Bild rechts: Konventionelles Öl sickert nahe McKittrick in Kalifornien aus dem Boden.
Ein Aspekt der Diskussion über Peak Oil, der mich immer beschäftigt hat, ist die Unterscheidung zwischen „konventionellem Öl“ und „unkonventionellem Öl“. Hier möchte ich darlegen, warum diese Unterscheidung bzgl. Peak Oil sinnlos ist.
Ich habe den ganzen Peak Oil-Deal lange verfolgt, der inzwischen, so weit ich das sagen kann, zu einem ein halbes Jahrhundert dauernden Tauziehen geworden ist. Während der früheren Jahre haben die Leute gerufen, das Öl würde uns ausgehen, dass der Höhepunkt [der Förderung] sehr bald erreicht werden wird und – du liebe Zeit – von da an wird würde alles schlimmer werden. Natürlich ist das immer noch nicht passiert. Also wurden die Peak Oil-Rufer mit der Frage zurück gelassen, die von verhinderten Untergangspropheten während der ganzen Menschheitsgeschichte gestellt worden ist, nämlich:
Wie in aller Welt kann ich die Aushöhlung meiner Position erklären und trotzdem noch einige Bruchstücke meines Rufes behalten?
Für die Peak Oil-Leute kam die Erlösung in gestalt des „unkonventionellen Öls“. Jetzt versichert man uns, dass das Öl immer noch ausgeht, dass sie also die ganze Zeit über recht hatten… Sehen Sie, man sagt, King Hubbert hatte recht, das konventionelle Öl geht wirklich zur Neige, aber währenddessen wird es nahtlos ersetzt durch „unkonventionelles Öl“. Soll heißen, wir haben immer noch Öl, obwohl uns das Öl ausgeht. Verstehen Sie?
Das Seltsame daran ist folgendes: wenn man ein Barrel unkonventionelles Öl öffnet, um zu sehen, welche Konventionen bei seiner Herstellung gebrochen worden sind, findet man heraus, dass es von konventionellem Öl gar nicht zu unterscheiden ist.
Was ist unkonventionelles Öl? Nun, wir können mit der Betrachtung der Konventionen hinsichtlich des Öls anfangen. Für buchstäblich Milliarden von Jahren lautete die Konvention, dass man Öl in kleinen Tümpeln und Löchern findet wie in dem Bild oben rechts. Tatsächlich war die Entdeckung von Öl in Oil Creek [= „Ölbach“] in Pennsylvania, der ersten Erdölbohrung in den USA, eine Folge des dort seit unzähligen Jahrhunderten austretenden Erdöls. Das war den ersten asiatischen Immigranten bekannt, und sie haben es in dem Gebiet genutzt, bevor später die bleichgesichtigen Massen eintrafen.
Also wird demnach konventionelles Öl, durch die historische ausgerufene, durch die Millenien weiter gereichte Konvention in Teersümpfen und Öl-Löchern an der Erdoberfläche gefunden. Das bedeutet, dass so unbedacht nach Öl bohren der Definition nach „unkonventionelles Öl“ nach oben pumpen ist… aber natürlich ist das alles nicht so einfach.
Als Ergebnis wird „konventionelles Öl” nicht durch die konventionelle Methode gefördert, es mit einem Eimer aus einem Loch abzuschöpfen, sondern durch eine entschieden unkonventionelle und zu jener Zeit noch nie gehörte Methode, ein Loch in die Erde zu bohren und es heraus fließen zu lassen…
Jahrelang lief es auf diese Weise einfach gut. Dann kamen „sekundäre Fördermethoden“ ins Spiel. Sie bestehen aus einer Anzahl physikalischer und chemischer Methoden, um noch mehr Öl aus bestehenden Feldern herauszuholen, einschließlich des Brechens von Felsen, damit das Öl noch leichter heraus fließt.
Etwa zu dieser Zeit begann sich die ganze Peak Oil-Geschichte nach Süden zu verlagern, weil – egal wie viele Peak Oil-Schreihälse aufheulten – in jedem Jahr noch mehr Öl entdeckt wurde. Jedes Jahr wuchsen die nachgewiesenen Ressourcen immer weiter. Und dieser Prozess setzt sich bis zum heutigen Tag fort, mit größeren nachgewiesenen Reserven als jemals zuvor. Wie erklären sich die Peak Oil-Leute das? Hey, da kommt „unkonventionelles Öl“ als Rettung!
 
