Rahmstorf-Manipulation

Vor drei Tagen hat der Klimafolgenforscher Stefan Rahmstorf in seinem Blog KlimaLounge einen Artikel zur Anhörung des jüdischen Klimawissenschaftlers Nir Shaviv im deutschen Bundestag zur Klimakonferenz in Katowice veröffentlicht. Dort beschreibt er Shaviv als einen von der fossilen Lobby und AfD hofierten „Klimaskeptiker“, der hanebüchende Theorien veröffentlicht. Die Linken warfen Shaviv während der Anhörung gar vor, dass er offensichtlich dafür bezahlt würde klimaleugnerische Grafen zu veröffentlichen. Stefan Rahmstorf geht sogar noch weiter, er behauptet, „es geht hier um gezielte Irreführung des Laienpublikums“. Wer wen in die Irre führt, dem möchte ich hier nachgehen.

Der Konflikt zwischen den jüdischen Klimawissenschaftler Nir Shaviv und Stefan Rahmstorf geht auf das Jahr 2003 zurück.

2003 schrieb Stefan Rahmstorf folgende Mail an seine Kollegen:

“I feel another recent paper may require a similar scientific response, the one by Shaviv & Veizer (attached). …This paper got big media coverage here in Germany and I guess it is set to become a climate skeptics classic: …”

“Ich glaube, dass eine andere Veröffentlichung eine ähnliche wissenschaftliche Antwort erfordert, die von Shaviv & Veizer. Diese Veröffentlichung macht in Deutschland die große Runde und könnte ein Klassiker für Klimaskeptiker werden…”

Seither ist Shaviv bei Stefan Rahmstorf in Ungnade gefallen.

Aber kommen wir auf die wissenschaftlichen Fakten zurück.

Im Kommentarbereich zum Artikel von Herrn Rahmstorf kritisierten einige Kommentatoren, die daraufhin gleich von Mitkommentatoren im rechten Spektrum verordnet werden, dass die Temperaturkurve der NASA in Abbildung 5 im Jahr 2016 abgeschnitten sei. Genau dort, wo der letzte El-Nino die Globaltemperatur in die Höhe getrieben hat. Die Kritik weist Herr Rahmstorf vehement zurück.

Im Artikel verweist Herr Rahmstorf auf einen Link wie man sich ein Wiget entsprechend der Abbildung 5 selbst erstellen kann.

HIER DER LINK.

Dort ist das Jahr 2017 mit enthalten und der Graf nicht ab 2016 abgeschnitten. Zwischen 2016 und 2017 ist die Globaltemperatur um 0,1°C gefallen. Und 2018 um weitere 0,1°C. Im Jahr 2016 lagen wir bei 1°C Temperaturanomalie gemäß NASA (ein neuer Rekord!), heute im Jahr 2018 nur noch bei 0,8°C. Das wollte Herr Rahmstorf durch geschicktes Abschneiden ab 2016 offensichtlich verheimlichen. Vermutlich in der Hoffnung, sein Laienpublikum wird es nicht bemerken?

Herr Rahmstorf zeigte zunächst folgende Abbildung 5 im Artikel, die im Jahr 2016 abgeschnitten wurde.

Als der „Schwindel“ aufflog veränderte er schnell Abbildung 5, ohne weitere Kommentierung und nahm das Jahr 2017 mit auf. Jetzt sieht die Abbildung so aus:

Es fehlt weiterhin das Jahr 2018, welches aktuell, kurz vor Jahresende nur noch bei 0,8°C liegt, also nochmal um 0,1°C niedriger als 2017.

Mit der Grafik versucht er zudem den Eindruck zu erwecken, dass zwischen CO2-Anstieg und Temperaturanstieg eine enge Beziehung bestehen würde. Schaut man sich den Korrelationskoeffizieten an, also ob eine lineare Beziehung zwischen CO2- und Temperatur-Anstieg besteht, so erkennt man gleich, dass zwischen 1880-1970/80 CO2 und Temperatur nur eine mäßige Korrelation besteht. Sie betragt rund 0,6. Null bedeutet keine Korrelation, 1 eine perfekte Korrelation. Erst zwischen 1980-heute wächst die Korrelation auf rund 0,9 an. Somit kann man sagen, dass eigentlich erst seit 1980 eine gute Korrelation besteht.

