Der überschüssige Windstrom, der zur Zeit in Schleswig-Holstein die Stromkunden 400 Mio. Euro jährlich kostet, soll darüber durchs Meer nach Norden geleitet werden, um in norwegischen Wasserkraftwerken gespeichert zu werden und bei schleswig-holsteinischer Flaute wieder zurückzufließen – so die offizielle Lesart.
Was zunächst gut klingt, verdient eine nähere Betrachtung:
Norwegen versorgt sich selbst zu nahezu 100 % mit Wasserkraft. Die norwegischen Wasserkraftwerke sind allerdings Talsperren- und – in geringem Umfang – Laufwasserkraftwerke, die den Strom aus natürlich fließenden Gewässern generieren. Wenn die “natürlichen Speicher”, die Talsperren, leer oder die Flüsse vereist sind, wird Norwegen regelmäßig zum Stromimporteur. Das Nachbarland Schweden überbrückt dann die norwegischen Engpässe (u.a. mit Strom aus Kernenergie). Im Januar und Mai 2019, zwei durchaus exemplarischen Monaten, stellte sich dies so dar:
Die Norweger können mit deutschem Windstrom also vergleichsweise wenig anfangen. Keineswegs benötigen sie ihn, wie oftmals suggeriert wird, um Wasser in dortige Speicherseen zu pumpen. Allenfalls kann deutscher Windstrom die notwendige Entnahme aus den durch fließende Gewässer gespeisten Stauseen in homöopathischen Dosen etwas reduzieren. Wenn die Stauseen aber leer sind, ist sprichwörtlich und faktisch “Schicht im Schacht”. Insbesondere im Winter, wenn Norwegen am ehesten auf Importe angewiesen ist, ist in Schleswig-Holstein eine “Kaltdunkelflaute” am wahrscheinlichsten. Das energiewirtschaftliche Eigeninteresse Norwegens an deutschem Windstrom ist also vergleichsweise gering. Dass Schleswig-Holstein andererseits mit norwegischen Wasserkraftstrom liebäugelt, ist klar. Schließlich soll die lokale CO2–Bilanz nicht, wie bisher, nur durch polnischen Kohle- oder französischen Atomstrom gesichert werden.
Allerdings brauchen die Norweger ihren Wasserkraftstrom zuvörderst selbst. Speicherseen, im eigentlichen Sinne, in denen der überschüssige deutsche Windstrom in relevanter Größenordnung gespeichert werden kann, gibt es (noch) nicht. Es müssten solche erst geschaffen werden, die dann mit Hilfe des deutschen überschüssigen Windstroms vollgepumpt werden könnten.
Selbst wenn die Norwegische Regierung es als opportun ansieht, die eigene Energie-Exportwirtschaft weg von Öl und Gas und hin zu Wasserkraftstrom umzubauen, sollte in Deutschland ehrlich kommuniziert werden, dass die (größenordnungsmäßig relevante) Zwischenlagerung von schleswig-holsteinischem Windstrom in Norwegen vor Ort erst einen gewaltigen Strukturausbau voraussetzt und zu massiven ökologischen Verwerfungen führt. Das Fluten von Tälern ist ein massiver Eingriff in die Natur, Ökosysteme werden dabei in großem Umfang zerstört.
Norwegens Natur wird so zur Windstromdeponie für Deutschlands gutes Gewissen.
VERNUNFTKRAFT. – Empiriker Rolf Schuster – sonst vor allem für nüchterne Zahlen aufschlussreiche Abbildungen bekannt- findet für den Sachverhalt diese prägnanten Worte:
Selbst wenn Norwegen als “Zwischenlager” für deutschen Windstrom zur Verfügung stünde, wäre es im Übrigen naiv zu hoffen, dass Strom für deutsche Verbraucher dadurch billiger würde. Es ist nicht davon auszugehen, dass Norwegen uns den Strom kostenfrei lagert, bis wir ihn irgendwann unkalkulierbar einmal brauchen.
Die grundlegende Analyse, die Dr. Björn Peters bereits im Dezember 2016 angestellt hat, bleibt auch nach dem Anlanden des Kabels unverändert gültig.
Auf andere, in ihrer zerstörerischen Wirkung sehr ähnliche Weise wie die schleswig-holsteinischen Strommüllproduzenten versuchen übrigens auch die Münchner Stadtwerke, ihr “Öko-Image” auf Kosten der Natur Norwegens aufzupolieren:
Es drängt sich die Frage auf, wer die Norweger eigentlich gefragt hat, bzw. welche Norweger gefragt wurden, ob sie auf diese oder die andere Weise ihr Land in den Dienst deutscher Ideologie stellen wollen.
