Linnea Lueken

Ein kürzlich erschienener (kostenpflichtiger) Artikel der Financial Times (FT) mit dem Titel „‚Too hot to handle’: climate change pushing Arab region to limits, says WMO” (etwa: „Zu heiß, um damit umzugehen: Der Klimawandel bringt die arabische Region an ihre Grenzen, sagt die WMO”) behauptet, dass die arabische Region gleichzeitig von zunehmenden Hitzewellen, Dürren und paradoxerweise auch von mehr Überschwemmungen und extremen Niederschlägen heimgesucht wird, was alles auf den Verbrauch fossiler Brennstoffe durch den Menschen zurückzuführen ist. Der Artikel der FT ist bestenfalls irreführend, schlimmstenfalls falsch. Zwar wird in einem von der FT zitierten Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) tatsächlich festgestellt, dass die Hitzewellen in der Region zugenommen haben, doch sind die Daten nicht so alarmierend, wie die FT sie darstellt, und es gibt keine Belege dafür, dass der Verzicht auf fossile Brennstoffe irgendjemandem helfen würde.

FT berichtete, dass die arabische Region, die sie als die Region von der Arabischen Halbinsel und der Levante bis nach Nordafrika und Somalia definierten, „durch intensive Hitzewellen und schwere Dürren an ihre Grenzen gebracht wird, wie der jüngste Bericht der Weltorganisation für Meteorologie feststellte, da sie sich doppelt so schnell erwärmt wie der globale Durchschnitt“.

Leider hat die FT in ihrem Artikel keinen Link zu diesem Bericht angegeben, obwohl er sehr interessant zu lesen war. Glücklicherweise war er auf der Website der WMO leicht zu finden.

Die Gebiete, die laut Bericht angeblich unter den schlimmsten Hitzewellen leiden, sind allesamt Orte, die bereits für extreme Hitze bekannt sind und in der heißen, trockenen Wüste Nordafrikas liegen. Aber selbst in dieser weitläufigen Region beträgt der stärkste Anstieg der Anzahl der Hitzewellentage im Jahr 2024 laut den ERA5-Landtemperaturdaten im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1991–2020 nur 14 zusätzliche Tage in einem Gebiet. Die meisten dieser Daten zeigen keine zusätzlichen Tage mit extremer Hitze in der gesamten Region. Im Westen war ein deutlicher Rückgang der Hitzewellentage zu verzeichnen. Die Grafik auf der linken Seite unten bezieht sich ebenfalls nur auf das Jahr 2024, das laut WMO ein El-Niño-Jahr war, das die globalen Temperaturen in die Höhe treibt. Die Daten für dieses Jahr werden mit ziemlicher Sicherheit moderatere Temperaturen zeigen.

Abbildung 1: Aus dem WMO-Report

Es ist auch kein Wunder, dass sich die arabische Region „doppelt so stark wie der globale Durchschnitt“ erwärmt, sind doch etwa 70 Prozent der Erde von Ozeanen bedeckt, wo der Anstieg der Lufttemperatur im Allgemeinen viel geringer ist als über Land. Daher ist diese Aussage bedeutungslos, da fast alle Landflächen auf der höheren Seite liegen und den globalen Durchschnitt ausmachen. Solche Aussagen sollen Angst schüren und haben wenig wissenschaftlichen Wert.

FT behauptet weiter, dass der Bericht „vor einer Verschärfung der Dürrebedingungen in der arabischen Region warnte, insbesondere im westlichen Nordafrika, nachdem sechs aufeinanderfolgende Regenzeiten ausgefallen waren“.

Dies ist eine seltsame Aussage, da es im Abschnitt „Dürre“ des WMO-Berichts selbst heißt: „Die Trendanalyse zeigt keine statistisch signifikanten Veränderungen der Dürreintensität in den Subregionen, was darauf hindeutet, dass Dürren zwar nach wie vor eine wiederkehrende Gefahr darstellen, ihre langfristige Schwere jedoch während des Untersuchungszeitraums relativ stabil geblieben ist.“ In diesem Punkt hat die FT also die Ergebnisse der Studie, die sie als Beweis für die Verschärfung der Dürre anführte, völlig falsch dargestellt.

Es scheint, dass die Autoren der FT nicht über die Seite mit den „Kernbotschaften“ am Anfang des Berichts hinausgegangen sind, die im Vergleich zum tatsächlichen Inhalt des vollständigen Berichts irgendwie irreführend sind.

Da es sich beim Klimawandel um eine Reihe langfristiger Phänomene handelt, sind langfristige Trends am wichtigsten, da kürzere Zeiträume lediglich Wetterereignisse sind, die von Jahr zu Jahr oder sogar im Laufe von ein oder zwei Jahrzehnten mehr oder weniger stark ausfallen können, wie es alle Regionen der Erde seit jeher erlebt haben.

FT fügte hinzu: WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo sagte, dass intensive Hitzewellen, bei denen die Temperaturen in einigen arabischen Ländern 50 °C erreicht haben, ‚die Gesellschaft an ihre Grenzen bringen‘”.

Zwar sind 50 °C definitiv heiß, aber in dieser Region auch keineswegs beispiellos. Ein Artikel im Blog von Weather Underground (dem Wetterdienst, nicht der Terrororganisation) beschreibt eine „zuverlässige“ Rekordtemperatur von 51 °C, die 2018 in Algerien gemessen wurde, und erklärt, dass ältere Rekordwerte aufgrund der lückenhaften Aufzeichnungsqualität fragwürdig sind. Die arabische Region war beispielsweise selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts weniger entwickelt als Europa, was bedeutet, dass die Aufzeichnungen einen kürzeren Zeitraum umfassen.

Seltsamerweise ist die FT bereit, die Abkühlung in diesem Jahr als natürlich zu bezeichnen: „Es wird erwartet, dass dieses Jahr trotz des kühlenden Effekts des natürlich auftretenden La Niña-Zyklus im Pazifik zu den drei wärmsten Jahren gehören wird.“

El Niño wird in dem Artikel auffällig nicht erwähnt, obwohl er für den Temperaturanstieg im Jahr 2024 verantwortlich ist.

In Bezug auf Überschwemmungen und Niederschläge stellt die WMO keinen Trend bei den Niederschlägen oder Überschwemmungen in der arabischen Region fest. Aufgeschlüsselt nach Subregionen ist in Ostafrika ein Anstieg der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge zu verzeichnen, während in Nordafrika seit 2010 ein Rückgang zu beobachten ist:

Laut dem WMO-Bericht kam es in der Region im Jahr 2024 zu mehreren schweren Überschwemmungen, jedoch wird nicht versucht, diese Überschwemmungen in einen langfristigen historischen Kontext zu stellen. Wie Climate Realism bereits in der Vergangenheit dargelegt hat, hängen Überschwemmungen in Afrika und anderen Teilen der Welt eher mit der Stadtentwicklung als mit einfachen Wetterereignissen zusammen. Die gleiche Niederschlagsmenge, die in der Vergangenheit zu keiner Überschwemmung geführt hat, kann zu einem anderen Zeitpunkt in der gleichen Region zu Überschwemmungen führen, wenn die Stadtentwicklung in einem Überschwemmungsgebiet in dieser Zeit zunimmt und die Infrastruktur für das Wassermanagement nicht mit der Entwicklung Schritt hält. Allein die Zunahme undurchlässiger Oberflächen kann bereits bei geringen Niederschlägen zu Überschwemmungen führen.

Die FT führt schädliche Wetterbedingungen und alle Extremereignisse auf die Nutzung fossiler Brennstoffe zurück. Das ist Unsinn. Wie Climate Realism bereits mehrfach betont hat, ist die Wissenschaft noch weit davon entfernt, sich über den Einfluss von Kohlendioxidemissionen auf die globale Durchschnittstemperatur einig zu sein, und auch über die Auswirkungen der moderaten Erwärmung auf Wetterereignisse in den letzten mehr als hundert Jahren herrscht noch keine Einigkeit. Der Weltklimarat (IPCC) hat keine eindeutigen Trends bei Überschwemmungen festgestellt und ist nur mäßig zuversichtlich, dass er eine moderate Veränderung bei einigen Arten von Dürren in wenigen kleinen Gebieten auf den Klimawandel zurückführen kann.

Es liegt auf der Hand, dass es für die Menschen katastrophale Folgen hat, wenn Gesellschaften daran gehindert werden, widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterereignissen zu werden, indem ihnen die Energiequellen genommen werden, die für eine stabile Stromversorgung (insbesondere für Heizung und Klimatisierung) und Kraftstoff, Notstromversorgung und die Herstellung von Materialien wie Beton und Stahl sorgen, wenn Naturkatastrophen unvermeidlich eintreten. Fossile Brennstoffe ermöglichen mehr als 6.000 Produkte und versorgen Tausende von Technologien und Systemen mit Energie, von denen viele für die öffentliche Gesundheit, Kommunikation, Transport, moderne Infrastruktur, Kartografie und Frühwarnsysteme sowie Rettungsdienste von entscheidender Bedeutung sind. Diese verhindern oder mildern wetterbedingte Schäden und stärken gleichzeitig die Klimaresilienz.

Der FT-Artikel stellt einige Teile des WMO-Berichts falsch dar und übertreibt gleichzeitig die in anderen Teilen beschriebenen potenziellen Gefahren in unangemessener Weise. Der Artikel der FT ist weitaus alarmierender als die Studie, über die er angeblich berichtet. Journalisten sollten sich die tatsächlichen Daten in diesen und ähnlichen Berichten ansehen, anstatt einfach übertriebene Argumente für bare Münze zu nehmen. Ein Blick hinter die Kulissen und möglicherweise ein Abgleich der Studienergebnisse mit anderen Forschungen zu diesem Thema würden die Integrität der Autoren unter Beweis stellen und sie und ihre Leser besser über den nicht katastrophalen Zustand des Klimas aufklären.

Link: https://climaterealism.com/2025/12/wrong-financial-times-the-arab-region-faces-no-climate-emergency/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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