwicklung durch die menschliche (anthropogene) Beeinflussung des Klimasystems signifikant verändert werden.“ beschrieben.
Insgesamt ist mir Wikipedia wesentlich sympathischer als die Sozialen Netzwerke und ihre milliardenschweren Eigentümer. Diese Netzwerke sind lupenreine Werbeplattformen, die das Mitteilungsbedürfnis der harmlosen Nutzer mit den modernsten Erkenntnissen von Psychologie und Soziologie ausnutzen, um ihnen eine Gehirnwäsche zu verpassen, die nur Aldous Huxley sich vorstellen konnte. Diesen Manipulatoren sollten wir mehr Aufmerksamkeit widmen.
Der wahre Triumph der Vernunft besteht darin, dass sie es uns ermöglicht, mit denen auszukommen, die sie nicht besitzen. [Voltaire]
Bester Kommentar bei Eike seit der Gründung!
Das etwas wie Wikipedia zur manipulation genutzt werden kann, war doch schon von Anfang an klar – es sei denn man wäre naiv genug zu glauben, das niemand so hinterhältig sein könnte. Ebenso werden sogenannte soziale Medien genutzt um die Nutzer möglicherweise in eine gewünschte Richtung zu schubsen.
Wir haben derzeit zwei sehr wichtige Beispiele vorliegen, das man dort die öffentliche Meinung manipuliert. Es macht keinen Unterschied ob es nur recht zurückhaltend oder doch eher offen agressiv gemacht wird – es wird gemacht, nur das ist wichtig.
Ob es also im das Klima geht oder um den Corona Virus…man mauschelt herum.
Am besten finde ich dabei die Teilnehmer von FfF, die sich so einfach manipulieren liessen, das es eigentlich schon peinlich ist. Mojib Latif hat sie derart um den Finger gewickelt, das sie ihm wirklich alles glauben ohne mal zu prüfen. Den Ausschnitt aus einer ZDF Sendung aus 1997 ist wohl einer menge Leute bekannt, wo Latif großspurig versichert hat, das es wohl in den nächsten 100 Jahren keine Klimaerwärmung geben würde, sondern eher mit einer weiteren Abkühlung zu rechnen sei.
Warum man das bei den Anhängern von FfF nicht weiß, ist mir Rätselhaft.
Egal. Wer zu faul ist sich aus anderen Quellen zu informieren und sich darauf verlassen, das man bei Wikipedia nicht versucht die Richtung vorzugeben, hat es nicht anders verdeint und muß am Abend eben dumm einschlafen.