von Holger Douglas
Das Atomkraftwerk Emsland soll Ende des Jahres vom Netz gehen, trotz Energieknappheit. Damit ignoriert der niedersächsische Energieminister Olaf Lies den von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen „Stresstest“, in dem die Sicherheit der Stromversorgung geprüft werden soll – und vernichtet weitere Milliardenwerte.
Wie gleichgültig drohende erhebliche Versorgungslücken dem derzeitigen Politpersonal sind, zeigen jüngste Einwürfe etwa des niedersächsischen Energieministers Olaf Lies (SPD). Der betonte in einem Interview des Spiegel zum Kernkraftwerk Emsland: »Der Reaktor wird zum Jahresende vom Netz gehen. Alles andere macht keinen Sinn.« Die Brennelemente seien abgebrannt, sodass sie nicht mehr genügend Energie hätten, um bis zum Jahresende im Vollbetrieb zu laufen, meinte er. Das Kernkraftwerk werde bereits im November in den sogenannten »Stauchungsbetrieb« gehen, wie Lies sich ausdrückte.
Lies lehnte ab, neue Brennelemente zu bestellen. Dann »müssten wir diese vier bis fünf Jahre einsetzen, damit die dann so weit abgebrannt sind, dass man sie einlagern kann«. Das wäre ein Wiedereinstieg in die Kernenergie, den man nicht wolle. Damit ignoriert Landesminister Lies den von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen sogenannten zweiten »Stresstest«, in dem die Sicherheit der Stromversorgung geprüft werden soll. Diese Ergebnisse will er nicht mehr abwarten und will weitere Milliardenwerte locker vernichten.Auch ein RWE-Sprecher, die das Kernkraftwerk Emsland betreibt, betonte gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass das Kernkraftwerk auf einen »Auslaufbetrieb« zum Ende des Jahres hin ausgerichtet sei. Ein Weiterbetrieb sei mit hohen technischen und genehmigungsrechtlichen Hürden verbunden. Am 8. März noch hätten Bundesregierung und die Energieminister der Länder erklärt, dass eine Laufzeitverlängerung keine Option sei, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen und Abhängigkeiten von Gaslieferungen aus Russland zu reduzieren.
Bundesfinanzminister und FDP-Chef Lindner hatte vor kurzem in den politischen Raum geworfen, die Rückkehr zur Kernkraft zumindest nicht kategorisch auszuschließen. Gegenüber Bild betonte er noch: »Die Menschen erwarten, dass wegen des Klimaschutzes, der Abhängigkeit von Putin und der Inflation alle Möglichkeiten erwogen werden.« Wirtschaftlich sei er zwar noch nicht überzeugt, schob Lindner sein liberales Aber nach, dass sich neue Investitionen in Kernkraft wirklich rechneten. »Aber Deutschland darf sich der Debatte nicht verschließen, die überall auf der Welt geführt wird. Ich rate dazu, die Argumente vorurteilsfrei auf den Tisch zu legen.« Allerdings interessiert sein Rat außerhalb seines Umfeldes niemanden so recht.
Die Bundesnetzagentur hatte in ihrem Bericht zur kommenden Winterreserve angeführt, dass ein »Bedarf an Reserveleistung in Höhe von 8.264 MW für den Winter 2022/2023 bestehe. Der Strombedarf im Winter beträgt zwischen 80 und 85 GW. Das bedeutet, es müssen also mehr als 16 Kohle- oder Öl-Kraftwerke reaktiviert werden. Einen Plan dafür gibt es nicht. Der neue grüne Chef der Bundesnetzagentur ergießt sich in Sparappellen. Was anderes kann der frühere Chef der »Verbraucherschützer« nicht.
