Ihre geringschätzigen Kommentare zu der „Scharade“ von Auswirkungs-Statements bringt ans Tageslicht, was in akademischen Kreisen ein offenes Geheimnis ist – dass Akademiker derartige Projekte einfach nicht ernst nehmen.
50 leitende Akademiker von zwei forschungsintensiven Universitäten wurden anonym für diese neue Studie interviewt – eine in UK, die andere in Australien – die Erfahrung hatten mit dem Beschreiben von „Pathways to impact“ (PIS), wie es in UK genannt wird, und in einigen Fällen haben sie ihre Statements auch selbst begutachtet.
Es war normal, Behauptungen bzgl. Auswirkungen zu sensationalisieren und auszuschmücken. Dies zeigt die Studie, die in Studies in Higher Education veröffentlicht worden ist.
In UK und Australien wurden die Akademiker nach Beweisen dafür gefragt, welche Auswirkungen ihre Forschungen haben könnten, wenn sie Gelder beantragen. Research Councils UK war es, die die Notwendigkeit von PIS im Jahre 2009 eingeführt hatte.
Die Antwortenden sagten, dass zukünftige Projektionen der Auswirkungen „Scharaden“ oder „aufgebrezelte Storys“ waren. Ein UK-Professor drückte es so aus: „Würde ich das glauben? Nein! Würde es mir bei der Geldbeschaffung helfen? Ja!“.
Akademiker hatten das Gefühl, zu Lügen hinsichtlich ihrer Auswirkungen-Statements gezwungen zu werden durch die Logik des wilden Wettbewerbs unter Akademikern. Ein Professor in Australien sagte: „Falls man mir einen einzigen Akademiker vorstellt, der nicht Mist erzählt, blufft, lügt oder alles ausschmückt, nur um Forschungsgelder zu bekommen, dann werde ich einen Akademiker präsentieren, der in Schwierigkeiten mit den Leitern ihrer Abteilungen steckt“.
Ein anderer in Australien ansässiger Akademiker sagte, dass Ausschmückungen für das „Überleben“ im Spiel der Erlangung von Forschungsgeldern unabdingbar sind.
Akademiker nehmen die Statements nicht ernst, weil sie das Gefühl hatten, dass die Vorhersage zukünftiger Auswirkungen schlicht unmöglich ist. Sie „scheinen PIS zu verhöhnen, indem sie zu verstehen geben, dass die Autoren über hellseherische Fähigkeiten verfügen müssten, um die Zukunft akkurat zu vermitteln“, hieß es in der Studie.
„Ich weiß nicht, was man sagen soll – etwa so etwas wie ,Mein Name ist Columbus, ich werde jetzt die Westindischen Inseln entdecken‘!“ sagte ein Professor in Australien.
Ein anderer Professor in UK beschrieb den gesamten Prozess als „unehrlich“, weil der Gedanke einer zuverlässigen Prophezeiung zukünftiger Auswirkungen „ein Schlag ins Gesicht der wissenschaftlichen Praxis“ ist.
Ein wieder anderer Professor in Australien sagte: „Es ist wirklich praktisch unmöglich, derzeit ein Schreiben an das Australian Research Council ARC zu richten ohne zu lügen“.
Mitautor Richard Watermeyer, leitender Dozent im Fachbereich Bildung an der University of Bath sagte, dass die Ergebnisse für ihn keine Überraschung seien, werden doch Auswirkungen-Statements schon jetzt oftmals als „nachträgliche Gedanken“ angesehen, wenn man Gelder beantragt. Er sagte, dass er eine Kultur der „öffentlichen Intellektuellen“ favorisieren würde, die ihre Ergebnisse in großem Rahmen kommunizieren. Aber das wäre nicht das Gleiche wie die Schaffung eines Systems, dass „Spielerchen“ in Auswirkungen-Statements befeuern würde.
Link: https://www.timeshighereducation.com/news/academics-regularly-lie-to-get-research-grants
Übersetzt von Chris Frey EIKE
Jeder, der selbst Anträge auf Forschungsgelder geschrieben hat, kann bestätigen, daß er aus eigenem Antrieb oder auf Drängen seiner Ko-Investigatoren in seinen Anträgen den Ausschnitt der ihm bekannten Tatsachen übergewichtet hat, die seinen Antrag stützen, und zwar zu Lasten der Tatsachen, die den Intentionen der Geldgeber im Wege stehen könnten. Wer behauptet, er habe dieser Versuchung widerstehen können, hat entweder keine Bewilligungen erhalten – oder aber er hat sich schon so an die Doppelzüngigkeit gewöhnt, daß er die Unwahrheit schon gar nicht mehr als solche wahrnehmen kann. Hier hat sich weitgehend die Gefahr realisiert, die Eisenhower in seiner Abschiedsrede an die Nation an die Wand gemalt hat, daß der Staat über das Druckmittel der Forschungsfinanzierung die Freiheit der Forschung – vor allem im Großforschungsbereich – schrittweise zugunsten der Bestätigungen seiner Interessen abwürgen würde. So ist das eben. Wissenschaftler sind auch nur Menschen, denen oft anderes wichtiger ist als die Wahrheit.
Leider Realität.
Offenbar kann man aber im englischen Raum offener darüber reden als bei uns.
Immerhin gibt es ja mit der AfD einen kleinen politischen Lichtblick.