Am 3. November postete Anthony einen Beitrag über ein neues statistisches Verfahren der Evaluierung von Klimamodellen (hier), veröffentlicht im „Geoscientific Model Development” (GMD), einem mir bis dahin unbekannten Journal. Leser bei WUWT werden sich an meinen kürzlichen Beitrag* erinnern über nicht erfolgreiche Versuche, etwas zu Fehlerfortpflanzung und Zuverlässigkeit der Klimamodelle zu veröffentlichen. Also dachte ich bei mir, „ein neues Journal, um es noch einmal zu versuchen“. Copernicus Publications veröffentlicht GMD unter der European Geosciences Union.
[Dieser Grundlagen-Beitrag steht auf deutsch beim EIKE hier. Der Beitrag wird im Folgenden noch ein paarmal verlinkt, dabei beschränke ich mich aber nur auf die Verlinkung zum Original. Anm. d. Übers.]
Das Journal wirbt für sich selbst so: „ein internationales wissenschaftliches Journal, welches sich Veröffentlichungen und öffentliche Diskussionen auf die Fahnen geschrieben hat, ebenso wie Beschreibung, Entwicklung und Evaluierung numerischer Modelle des Systems Erde und dessen Komponenten“. Es werden Studien willkommen geheißen, worunter auch solche über „neue Verfahren für die Bewertung von Modellen einschließlich Arbeiten zur Entwicklung neuer Metriken enthalten sind zur Bewertung der Güte der Modelle sowie neuer Wege des Vergleichs zwischen Modellergebnissen und beobachteten Daten“.
GMD ist das perfekte Journal für das neue Verfahren der Modell-Evaluierung durch Weitergabe von Kalibrierungsfehlern. Also versuchte ich es und reichte mein Manuskript ein. Es trug den Titel [übersetzt] Weitergabe von Fehlern und die Verlässlichkeit von Projektionen der globalen Lufttemperatur“ (hier als PDF mit 13,5 mb). Copernicus beauftragte einen „Themen-Editor“ mittels Bezug auf Schlüsselworte im Manuskript.
Mein Einreichen dauerte keine 24 Stunden. Das Manuskript wurde postwendend abgelehnt und von der Website des Journals entfernt. Der thematische Herausgeber war Dr. James Annan, ein Klimamodellierer. Folgendes schrieb er:
“Topical Editor Initial Decision: Reject (07 Nov 2017) by James Annan
Kommentar an den Autor:
Dieses Manuskript ist dumm, und ich ärgere mich, dass ehrbare Wissenschaftler ihre Zeit verschwenden mit der Begutachtung desselben. Der triviale Fehler des Autors besteht in der Hypothese, dass der Fehler von 4 W/m² beim Wolken-Antrieb auf jährlicher Basis entsteht. Nirgendwo wird in dem Manuskript erklärt, warum der jährliche Zeitmaßstab herangezogen wird und nicht ein Zeitmaßstab von Stunden, Tagen und Jahrhunderten, was hinsichtlich der Ergebnisse einen gewaltigen Unterschied ausmachen würde. Der 4 W/m²-Fehler ist in Wirklichkeit unabhängig von der Zeit, und folglich ist der Zeitmaßstab tatsächlich unendlich, falls jemand versucht, dieses Verfahren anzuwenden. Natürlich ist es dies, was die Verwendung von Anomalien für die Abschätzung von Änderungen unterstreicht anstatt absolute Temperaturen zu verwenden. Ich bin sicher, dass der Autor dies bereits bei zahlreichen Gelegenheiten hat verlauten lassen, und die Wiederholung dieses Prozesses im GMD hat keinen nützlichen Zweck.
Bevor ich die inkompetente Herrlichkeit der Ansichten von Dr. Annan zerpflücke, will ich eine sehr relevante Exkursion in die ethischen Richtlinien von GMD hinsichtlich Interessenkonflikte durchführen.
Aber falls man meine Kompetenz-Abschätzung jetzt gleich lesen möchte, ziehe man die 12 Standardfehler der Begutachter heran (12 standard reviewer mistakes). Dr. Annan hat es fertig gebracht, viele ignorante Ausfälle in diesem einen kurzen Abschnitt unterzubringen.
Aber was die Ethik-Richtlinien für die Herausgeber betrifft, findet sich bei GMD unter Anderem:
Ein Herausgeber sollte alle zur Veröffentlichung eingereichten Manuskripte einer neutralen Bewertung unterziehen…
Die Herausgeber sollten Situationen realer oder wahrgenommener Interessenkonflikte vermeiden, durch welche die Beurteilung von Manuskripten verzerrt werden könnten“.