Zum Beispiel sind dünnflüssigere Öle „konventionell”, aber zähere, mehr teerige Ablagerungen „unkonventionell“, obwohl sie von den Menschen seit Jahrhunderten genutzt werden. Also waren sie hinsichtlich Peak Oil nicht mitgezählt worden.
Wirklich lächerlich allerdings wird es, wenn man die „Konventionen“ über das Brechen des Gesteins mit einbezieht, um mehr Öl zu fördern, was wir „Fracking“ nennen. Die Fracking-Technologie wurde vor etwa vierzig Jahren entwickelt und ist seitdem benutzt worden, meistens für sekundäre Förderungen. Und alle diese Jahrzehnte lang war das aus den gebrochenen Felsen strömende Öl „konventionelles Öl“. Aber inzwischen hat man gelernt, horizontal zu bohren und das Gestein zu brechen… und jetzt plötzlich, nach 40 Jahren Felsen brechen, liefert das Fracking nur noch „unkonventionelles Öl“, nachdem es zuvor aus den senkrechten Bohrlöchern „konventionelles Öl“ gewesen war – einfach weil das Bohrloch jetzt horizontal und nicht mehr vertikal verläuft… Sieht irgendjemand einen Sinn darin?
Die Klassifizierung von „unkonventionellem Öl” durch Fracking zeigt klar die lächerliche Natur der Trennungslinie, wenn wir über Peak Oil reden. Hinsichtlich des vermeintlichen Peaks, warum ist Öl aus einer horizontalen Bohrung „unkonventionell“ und aus einer vertikalen Bohrung „konventionell“? Es ist immer die Technologie, und keine der Technologien ist „unkonventioneller“ als das Bohren des ersten Loches, ein höchst unkonventioneller Akt…
Die Bezeichnung von Öl aus horizontalen Bohrlöchern als „unkonventionell“ ist für die Peak Oil-Leute allerdings entscheidend. Wenn man nämlich das durch Fracking geförderte Öl konventionell nennen würde, würden die Behauptungen über „Peak Oil“ und Peak Gas“ einfach untergehen…
Sehen Sie, die hässliche Wahrheit ist, dass die Welt in fossilen Treibstoffen schwimmt. Als Erstes ist da die größte einzelne Konzentration fossiler Energie des Planeten, die Powder River Kohleformation in den nördlichen USA zu nennen. Die Welt verfügt noch viele hundert Jahre lang über Kohle. Die Kanadier haben große Ölvorräte… natürlich werden auch diese „unkonventionell“ genannt, weil das allein schon ausreicht, die „Peak Oil“-Behauptungen in die Tonne zu treten. Plus, dass wir inzwischen auch über „festsitzendes [tight] Öl“ verfügen, also Öl im Gestein, das natürlich unkonventionell ist.
Dann gibt es da noch die Entdeckung der Schiefergasvorkommen in der ganzen Welt. Selbst in Israel gibt es endlich einige heimische Energiequellen. Wie unkonventionell ist das? Australien hat gerade einen gewaltigen Fund bekannt gegeben. China verfügt über massive Gas-Ressourcen. Einer vorläufigen Schätzung zufolge haben wir einschließlich Schiefergas genug Gas für die nächsten paar Jahrhunderte im Vorrat.
Und schließlich haben wir als Freikarte [wild card] noch die Methanhydrate, das „brennende Eis“. Schätzungen von deren Menge gehen über alle Grenzen hinaus, aber alle haben eines gemeinsam – die Vorräte sind sehr, sehr groß, in einer Größenordnung von Quadrillionen Kubikfuß.  Dies addiert sich noch zu den globalen Erdgasreserven…

Und schließlich, die meisten Formen dieser fossilen Treibstoffe kommen in Kombination vor und können gegenseitig konvertiert werden. Kohle zum Beispiel kann man verflüssigen oder vergasen.
Und nun, weil es niemals jemanden gegeben hat, der über „Peak Coal“ gebrüllt hat, gibt es so etwas wie „unkonventionelle Kohle“ nicht, trotz gewaltiger Veränderungen beim Bergbau. Der Kohlebergbau hat sich genauso oder sogar noch stärker gewandelt als das Bohren nach Öl… warum also gibt es keine „unkonventionelle Kohle“?
Aber in diesem Fall, da die gesamten Kohlevorräte der Erde „konventionell“ zu sein scheinen und wir Kohle in Öl umwandeln, stellen wir dann „konventionelles“ oder „unkonventionelles Öl“ her? Vermutlich würde es eine Rolle spielen, wenn wir Kohle horizontal oder vertikal in Öl umwandeln würden…
Zusammengefasst: Wenn man einmal den Blödsinn der Unterscheidung zwischen „konventionellem“ und „unkonventionellem Öl“ überwunden hat, zeigt sich, dass es genug Kohle und Gas für viele hundert Jahre gibt, allein mit dem, was wir heute wissen. Dabei sind die Methanhydrate noch nicht einmal mitgezählt. Das ist der Grund, warum ich den Peak Oil-Alarmisten genauso wie den Klima-Alarmisten keinerlei Aufmerksamkeit mehr schenke. Eine Gruppe behauptet, wir haben zu viel Öl, und wir werden es alles verbrennen; die andere Gruppe behauptet, dass wir bald zu wenig Öl zum Verbrennen haben. Ich behandle diese beiden Schwindler genau gleich.
War die Trennung zwischen „konventionellem” und „unkonventionellem“ Öl dazu gedacht, das Scheitern der Peak Oil-Leute zu verschleiern? Keineswegs. Die Unterscheidung ist auf verschiedene Weise sinnvoll, wenn man die Welt der Ölressourcen analysiert. Ich glaube, dass das Konzept von den Peak Oil-Leuten einfach übernommen worden ist, weil es für sie sehr nützlich war, hat es doch das Scheitern ihrer Peak Oil-Vorhersagen komplett verschleiert. Für mich ist Öl gleich Öl gleich Öl, und falls man behauptet, dass der Welt das Öl ausgehen wird, kann man später nicht sagen, dass man die Dinge neu definiert hat, und dass das Öl, dass die Vorhersagen als falsch entlarvt, irgendeine Art Spezialöl ist, das nicht als Öl zählt, sondern nur wie Öl aussieht und die gleichen Eigenschaften wie Öl hat…
Willis Eschenbach
Link: http://wattsupwiththat.com/2013/02/02/conventional-wisdom-unconventional-oil/#more-78653
Übersetzt von Chris Frey EIKE

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken