Wenn man das Potential bekannter Energieerzeugungstechnologien und deren Potential für die Energieerzeugung einer industrialisierten Zukunft betrachtet so stösst man auf die Kernfusion und die Kernspaltung in Form von Reaktoren mit einer Brutrate >1. Reaktoren mit einer Brutrate >1 können das gesamte Potential spaltbarer Isotope, auch Uran 238 und Thorium 232 nutzen.
Wenn man die Konzepte Schneller Brüter und Kernfusionsreaktor vergleicht, so kann man folgende Aussagen treffen:
Es wurden bereits mehrere halbkommerzielle Schnelle Brüter errichtet, Indien, Russland bauen aktuell derartige Reaktoren, China hat einen Vorvertrag mit Atomstroyexport/Gidropress zum Bau von 2 BN800 Brütern abgeschlossen. Auch Prototypen von Flüssigsalzreaktoren wurden bereits erprobt. Die Kernfusion erfordert kosmische Temperaturen, z.B. 100 Mio. °C und Drücke, der Weg zum kommerziellen Kernfusionskraftwerk erfordert einige Technologiesprünge und kann noch Jahrhunderte dauern.
…
Kernbrennstoff, Uran, Thorium, bzw. Schwerer Wasserstoff und Lithium sind nahezu unendlich verfügbar. Aufgrund der hohen Energiedichte dieser Brennstoffe sind deren Kosten nicht massgeblich. Die Brennstoffkosten werden beim Schnellen Brüter durch die Wiederaufbereitung des abgebrannten Kernbrennstoffs bestimmt und beim Kernfusionsreaktor durch das Erbrüten von Tritium in Kernkraftwerken. In beiden Fällen sind die Brennstoffkosten sehr gering.
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Die Baukosten Schneller Brüter liegen ca. 20% über denen aktueller Leichtwasser Kernkraftwerke (Quelle Gidropress/Atomstroyexport Russland). Da das Risikopotential von Kernkraftwerken geringer ist als das anderer Energiequellen sucht man in Indien die Baukosten durch ein aggressives Überdenken von Sicherheitseinrichtungen auf das Niveau der dort errichteten PHWR Reaktoren zu senken. Mit grösseren Einheiten, ab ca. 2500 MWe lässt sich sehr wahrscheinlich eine gute Rentabilität erreichen. Es ist kaum möglich die Kosten eines Kernfusionsreaktors zu schätzen als die Technologie eines kommerziellen Kernfusionsreaktors nicht bekannt ist. Aufgrund der Anforderungen kosmischer Temperaturen und Drücke ist es kaum zu erwarten das ein Kernfusionsreaktor preiswerter sein wird als ein Schneller Brüter.
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Die Kernfusion erzeugt je 17.4 MEV Energieabgabe und ein sehr hartes Neutron. Bei der Kernspaltung werden je 200 MEV ca. 2.5 – 3 Neutronen freigesetzt. Die Schnellen Neutronen werden im Umfeld des Reaktors absorbiert. Es bildet sich radioaktives Kobalt 60 im Edelstahl. In lithiumhaltigen Kühlsalzen bildet sich radioaktives Tritium. Der Kernbrennstoff Tritium muss, z.B. in Brutreaktoren, aus Lithium 6 erbrütet werden. Ein Kernfusionsreaktor schafft neue Radioaktivität. Für Oekoreligiös gesinnte Gesellschaften die an Legenden von „Ungelösten Endlagerfragen“, dämonische Atomstrahlen glauben ist ein Kernfusionsreaktor genauso des Teufels wie ein Kernspaltreaktor.
Die Kernspaltung hat sich als sicherste bekannte Energiequelle erwiesen. Seit Beginn der kommerziellen Nutzung der Kernenergie gab es lediglich 3 grössere Reaktorunfälle, Harrisburg 1979, Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011. Lediglich bei dem Unfall in Tschernobyl gab es eine grössere Anzahl von Todesopfern. Der grösste materielle Schaden entstand in Fukushima mit 64 Mrd. $. (1). Ob Kernfusionsreaktoren sicherer sein werden lässt sich heute nicht beantworten als das Konzept eines derartigen Reaktors spekulativ ist. Kosmische Temperaturen, entsprechende Drücke sprechen nicht unbedingt für ein geringes Risikopotential.
Ich erachte es als eher unwahrscheinlich dass die Kernfusion in absehbarer Zeit ein kommerzieller Erfolg wird. Auch in der ferneren Zukunft dürfte der Brüter ein harter Konkurrent sein. Das Konzept des Brüters erschöpft sich nicht im schnellen Natriumgekühlten mit Festbrennstoff bestücktem Reaktor. Konzepte die flüssigen, salzförmigen Brennstoff verwenden können als moderierte Reaktoren mit Thorium als Brutstoff und Uran als Brennstoff, oder als Schnelle Reaktoren mit Uran/Plutonium Brut/Brennstoff konfiguriert werden. Diese Konzepte versprechen hohe Energiedichten und eine gute Wirtschaftlichkeit.
Meines Erachtens ist der Schnelle Brüter die bessere Wahl für die Energieerzeugung der Zukunft.
Horts Trummler Vandale für EIKE
(2) Die Graphik entstammt Wikipedia http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Kernspaltung.svg&filetimestamp=20100101155125
(3) Die Graphik entstammt Wikipedia http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Deuterium-tritium_fusion.svg&filetimestamp=20091128202729
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Und heute nach 10 Jahren?
Schnelle Brüter praktisch gescheitert.
Die Erneuerbaren haben sich in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdoppelt auf über 2500GW.
Im Vergleich dazu was EIKE sonst so liefert ist dieser Beitrag leider sehr schlecht und überhaupt nicht auf dem gegenwärtigen Stand der Forschung. Entweder darum ganz entfernen und sich aus diesem Thema raushalten oder sich weiter blamieren.
Das sage ich als echter Freund eurer Netzseite. Dieser Beitrag ist unter eurem Niveau.
Doch ich möchte keine Kritik üben nicht ohne auch eine Alternative, Alternativen anzubieten. Folgende Seite ist sehr interessant und dort werdet ihr sogar bei den weiterführenden Weblinks erwähnt:
https://dual-fluid-reaktor.de
Die hier ist nur zur Ergänzung, weil sie im Text bei DFR erwähnt wird, aber nicht bei denen in den Weblinks:
http://100-gute-antworten.de
Wenn es aber um Stand der Forschung und Technik bei Kernfusion geht, sollte man sich folgende zwei Wunderwerke mal genauer anschauen, auch wenn es auch für meinen Eindruck technisch sehr viel kompliziert ist und darum sicher auch teurer werden wird als der DFR (selbst bei Serienfertigung):
https://www.iter.org
Oder auch dieser etwas andere Ansatz aus Deutschland, der kostengünstiger eines Tages sein könnte:
https://www.ipp.mpg.de/wendelstein7x
Vielen Dank, Herr Trummler, für die übersichtliche, kurze und treffende Darstellung.
Allgemein (nicht nur an Sie persönlich gerichtet) möchte ich anregen, bei Gelegenheit hier auch einmal eine kompetente Beurteilung der katalytischen Fusion bzw. Transmutation zu veröffentlichen. Die nämlich lebt im Verborgenen weiter und treibt gerade interessante Blüten (siehe Links unten).
Mit freundlichen Grüßen, GL
http://www.heise.de/tp/artikel/35/35803/1.html (der letzte Artikel in einer Serie von zehn Artikeln, die sehr gründlich recherchiert sind).
http://kalte-fusion.com (deutsche News)
http://www.journal-of-nuclear-physics.com (Originale Webseite des Entwicklers)
http://esowatch.com/ge/index.php?title=Focardi-Rossi-Energiekatalysator (kritisch, aber etwas hilflos …)
Fr. Schwanzcar – Sie haben Recht
Mit höher angereichertem Brennstoff – damit höheren Abbränden – damit höheren Spaltproduktekonzentrationen in den Brennstäben und höherer Nachwärme lässt sich die Wirtschaftlichkeit der heutigen Kernkraftwerke verbessern.
