Auch Ihre Ausführungen über historische Warm- und Kaltzeiten und ihre Auswirkungen auf das Wohlergehen der Völker waren informativ und von sichtbar bemühter Objektivität geprägt.
Völlig unverständlich ist angesichts der Qualität der sonstigen ZDF-Wissenschaftssendungen hingegen, wie hier eine Täuschung der Zuschauer über bestens dokumentierte und durch Messungen abgesicherte Klimafakten zugelassen werden konnte. Wie Ihnen mit Sicherheit aus der klimatischen und meteorologischen Fachliteratur bekannt ist, kann von zunehmenden Extremwettern und ungewöhnlich ansteigenden Meeresspiegeln bis zum heutigen Tag keine Rede sein. Wir verweisen stellvertretend auf den IPCC-Bericht von 2001 "Has Climate Variability, or have Climate Extremes changed?", sec. 2.7, TAR-02.pdf , ferner bezüglich Meeresspiegelanstiege auf den Internet-Beitrag von Prof. Nils Axel Mörner, Paleogeophysiker an der Universität Stockholm, ehemaliger Leiter der INQUA-Meeresspiegel-Kommission und früherer Mitarbeiter von IPCC-Berichten mit dem Titel „Claim That Sea Level Is Rising Is A Total Fraud“. Zutreffend ist vielmehr, dass Klimacomputermodelle die in der Sendung als Tatsache dargestellten Ereignisse vorhersagen(1) , wobei wir hier nicht auf die Fragwürdigkeit dieser Modelle näher eingehen wollen. Es ist bedauerlich, dass das ansonsten hohe Niveau Ihres Beitrags in diesem Punkt auf das intellektuelle Maß eines Al Gore herabgesunken ist.
Eine weitere Täuschung des Zuschauers bestand in der Aussage, wir würden uns heute in einer ungewöhnlichen Erwärmungsphase befinden. Dies trifft nicht zu. Die Erwärmung der letzten 100 Jahre ist, verglichen mit Warmzeiten der näheren historischen Vergangenheit, geringfügig und keineswegs ungewöhnlich. Die zur Zeit zuverlässigste Temperaturkurve der letzten 9000 Jahre (bezogen auf Europa) ist die aus Analysen von Stalagmiten gewonnene COMNISPA-Kurve "Mangini,A. et al.: Persistent Influence of the North Atlantic hydrography on central European winter temperature during the last 9000 years, Geophysical Research Letters, 18.Jan. 2007". Diese Kurve belegt nicht nur eine wesentlich höhere Variabilität sondern auch höhere Temperaturmaxima etwa im Mittelalter oder 3500 Jahre vor unserer Zeit. Sie ist nebenstehend gezeigt (rot: eine ältere, ungenauere Temperaturkurve mit wesentlich schlechterer Zeitauflösung).
Neben Falschaussagen sind schlussendlich noch wichtige Unterlassungen zu nennen, die Falschaussagen gleichkommen. Die überwiegende Zahl aller Klimawissenschaftler mit ihnen fast alle Klimarealisten zweifeln nicht daran, dass zunehmendes CO2 erwärmend wirkt. Allerdings gibt es bis heute keinen direkten Nachweis durch Messungen in der realen Atmosphäre, wie groß dieser Erwärmungseffekt ist. Leitet man den Erwärmungswert aus spektroskopischen Labor(!)messungen ab, erhält man den vom IPCC in seinem Bericht von 2001 angegebenen Wert von etwa 0,7 Grad Celsius bei Verdoppelung der CO2-Konzentration (bezogen auf heutige CO2-Konzentration). Es sei der Vollständigkeit halber angemerkt, dass es eine – kleine – Gruppe von absolut seriösen Naturwissenschaftlern gibt, die von einem Nulleffekt ausgehen. Hiermit befinden sie sich zwar aktuell nicht im Einklang mit der Mehrheit, in der Vergangenheit aber durchaus, als nämlich sogar unser deutscher Nobelpreisträger Paul Crutzen genau einen solchen CO2-Nulleffekt vermutete. Alle weiteren Szenarien beruhen wiederum auf den schon erwähnten Klima-Modellen, insbesondere auf der sog. Wasserdampfrückkoppelung. Dabei ist bestens bekannt, dass die Natur Gegenkoppelungen enthalten muss, z.B. führt mehr Wasserdampf zu abkühlender Wolkenbildung, anderenfalls wäre das Klima längst "davongelaufen". Welche Effekte überwiegen, ist der Wissenschaft unbekannt.