Copernicus Publications geht noch weiter und hat eine spezielle „Competing interests policy“ für Herausgeber:
Ein Interessenkonflikt liegt vor, wenn es irgendeine Interferenz gibt mit der objektiven Entscheidungsfindung seitens eines Herausgebers oder einer objektiven Begutachtung durch den Beurteiler. Derartige sekundäre Interessen können finanzieller oder persönlicher Art sein oder in Beziehung zu irgendeiner Organisation stehen. Falls Herausgeber oder Beurteiler ihren eigenen Interessenkonflikt bemerken, müssen sie dies offenlegen und – falls notwendig – sich aus der Begutachtung des jeweiligen Manuskriptes zurückziehen.
Es ist eine wunderbare Ironie, dass ich in meinem Begleitbrief an die Leitende Herausgeberin Dr. Julia Hargreaves genau diese Beobachtung gemacht habe, und forderte:
Unglücklicherweise ist es erforderlich, Ihre Aufmerksamkeit auf den sehr klaren professionellen Interessenkonflikt zu lenken, der sich für jedweden potentiellen Begutachter ergibt, welcher sich zu Forschungszwecken auf Klimamodelle stützt. Gleiches gilt für einen Begutachter, dessen Forschung sich auf den Konsens hinsichtlich des klimatologischen Einflusses von CO2 bezieht.
Daher wird gefordert, dass die Wahl des Begutachters nur unter Wissenschaftlern erfolgt, die nicht von derartigen Konflikten betroffen sind.
Ich verstehe, dass diese Studie einen ernsthaften Test der professionellen Integrität präsentiert. Nichtsdestotrotz habe ich Vertrauen in Ihre Überzeugung der vollen Präzision der Wissenschaft.
Es stellt sich heraus, dass Dr. Annan Ko-Chef von Blue Sky Research, Inc. Ltd. ist, einem profitorientierten Unternehmen, welches Klimamodellierung zum Mieten anbietet, und dass er mindestens einen körperschaftlichen Vertrag (hier) hat. Kann man daraus schließen, dass Dr. Annan einen finanziellen Interessenkonflikt mit einer entscheidend negativen Bewertung der Zuverlässigkeit von Klimamodellen hat?
Ist des Weiteren die Vermutung angebracht, dass er möglicherweise eine stark negative, sogar reflexive zurückweisende Einstellung bzgl. einer Studie hat, welche definitiv zu dem Ergebnis kommt, dass Klimamodelle keinen prognostischen Wert haben?
Im Lichte dieser nur zu offensichtlichen Interessenkonflikte – hat der Editor Dr. Annan sich selbst wegen Befangenheit angesichts der aktuellen ernsten und drohenden Untauglichkeit als Begutachter zurückgezogen? Nein!
Aber es kommt sogar noch besser.
Dr. Julia Hargreaves ist Leitende Herausgeberin und Direktorin von GMD. Ich habe ihr die E-Mail-Korrespondenz mit dem Journal per CC zukommen lassen. Es liegt in ihrer Verantwortlichkeit, darauf zu achten, dass die ethischen Richtlinien des Journals eingehalten werden.
Hat sie Dr. Annan aus der Begutachtung zurückgezogen? Nein!
Ich habe die finanziellen und professionellen Interessenkonflikte von Dr. Annan Copernicus Publications zukommen lassen. Der Verleger ist der ultimative Administrator der Ethik des Journals.
Hat der Verleger eingegriffen, um Dr. Annan zu entschuldigen? Nein!
Es stellt sich außerdem heraus, dass die Leitende Verlegerin von GMD Dr. Julia Hargreaves die andere Ko-Direktorin von Blue Sky Research, Inc. Ltd. ist. Sie unterliegt also dem gleichen Interessenkonflikt wie Dr. Annan.
Julia Hargreaves und James Annan sind außerdem ein zusammen lebendes Paar, vielleicht sogar verheiratet. Man kann nicht anders als sich zu fragen, ob es da vielleicht ein Gespräch am Mittagstisch gegeben hat.
Ist Julia in der Lage, mit dem offensichtlichen finanziellen Interessenkonflikt von James umzugehen? Offenbar nicht mehr als es James selbst ist. Ist Julia in der Lage, mit ihrem eigenen offensichtlichen Interessenkonflikt umzugehen? Kann James bei GMD schalten und walten wie er will? Es liegt auf der Hand, die Antworten lauten nein und ja.
Sollten die finanziell in Konflikten steckenden Julia und James überhaupt irgendwelche verlegerische Verantwortung haben bei einem seriösen Journal, welches sich angeblich der kritischen Bewertung von Klimamodellen verschrieben hat?