Ebenso aufdringlich ist der Eindruck, dass es sich beim Rückgriff auf nordische Sagen und Mythen und beim Übergriff auf nordische Natur um Öko-Kolonialismushandelt. Sowohl die Batteriespeicher als auch die geplanten “Ökostrom”-Anlagen in Norwegen erfüllen primär den Zweck, für die offenkundigen Probleme der “Energiewende” Lösungen vorzugaukeln. Es sind exotische Elemente des hiesigen Erfolgsmärchens.
Die ganze Kolonialgeschichte ist ja Schwindel, aber wir brauchen sie für die Wahlen.
Otto v. Bismarck, 1884
Belege für diese in anderem geschichtlichen Zusammenhang getätigte Aussage, finden sich u.a. hier, hier und hier.
Der Beitrag erschien zuerst bei Vernunftkraft hier
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Bei den erneuerbaren sind wir in Deutschland 1.1.2019 bis zum 8.7.2019 bei ca. 47% beim Strommix, so wenig ist der Zappelstrom gar nicht.
Die erneuerbaren werden in einem überschaubaren Zeitraum über 50% von deutschlandweiten Stromverbrauch decken.
https://www.energy-charts.de/ren_share_de.htm?source=ren-share&period=daily&year=2019
„bis zum 8.7.2019 bei ca. 47% beim Strommix, so wenig ist der Zappelstrom gar nicht.“
gehen sie mal in stundenweise Betrachtungen über. Dann werden sie sehen, gerade im Juni exemplarisch, dass bis ca. 9:00 vormittags und ab 16:00 nachmittags die erzeugte Strommenge nicht ausreicht. Nicht mal an verbrauchsschwachen Tagen.
5. Juli 2019 Admin
„Der überschüssige Windstrom, der zur Zeit in Schleswig-Holstein die Stromkunden 400 Mio. Euro jährlich kostet, soll darüber durchs Meer nach Norden geleitet werden, um in norwegischen Wasserkraftwerken gespeichert zu werden und bei schleswig-holsteinischer Flaute wieder zurückzufließen – so die offizielle Lesart.“
Nur ist die offizielle Lesart so dass der überschüssige Windstrom nicht in norwegischen Wasserkraftwerken gespeichert werden soll.
Die Norweger haben ja nur 2 oder 3 Pumpspeicherwerke.
Die offizielle Lesart ist die das der überschüssige Windstrom in norwegischen Haushalten und Firmen zeitgleich verbraucht werden soll und das Wasser in den Speicherseen für den Winter aufgehoben wird.
Die Zuflüsse der meisten norwegischen Speicherseen schaffen es ja nicht die Speicherbecken bis zum Beginn vom Winter wieder vollständige zu füllen.
Ein 5 Millionen Volk, Landfläche 10% größer wie Deutschland, soll jetzt das deutsche Volk mit 83 Millionen Einwohner mit fehlendem Strom versorgen, womöglich noch dann wenn Deutschland Srom braucht.
Ernsthaft ???
Vermutlich gehts nur darum den überschüßigen Wind- und Solarstrom kostengünstig zu entsorgen.
Frank Grabitz 6. Juli 2019 um 15:38
„Ein 5 Millionen Volk, Landfläche 10% größer wie Deutschland, soll jetzt das deutsche Volk mit 83 Millionen Einwohner mit fehlendem Strom versorgen, womöglich noch dann wenn Deutschland Strom braucht.“
Der Prokopfverbrauch an Strom ist in Norwegen ca. 23.000 kWh im Jahr, in Deutschland ca. 7.000 kWh.
Also die ca. 5 Millionen Norweger entsprechen von Stromverbrauch ca. 17 Millionen Deutscher.
Und übrigens Herr Frank Grabitz,
von den Norwegern da kommt ja nur eine sehr geringe Mengen an Strom zurück nach Deutschland da reden wir über 1 oder auch 2 GW die da übertragen werden.
Wenn die Norweger unter öffentlicher Kontrolle und öffentlichen Mitteln Ihre Stromversorgung organisieren,sieht man,das es doch
staatlich Bedienstete gibt,die mit Sachverstand und Verantwortung den Bereich abdecken.In Deutschland hat man ja alle kompetenten Fachkräfte „entsorgt“.Es gibt staatlich niemand mehr,der das Thema beherrscht.So sind jetzt alle Fachbereiche „unwissend“,da ja alles „privatisiert“ sein muß.
Der Staat ist jetzt Handlungsunfähig und muß den „Privaten“
alles überlassen.So wird die Gemeinschaft von 2 Seiten geplündert und ausgenommen.Keiner merkt das!
Ein norwegischer Referent begann seinen Vortrag auf einer Tagung zur Strommarktliberalisierung 1999/2000 wie folgt:
Die Norweger haben die liebsten Nachbarn in Europa. Wenn Norwegen zuviel el. Energie hat, verkaufen sie diese nach Schweden für 2 ct. Wenn Norwegen zu wenig el. Energie hat, kaufen sie diese von Schweden für 6 ct. Deshalb haben die Norweger die nettesten Nachbarn in Europa. Kein Scherz. Ist glaubhaft verbürgt.
Ich vermute, dass die Norweger den Link aus reinem Eigeninteresse gebaut haben. Sie nehmen überschùssigen deutschen Flacker-Strom auf , um ihre Recourcen zu schonen und bekommen von Deutschland noch Geld zusätzlich. Norweger investiert nur, wenn es für Norwegen einen Mehrwert hat.
Lieber Hr. Zülsdorf,
am Rande bemerkt, Nord-Link ist eine Hochspannungs-Gleichstrom-(HGÜ)-Leitung. Was jedoch am Unsinn des Konzepts nicht das geringste ändert. Das ganze ist – wie Sie ja auch aufzeigen – nichts weiter als eine Strom- und Geldvernichtungseinrichtung, um überschüssigen Strom ins Ausland zu verklappen, weil wir in DE einfach nicht genug Weichen zu Beheizen im Sommer haben.
Mfg
Oder Windparks, welche den Strom heimlich verbrennen.
Am 25.06. abend´s um 22:30 Uhr im Havelland live dokomentiert.
Windsdtill am Boden und rund 100 x ~2MW liefen mit deutlichen Turbinengeräuschen. Sie wissen von selbst was die Netzfreqenz benötigt= Technik die begeistert
Mit freundlichen Grüßen!
Christian Möser
Zimmerer
Hat es bei den Talsperren in Norwegen Ober- und Unterbecken, oder nur Oberbecken? Je nachdem hat sich das Ganze dann erledigt.
In Norwegen gibt es derzeit nur 2 Pumpspeicherkraftwerke mit Ober- und Unterbecken. Alle anderen sind Laufwasserkraftwerke die zum Teil an Stauseen (Oberbecken) angeschloßen sind.
Die meisten Unterbecken in Norwegen sind halt die Nordsee und das Salzwasser kann man schlecht hochpumpen.
Ausserdem stehen an den Stauseen jede Menge Wochenendhäuschen, deren Besitzer keine Lust haben, im Winter über Eisabbruchkanten hinab zu steigen, um Schlittschuh zu laufen.
Aber die Norweger sind ja die Erfinder des Norwegerpullovers.
Die könnten sie dann im Winter anziehen, wenn sie ihren Strom nach Deutschland teuer verkaufen wollen.
Übrigens ist der Norwegerstrom zum grössten Teil Kohle- und Kernkraftstrom, weil sie den Wasserstrom ja schon via Zertifikate verkauft haben.
Es ist halt so ein Kreuz mit dem Produkt Energie… irgendwo muss dieses Produkt sichtbar gemacht werden. Ein Kernkraftwerk ist da immer noch die beste Lösung…für Mensch, Natur und Tierwelt!
Das Spiel geht doch ganz anders, nämlich so: Bei hohem Deutschen Windstromaufkommen nimmt Norwegen den Windstrom zum Nulltarif, oft sogar mit Zuschlag (negativer Preis) und drosselt während der Zeit seine Hydrokraftwerke. Das Wasser bleibt im Teich. Wenn jetzt Deutschland Strom braucht, liefert Norwegen zu weitaus höheren Preisen zurück. Entweder aus den eigenen Hydrowerken oder schwedischen Atomstrom, was gerade besser passt. Deutschland ist bei diesem Handel IMMER der wirtschaftliche Verlierer!! Unsere Regierung verkauft das als „Energiewende“ und den grünen Schlümpfen geht vor Freude einer ab. Wie sagte Mama Schlumpf, „wir schaffen das“, alternativlos…
Norwegen bekommt für die Abnahme des überschüssigen Stroms gutes Geld vom deutschen Netzbetreiber bezahlt (neg. Börsen-Strompreis) und stellt dafür gerne seine Speicherkraftwerke ab. Ein Geschäft auf Kosten der deutschen Stromverbraucher (EEG. Netzentgeld)
Leider fehlt im Artikel die entscheidende Zahl: die Leitung hat eine Uebertragungskapazitaet von NUR 1400 MW, oder etwa die Leistung EINES Kernkraftwerks. Fuer den gelegentlich im Überfluss anfallenden,manchmal auch fehlenden Zappelstrom aus Wind ist dies nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
Es fehlt auch eine hinreichend plausible Berechnung der Übertragungsverluste:
in langen Wechselstromleitungen bis Norwegen,
beim Energieverbrauch zum Hochpumpen,
als Energieverlust in den Turbinen beim Rücklaufen,
und wieder in den langen Leitungen – bis nach München?
