FW:
Das Europäische Institut für Klima und Energie in Jena setzt sich
kritisch mit der aktuellen Klimadebatte und Klimapolitik auseinander.
Was sind ihre Hauptkritikpunkte?
Thuss:
Unsere Kritik setzt bereits bei dem auch von Ihnen verwendeten Begriff
?Klimapolitik? ein. Dahinter steht nämlich die Wahnvorstellung, durch
politische Maßnahmen in komplexe physikalische Prozesse, die zusammen
das ?Klima? bilden, eingreifen zu können.
"Kaffesatzleserei auf höchstem Niveau"
Wir
sehen gewisse Parallelen zur Bankenkrise: Den Bürgern soll durch
Angstmacherei, Marketing und viel heiße Luft eigentlich Unverkäufliches
verkauft werden. Wieder sollen es Computerprogramme sein, die die
angeblich ultimativen Szenarien ausgerechnet haben. Das ist
Kaffeesatzleserei, wenn auch auf höchstem Niveau. Steigt man weiter in
das Thema ein, so kommt man recht schnell darauf, daß auch die meisten
wissenschaftlichen Studien, die angeblich die Theorie von der durch
Menschen ausgelösten Klimakatastrophe belegen, entweder keinerlei
wissenschaftlichen Standards genügen oder auch ganz anders
interpretiert werden können. So wurde die berühmt-berüchtigte
Hockeyschläger-Grafik, die den dramatischen Anstieg der
Globaltemperatur in den letzten 150 Jahren belegen sollte, mittlerweile
mehrmals widerlegt und vom IPCC stillschweigend beerdigt. Natürlich
verschwand dieses ehemalige Zentralstück aller Katastrophenszenarios,
ohne daß deutsche Medien darüber berichtet hätten.
FW: Wie
beurteilen Sie die klimapolitischen Ankündigungen und die
Entscheidungen von Bundeskanzlerin Merkel und der Großen Koalition seit
der Wahl 2005?
Thuss:
Vielleicht sind die Entscheidungen, auf die sie anspielen, taktisch
bestimmt, weil man den Grünen Stimmen abjagen will. Vielleicht ist es
der derzeitigen Politikergeneration ja auch ein Herzensanliegen,
möglichst viele Industriebetriebe zu schließen. Sie sind ja alle in
einer Zeit politisch sozialisiert worden, als es en vogue war, das böse
Wachstum zu bekämpfen. Es gab Bestseller, die sich nur damit befaßten.
Es gab UN-Konferenzen zu diesem Thema und die einflußreichen Club of
Rome-Berichte. Daß all diese Leute von der Realität eingeholt wurden,
wollen unsere Politiker nicht zur Kenntnis nehmen.
Subventionen für Firmen, Steuern für die Bürger
Zu
den Maßnahmen selbst kann man wenig sagen. Der Globaltemperatur ist es
egal, was Berlin beschließt. Der Temperaturanstieg bis 2050 wird
durch das Kyoto-Abkommen gerade mal um 7/100 °C abgebremst. Einige
Firmen freuen sich über Subventionen, etwa wenn man die
Zwangsisolierung von Wohnhäusern verordnet. Die Bürger sollten sich
jedoch nicht freuen: Es ist ihr Geld, das verbrannt wird. Steuern,
Abgaben und Energiekosten steigen
Volkswirtschaftlich
entstehen riesige Schäden, weil arbeits- und energieintensive Branchen
abwandern. Selbst die gehätschelte Solarindustrie sieht sich mit einer
starken chinesischen Konkurrenz konfrontiert. Im schlimmsten Fall
verliert ein Bürger deswegen seinen Job und danach sein Vermögen, weil
er sein Haus isolieren muß und es wegen des neuen benachbarten
Windparks keiner mehr kaufen will.
FW: In
wieweit werden die Bürger durch diese Entscheidungen finanziell
belastet? Was bedeutet diese Politik für den Wirtschaftsstandort
Deutschland und die Beschäftigung?
Thuss:
Die Kyotoländer stecken inzwischen 150 Milliarden US-Dollar
jährlich in die Scheinveranstaltung ?Klimaschutz?. Das
Bundeswirtschaftsministerium berechnete 2001, daß die bis 2020
angestrebten Maßnahmen gegen das Kohlendioxid der deutschen
Volkswirtschaft etwa 256 Milliarden Euro kosten werden ? aber nur bei
günstigen Weltmarktpreisen für Energie. Diese Leute haben aber, wenn
es um Kosten ging, noch nie die Wahrheit gesagt. Und siehe da, jetzt
kommt stückweise ans Tageslicht, etwa in einer von McKinsey für die
Bundesregierung erstellten Studie, daß der EU bis 2020 Kosten von 1,1
Billionen Euro entstehen werden, um die EU-Ziele von 20 Prozent
Minderung des Kohlendioxidausstoßes zu erreichen. Doch nur unter der
weltfremden Annahme, daß die Politik Maßnahmen umsetzt, die am
effizientesten dazu beitragen würden. Sonst würde es noch viel teurer.
