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Bundesarchiv, Bild 183-R17676 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5368337
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„Die vorherrschenden klimatischen Bedingungen, Ernteerträge und Getreidepreise waren“ der signifikante Grund (mit einer Wahrscheinlichkeit von 22% bis 38%) für die „Auswanderung aus dem Südwesten Deutschlands in die USA im 19. Jahrhundert, so eine Studie, die in der Zeitschrift“ Climate of the Past „veröffentlicht wurde.
Mehr als 5 Millionen Deutsche wanderten im 19. Jahrhundert in die USA, während der „Kleinen Eiszeit“, als Europa und ein Großteil der nördlichen Hemisphäre etwa ein Grad Celsius kälter waren, als das 20. Jahrhundert.
[[ Abstrakt. von o.g. Studie
Dieser Beitrag trägt zur anhaltenden Debatte darüber bei, inwieweit Klima- und Klimawandel sich negativ auf die Gesellschaft auswirken können, indem sie Migration auslösen oder sogar zu Konflikten beitragen. Es fasst die Ergebnisse des transdisziplinären Projekts Klima der Migration zusammen
(gefördert 2010-2014), dessen innovativer Titel von Franz Mauelshagen und Uwe Lübken geschaffen wurde. Das übergeordnete Ziel dieses Projektes war es, den Zusammenhang zwischen klimatischen und sozioökonomischen Parametern und großen Migrationswellen von Südwestdeutschland nach Nordamerika im 19. Jahrhundert zu analysieren. Der Beitrag bewertet das Ausmaß, in dem klimatische Bedingungen diese Migrationswellen auslösten. Das untersuchte Jahrhundert war im Allgemeinen von der Kleinen Eiszeit mit drei unterschiedlichen Abkühlungsperioden geprägt, die große Gletscherfortschritte in den alpinen Regionen und zahlreiche klimatische Extreme wie große Überschwemmungen, Dürren und strenge Winter verursachten. Die gesellschaftlichen Veränderungen waren enorm, geprägt vom Krieg in der napoleonischen Ära (bis 1815), der Abschaffung der Leibeigenschaft (1817), der bürgerlichen Revolution (1847/48), der wirtschaftlichen Freiheit (1862). ]]
Obwohl Europa kühler war, stellten die Autoren der Studie fest, dass Migranten viele Gründe hatten, Europa zu verlassen, darunter „mangelnde wirtschaftliche Perspektiven, sozialer Druck, Bevölkerungsentwicklung, religiöse und politische Auseinandersetzungen, Kriegsführung, familiäre Bindungen“, sagte Professor Rüdiger Glaser. in einer Erklärung .
Viele berühmte deutsche Stammväter, darunter Heinz und Pfeizer, kamen in dieser Zeit in die USA. Glaser wollte wissen, ob das Klima eine wichtige Rolle spielte, warum sie weggingen.
„Migration im 19. Jahrhundert war ein komplexer Prozess, der von vielen Faktoren beeinflusst wurde“, sagte Glaser. „Dennoch sehen wir deutlich, dass das Klima ein wichtiger Faktor war.“
Die Forschung sollte einen Beitrag zur breiteren Debatte darüber leisten, wie sich die zukünftige globale Erwärmung auf Einwanderungsmuster und gewalttätige Konflikte auswirken könnte – ein höchst umstrittenes Forschungsgebiet.
Frederick Trump verließ Deutschland im Jahre 1885 im Alter von 16 Jahren, gerade während der Zeit der Studie, so dass mehrere Medien dies so verstanden, dass Trumps Großvater, Frederick Trump, wahrscheinlich ein „Klimawandel Flüchtling“ war.
Der UK Independent berichtete, dass „Dürren, Überschwemmungen und kalte Temperaturen bis zu 30 Prozent der Auswanderung des 19. Jahrhunderts aus dem Südwesten Deutschlands, der Heimat der Vorfahren des US-Präsidenten, ausmachten.“
„Klima war ein Hauptgrund, warum Leute, die einige von Amerikas berühmtesten Familiennamen, einschließlich Trump, Pfizer und Heinz tragen, aus Südwestdeutschland im 19. Jahrhundert emigrierten, eine neue Studie enthüllt,“ berichtete Vices Motherboard .
Natürlich sollen die Äußerungen, dass Trumps Familie in USA durch einen angeblichen „Klimawandelflüchtling“ entstanden sei, als Schlag gegen die Haltung des Präsidenten zur Klimapolitik, wie dem Pariser Abkommen und dem Clean Power Plan zu verstehen.
„Wenn Frederick Trump noch unter uns wäre, könnte er vielleicht seinen Enkel davon überzeugen, proaktiver auf den Klimawandel zu reagieren und die verheerenden menschlichen Auswirkungen ernsthafter zu berücksichtigen“, berichtete Earther .
Abgesehen von der Debatte darüber, ob schlechtes Wetter in einzelnen Jahren einen „Klimawandel“ darstellt, liefert Glasers Studie selbst kaum Hinweise darauf, dass der Klimawandel Trumps Großvater [oder andere] aus Deutschland vertrieb.
Trumps Großvater stammte aus dem heutigen Rheinland-Pfalz im Südwesten des Deutschlands. Glasers Studie betrachtet das Nachbarland Baden-Württemberg.
Trotzdem war die Pfalz zu dieser Zeit ein sehr armes Gebiet in Deutschland und das allein hätte einen Anreiz zum Aufbruch gegeben. Frederick Trump ging schließlich 1885 nach New York City, wo er nach seiner Ankunft zu seiner älteren Schwester zog, die bereits dort lebte.
Es ist nicht genau bekannt, warum Friedrich Deutschland verließ. Ein deutscher Historiker sagte vor kurzem gegenüber CNN, dass Frederick vermeiden wollte, zum Militärdienst eingezogen zu werden. Glaser zufolge, verließ Friedrich Deutschland im 19. Jahrhundert mit der letzten großen Migrationswelle.
Äußerungen wie die von Motherboard beabsichtigen. dass die Leser denken, der Klimawandel sei ein wahrscheinlicher Grund, aber Glasers Studie legt nahe, dass das Klima wenig mit der Einwanderung des späten 19. Jahrhunderts zu tun hatte.
Glaser und seine Kollegen fanden heraus, dass „das letzte Spitzenjahr 1881/82 mehr durch soziopolitischen Faktoren dominiert wurde, vor allem durch die Bedeutung von Familiennetzwerken. … die Wetterbedingungen waren nicht besonders erwähnenswert … und die Ernte war etwas überdurchschnittlichen“ In Glasers Studie zeigte sich der „[Auswanderungs-] Peak“ in den Jahren 1881 bis 1886.
Es gab immer noch einige tragische Überschwemmungen und schlechtes Wetter in dieser Zeit, aber Glaser schrieb: „Das Jahr 1885 brachte eine reiche Ernte von Kartoffeln und auf regionaler Ebene stark unterschiedliche Ernteerträge. Auf der Suche nach einem Hauptgrund für diese Emigrationswelle kommt die aktuelle Forschung aus einem gesellschaftlichen Blickwinkel zu dem Schluss, dass die“ Attraktivität der Neuen Welt „insgesamt und die“ Wiedervereinigung „erfolgreich auswandernder Familienmitglieder die Haupttriebkräfte waren.“
Erschienen auf The Daily Caller am 21.11.2017
Übersetzt durch Andreas Demmig
http://dailycaller.com/2017/11/21/no-trumps-immigrant-grandfather-wasnt-a-climate-change-refugee/
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Kommentar des Übersetzers:
M.e. ist die Verbindung der o.g. Studie mit „Klimawandel“ nur dem Abgreifen von Subventionen geschuldet. Aufgrund der damaligen Wetterbedingungen kann höchstens die Hoffnung auf besseres Wetter in USA einen Anstoß gegeben haben.
Recherchierte Ergänzungen:
Ellis Island, New York de.Wikipedia
Einwanderungswelle ab 1880
… In den 1880er Jahren kam es zur so genannten „Neuen Einwanderung“, einer verstärkten Immigration aus Süd- und Osteuropa, was Kulturkonflikte hervorrief. Den neuen Zuwanderern ging der Ruf voraus, nicht assimilierungswillig und generell unfähig zu sein, die amerikanische Welt zu verstehen. Es wurden Schreib- und Lesetests eingeführt. Die Beschränkungen wurden immer schärfer. Nach und nach untersagten die Behörden Kranken, Polygamisten, Prostituierten, Armen, Anarchisten, Chinesen (1882), Japanern (1907) und Analphabeten (1917) die Einreise.
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Aus Wettergeschichte 1501 – 1890, Teilkopie (zum Ende des Jahrhunderts)- Original nicht mehr im Netz gefunden (kann bei mir über Eike angefragt werden), zusammen geschrieben mit Informationen aus: Chronik Köln, S. 275, Chronik Verlag, 3.Aufl. 1997 und http://www.amtsberg-wetter.de/klima-hist.htm
1881: 15.März Erdrutsch am Ditteldorfer Bahnhof, wahrscheinlich durch Wetterereignis
1882: 30. Mai; Schwere Gewitter im Annaberger Raum
29. November; Köln erlebt die schlimmste Überschwemmung des Jahrhunderts. Viele Kölner werden vorübergehend obdachlos. Ungewöhnlich starke Schnee- und Regenfälle hatten den Pegel mittags bis auf 9,52 m ansteigen lassen. Vorher war schon die Mauer des Tiergartens durch das Wasser eingedrückt worden, die Hälfte der Tiere ertranken.
1884: November Ungewöhnliche Kälte in New York, die Einwohner holzten fast alle Bäume in der Stadt ab, um etwas zu heizen zu haben.
1886: 23. Dezember Heftige Schneefälle führen zur Einstellung des Zugbetriebes ab Thalheim
1888: März. New York: Nach ungewöhnlich mildem Winter Blizzard mit 120 km/h, 400 Tote
Schweres Hagelunwetter in Dittersdorf; Hagel lag im Bereich des Turnplatzes bis auf halber Zaunhöhe; 0,5 m stand die Dorfstraße unter Wasser (leider keine genaue Datumsangabe)
1890: 11.Mai Heftiges Gewitter mit Hagelschlag in Krumhermersdorf
Juli: anhaltender Regen in Deutschland, Gebete in den Kirchen
1897: 30.Juli Hochwasserkatastrophe in Deutschland (wird noch ergänzt)
1898: 22. Mai Erneutes Hochwasser durch Wolkenbruch in Krumhermersdorf
1898: 07.August ein Tornado fegte über Köln
1899: 20. Dezember Heftiger Schneesturm mit Verwehungen
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Arbeitsmarkt und Wanderung , S. 316
„Das 20.Jahrhundert in Wort, Bild, Film und Ton; das 1. Jahrzehnt“, Coron Exclusiv, 2001
Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung standen in enger Beziehung zu den Massenbewegungen im Wanderungsgeschehen – Auswanderung, Binnenwanderung und Kontinentale Zuwanderung. Ursache der deutschen Massenauswanderung des 19. Jhdt.; vor allem nach Nordamerika, war das Missverhältnis im Wachstum von Bevölkerung und Erwerbsangebot. Es gab zu viele Menschen und zu wenig Arbeit. In der letzten Auswanderungswelle … in den Jahren 1880 bis 1893 waren noch fast 1,8 Mio. Deutsche ausgewandert. Dann ging die transatlantische Massenbewegung stark zurück. Das mit dem Wirtschaftswachstum einhergehende Erwerbsangebot fing um die Jahrhundertwende selbst die Bevölkerungsexplosion auf. … entwickelten sich …die Binnenwanderung zum Massenphänomen. Am wichtigsten war dabei die Große Ost-West-Wanderung, … Arbeitskräftemangel ..
Der Friseurlehrling Friedrich Trump verläßt die eisige Pfalz mit ihren ausgedehnten Weinbergen und Obstgärten um sich im tropischen New York niederzulassen.
Geht´s noch?
Na, das sind ja wieder die üblichen Nebelkerzen. Zum Thema europäische Auswanderung sind ein paar Fakten interessant.
Bis 1820 kommen gerade einmal 150.000 Deutsche nach Amerika. Erst danach steigen die Zahlen. So richtig in Schwung kommt die Auswanderung aber erst mit dem Zeitalter der Dampfschifffahrt, also so um 1880. Davor mit dem Segelschiff war die Überfahrt gefährlich, langwierig und teuer. Die Dampfschifffahrtsreedereien unterhielten Drückerkolonnen in den armen Regionen Europas, die mit leeren Versprechungen Schiffspassagen verhökerten (so wie heute in Afrika). Das Hauptversprechen war, in Amerika bekommt jeder Land, eine „Homestead“. Allerdings nur jenseits des Missouri, also im Land der Viehbarone und Indianer. Heute werben afrikanische Schlepper damit, dass in Deutschland jeder ein Haus bekommt.
Der Hauptgrund für die Auswanderung damals war das starke Bevölkerungswachstum. 1800 hatte Deutschland 22 Mio. Einwohner, 1850 waren es schon 35 Mio. und 1900 beachtliche 56 Mio. Und so sah es in ganz Europa aus. Missernten, wirtschaftliche Einbrüche und Kriege mögen die Entwicklung zeitweise beschleunigt haben, auch manchmal der direkte Auslöser gewesen sein, aber im Kern war das starke Bevölkerungswachstum der Hauptmotor der Auswanderung, wie heute übrigens auch! Fakt ist, dass insgesamt zwischen 1850 und 1950 rund 50 Millionen Europäer den Kontinent verlassen haben und ihr Glück in Übersee gesucht haben. Im Kern fand der größte Teil der Auswanderungswelle aus Europa in Zeiten der industriellen Revolution statt. Mit dem Klima hatte das Ganze wenig zu tun.
Wer sich für das Thema interessiert ist in Bremerhaven gut aufgehoben, früher einer der wichtigsten Häfen für deutsche Auswanderer. Das Deutsche Auswandererhaus dort ist ein Museum mit dem Hauptthema Auswanderung Deutscher in die USA in verschiedenen Epochen. Sehr sehenswert!
Danke für die Ergänzung mit weiteren historischen Fakten.
Bremerhaven ist bestimmt eine reise wert, auch wenn ich an die Ausstellung im „Klimahaus“ keine gute Erinnerung habe (Spielwiese von Prof. Latif!?)
Ja, das „Klimahaus“ in Bremerhaven ist wirklich üble Indoktrination. Das erinnert mich immer an das „Creation Museum“ in Petersburg in den USA, in dem Saurier sich die Welt mit Frühmenschen teilen.
Vielleicht noch ein Nachtrag zur Migration. Beschäftigt man sich mit der Klimageschichte, zeigt sich ein Muster für Völkerwanderungen. In Kaltzeiten gehen Siedlungsräume in nördlichen Breiten verloren oder sie tragen weniger Menschen. Es beginnt eine Wanderung nach Süden (auf der Nordhalbkugel) und es kommen immer Familien mit der ganzen Habe. In wärmeren Zeiten wächst die Bevölkerung meist stark. Und dann werden Wanderungsbewegungen meist von jungen Männern getragen, früher oft in Form von Eroberungsarmeen. Der Mittelpunkt der Zivilisation bleibt aber im ursprünglichen Siedlungsgebiet. Heute kommen die jungen Männer glücklicherweise meist unbewaffnet. Trotzdem sind es 3. und 4. Söhne, die ihr Glück in der Ferne suchen, da es zu Hause keine gesellschaftlichen Positionen für sie gibt.