Natürlich ist nicht entscheidend, was formal noch möglich ist, sondern was man zu verstehen geben will. Das Vorgehen der betreffenden TV-Redakteure ist menschenverachtend, weil unschuldige Opfer einer Naturkatastrophe für politische Agitation gegen die Kernkraft missbraucht werden. Bei einem solch sensiblen Thema wie der Kernkraftnutzung zeigt das unverkennbar vorsätzliche Vermeiden einer klaren, unmissverständlichen Formulierung, dass die o.g. Zuschauermeinung zutrifft. Die kurze Nennung des Unterschieds zwischen Tsunami (16.000 Tote) und der Kernkraftwerkshavarie (kein einziger Strahlentoter) hätte genügt.  Deutsche TV-Redakteure mögen vielleicht schlecht ausgebildet sein, dass sie aber die Fehlerhaftigkeit von Sätzen nach sprachlich-logischen Unsinnsmustern wie etwa „In 2011 hat der deutsche Straßenverkehr und die grünen Parteitage 4000 Tote gefordert“, nicht zu erkennen vermögen, nimmt ihnen niemand ab. Auch bei Vertragsabschlüssen ist die Willensbekundung entscheidend, nicht eine verdreht konstruierte formale Korrektheit. Vielleicht findet sich ja doch einmal ein kundiger Medienkonsument, der gegen solche Manipulationen des Zuschauers rechtliche Schritte versucht. Auf demokratisch politische Kontrolle und das konsequente Abstellen solcher redaktionellen Durchstechereien zu hoffen ist angesichts der politischen Aufsichtsräte in den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten wohl sinnlos.
Ebenfalls ohne Polemik darf auch die Einschätzung vieler Zuschauer dieser öffentlich-rechtlichen Sendungen gegen die Kernenergie erwähnt werden, sie unterschiede sich in ihren Täuschungsmethoden kaum noch von denen in der Berichterstattung der ehemaligen DDR und einem noch früheren Zwangssystemen in Deutschland. Insbesondere ältere Zuschauer mit einschlägiger Erfahrung sehen hier Gemeinsamkeiten. In diesem Zusammenhang zur Erinnerung: die öffentlich rechtlichen TV-Sender haben einen Bildungsauftrag und sind zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung verpflichtet! Man mag dies kaum mehr glauben.
Aller Protest nützt freilich nichts, denn die grün dominierten deutschen Medienredaktionen richten sich zielgenau nach dem Faktum „nicht die Wahrheit sondern der Zähler zählt“, und sie haben damit Erfolg. Tatsächlich riskiert man heute in manchen deutschen Kneipen schon Schläge, wenn man lautstark die Wahrheit aussprechen würde, dass Tschernobyl 28 direkte Strahlenopfer (davon 19 enthalten, bei denen kein unmittelbarer Zusammenhang mit der Havarie nachweisbar war) und Fukushima kein einziges Strahlenopfer gekostet hat (hier und hier).
Vielleicht ist aber die Empörung der besser informierten Zuschauer und das Bestehen auf den Fakten nicht der richtige Weg. Vielleicht ist Satire, in der die Wahrheit verpackt ist, besser. So geschehen im Blog „kerngedanken.de“, auf den ich durch mehrere EIKE-Kommentare aufmerksam wurde (Dank an die betreffenden Kommentatoren). Der Beitrag „Die Welt nach Fukushima – Teil 1: gefährliche Orte“ ist sachlich völlig korrekt und zudem so hübsch geschrieben, dass ich umgehend den Autor kontaktierte und seine freundliche Genehmigung für das zitieren bzw. posten dieses Beitrags in EIKE erhielt. Er ist bis auf geringfügige Korrekturen im Text unverändert wiedergegeben. Genießen Sie den kleinen Aufsatz, er hat es in sich! In Kürze folgt der zweite Teil „Undemokratische Berufe“.
Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, EIKE Pressesprecher
Artikel von „Kerngedanken

Die Welt nach Fukushima – Teil 1: Gefährliche Orte

2013-03-11 22:03:39   Paul Schoeps
Letzten Dienstag zeigte Arte “Die Welt nach Fukushima” von Kenichi Watanabe. Darin geht es zwar nicht um die Welt, sondern nur um Japan, wir haben uns die Dokumentation trotzdem angesehen. Um es vorweg zu nehmen, die Doku hat es so sehr in sich, dass wir uns in mehreren Teilen mit der Auswertung befassen werden. Teil 1 befasst sich mit der Radioaktivität vor Ort.
Ich habe mir die Sendung angesehen und sie hat mir wahrlich die Augen geöffnet. Beängstigend und bedrückend sind die Bilder der Dosimeter, unter deren Joch die Bevölkerung nun lebe (Originalton).
Mehrmals werden verschiedene Dosimeter gezeigt, die in den Gebieten um Fukushima aufgestellt wurden. In der unbewohnbaren Todeszone, werden 0,852µSv/h (Mikrosievert pro Stunde) angezeigt. In einer evakuierten Geisterstadt gar 1,139 µSv/h.

Bild 1: Dosimeter in einer japanischen Geisterstadt die wegen der Reaktorkatastrophe von Fukushima aufgegeben werden musste (Ausschnitt aus“ Die Welt nach Fukushima”).
Schlimm ist das Schicksal derer, die am Rande der verseuchten Zone leben. In einem nicht genannten Dorf am Rand der Berge, liegt die Strahlung bei 0,338 µSv/h. Das Dorf wurde nicht evakuiert. Die besorgte Leiterin einer Kindestagesstätte berichtet, sie würden täglich diskutieren wie sie mit der Strahlung umgingen. Sie hätten sich geeinigt, die Kinder eine halbe Stunde am Tag nach draußen zu lassen. Besonders hilflos wirkt die Aufstellung wassergefüllter Flaschen als Strahlenschutz.
Diese Zahlen und diese Geschichten haben mich tief bewegt. 1,139 µSv/h in der Todeszone. Gut, dass diese Gebiete evakuiert wurden.
Würde man dasselbe Dosimeter in der Stadt Guarapari in Brasilien aufstellen, würde es etwa 20 µSv/h anzeigen, also etwa die 17 fach höhere Radioaktivität von Fukushima (hier und hier). Guarapari hat etwas über 100’000 Einwohner. Das sind etwa so viele wie sie aus der Region von Fukushima evakuiert wurden. Die Stadt erhielt diese hohe radioaktive Strahlung aber nicht durch einen katastrophalen Unfall, sondern durch natürliche Quellen.

Bild 2: Todeszone Guarapari. Die Strahlung in dieser Stadt ist 17 mal so hoch wie in den evakuierten Ortschaften der Präfektur Fukushima.
Jetzt, da die hohen Strahlenwerte bekannt sind, haben wir die brasilianische Regierung sofort informiert. Bestimmt ordnete die brasilianische Regierung so bald wie möglich die Evakuierung der Stadt an. Zwar hat die 1679 gegründete Stadt im Vergleich zum Rest Brasiliens keine erhöhten Raten von Krebs, Geburtsdefekten oder anderen Erkrankungen, aber das lässt sich nur mit der bisherigen Unwissenheit über die Höhe der Strahlung erklären.

Bild 3: Guarapari, bald eine Geisterstadt. Die brasilianische Regierung lässt die Stadt wahrscheinlich schleunigst räumen.
Ein Bewohner von Guarapari äußerte sich gegenüber Kerngedanken: „Ich habe gar nicht gewusst, in welcher Todesfalle ich lebe. Jetzt möchte ich nichts wie weg hier.“ Ein anderer: „Jetzt weiß ich endlich wieso mein 98-jähriger Großvater sterben musste.“
Um den zu erwartenden Strahlentoten Herr zu werden, errichtet die brasilianische Regierung jetzt Notlager auf den freien Flächen der Stadt, jedenfalls können wir die dramatischen Bilder nur so interpretieren.

Bild 4: Notkrankenhäuser unter freiem Himmel, in Guarapari errichtet, um der Menge verstrahlter Bewohner Herr zu werden. Hilflos wirken die Versuche sich mit Sonnenschirmen vor der Radioaktivität zu schützen.
Wem das Schicksal von Guarapari nah geht, sollte schnell eine Reise buchen und bei den Evakuierungsarbeiten helfen. Informationen über Flug und Unterkunft findet man hier:
www.booking.com/Guarapari-Hotels  und bei Trip Advisor (Der Name Trip Advisor spielt auf den Horrotrip an, den so eine humanitäre Aktion bedeutet).
Über die Notunterkunft „Hotel Atlantico Guarapari “ schreibt der schockierte JOFH_Review: „Durchschnittliches Hotel, ausgezeichnete Lage – Dieses Hotel befindet sich im Herzen der Stadt, zwischen Castanheiras Strand und Virtudes Strand gelegen.” Worte, die einen nachdenklich machen. Und er fügt niederschmetternd hinzu: “Seine Lage ist Supreme. Das Hotel selbst ist etwas veraltet. Die Zimmer könnten eine Renovierung vertragen.”
Und über das Hotur Hotel schreibt BIA S.: „Atendimento mt bom, hotel simples precisando de uma reforma, porem limpo, café da manhã bem farto e gostoso.” Und vergibt eine gnädige Gefahrenwertung von 3/5. Wer könnte es ihr verübeln?
Doch über all das Elend dieser Todesfallen dürfen wir nicht vergessen, dass es die Bewohner anderer Regionen ähnlich hart, wenn nicht noch härter trifft. In dem unbenannten japanischen Dorf aus dem Dokumentarfilm bedrohen 0,338 µSv/h das Leben der Bewohner (entspricht etwa 3 mSv/a). Eine halbe Stunde Aufenthalt im Freien für die Kinder des Dorfes, mehr darf es nicht sein. Das Schicksal dieses Dorfes teilen aber auch noch andere Regionen auf der Welt.
In den radioaktiv schwer belasteten Notstandsgebieten von Rom und London zeigen die Dosimeter mit jeweils etwa 0,25 µSv/h (2,2 mSv/a) nur wenig niedrigere Strahlungswerte.
Kerngedanken möchte daher nicht mehr tatenlos mit ansehen, wie Radioaktivität das Leben unserer Kinder zerstört.
Hier darum eine Karte mit unseren Evakuierungsempfehlungen für Europa, basierend auf den leidvollen Erfahrungen in Fukushima

Bild 5: Evakuierungsgebiete in Europa auf Grund zu hoher radioaktiver Strahlung (Kartenquelle hier).
Autor Paul Schoeps; zuerst erschienen bei Kerngedanken



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