Gas solle gespart werden, dröhnt es panisch aus den Berliner Regierungsstuben. Doch zu sehen ist nicht viel davon. Gas strömt munter weiter in jene Gaskraftwerke, in denen Turbinen über Generatoren Strom produzieren. Von einer Verminderung des Verbrauchs ist erstaunlicherweise nichts zu sehen. Die Grafik von Agora-Energiewende zeigt deutlich: Der Gasverbrauch für Kraftwerke sinkt nicht, sondern bleibt einigermaßen gleich mit leicht steigender Tendenz sogar. Die rote Linie stellt den Stromverbrauch dar.
Das wundert nicht weiter. Denn ausgerechnet Gaskraftwerke sind sehr flexibel regelbar. Innerhalb sehr kurzer Zeit können sie hochgefahren werden, damit auf einen gestiegenen Strombedarf reagieren und umgekehrt ebenso rasch wieder heruntergefahren werden. Das können ältere Kohlekraftwerke kaum – wohl aber Kernkraftwerke. Moderne KKWs zeichnen sich durch eine sogenannte hohe Lastwechselrate aus, können also relativ schnell entsprechend dem schwankenden Strombedarf geregelt werden und helfen damit übrigens, die stark schwankenden Einspeisungen von Strom aus Wind- und Photovoltaikanlagen auszugleichen. Denn die flattern vor allem jetzt bei der starken Sonneneinstrahlung sehr heftig, wie man hier sieht.
Der Wind spielt derzeit keine Rolle. Die Windräder tun das, was sie die meiste Zeit des Jahres machen: stillstehen.
Das bedeutet: An jedem Abend, wenn die Sonne untergeht und die Photovoltaikanlagen recht schnell weniger Leistung liefern, müssen konventionelle Kraftwerke ran, wenn das Licht nicht ausgehen soll. Die müssen sehr schnell wieder hochgefahren werden und hohe Strommengen liefern. Das ist zwar sehr teuer, weil parallel zu Windrädern und Photovoltaikanlagen konventionelle Kraftwerke die gesamte Zeit vorgehalten werden müssen, aber keinen Strom liefern dürfen. Nun gut – Kosten spielen in Energiewendezeiten bekanntlich keine Rolle mehr, und die letzten konventionellen Kernkraftwerke werden gerade abgeschaltet.
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Es ist alles so offensichtlich, die letzte Grafik im Artikel zeigt es überdeutlich. Die Energieversorgung und damit die Wirtschaft Deutschlands soll zerstört werden, wenn alles so umgesetzt wird, wie von den „Spezialisten“ geplant. Wo soll denn der Strom herkommen, wenn nicht von den konventionellen Kraftwerken (Kohle/Atom)? Teure Gaskraftwerke, noch gar nicht alle gebaut, reichen dafür garantiert nicht. Max. 25 GW Leistung würden über North-Stream-2 laufen, auch das deutsche Gasnetz überträgt nicht mehr. Unser Land braucht aber über 60/80 GW! Und außerdem wird das Erdgas dringend gebraucht für Heizung, Gewerbe und Industrie. Da bleibt nicht viel übrig, für eine zusätzliche, teure Stromerzeugung über Gaskraftwerke.
Die Lösung:
1.) Sofortiger Stopp des Ausstiegs aus Kohle/Atom.
2.) Neubau von Atomkraftwerken des bestehenden Typs, denn der Nachbau eines bewährten Konzepts ist um ein Vielfaches einfacher als eine Neuentwicklung.
3.) Bau des des 1.Prototyps des Data-Fluid-Reaktors und zwar „subito“.
Inhaltlich,ist der Artikel stimmig. Ich frage mich nur ,warum immer wieder von der Abhängigkeit von russischen (Putins) Gas gesprochen wird. Natürlich ist die Abhängigkeit da, nur wo ist sie bei einem rohstoffarmen Land nicht da? Und wer hat mit den Sanktionen angefangen? Wie abhängig sind wir von den USA,wenn diese Nordstream 2 sanktionieren können und unsere Politamateure tönen ,nie wieder russisches Öl und Gas zu kaufen. Ich lese TE seit Jahren täglich, aber bei Russland geht meisten mein Blutdruck durch die Decke. Da kommt beim Herrn Douglas regelmäßig der kalte Krieg durch. Und das obwohl er ansonsten hervorragende Artikel schreibt. Vielleicht sollte sich (West)Deutschland mal bemühen die russischen Interessen zu hinterfragen und zu verstehen. Das hier von mir geschriebene,verkennt keinesfalls, dass wir von absoluten Dummschwäzern und Chaoten regiert werden.
Egal, ob es passt oder nicht, werden wir von Putin-Verstehern hier immer wieder belehrt, dass wir einfach die russischen Interessen nicht verstehen und natürlich Opfer westlicher Propaganda sind. Auch wenn wir heute erleben, was „russische Interessen“ in der Ukraine anrichten. Ja, Herr Träber, uns verbindet: Mein Blutdruck steigt, nicht ganz so stark wie bei Ihnen, wenn ich Kommentare wie den Ihren lese. Weil das so ist, sollte man, davon bin ich überzeugt, die Kommentarfreiheit bei EIKE nicht für persönliche politische Weltsicht-Belehrungen missbrauchen. Wovon gelegentlich auch EIKE-Autoren nicht frei sind.
Als regelmäßigen Leser von TE stört mich, dass TE sich beim Thema Klima komplett zurückhält. Meines Wissens erst, seit vor einigen Jahren ein Beitrag von Uli Weber dort abgedruckt wurde… Aber dass TE einen Angriffskrieg einen Angriffskrieg nennt und Fakten berichtet, das stört mich nicht. Allenfalls die Corona-Kritik fiel mir bei TE in Teilen zu krass aus.
Sicherlich ist es unser Schicksal, Herr Träber, dass wir in unterschiedlichen Lagern mit entgegengesetzten Freund-Feind-Bildern aufgewachsen sind und sozialisiert wurden. Das geht anscheinend tiefer als man denkt. Und führt in meinem Fall dazu, dass ich die außenpolitische Sicht der Grünen teile, deren Klima- und Energiewende-Politik aber ganz und gar nicht…
Als im Emsland Wohnhafter kann man dazu nur folgendes schreiben:
Es wäre schön, endlich wieder eine ruhige Nacht geniessen zu können. Die Windmühlen hier sind nachts derart laut, dass sie selbst die Betriebsgeräusche der wenigen nachts arbeitenden Firmen überdecken.
Eine permanente Lärmbelästigung innert einer Stadt mag für deren Bewohner uninteressant sein, wir sind aber aufs Land gezogen um unsere Ruhe vor städtischem Lärm zu haben.
Vielen Dank an alle, die Ihren Strom aus Windmühlen haben möchten. Aber warum stellt Ihr Euch die Windmühlen nicht in Eure Vorgärten oder direkt neben Eure Stadt?
Zitat: „Auch ein RWE-Sprecher, die das Kernkraftwerk Emsland betreibt, betonte gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass das Kernkraftwerk auf einen »Auslaufbetrieb« zum Ende des Jahres hin ausgerichtet sei. Ein Weiterbetrieb sei mit hohen technischen und genehmigungsrechtlichen Hürden verbunden. “
Das war es dann wohl.
Silke Kosch
„Der Wind spielt derzeit keine Rolle“ Das ist noch sehr blumig umschrieben. Seit etwa Mitte April (!) gab es keine einzige längere Phase von mindestens 5 bis 7 Tagen ununterbrochener Dauer mit ausreichend viel Windstromproduktion.
Hoffentlich werden die zuständigen Politiker sich mal vor einem ordentliche3n Gericht verantworten. Diese gigantische Kapitalvernichtung zahlen wir alle und die „Erneuerbaren“ werden niemals dieses Land mit Strom versorgen. Es wird , und es ist schon eingeleitet, einen Exodus der Industrie geben und damit eine Verarmung der Bürger. Wenn man sich allerdings die Zustimmung dieser Bürger zu grünen Fraktion ansieht, sieht es wie ein kollektiver Selbstmord aus.