Im
August 2007 hat die Bundesregierung die Meseberger Beschlüsse gefaßt.
Darin sind 30 Maßnahmenpakete enthalten, die ohne vorherige Berechnung
ihrer Bedeutung für unsere Volkswirtschaft in Gesetzespakete gegossen
wurden.
Verdoppelung der Strompreise
Die
Kraftwerksexperten Dr. Lutz Niemann und J. Waldheim haben sich die Mühe
gemacht, eines der dort beschlossenen Ziele auf seine
volkswirtschaftlichen Kosten hin zu bewerten, das Ziel, bis 2020 den
Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion auf
25 bis 30 Prozent zu erhöhen. Ihr Fazit: Es entsteht ein
Investitionsvolumen bis 2020 von insgesamt 211 Mrd. Euro oder
16 Mrd. Euro pro Jahr, ohne Zinseffekte. Das bedeutet neben vielem
anderen eine Verdoppelung des Strompreises gegenüber heute.
Insgesamt kosten die Meseberger Beschlüsse Deutschland mehr als
500 Mrd. Euro ? ohne irgendetwas an der Erdatmosphäre zu verändern.
Dazu kommen die Zusatzkosten für den weiteren Kernkraftausstieg
und durch die sich ergebende Verteuerung der knapper werdenden
Lebensmittel infolge der Umfunktionierung von Ackerfläche
zur Energieerzeugung. Weitere Zusatzkosten für den Erwerb der
Kohlendioxid-Emissionsrechte beziffert McKinsey auf mindestens 90
Milliarden Euro. Bis 2020 rechne ich mit knapp 12.000 Euro für jeden,
vom Baby bis zum Greis.
Phantasie "grüne" Arbeitsplätze
Die
Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland sind verheerend. Alle
wichtigen und erfolgreichen Branchen hierzulande hängen von einer
preiswerten Versorgung mit Energie ab. Es ist ja bekannt, daß 12
Millionen Arbeitsplätze vom Erfolg unserer Automobilindustrie abhängen.
Aber auch Branchen, wie die Lebensmittelverarbeitung leiden unter hohen
Energiepreisen. Die oft eingewendeten 120.000 neuen ?grünen?
Arbeitsplätze existieren hingegen zumeist nur in der Phantasie der
Öko-Funktionäre, denn ohne Subventionen würde sich ja hier kein Rad
drehen. Manche Installationsfirma, die durch Windkraftaufträge reich
geworden ist, würde von anderer Seite Aufträge bekommen und auch ohne
Meseberger Beschlüsse und ähnliches existieren.
FW: Welche Alternativen zu der aktuellen Umwelt- und Energiepolitik schlagen sie vor?
Thuss:
Grundsätzlich sollte sich der Staat nicht derart massiv in die
Energiepolitik einmischen. Am vordringlichsten ist die Abschaffung des
EEG und die Absenkung von Steuern auf Energie, weil durch diese
Maßnahmen die Axt an unseren Wohlstand gelegt wird. Wenn die Politiker
aber unbedingt mitspielen wollen, dann sollten sie sich um
außenpolitische Problemfälle wie etwa Rußland kümmern.
Ein
zweiter Punkt ist die Diversifizierung. Unsere Energieträger sollten
aus vielerlei Quellen kommen. Die deutsche Politik sollte im Ausland
Förderrechte erwerben. Ein Großteil der Erdkruste ist zudem noch gar
nicht exploriert worden. Es ist zu vermuten, daß es noch gigantische
Rohstoffvorräte zu entdecken gibt. Ich verstehe nicht, warum
Deutschland hier nicht aktiver ist, zumal man ja damit auch den
Entwicklungsländern hilft. Eine weitere Option ist die Kernkraft. Viele
glauben zu wissen, daß hier das Risiko zu hoch ist. Allerdings wissen
nur wenige, daß das Risiko besonders deswegen steigt, weil die
ehemalige rot-grüne Bundesregierung die Forschungsgelder für diesen
Bereich zusammengestrichen hat und man in Deutschland kaum noch
Kerntechnik studieren kann. Hier wird aus ideologischen Gründen
Innovation verhindert. Gleichzeitig entstehen auf der ganzen Welt neue
Kernkraftwerke.
