Anthony Watts
Die New York Times (NYT) behauptet in ihrem jüngsten Artikel von Rebecca Dzombak, „It’s Not Just Poor Rains Causing Drought. The Atmosphere Is ‚Thirstier“ [etwa: die globale Erwärmung verstärkt Dürreperioden, indem sie eine “durstigere Atmosphäre“ schafft, die dem Land mehr Feuchtigkeit entzieht]. Diese Behauptung ist falsch und wird durch Daten aus der Praxis eindeutig widerlegt. Die Vorstellung, dass eine sich erwärmende Atmosphäre immer mehr Wasser „verlangt“, verdreht einen komplexen physikalischen Prozess und, was noch schlimmer ist, ignoriert wichtige natürliche Variablen wie vulkanische Aktivität und regionale Klimatreiber, die die Dürre tatsächlich direkter beeinflussen. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass die Wasserdampfmenge in der Atmosphäre derzeit einen Rekordwert erreicht, dass Dürren regional und nicht global auftreten und dass der „atmosphärische Durst“ eher eine rhetorische Worthülse als eine wissenschaftliche Tatsache ist.
Beginnen wir mit der Semantik. Die Atmosphäre ist kein fühlendes Wesen – sie wird nicht „durstiger“. Das ist ein Begriff, der eher für eine Gatorade-Werbung* als für die Klimawissenschaft geeignet ist. Was die Forscher meinen, ist ein Anstieg der potenziellen Verdunstung, ein Konzept, das schon seit Jahrzehnten gut bekannt ist. Höhere Temperaturen können das Verdunstungspotenzial erhöhen, aber das bedeutet nicht, dass die Verdunstung immer zunimmt. Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Wolkendecke, Bodenfeuchtigkeit, Bodenbedeckung und Windgeschwindigkeit spielen eine wichtige Rolle, und diese Faktoren variieren oft unabhängig von der globalen Temperatur.
[Gatorade = ein beliebtes Erfrischungsgetränk in den USA {zu meiner Zeit dort mit einem entsetzlich aufdringlichen Werbespot} A. d. Übers.]
Noch entscheidender ist, dass in dieser Darstellung eine der bedeutendsten Injektionen von Wasserdampf in die Atmosphäre in der jüngeren Geschichte bequemerweise ausgelassen wird: der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Haʻapai im Januar 2022. Laut einer Studie, veröffentlicht 2022 in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters, wurden bei dem Ausbruch etwa 146 Teragramm (146 Millionen Tonnen) Wasserdampf in die Stratosphäre geschleudert – genug, um den globalen Wasserdampf in der Stratosphäre um 10 % zu erhöhen. Damit wurde ein massiver, noch nie dagewesener Anstieg des stratosphärischen Wasserdampfs durch ein natürliches vulkanisches Ereignis dokumentiert – ein Ereignis, das unbedingt in jede ehrliche Diskussion über die aktuelle atmosphärische Feuchtigkeit und die so genannten „durstigeren“ Dürremodelle einbezogen werden sollte.
[Hervorhebung im Original]
Der Wasserdampf-Eintrag des Hunga Tonga ist in den Daten von Copernicus deutlich zu erkennen, wie die folgende Graphik zeigt:

Graphik: Jährliche Anomalien der durchschnittlichen Wasserdampfmenge in der Gesamtsäule über dem Gebiet 60°S-60°N im Vergleich zum Durchschnitt des Referenzzeitraums 1992-2020. Die Anomalien werden als Prozentsatz des Durchschnitts von 1992-2020 ausgedrückt. Daten: ERA5. Quelle: C3S/ECMWF.
Das ist kein unbedeutender Ausrutscher, und die NYT-Idee einer „durstigeren“ Atmosphäre ist damit völlig aus der Luft gegriffen. Wasserdampf ist das stärkste Treibhausgas, und dieser plötzliche Zustrom hat einen erheblichen Einfluss auf die kurzfristige atmosphärische Dynamik, einschließlich regionaler Niederschlagsmuster und, ja, Trockenheit. Komisch, dass die NYY dieses natürliche Ereignis nicht erwähnt, das ihrer Darstellung einen Strich durch die Rechnung macht.
Außerdem stützt sich der NYT-Artikel stark auf eine modellbasierte Studie, die versucht, den „atmosphärischen Durst“ bis ins Jahr 1901 zurückzurechnen. Aber hier ist der Haken: Modelle sind nur so gut wie die Annahmen und Daten, die man in sie einspeist. Der Sechste Sachstandsbericht (AR6) des IPCC stellt in Kapitel 12 eindeutig fest, dass es „ein geringes Vertrauen in den menschlichen Einfluss auf die weltweit beobachteten Veränderungen bei meteorologischen Dürren gibt“ (IPCC AR6 Kapitel 12, Abschnitt 12.3.2). Der IPCC – der angebliche Goldstandard des Klimakonsens‘ – distanziert sich ausdrücklich davon, Dürren auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen. Doch die NYT lässt auch dieses Detail bequemerweise aus.
Anstatt dass der Klimawandel einen langfristigen Trend zu zunehmenden Dürren verursacht, berichtet der IPCC mit „hohem Vertrauen“, dass die Niederschläge in den mittleren Breitengraden der nördlichen Hemisphäre (einschließlich der Vereinigten Staaten) in den letzten 70 Jahren zugenommen haben, und die Agentur äußert „geringes Vertrauen“ in Bezug auf negative Trends weltweit. Das „durstigere“ Klima lässt also mehr Niederschlag auf die Erde zurückfallen, was zu weniger „durstigem“ Boden führt. Man kann nicht beides haben: Wenn die Erde mehr Regen abbekommt, kann sie nicht austrocknen – und die jahrelangen Dürre-Daten zeigen, dass das tatsächlich auch nicht der Fall ist.
Dürre ist ein regionales Phänomen, das von lokalen Wettermustern, Meeresströmungen wie ENSO (El Niño-Southern Oscillation) und natürlichen Schwankungen bestimmt wird, nicht von einer imaginären globalen „Dürre-Maschine“. Wie die Zusammenfassung bei Climate at a Glance des Heartland Institute zeigt, stützen die Daten aus den USA und aus globalen Quellen nicht die Behauptung, dass Dürreperioden historisch beispiellos geworden sind. Eine von Fachleuten begutachtete Studie ergab, dass die intensivsten globalen Dürren der letzten 120 Jahre Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts auftraten, lange vor dem jüngsten Anstieg der CO₂-Emissionen.
Auch wenn der NYT-Artikel von einer 74-prozentigen Zunahme der von Dürre betroffenen Gebiete zwischen 2018 und 2022 spricht, ist diese Statistik nichts weiter als eine kurzfristige Momentaufnahme, die von Faktoren wie La-Niña-Ereignissen, verringerter Sonnenaktivität und – wieder einmal – dem Tonga-Ausbruch beeinflusst wird. Das Herauspicken kurzer Zeiträume ist ein Markenzeichen des Klimaalarmismus‘. Hätte man den Datensatz um die Dust Bowl der 1930er Jahre oder schwere Dürren in den 1950er Jahren oder sogar um die Daten der letzten 30 Jahre erweitert, wäre in den Daten kein zunehmender Trend der von Dürre betroffenen Gebiete zu erkennen.
Die NYT geht auch davon aus, dass sich der angebliche Anstieg des atmosphärischen Wasserdampfs allgemein negativ auf das menschliche Leben auswirken wird. Höhere Kohlendioxid-Konzentrationen und eine mäßige Erwärmung haben jedoch zu längeren Vegetationsperioden und einer verstärkten Kohlendioxid-Düngung geführt, was die Ernteerträge drastisch erhöht und die Widerstandsfähigkeit von Nutzpflanzen gegen Trockenheit verbessert hat. Ein anthropogener Anstieg des Wasserbedarfs ist nicht auf den Klimawandel zurückzuführen, sondern auf das Bevölkerungswachstum, das mit einem erhöhten Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und in den Städten einhergeht. Der steigende Wasserbedarf kann durch Anpassung gedeckt werden – nicht durch Hysterie. Wie in dem NYT-Artikel erwähnt wird, modernisieren einige Landwirte ihre Bewässerungssysteme. Das ist gut. Aber die Notwendigkeit einer Modernisierung der Bewässerungssysteme auf den Klimawandel zu schieben, ist so, als würde man einen neuen Reifensatz auf die Existenz von Straßen schieben.