Sowohl Dr. Annan als auch Dr. Hargreaves legen auch einen Forschungsschwerpunkt auf Klimamodellierung. Jedwede Geldzuwendung hängt von der wahrgenommenen Qualität der Klimamodelle ab. Sie haben damit einen separaten professionellen Interessenkonflikt bei jeder kritischen Studie zu Klimamodellen, welche zu negativen Schlussfolgerungen kommt.
So viel zu Interessenkonflikten.
Kommen wir jetzt zu den technischen Bemerkungen von Dr. Annan. Das werde ich kurz machen. Wir können seinen äußerst unprofessionellen ersten Satz mitleidig übergehen.
Er schrieb: „… Fehler von ~4 W/m² beim Wolken-Antrieb…“ außer dass es ±4 W/m² heißen muss und nicht wie Dr. Annan es schreibt +4 W/m². Offensichtlich gilt für Dr. Annan, dass ± = + ist.
Und ±4 W/m² ist eine Kalibrierungs-Fehlerstatistik und nicht ein energetischer Antrieb. Dieser Satz allein macht die Fehler 2, 4 und 6.
Wie kann es sein, dass ein PhD in Mathematik nicht rms (root-mean-square) versteht und nicht unterscheiden kann zwischen einem ± und einem +? Wie kommt es, dass ein PhD-Mathematiker unfähig ist, eine physikalisch reale Energie von einer Statistik zu unterscheiden?
Weiter. „…die Hypothese, dass der Fehler auf jährlicher Basis errechnet wird“.
Jene „Hypothese“ ist stattdessen eine Demonstration. Ganze zehn Seiten im Manuskript sind der Tatsache gewidmet, dass der Fehler aus den Modellen entsteht, dass er ein systematischer Kalibrierungsfehler ist und notwendigerweise stufenweise voranschreitet.
Hier hat Dr. Annan die Ehre, die Fehler 4 und 5 zu machen.
Weiter. „Nirgendwo wird in dem Manuskript erklärt, warum der jährliche Zeitmaßstab herangezogen wird und nicht ein Zeitmaßstab von Stunden, Tagen und Jahrhunderten…“. Aber genau dieses warum wurde im Manuskript im Abschnitt 2.4.1 (Seiten 28 bis 30) begründet, und die gesamte Herleitung steht in der Unterstützenden Information im Abschnitt 6.2.
Dr. Annan verdient eine spezielle Auszeichnung für außerordentlich schlampiges Durchlesen.
Weiter zu „der 4 W/m²-Fehler ist tatsächlich zeitlich invariabel…“
Wie Mr. UndDannIstDaNochDiePhysik, Nick Stokes und Dr. Patrick Brown versteht Dr. Annan offensichtlich nicht, dass ein zeitliches Mittel eine statistische Förderung [conveying] ist, mittlere Magnitude pro Zeiteinheit“. Dieses Konzept wird im PhD offenbar nicht abgedeckt.
Und dann: „der korrekte Zeitmaßstab ist tatsächlich unendlich“
Außer dass er nicht unendlich ist (siehe oben), aber Dr. Annan hat eine eigennützige Interpretation gewählt. Dr. Annan schrieb tatsächlich, dass seine +4 W/m² „zeitlich invariant“ sind, was auch konsistent ist mit einem unendlich kurzen Zeitraum. Die sich fortpflanzende Unsicherheit ist dann ebenfalls unendlich. Gute Arbeit, Dr. Annan!
Vorletzter Punkt: „Dies ist es, was die Verwendung von Anomalien für die Abschätzung von Änderungen stützt…“. Hier geht Dr. Annan wieder davon aus, dass die ±4 W/m²-Statistik ein konstanter physikalischer +4 W/m²-Ausgleichs-Fehler ist, womit er erneut die Fehler 4, 6, 7 und 9 begeht.
Und es macht immer Spaß, mit einer Ironie zu enden: „Ich bin sicher, dass der Autor dies bereits bei zahlreichen Gelegenheiten hat verlauten lassen…“
Hier schließlich hat Dr. Annan nun recht (außer grammatisch, versorgt er doch ein Substantiv im Singular mit einem Pronomen im Plural).
Ich warte immer noch darauf, einem einzigen Klima-Modellierer zu begegnen, der versteht, dass:
● „±“ nicht gleich „+“ ist;
● eine Fehlerstatistik physikalisch keine Energie ist;
● die Verwendung von Anomalien nicht physikalische Unsicherheit beseitigt
● dass Modelle überhaupt kalibriert werden können
● oder dass sich ein systematischer Kalibrierungsfehler auch nachfolgende Berechnungen durchzieht.
Dr. Annan ist jetzt Mitglied in diesem Chor.
Die Vorherrschaft von Mathematikern wie Dr. Annan unter den Klimamodellierern erklärt, warum die Klimamodellierung derartig vor sich hin torkelt. Die Liste der Veröffentlichungen von Dr. Annan illustriert das Problem. Nicht eine einzige Studie betrifft die Einführung einer neuen physikalischen Theorie in ein Modell. Bei Klimamodellierung geht es ausschließlich um Statistik.
Man muss kaum erwähnen, dass Statistik keine Physik ist. Aber jene absolut entscheidende Differenzierung ist offensichtlich den Klimamodellierern verloren gegangen und sogar auch den Konsens-Wissenschaftlern.
Keiner dieser Herrschaften ist ein Wissenschaftler. Keiner von ihnen weiß, wie man wissenschaftlich denkt. Sie haben das gesamte Modellierungs-Unterfangen zu einem warmen kleinen Pool von platonischem Idealismus gemacht, unbeeinflusst von den kalten, unablässigen Strömungen der Wissenschaft und deren schrecklich unpersönlichen Tests mittels Experimenten, Messungen und physikalischer Fehler.
In ihren Händen wurden die Klimamodelle vervollkommnet, sind aber keineswegs genauer geworden. Tatsächlich scheinen sie unabhängig von der Theorie von Lindzen und Choi keinen irgendwie gearteten Fortschritt in der physikalischen Theorie des Klimas seit mindestens 1990 gebracht zu haben. Dies ist der unheilvolle Einfluss der Wissenschaft auf zwanglosen mathematischen Idealismus.
Die gesamte Antwort des Journals steckt voller Fake-Ethik und arroganter Inkompetenz. Meiner Ansicht nach hat sich die GMD-Ethik als ein Deckmäntelchen erwiesen für ein Haus, das der Korruption verfallen ist; ein Betrug. Ebenfalls meiner Ansicht nach steht diese eine Episode sinnbildlich für die gesamte Konsens-Klimawissenschaft.
In meinen Antworten an das Journal wies ich auf Dr. Annans Interessenkonflikte ebenso hin wie auf offensichtliche Fehler. Auf dieser Grundlage forderte ich, das Manuskript wieder zu akzeptieren.
Das Journal blieb bisher still, trotz der klaren Verletzungen seiner eigenen ethischen Verpflichtungen.
Link: https://wattsupwiththat.com/2017/11/12/consensus-climatology-in-a-nutshell-betrayal-of-integrity/
Übersetzt von Chris Frey EIKE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Richtig so!
Und grammatisch kann ich keinen Fehler finden. Bei den vielen „Belehrern“ hier wird es sicher einen geben, der jetzt sofort meinen Fehler herausstellen wird.
Buehner schrieb am 19. November 2017 um 15:47 :
Sind Sie sich sicher, dass Sie den richtigen Text gelesen haben? Im Original steht:
Im Original steht, dass sich der Reviewer sicher ist, dass das (der in der Kritik beschriebene Fehler) dem Autoren schon mehrfach erklärt worden ist und es keinen Sinn hat, das im Rahmen des Reviewprozesses nochmal zu wiederholen. Das ist das ganze Gegenteil von dem, was Herr Frey hier als Übersetzung anbietet.
….
Bei Klimamodellierung geht es ausschließlich um Statistik.
…
Das trifft den Kern des Problems! Seit Jahren kritisiere ich immer wieder in allen Klimadiskussionen dass man sich bei der „menschengemachten Klimaerwärmung“ auf eine statistische Korrelation (CO2 Gehalt und Temperaturanstieg) beruft, ohne eine dazu passende physikalisch plausible Kausalität anführen zu können. Schlimmer noch, physikalisch plausibel begründbar ist dass es eben keinen kausalen Zusammenhang zwischen Erdtemperatur und CO2 Gehalt gibt (siehe Wood, Thieme, Hebert, Gerlich, Beck, Hug….). Medial befeuert und politisch gewollt ist aber die Botschaft dass der Mensch durch CO2 Freisetzung „das Klima bedrohe“ (man muss sich diese Aussage einmal vor Augen führen, „das Klima bedrohen“, irre!) und deswegen von der Kraftwerksabschaltung bis zur Zerschlagung der Industrie alles unternommen werden muss diese Industriegesellschaft zu zerschlagen damit die Menschheit anschließend im Klimaparadies glücklich leben kann. Lachen oder weinen, man weiß es nicht…
„…. damit die Menschheit anschließend im Klimaparadies glücklich leben kann….“
da schreiben Sie was richtiges.
Denn ich frage mich schon seit längerem, warum man jede Klimaerwärmung als schlecht ansieht, und das Ende der kleinen Eiszeit, als es wieder wärmer wurde, als „Verbannung aus dem Paradies“ ansieht. Ein warmes Klima ist ein gutes Klima, wie im Mittelalter, und danach gings im wahrsten Sinne des Klimas bergab.