Schlussendlich hätten Sie die jüngste und sicher belegte globale Abkühlung erwähnen sollen, die seit ca. 8 Jahren mit zunehmender Stärke voranschreitet und Ihre Aussagen über eine baldige eisfreie Nordwestpassage einschränkt. Das Arktis-Eis nimmt seit 2 Jahren – zeitverzögert – wieder deutlich zu. Ebenfalls legt sich – mit der Ausnahme der kleinen Halbinsel der Westantarktis- die Antarktis einen ungewöhnlich dicken Eispanzer zu. Die inzwischen immer kälteren und längeren Winter fallen allmählich auch dem uninformierten Zeitgenossen auf. Zumindest der Zusammenhang zwischen Sonnenmagnetfeld (Sonnenflecken) und globalen Erwärmungs- bzw. Abkühlungsvorgängen wäre einer weiteren Erwähnung in Ihrer Sendung wert gewesen. Die statistische Korrelation ist hier über viele tausend bis Millionen Jahre sehr gut und in der Fachliteratur von den Autoren Svensmark, Veizer, Shaviv u.a. dokumentiert.
Ein ironisches Aperçu war es, dass Sie das Unglück im afrikanischen Kratersee schilderten, bei dem entweichendes CO2 zahlreiche Todesfälle bei Mensch und Tier verantwortete. Später in Ihrer Sendung kamen Sie dann auf die Pläne der Bundesregierung zu sprechen, CO2 aus Kohlekraftwerken in unterirdische Kavernen zu pumpen (zu sequestrieren). Es wäre hübsch gewesen, darauf hinzuweisen, dass bei diesem Verfahren die gleiche gefährliche Konfiguration wie im afrikanischen Beispiel vorliegt. Gelangen durch Erdbeben oder Erdrutsche größere Mengen von CO2 an die Oberfläche, erleben wir die Neuauflage des afrkanischen Unglücks, nur sind wir diesmal selber schuld daran. Allerdings sind dann die Verursacher von ihrer Verantwortung den Betroffenenen gegenüber freigestellt. So will es ein neues Gesetz, das das Kabinett jüngst beschlossen hat.
Fazit: Schade um den großen Aufwand der Sendung und die hervorragenden Animationen, die, natürlich wie üblich, CO2 mit Schmutzemissionen aus Schornsteinen assozierten. Die Sendung war nur zum Teil informativ, der Rest war leider Billig-Propaganda im Stil eines Al Gore.
Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen
Dipl. Ing. M. Limburg Prof. Dr. H.J. Lüdecke Dipl. Met. K.E. Puls
Vizepräsident Wirtschaft & Politik Pressesprecher Pressesprecher
(1) Das IPCC selber, zumindest sein Leitautor und Modellierer Kevin Trenberth bestreiten rundweg, daß das IPCC je Prognosen veröffentlicht hätte Zitat:„In der Tat gibt es überhaupt keine Vorhersagen der IPCC, und es hat sie nie gegeben. Die IPCC bietet statt dessen ‚Was wäre… Wenn‘-Projektionen zum künftige Klima an. Sie entsprechen bestimmten Emissionsszenarien. In diese Emissionsszenarien gehen eine Reihe von Annahmen ein. Sie zielen darauf ab, einen großen Bereich möglicher, in sich stimmiger ‚Verlaufslinien‘ abzudecken, die dann den Entscheidern Informationen darüber anbieten, welche Vorgehensweise wünschenswerter sein könnte. Aber sie erfassen viele Bereiche nicht, wie zum Beispiel die Erholung der Ozonschicht, oder beobachtete Trends verschiedener Antriebs-Agenten. Es gibt keine Schätzungen, auch nicht annäherungsweise, bezüglich der Wahrscheinlichkeit von Emissions-Szenarien, nicht einmal Mutmaßungen . Selbst wenn es sie gäbe, beruhen die Projektionen auf Modellergebnissen, die Abweichungen des künftigen Klimas im Verhältnis zum heutigen liefern. Es gibt bei ihnen weder Angaben über die Reihenfolge von El Niños noch der Pazifischen Jahrzehnte-Oszillation, welche die jüngste Vergangenheit wiedergeben; doch sind dies die entscheidenden Veränderungsweisen, die sich auf die Länder um den Pazifik und darüber hinaus auswirken. Die atlantische Mehrjahrzehnte-Oszillation, die von der Thermohaline-Zirkulation und damit von der Ozeanströmung im Atlantik abhängen dürfte, wird nicht so erfasst, dass sie mit dem heutigen Zustand übereinzustimmt, doch ist diese Oszillation ein wesentlicher Bestandteil der atlantischen Hurrikanen, und wirkt sich zweifellos auf entsprechende Vorhersagen über das nächste Jahrzehnt von Brasilien bis Europa aus.
Der Ausgangszustand des Klimas dürfte bei einigen Modellen aufgrund von Modellfehlern merklich vom tatsächlichen Klima abweichen. Ich gehe davon aus, dass man mit regionalen Klimaänderungen unmöglich umgehen kann, ehe nicht die Modelle entsprechend aufbereitet werden.“ Zitatende. Quelle: Trenberth, K. 2007. Prediction of climate. Nature weblog
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