Seit Beginn der 70er Jahre sind die durchschnittlichen Abbrände in Leichtwasserreaktoren von 25 MWd/Kg auf 55 – 60 MWd/Kg angestiegen. In der Konsequenz sind die Brennstoffkosten für Kernkraftwerke heute so teuer wie in den 80er Jahren. Als weitere Konsequenz liessen sich die Refueling Intervalle bei gesteigerten Leistungen häufig von 12 auf 18 bis 24 Monate steigern.
Vandale
#11: Thomas Heinzow sagt:am Mittwoch, 30.11.2011, 21:10
Sehr geehrter Herr Trummler,
ich erlaube mir ein müdes Lächeln. Welche Masse hat denn das Plasma im Wendelstein7-Experiment, dessen Entstehen ich vor zwei Jahren besichtigen konnte?
Wollen Sie wirklich ernsthaft behaupten, daß von der geringen Masse des Plasmas selbst bei hohem Druck und hoher Temperatur irgendeine Gefahr ausgehen kann?
Zum Schmelzen der supraleitenden Spulen nebsz Hülle reicht die Energie jedenfalls nicht.
Ein Kernfusionsreaktor ist m.W. inhärent sicher.“
Sehr geehrter Herr Heinzow,
Wenn man nicht nur Energie in die Kernfusion hineinstecken, sondern noch etwas herausholen will, dann wird man mehr benötigen als nur diese geringe Masse.
Man kann auch herkömmliche Siedewasser-Reaktoren so bauen, dass die Masse des Brennbaren Materials so gering ist, dass die Energie im Falle einer Kernschmelze nicht reicht, dass das Kernkraftwerk auseinanderfällt.
Dann sind diese Kraftwerke aber nicht mehr wirtschaftlich – oder welchen Grund hat es, dass man Kernbrennstäbe mit gigantischem Energiepotential einsetzt ?
mfG
Hallo Herr Börger,
Die Spallation funktioniert dahingehend das man mit einem Beschleunigersystem Protonen beschleunigt, diese auf ein Target, z.B. Blei schiesst. Die Blei Atomkerne platzen und es wird jeweils ein Dutzend Neutronen freigesetzt. Diese können dann wiederum in einer unterkritischen Anordnung Transurane spalten. Dabei wird dann etwas Energie frei.
Diese Technik funktioniert, allerdings ist die Energiedichte sehr begrenzt, die Kosten im Verhältnis zum Ertrag enorm.
Man kann die Spallation auch nutzen um sog. Atommüll, Transurane zu beseitigen. Es ist ein sehr teures Vergnügen das man beispielsweise mit einem Schnellen Brüter günstiger erreichen kann.
Länder die nicht an dämonische Atomstrahlen und frevelhaften Atommüll glauben werden aus Kostengründen darauf verzichten. In Deutschland wird man dies gleichfalls nicht tun. Dann wäre ja Atommüll verschwunden. Wo, wenn nicht in Gorleben vor der martialischen Kulisse von beschädigten Bahnanlagen und verletzten Polizisten können unsere Politiker ihre schönsten Reden halten.
Vandale
Ich beziehe mich auf den Beitrag von Chris Frey: Nicht wahr – genauso ist es. Oder schwäbisch zitiert: Herr, schick Hirn raa. (raa: herunter – freye Übersetzung).
Meine Frage: Wieso wird der Spallationsreaktor nicht erwähnt? So äußerte Prof. Lesch (LMU München) schon vor einigen Jahren, daß die Zukunft der Kernenergie über die Spallationstechnologie erfolgen könne. Was also ist mit dieser Form der Tehcnologie, die angeblich zum einen mit bereits verwendetem, nicht aufbereitetem Material noch weiter arbeiten kann und damit den Atommüll a. reduzieren und b. in seiner Halbwert-Strahlungsdauer von zigtausend Jahren auf 400 bis 600 Jahre reduzieren könne. Schweden z.B., das Land, das vor etwa 30 Jahren ausgestiegen ist und vor 5/6 Jahren wieder eingestiegen ist, lagert deshalb seinen Müll so, daß er wieder heraufholbar ist.
Eine Korrektur: in meinerm Beitrag über die unglaublich teure Kühlung nagelneuen Brennstoffs infolge dieser Panikreaktion oder Folge eines coolen Politkalküls genannt Ausstieg aus der Kernenergie nannte ich das falsche Kraftwerk: Es ist Isar 1 und nicht Garching 1. Nagelneuer Brennstoff, für enormes geld angeschafft, mit nur Kühlung genauso „gefährlich“ wie im Einsatz – aber eben ohne Beitrag zur Energieerzeugung, sondern zu Vernichtung – das ist wohl ein Energie-Luxusproblem von Frau Merkel, noch!
H.Börger
Harry Hain – Admin – Schaffung eines Infopools
Aus meiner Sicht eignet sich der Artikel des Dr. Ermecke zum Fukushima Schwindel am besten um einen Infopool im Bereich Energie zu testen/beginnen.
Der Artikel enthält nicht nur eine Menge Fakten und ist gut geschrieben, sondern besticht auch durch die teils bekannten Mitautoren.
Vandale
@ Trummler #15
Ich bezog mich auf den Stellarator, nicht auf den Tokamak, der keinen kontinuierlichen Betrieb ermöglicht.
Was die Wirtschaftlichkeit betrifft, kann man heute noch keine Aussagen machen.
Herr Frey – Thorium als Brennstoff
Aus Thorium 232 lässt sich über Pa233 Uran 233 erbrüten. Uran 233 ist analog U235, Pu239 mit thermischen Neutronen spaltbar. Ein wesentlicher Vorteil des Thorium – U233 Brennstoffs ist der das sich im Th232 beim Einfang von Neutronen weniger Transurane bilden. Damit ergibt sich ein höherer Brutfaktor in thermischen Reaktoren als bei Uran 235. Ein weiterer Vorteil ist das eine weitere Rohstoffresource die andernfalls nicht genutzt wird, genutzt werden kann.
Aufgrund des ersteren Vorteils gibt es Versuche PHWR (Candu) Reaktoren teils mit Thorium zu beschicken. Der höhere Brutfaktor erlaubt einen höheren Abbrand und damit eine längere Nutzung des Brennelements. Damit werden die Kosten für die Brennelementfertigung und Entsorgung vermindert. Nachteil ist das sich der abgebrannte Thorium Kernbrennstoff in den bestehenden Wiederaufbereitungsanlagen nicht verarbeiten lässt.
Die Konzepte eines thermischen (moderierten) MSR Reaktors (einfach MSR googlen) basieren gleichfalls meist auf einem Thorium Brutstoff. Moderierte MSR Reaktoren können einen Brutfaktor 1, oder über 1 erreichen. Damit lässt sich ein langer Betrieb, bei dem lediglich ein wenig ThF4 Salz nachgefüllt wird, verwirklichen.
Vandale
Herr Heinzow – Die Technik des Kernfusionskraftwerks
Sie beziehen sich bei Ihrer Risikoanalyse eines Kernfusionskraftwerks auf die Tokamak Technik die beim Iter und anderen aktuellen Versuchsreaktoren zum Einsatz kommt.
Persönlich habe ich Zweifel das diese Technik jemals wettbewerbsfähig sein kann und würde mich wenig wundern wenn ein künftiger Kernfusionsleistungsreaktor ganz anders aufgebaut sein wird. Deshalb habe ich lediglich die grundsätzlichen Fakten, kosmische Temperaturen, Drücke? und Neutronenstrahlung betrachtet.
Ein Punkt bei der Kernfusion ist beispielsweise das die Energie grösstenteils in Form sehr schneller Neutronen anfällt. Im Iter ist vorgesehen das diese Neutronen von den Aussenwänden absorbiert werden und die entstehende Wärme dann über Kühlwasser abgeführt wird. Die kompletten Aussenwände werden mit sehr schnellen Neutronen bombardiert. Ich vermute das die Lebensdauer der Magnete und der anderen Elemente der Wände in einem Dauerbetrieb recht begrenzt sein wird und hohen Instandhaltungsaufwand erfordern wird.
Der Iter, 500MW thermischer Leistung, baut im Vergleich zu Kernspaltungsreaktoren sehr gross. Dies bedeuted hohe Investitionskosten.
Eine weitere kritische Angelegenheit ist die zuverlässige Zufuhr neuen Brennstoffs und Abfuhr des erzeugten Heliums um im Plasma stets die richtige D und T Konzentration zu haben.
Meine Kenntnisse zum Kernfusionsreaktor sind allerdings begrenzt. Vielleicht kann jemand im Forum Nachhilfe leisten und zu den angesprochenen Punkten Stellung nehmen.
Vandale
Hallo Herr Trummler,
vielen Dank für die Erklärung! Weil Sie das aber so gut können, möchte ich gleich die nächste Frage stellen. Wenn das hier zu langweilig wird, ermächtige ich admin, Ihnen meine e-mail-Adresse mitzuteilen, wenn Sie mir das auch erklären möchten.
Man hört im Internet viel über Kernkraftwerke der 4. Generation mit Thorium als Brennstoff. Die sollen inhärent sicher sein. Vor allem die Chinesen sollen dabei führend sein.
Ist das etwas Anderes als Kugelhaufenreaktoren, und wie beurteilen Sie die Effizienz dieser Energiequelle?
Chris Frey
@8 Harry Hain
„Die da“ sind vielleicht doch qualifiziert, können es aber nicht methodisch verkaufen. An deutschen Uni kann man auch sehr schön beobachten, dass die besten Forscher nicht immer die besten dabei sind, ihr Wissen auch an den Mann zu bringen. Ferner gebe ich zu Bedenken, welcher Pressefuzzi würde sich das denn ruhig anhören? Etwas positives über Kernkraft? Das ist ja noch viel schlimmer als Autobahn.
Nein, nein, die Darstellung der echten Welt bleibt an Blogs wie diesem hängen und in meiner Ecke an mir 😉
OT: ich konnte mir neulich nicht verkneifen, einem „Atomkraft, nein Danke Aufkleberträger“, der offensichtlich an den technischen Funktionen seines Smartphones scheiterte, etwas über Nichtbeherrschbarkeit einer Technologie zu erklären. Manche Tage sind eben doch einfach schön.
Kleine Anmerkung:
Unter kernenergie.de gibt es im Bereich „Service“ jede Menge an Informationen zum Download. So z.B. die Broschüre „Kernenergie Basiswissen“, die man sich auch kostenfrei zusenden lassen kann.
Schönen 2. Advent! 🙂
„Ob Kernfusionsreaktoren sicherer sein werden lässt sich heute nicht beantworten als das Konzept eines derartigen Reaktors spekulativ ist. Kosmische Temperaturen, entsprechende Drücke sprechen nicht unbedingt für ein geringes Risikopotential.“
Sehr geehrter Herr Trummler,
ich erlaube mir ein müdes Lächeln. Welche Masse hat denn das Plasma im Wendelstein7-Experiment, dessen Entstehen ich vor zwei Jahren besichtigen konnte?
Wollen Sie wirklich ernsthaft behaupten, daß von der geringen Masse des Plasmas selbst bei hohem Druck und hoher Temperatur irgendeine Gefahr ausgehen kann?
Zum Schmelzen der supraleitenden Spulen nebsz Hülle reicht die Energie jedenfalls nicht.
Ein Kernfusionsreaktor ist m.W. inhärent sicher. Die Frage ist nur, ob der je funktionieren wird. Da vertraue ich darauf, daß die Nachfolger von Prof. Friedrich Wagner in Greifswald einen guten Job machen werden und den Stellarator zum Laufen bringen werden.
Ob sich dann solch ein Reaktor – wenn er funktioniert – in absehbarer Zeit rentieren kann, ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann.
Die Herstellungskosten in industrieller Fertigung – als Ersatz für alle fossilen Kraftwerke und die Ressourcen Gas und Erdöl – sind derzeit nicht kalkulierbar.
Da aber die Menscheit noch länger als 250 Jahre in Wohlstand leben will, stellt sich die Frage, was der Wohlstand (die Sekundär- und die Primärenergie) zukünftig kosten wird.
Es besteht allerdings kein Grund die Kosten der derzeitigen Energieversorgung mit Sekundärenergie über Windmühlen oder Solarpanels künstlich zu verteuern oder dem Treibstoff aus Nahrungsmitteln – bei einer existierenden negativen Versorgung bestimmter Weltbevölkerungskreise – erzeugten Alkohol oder Veresterungen beizumischen, um angeblich die CO2-Emissionen zu senken.
Meine eigene Studie aus 2006 und diverse andere zeigen, daß das Gegenteil der Fall ist.
Was halten Sie denn von ICF:
Rev. of Sci. Instr. 82,013503 (2011) ?
die Analyse ist korrekt: das Potential des schnelle Brüters zur Energieerzeugnung kann nach heutigem Stand nur noch vom Kernfusionsreaktor unterboten werden.
ad #2
dem möchte ich beipflichten. Herr Trummlers alte Webseiten waren eine Fundgrube klarer Informationen, die nicht der offiziellen grünen Physik entsprachen.
Es wäre schön die alten Seiten, ggf. aufgefrischt, gestrafft oder was auch immer, hier bei EIKE als Info-Pool über Kernenergietechnik und Strahlenphysik for rookies aufrufen zu können. Wenn die „genialen Kommunikationsstrategen“ der Energiewirtschaft nicht in der Lage sind einfachste Zusammenhänge zur Energie- und Kernenergietechnik dem Volk plausibel darzustellen, sowie sie nicht in der Lage sind wie ein Mann geschlossen hinter dieser Technik zu stehen, sondern lieber wie ein Wurm r sich um alle Widerstände herumzuwinden versuchen, ja dann müssen „wir“ das übernehmen. Vermutlich sind „die da“ doch nicht so qualifiziert wie wir dachten.
Zuerst mal vielen Dank Herr Trummler ,endlich hat man mal einen leicht verständlichen Artikel den man zur Rate ziehen kann ,wenn es darum geht Leute, die von der Kernkrafft keine Ahnung haben aber immer in den vorderen Reihen bei Antiatom Demos stehen,den Unterschied und die Funktionsweise eines Kernspaltungs und Kernfusionsreaktors zu erklären.
Was den Fusionsreaktor anbelangt glaube Ich sollte man das Fertigstellen des Fusionsversuchreaktors in Südfrankreich (Iter Projekt) abwarten ehe man feste Schlüsse ziehen kann.
Herr Oberdörfer – Harte Neutronen
ich hatte den Begriff „Harte Neutronen“ von Strahlenschützern geerbt. Der Begriff Schnelle Neutronen mag treffender sein.
Ich verstehe darunter Neutronen mit mehr> 1 MEV Energie.
Vandale
Herr Frey – Der Kugelhaufenreaktor
Der Hochtemperaturkugelhaufenreaktor ist ein geniales Deutsches Konzept der 50er Jahre. Dieses Konzept wurde zuerst als AVR in Jülich verwirklicht und hatte in der Tat überlegene Sicherheitseigenschaften. Man hatte beispielsweise bei diesem die Kühlung abgeschaltet und bewusst ausser Kontrolle laufen lassen und der Reaktor war nach ein paar Tagen ausgekühlt (mit frischem Brennstoff!).
Allerdings lag die Leistungsdichte mit 2 kW/L um ein 50-faches unter der eines modernen Druckwasserreaktors. Als man die Leistung und Leistungsdichte beim HTR in Hamm auf 6 kW/L erhöhte um die Wettbewerbsfähigkeit ein wenig zu verbessern bedurfte es Steuerstäbe und einer Seitenkühlung. Mit höheren Leistungen und Leistungsdichte gehen die guten Sicherheitseigenschaften weitgehend verloren.
Das Konzept ist heutzutage gegenüber Kohlekraftwerken und Leichtwasserreaktoren nicht wettbewerbsfähig. Ich nehme an das niemand, nirgends einen derartigen Reaktor kommerziell errichten wird.
Meines Erachtens gibt es bereits mehr als ausreichend unrentable Energieprojekte in Deutschland.
Vandale
Herr Oberdörfer – Risikopotential eines Kernfusionsreaktors
Es ist korrekt das bei den gegenwärtigen Konzepten eines Kernfusionsreaktors die Kernfusion unverzüglich aufhört wenn das Magnetfeld zusammenbricht. Die Wärme des Plasmas mag auch vernachlässigbar sein. Ob dieses Konzept allerdings ein kommerziell erfolgreiches Konzept sein kann (Verhältnis Ertrag – Aufwand) ist meines Erachtens fraglich.
Moderne Kernspaltungskraftwerke sind mit einem negativen Temperaturkoeffizienten ausgelegt. Die Leistung kann nur geringfügig über die Nennleistung steigen. Die Kernspaltung erlischt unverzüglich wenn die Kritikalität unter 1 sinkt, beispielsweise bei Kühlwasserverlust eines Leichtwasserkernkraftwerks. Das bekannte Risiko der modernen Kernspaltungskernkraftwerke liegt in der erforderlichen Abfuhr der Nachwärme nach einem Unfall, oder anderem Ereignis.
Die Konzepte des Schnellen Natrium gekühlten Brüters, des Blei Wismut gekühlten Schnellen Reaktors und der MSR Reaktoren arbeiten alle mit einem bei Betriebstemperatur unter Atmosphärendruck flüssigen Kühlmittel und haben Reserven gegenüber dem Sieden des Kühlmittels. Damit wird das Risiko der Kernschmelze signifikant vermindert. Im Falle des MSR lässt sich das Flüssigsalz im Falle eines Unfalls in flache Tanks leiten deren Oberfläche eine ausreichende Kühlung ermöglicht und keine dauerhafte Zwangskühlung erfordert.
Letztlich ist es schwierig die Risiken zu vergleichen als meines Erachtens die technische Auslegung eines kommerziell erfolgversprechenden Kernfusionsreaktorkonzepts spekulativ ist.
Vandale
Was ist denn ein „sehr hartes Neutron“? Vermutlich meinen Sie ein sehr schnelles Neutron, also mit sehr hoher kinetischer Energie. Im Innern der Sonne läuft die Kernfusion unter ganz anderen Bedingungen ab als in einem Fusionsreaktor. Der Druck im Zentrum der Sonne liegt über 2×10^16 Pa, die Temperatur bei 1,5×10^7 K. Im Reaktor kann der hohe Druck des Sonnenzentrums nicht entfernt erreicht werden, er liegt bei nur etwa 10^5 Pa, also Atmosphärendruck. Damit eine Fusionsrate erreicht wird, die mehr Energie erzeugt als für die Heizung des Plasmas aufgewendet werden muß, ist eine Temperatur von ca 10^8 K erforderlich, also sechs mal so hoch wie in der Sonne. Trotzdem halte ich das Risikopontential eines Fusionsreaktors für sehr gering, einfach weil der geringe Druck im Reaktor keine „Explosion“ erzeugen kann. Die hohe Temperatur verschwindet sofort, wenn keine Heizenergie mehr zugeführt wird oder wenn das Magnetfeld abgeschaltet wird, welches das Plasma zusammenhält und von den Wänden des Reaktors fernhält. Die Kernfusion erlischt sofort, wenn Temperatur und Druck sinken, und der Energieinhalt des Plasmas ist viel zu klein, eine Katastrophe auszulösen.
Ich freue mich, Horst, dich hier wieder in Aktion zu sehen (lesen). Bitte bringe des öfteren solche Berichte evtl. auch die aus deiner ehemaligen Webseite. Wissen so plastisch dargestellt ist eine wahre Bereicherung und könnte dieser Webseite noch viel mehr Leser bescheren (und dadurch auch zur Aufklärung beitragen).
Vielen Dank, Herr Trummler, für diesen auch für Laien so verständlich geschriebenen Artikel! Die Kernkraft ist genauso „Opfer“ der Religion wie der Klimawahn. Was halten Sie eigentlich von den sog. „Kugelhaufenreaktoren“, KKW der 4. Generation, sicher bis zum Anschlag?
Außerdem: Man denke mal an die jüngsten Proteste gegen den Castor-Transport: Die Protestler verhindern, dass eine ihrer Ansicht nach gefährliche Fracht schnell verschwindet, und sorgen dafür, dass sie mehrere Tage lang offen dasteht!
Was für eine verquere Logik!
Chris Frey