FW: Nicht
fachkundige Bürger und auch Politiker sind auf Ratschläge von Seiten
der Wissenschaft angewiesen. Können Sie nachvollziehen, daß viele
Politiker sich nicht gegen die Mehrheitsmeinung stellen wollen? Welche
Rolle spielt dabei die öffentliche Berichterstattung?
Thuss:
Ich halte nichts von einer Verabsolutierung von ?Wissenschaft?. In den
letzten hundert Jahren galt schon vieles als Wissenschaft, was sich
später als unhaltbarer Unsinn herausgestellt hat, man denke nur an die
Eugenik, den Lyssenkoismus oder die Planwirtschaft. Hier ist also eher
Vorsicht geboten. Heute haben wir hierzulande einen Akademisierungsgrad
erreicht, der viele Bürger bzw. Politiker auch selbst in die Lage
versetzt, wissenschaftliche Studien zu lesen und zu beurteilen. Als
Einstieg käme die ARAG-Studie in Frage, nach der die weitaus meisten
Deutschen die Klimahysterie für Unsinn halten.
"öffentliche Berichterstattung ein Skandal"
Diese
Verantwortung, sich selbst ein Bild zu machen, kann Bürgern und
Politikern nicht abgenommen werden. Deshalb kann ich es nicht
nachvollziehen, daß viele Politiker ausgerechnet in Klimafragen eben
nicht der Mehrheitsmeinung folgen.
Die
öffentliche Berichterstattung über die Klimapolitik ein Skandal. Gerade
bei den Öffentlich-Rechtlichen haben Leute das Sagen, die ihren Kampf
gegen den Kapitalismus mit ?grünen? Argumenten fortsetzen wollen,
nachdem sie mit ?roten? Argumenten nicht mehr durchkommen. Fakten
spielen überhaupt keine Rolle. Während der jährlichen
UN-Klimakonferenzen treffen wir kaum auf deutsche Journalisten. Die
wenigen, die da sind, reisen in der Maschine des Ministers an und
betreiben Hofberichterstattung. Was gesendet wird, kommt von Agenturen,
die sehr eng mit Öko-Organisationen verbandelt sind. Ähnliches gilt für
viele Printmedien. Wenn nur noch darum geht, auch bei der nächsten
Tropenreise von Herrn Gabriel dabei zu sein, bleibt der journalistische
Ethos auf der Strecke. Es hat eigentlich gar keinen Zweck mehr, sich
mit diesen Medien zu befassen. Das ist mittlerweile ein
Paralleluniversum.
FW: Was
empfehlen Sie dem kritischen Bürger, der sich in dieser Problematik
eine eigene Meinung bilden will, ohne sich im Vorhinein auf einen
Standpunkt festzulegen?
Thuss:
Die zentrale Informationsquelle heute ist das Internet. Dort kann man
sich schnell einen Überblick verschaffen und dann die entsprechenden
wissenschaftlichen Studien, die in Zeitungen nur verzerrt oder
überhaupt nicht wiedergegeben werden, herunterladen. Wenn man etwas
nicht versteht, schreibt man dem Autor der Studie eine Mail. Unsere
eigene Webseite bietet umfassende Informationen zum Thema ? und nicht
nur aus einer einzigen Perspektive.
Informationsquelle Internet
Wer
gut Englisch kann, sollte Dr. Benny Peisers CCNet-Newsletter und Prof.
Dr. S. Fred Singers The-Week-That- Was-Newsletter (TWTW, www.sepp.org)
abonnieren. Prof. Singer ist auch Herausgeber des auch auf Deutsch
erschienenen NIPCC-Berichtes, für den kritische Wissenschaftler die
offiziellen UN-Klimadaten noch einmal ausgewertet haben und zu ganz
anderen Ergebnissen gekommen sind. Daneben gibt es Dutzende andere sehr
gut gemachter Webseiten, die ich nicht erwähnen will, denn wenn ich
eine vergesse, ist der Betreiber beleidigt. Als Institut wollen wir
schließlich auch zukünftig mit möglichst vielen klimaskeptischen
Webmastern kooperieren. Anders als sogenannte Qualitätsmedien arbeiten
Blogger auch nicht mit aufgewärmten Agenturmeldungen. Vorsicht geboten
ist allerdings bei der Wikipedia. Dort werden Beiträge, die die Theorie
von der menschengemachten Erderwärmung in Frage stellen, sofort
umgehend gelöscht. Bei Zeitungs- oder Fernsehberichten empfehle ich
einen Notizblock, um wichtige Fakten später im Internet noch einmal
nachzuprüfen. Das wäre mir allerdings zu umständlich.
Mit Dank an Freie Welt Net.
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