Von den Kosten braucht man gar nicht erst zu reden, die zahlt ja der Endverbraucher über die Stromrechnung.
„Es fehlt auch eine hinreichend plausible Berechnung der Übertragungsverluste:
in langen Wechselstromleitungen bis Norwegen,
beim Energieverbrauch zum Hochpumpen,
als Energieverlust in den Turbinen beim Rücklaufen,…“
Leitung ist eine HGÜ- leitung, also Gleichstrom, relativ verlustarm, die Verluste ohne Konverterstationen betragen ca.4%. bei dieser Länge.
Hochgepumpt wird in Norwegen genau Null. Dafür wird die Kraftwerksleistung gedrosselt, die sonst für den Inlandsbedarf nötig wäre und das Wasser des Stausees bleibt im Becken. Ein Forist merkte es bereits an.
Euphemistisch nannte man das mittlerweile schon *virtuelles Pumpspeicherwerk*. NorNed (halbe kapazität) läuft schon länger, über diese leitung liefert Norwegen großteils, die Rücklieferungen aus den Niederlanden waren verschwindend.
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NordLink wird in Norwegen an das Kraftwerk Tonstadt angebunden. Das leistete 2011 knapp 1000 MW, es ist das Hauptkraftwerk vom Sira-Kvina Kraftwerksverbund, der gesamt 1400MW bringt, also genau die Leistung, die auch das HGÜ- Kabel übertragen können soll. 2011 habe ich es besucht und explizit die Frage nach Verbundtrassen gestellt, damals war NorGer groß im Gespräch, sollte nach damaligen Vorstellungen auch in Tonstadt angebunden werden. Man konnte oder wollte mir keine Auskunft geben.
Allerdings wurden die Kavernen im Gebirge (man fährt zum Kraftwerk ca. einen halben Kilometer im Tunnel, dort ist in einer riesigen Kaverne das Turbinenhaus, feinstens mit Steinplatten gefließt, teils Hintergrundbeleuchtet.. hat was von Raumschiff Enterprice, wirklich) gerade erweitert, was auf Ausbau bzw. Erweiterungspläne schließen ließ. Fragen dazu wurden ebenfalls nicht beantwortet. O.K, kann daran gelegen haben, dass der als Guide fungierende Student es wirklich nicht wusste, aber verwundert war ich schon…
Für den gesamten Kraftwerksverbund wird das Wasser von mehreren Stauseen in Tunneln mit 4-5m Durchmesser und einer Gesamtlänge von 50km zu den Turbinen geleitet. Der bergmännische Aufwand ist enorm. Oberirdisch fällt auf, dass man viele der ehemals natürlichen Seen stark angestaut hat, um Volumen und Regulierungshöhe zu vergrößern.
Dagegen und gegen immer neue Stromtrassen läuft aber die norwegische Bevölkerung Sturm, weil das flächendeckend der Fall ist und neben ökologischen Problemen auch Einschränkungen für die Bevölkerung zur Folge hat.
Stoltenberg (als er noch Ministerpräsident war) hatte deshalb schon Anfang der 2000 jahre verkündet, dass der weitere starke Ausbau der Wasserkraft beendet wäre…
Da Kraftwerke, Trassen und andere notwendige Dinge, regulierungsdämme z. B., neben dem Staat auch in Hand der Kommunen sind (das entspricht dort Gemeindeverbünden, ähnlich Landkreisen bei uns, nach meinem Verständnis), hat die Bevölkerung größeres Mitspracherecht als bei uns und solche Projekte können schlecht von oben durchgedrückt werden. Verdienen wollen sie allerdings auch mit, und fahren damit wohl nicht schlecht.
Das ist übrigens bedenkenswert: Alle wesentliche Infrastrukur in Energieerzeugung, Übertragung etc. ist Staats- bzw. kommunaler Hand. Die Namen Statoil, Statkraft, Statnet… deuten darauf hin.
Manche hier würden wohl sozialistische, oder gar kommunistische Strukturen dahinter wähnen. 😉