Dabei zu berücksichtigen ist, dass beim Temperaturanstieg auch noch andere Klimafaktoren mit einspielen und nicht nur das CO2 alleine. Hinzu kommt, dass in der näheren Vergangenheit (rund letzten 1. Mio. Jahre) wie durch Eiskerne in der Antarktis und Arktis gut belegt ist, immer erst die Temperatur angestiegen ist und dann das CO2. Es kann also gut sein, dass auch heute der Temperaturanstieg dem CO2-Anstieg vorausgeht und der CO2-Anstieg teils temperaturbedingt ist, z.B. da weniger CO2 in warmen Meeren gebunden werden kann. (Die Hälfte des CO2 verbleibt in der Luft, die andere Hälfte geht in den Ozean). All das erwähnt Herr Rahmstorf in seinem Artikel natürlich nicht, in dem Glauben es würde keiner merken. Oder anders gesagt, es geht hier um gezielte Irreführung des Laienpublikums“. Allerdings nicht durch Herrn Shaviv.

Entsprechend fallen auch die Kommentare aus. Den Anhängern von Herrn Rahmstorf ist es offenbar egal, ob Herr Rahmstorf sich gerade der Methoden bedient, die er anderen vorwirft. Es geht um gezielte Diskreditierung von Meinungsgegnern und nicht um eine Debatte auf der Sachebene mit den Meinungsgegnern. Die Klimaschützer halten sich wissenschaftlich und politisch legitimiert ihre Politik den Meinungsgegner aufzuzwingen, notfalls auch unter Anwendung von Diskreditierung und Gewalt. Da wird auch schon mal ein jüdischer Wissenschaftler in der „Rechten Ecke“ verordnet und Meinungsgegner im Kommentarbereich bei der AfD. Das große gemeinsame Ziel legitimiert die Mittel.

Im Folgenden möchte ich kurz noch auf weitere „Irreführungen“ im Artikel von Herrn Rahmstorf eingehen.

Herr Rahmstorf schreibt:

Vor 30 Jahren, 1988, erklärte berühmterweise der amerikanische Klimaforscher James Hansen im US-Senat, die lange vorhergesagte Erwärmung sei jetzt da und in den Daten erkennbar.

Und lag mit seinen Szenarien von 1988 völlig falsch, wie wir heute wissen. Siehe folgende Abbildung:

Hansen1988vs2017c

Weiter verteidigt Stefan Rahmstorf die Hockeyschlägerkurve von seinen Freund Michael Mann aus dem Jahre 1998/99. Neuere Rekonstruktionen würden immer noch das selbe Ergebnis zeigen. Dazu anzumerken ist, der Hockeystick von Mann 1998/99 wurde 1980 abgeschnitten, da die Proxydaten am Ende der Zeitreihe keinen Anstieg zeigten. Sein Kollege Briffa hat gar 1960 abgeschnitten. Angehängt wurden daran Wetterdaten/ Temperaturen von Wetterstationen, die viel größere Ausschläge zeigen als die Proxydaten, die gemittelt werden. Hier die Briffa-Version einmal mit Proxydaten bis in die Gegenwart und in der Überblendung ab 1960 abgeschnitten und durch Daten von Wetterstationen ersetzt.

briffa

Bei den von Herrn Rahmstorf angesprochenen, neueren „Rekonstruktionen“ wurde das ebenso gemacht. Darauf angesprochen meint Herr Rahmstorf, „das sind altbekannte “talking points” der “Klimaskeptiker”, und nahezu alles ist falsch oder irreführend …“. Gewiss doch Herr Rahmstorf.

Der Beitrag erschien zuerst bei Science Sceptical hier

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken