Ein neues Kraftwerk nur für Notfälle
Titelt die „Marbacher Zeitung“ und beschreibt, dass in Württemberg bereits die Ausschreibungsplanung für große Notfallkraftwerke läuft.
Marbacher Zeitung, 13. Noveber 2018: [1] Ein neues Kraftwerk nur für Notfälle
Allerdings ist dieses – in Summe sollen es vier werden – noch gar nicht zur Energieversorgung gedacht, sondern zur Lieferung von Regelleistung:
Marbacher Zeitung, 13. November 2018: [1] „Es soll nur im Notfall stundenweise eingesetzt werden, wenn andere Anlagen ausfallen und die Netzstabilität gefährdet ist“
Aber schon dafür kosten die vier geplanten Notfallkraftwerke schlappe 1,2 Milliarden EUR.
Wie von allen, sich mit Strom auch nur ein bisschen Auskennenden vorhergesagt, werden diese nun Teil der inzwischen parallel zum EEG aufzubauenden, zusätzlichen Energie-Infrastruktur, weil die bewährte bestehende, alleine aus ideologischen Gründen zwangsabgeschaltet wird und die EEG Versorgungs-Infrastruktur bekanntermaßen keinen zuverlässigen Strom liefern kann:
Marbacher Zeitung: [1] Die Zeit drängt für die Energie Baden-Württemberg (EnBW). Im Jahr 2022 werden die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet. Um das Stromnetz zu sichern, will die EnBW im Marbacher Energie- und Technologiepark im selben Jahr für mehr als 100 Millionen Euro ein Netzstabilitätskraftwerk bauen. Den Zuschlag dafür soll im April 2019 der Netzbetreiber TransnetBW geben. Die Bundesnetzagentur hat für den Bau für wahrscheinlich vier Anlagen in Süddeutschland insgesamt 1,2 Gigawatt freigegeben.
Den Bürgern muss man ja nicht die Wirklichkeit sagen
Marbacher Zeitung: [1] … Jörg Busse, Sprecher der EnBW. Hintergrund ist die Energiewende. Immer mehr Strom wird aus Wind und Sonne hergestellt – aber nicht genug, um das Netz stabil zu halten.
Was der EnBW-Sprecher (wohl bewusst) verschweigt: Der EEG-Zappelstrom kann auch bei beliebigem Ausbau das Netz nicht stabil halten und schon gar nicht so etwas wie eine Grundlast liefern. Da ausreichende Speicherkapazitäten nicht in Sicht sind, werden solche Regelkraftwerke nun in großem Umfang erforderlich – und werden es auch bleiben. Die Marbacher Stadtverwaltung tut allerdings so, als würde sie an das Märchen einer Übergangslösung glauben. Das muss sie, denn sonst wäre sie gezwungen, den Beginn des Scheiterns der Energiewende eingestehen zu müssen:
Marbacher Zeitung: [1] … Die Marbacher Stadtverwaltung steht hinter den Plänen der EnBW. „Wir wollen die Energiewende“, sagt Gerhard Heim, Erster Beigeordneter. Wenn dieses Ziel erreicht werden soll, brauche es Lösungen für die Übergänge … „Das Kraftwerk wird nur in absoluten Notfällen eingesetzt, und es dient nur der Netzstabilität, nicht der Stromproduktion.“
Wenn Not am Mann ist, darf man sogar in einem GRÜNEN Bundesland Strom mit Öl erzeugen
Steht nicht das Märchen im Raum, der zusätzlich benötigte Strom komme nur aus Gas (natürlich vorwiegend „nachhaltiges“) oder Akkuspeichern [3]? Nichts von dem als „sicher“ Versprochenen kann bisher wirklich umgesetzt werden. Weder kann man es technisch, noch aus finanziellen Gründen:
Marbacher Zeitung: [1] … Gas statt Öl scheide als Brennstoff im Energie- und Technologiepark aus, so Heim: „Es ist keine leistungsfähige Leitung vorhanden.“ Es ergebe großen Sinn, die neue Anlage an die bestehende Struktur anzuschließen. „Es gibt dort einen Bebauungsplan – das dürfte an nicht vielen anderen Standorten der Fall sein.“ Im Flächennutzungsplan für das Industrie- und Gewerbegebiet sei der Grünbereich direkt am Neckar als Sonderfläche für die Kraftwerkserweiterung vorgesehen. Im Hinblick auf die Endlichkeit von Erdöl sagt Heim: „Man darf nicht vergessen, es ist nur eine Übergangslösung, bis das Stromnetz versorgungssicher läuft.“
Technische Vermüllung macht nichts, wenn es GRÜN abgesegnet wurde
So langsam fällt manchem NGO seine jahrelang mitgetragene Ideologie selbst auf den Kopf. Während die „Elite“ die Schönheit von EEG-Naturenergieparks in höchsten Tönen preißt:
EIKE 26.03.2017: Wie geil ist das denn, wir können Energie erzeugen, ohne die Landschaft kaputt zu machen
finden es andere, wenn es vor ihrer Haustüre passiert, gar nicht mehr so geil:
Marbacher Zeitung: [1] … „Äußerst kritisch“, will Claus-Peter Hutter, Präsident der Organisation Nature Life, das weitere Genehmigungsverfahren begleiten. Die Nachricht sei für ihn neu, er müsse sich erst noch mehr Informationen einholen, doch übersteige etwa ein zweiter, 90 Meter hoher Schornstein, neben dem 160 Meter hohen bestehenden des alten Kraftwerks seiner Meinung nach ebenso die Belastungen durch die „technische Vermüllung in einem der schönsten Abschnitte des Neckars“ wie weitere Stromleitungen. „Hier tragen wir mit zahlreichen Maststrängen sowieso schon eine sehr große Last – während man sich in Bayern schon gegen Stromleitungen erfolgreich zur Wehr setzt.“
Allerdings lässt sich das ja leicht lösen. Wie sagte es doch der neue, Bayerische Umweltminister sinngemäß: [3] Man muss den Bürgern lediglich schon im Kindergarten beibringen, dass eine EEG-Infrastruktur mit wälderzerstörenden Windprks (in Deutschland) wie die Bäume zur Landschaft gehört, dann glauben die das auch ihr ganzes Leben lang.
Autofahren darf der Bürger bei Emissionen nicht (mehr). An die Versorgung traut sich GRÜN noch nicht heran
Marbacher Zeitung: [1] … Keine Einwände gegen das Vorhaben hat das Umweltministerium des Landes. „Für uns wiegt die Versorgungssicherheit schwerer als mögliche Immissionen“ …
Auch der Redakteur scheint keine Einwände zu haben – es eher sogar zu begrüßen:
Marbacher Zeitung: [1] … Rein optisch wird das Kraftwerk am Neckarufer keinen Schönheitspreis gewinnen, es dient aber der Umwelt. Denn die Energiewende, die Deutschland unabhängig von fossilen Brennstoffen machen muss, braucht Übergangslösungen, die Hand und Fuß haben.
Deutsche Geschichte neigt zum Hamsterrad
Das mit dem „Hand und Fuß“ hätte der Redakteur gerade nicht als Argument bringen sollen (allerdings gibt es alternativ ja keine technisch vernünftigen dafür).
Dieser Vorgang ist nämlich geradezu ein „Conterganbeispiel“ [4] [5]. In Deutschland benötigte es damals mehrere Tausend Fälle, bis Verantwortliche die teils drastischen, bis tödlichen Fehlbildungen als „ungewöhnlich“ akzeptierten und nach der Ursache suchten. Als sie entdeckt war (und vom Verursacher vehement abgestritten wurde), mussten die Betroffenen selbst um Entschädigung prozessieren. Im Ausland wurde das Mittel wegen Bedenken teils gar nicht zugelassen (USA), beziehungsweise es reichten wenige Fälle zum Verbot.
List man die Leidensgeschichten darüber [4] [5] und tauscht den Namen des Arzneimittels gegen das Deutsche EEG aus, lässt sich diese Geschichte in Zwanzig Jahren bestimmt fast ähnlich schreiben. Vor allem unter einem Gesichtspunkt: Kein Verantwortlicher wird wirklich zur Rechenschaft gezogen.
Der Autor dankt „ruhrkultour“ für die Information zum Thema:
ruhrkultour, 2. Dezember 2018: [2] Ein Öl-Kraftwerk für Erneuerbare Energien
Quellen
[1] Marbacher Zeitung, 13. November 2018: Ein neues Kraftwerk nur für Notfälle
[2] ruhrkultour, 2. Dezember 2018: Ein Öl-Kraftwerk für Erneuerbare Energien
[3] EIKE 30. November 2018: Energiekompetenz in Bayern: Sonne und Wind stellen keine Rechnung
[4] WIKIPEDIA: Contergan-Skandal
[5] BCG: Kurzdarstellung des Conterganskandals
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Netzwiederaufbau nach Netzzusammenbruch
Wer kann die Frage beantworten, wie nach einem Netzzusammenbruch mit Windkraft- und Photovoltaikanlagen (WKA, PVA) das Netz wieder aufgebaut werden kann, Stichwort: Netzwiederaufbau?
Wie funktioniert das mit den zurzeit 30.000 WKA und den zurzeit 1,6 Mio. PVA?
Welche dieser Anlagen sind schwarzstartfähig und können von den Netzwarten aus gestartet und gesteuert werden? Welche dieser Anlagen sind für die Zuschaltung von Teilnetzen mit ca. 50 MW geeignet, ohne sogleich wieder über Frequenz- und Spannungsgrenzwerte rauszufliegen? Welche dieser Anlagen sind primär- und sekundärregelfähig? Welche dieser Anlagen stehen für den Netzwiederaufbau bei Dunkelheit und bei Windstille zur Verfügung?
Wer kennt die Netzwiederaufbaustrategie mit „Erneuerbaren“ und kann sie hier bei EIKE beschreiben?
Rudi Tarantik
würde mich sehr interessieren, wie sie ermittelt haben, dass die Grundlast der Braunkohlekraftwerke „eindeutig absehbar niemals gebraucht werden“.
Wenn sie das belegen können, revidiere ich meine Aussagen dazu. Alle meine bisherigen Analysen weisen das Gegenteil aus. Allerdings hängt es natürlich davon ab, ob man die fehlende Energie dann zu jedem Zeitpunkt „sicher“ aus dem Ausland zukaufen und über das Versorgungsnetz auch verteilen kann (wie es vorgesehen ist, aber nicht funktioniert).
Es geht um die Sicherheitsbereitschaft, die Herr Gabriel 2016 mit den Stromkonzernen ausgehandelt hat. 2,7 GW Braunkohlekraftwerke, die sowieso schon altersbedingt kurz vor der Abschaltung standen werden in eine 4 jährige Bereitschaft gesteckt, erhalten dafür großzügige 1,6 Mrd. Euro und werden dann ganz sicher abgeschaltet. Ein vergoldeter Ausstieg sozusagen. Von dem Teil der jetzt schon in der Bereitschaft steht wurde bisher noch keine einzige KWh angefordert. Bei einem Strom-Exportüberschuß von fast 50 TWh jährlich ist anzunehmen, dass auch die weiteren Kraftwerke dieses Sicherheitsreservekontingentes nicht angefordert werden. Technisch auch vollkommener Unsinn, da diese Kraftwerke 14 Tage Anlaufzeit eingeräumt bekommen um betriebsbereit sein zu müssen. Bis dahin ist jegliche eventuelle längere Dunkelflaute schon längst wieder vorbei. Die direkte Durchleitung von Umlagen der Verbraucher an Großkonzerne ohne echten Sinn und Verstand.
Stimmt, Herr Tarantik.
Die 1,6 Mrd. Euro sind von Sigmar Gabriel (Splitter-Partei Deutschlands SPD) zum Fenster rausgeschmissenes Geld, das rot-grüner Ideologie geschuldet ist, ebenso, wie die gesamte Energiewende rotgrüne Ideologie ist, deren Kosten ohne jeglichen Nutzen für die Bevölkerung gegen 1.000 Milliarden Euro wandern.
Offenbar gehören Sie, sehr geehrter Herr Tarantik, einer Spezies an, die „Wirtschaften“ nur als Plural von „Kneipe“ und Vollrausch kennt.
Das Geld wurde nicht zum Fenster hinausgeworfen, es wurde und wird unnötigerweise an Großkonzerne ausbezahlt. Wirtschaften bedeutet, mit knappen Gütern effizient umzugehen. Das gilt auch ideologiefrei für fossile und erneuerbare Energie.
@Rudi Tarantik
Interessant, wiederkehrend über Ihren Haß gegen „Großkonzerne“ zu lesen und das in Verbindung mit Ihrer Vorliebe für die Erneuerbaren, deren Kosten für wertlose Zufallselektrizität in Höhe von 1.000 Milliarden Euro Sie unterschlagen. Nur Linke schwärmen für Verschwendung.
Das Grünin hat sich eine schwere Aufgabe aufgebürdet, muss es doch ständig neue lügen ersinnen um sein dasein zu rechtfertigen.
Ich freue mich auf den Tag, an dem die Lügen unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen und die Bande dafür gerade stehen muss!
„Das neue Kraftwerk mit einer Leistung von 300 Megawatt will die EnBW mit Erdöl und einer Gasturbine befeuern.“
Glaubt etwa wer, daß man „kalte“ Reservekraftwerke zur Netzregelung heranziehen kann?
Regelkraftwerke müssen permanent mitlaufen und vom Arbeitspunkt so eingestellt sein, daß sie nach oben und unten etwa den selben Regelbereich haben. Die Regelleistung muß je nachdem ob man über Primär- Sekundär- oder Tertiärregelung spricht, innerhalb von Sekunden, Minuten oder ca. Viertelstunden verfügbar sein. Die Staffelung, wie viel Leistung der jeweiligen Klasse erforderlich ist, hängt von der zu versorgenden Netzlast ab.
Noch wesentlich dümmer ist es 2,7 GW Braunkohlekraftwerke in eine Netzreserve zu stecken und dafür 1,6 Mrd Euro für absolut nichts auszugeben, weil sie eindeutig absehbar niemals gebraucht werden.
Es wird immer toller. Funktionierende, leistungsstarke Kraftwerke werden abgeschaltet, was zur Folge hat, dass man neue bauen muss, um die wegfallende Regelenergie zu erhalten. Und die sind dann wieder fossil betrieben…