Schließlich wird uns gesagt, dass sich der Trend fortsetzen wird“ – wiederum auf der Grundlage von Modellprojektionen, die nicht geprüft sind und nicht auf beobachteten Trends basieren. Aber die Geschichte hat uns gezeigt, dass die Natur den Klimamodellen oft widerspricht. Anfang der 2000er Jahre sagten Wissenschaftler für Kalifornien eine dauerhafte Dürre (die so genannte „Klima-Aridifizierung“) voraus, doch nur ein Jahrzehnt später erlebte der Staat rekordverdächtige Regenjahre*. Die Natur ist variabel, nicht linear.
[*Vgl. hierzu auch die Berichte über außerordentliche Schneemassen in den kalifornischen Gebirgen in den „Kältereports“ der letzten zwei Jahre. A. d. Übers.]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der NYT-Artikel ein meisterhaftes Beispiel dafür ist, wie natürliche Schwankungen und fragwürdige Modellierungen in eine schlagzeilenträchtige Klimakrisengeschichte verwandelt werden. Indem sie regionale Dürren den globalen Temperaturtrends zuschreiben und die Atmosphäre als „durstig“ vermenschlichen, lassen sie wissenschaftliche Strenge zugunsten einer sensationellen Geschichte fallen. Um ihren Fehler noch zu verschlimmern, ignoriert die NYT gegenteilige Daten zu Niederschlägen, langfristigen Dürren und sogar die vorsichtige Formulierung des IPCC bezüglich der Zuschreibung von Dürren.
Wenn Nachrichtenagenturen auf Metaphern über „durstige Himmel“ zurückgreifen und sachliche Erklärungen eklatant auslassen, informieren sie nicht – sie indoktrinieren. Eine ehrliche Klimaberichterstattung erfordert viel weniger Prosa und viel mehr Bezugnahme auf die Kennzeichen der wissenschaftlichen Methode: verfügbare Daten und überprüfbare Aussagen.
Anthony Watts is a senior fellow for environment and climate at The Heartland Institute. Watts has been in the weather business both in front of, and behind the camera as an on-air television meteorologist since 1978, and currently does daily radio forecasts. He has created weather graphics presentation systems for television, specialized weather instrumentation, as well as co-authored peer-reviewed papers on climate issues. He operates the most viewed website in the world on climate, the award-winning website wattsupwiththat.com.
Link: https://climaterealism.com/2025/06/the-new-york-times-big-lie-about-the-atmosphere-being-thirstier/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE















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Man kann über die Semantik schmunzeln oder sich aufregen, aber das macht die getroffene Aussage nicht von vornherein falsch.
Es ist im übrigen kein Widerspruch, dass eine wärmere Atmosphäre mehr Wasserdampf enthält/bindet. Und es ist auch möglich, dass trockene Gebiete dadurch noch trockener werden.
Bitte, das Thema ist zu ernst, um es mit Spekulationen und Fehlinterpretationen zu belasten.
Wie hätten Sie denn die Überschrift übersetzt, Herr Sturm? Wo ist der Fehler?
Moin Christian, völlig korrekt übersetzt.
Christian Freuer Reply to Günter Sturm 23. Juni 2025 21:45
Die Anmerkung bezieht sich nicht auf die Überschrift, sondern (wahrscheinlich) auf:
Die von Herrn Sturm vorgeschlagene Übersetzung „Es ist nicht nur unzureichender Regen, der Dürren verursacht, sondern die Atmosphäre ist durstiger“ trifft es eher. Von „globaler Erwärmung“, „verstärkten Dürren“, „dem Land mehr feuchtigkeit entziehen“ ist in dem Originalsatz keine Rede.
Was soll der Satz? Ob das noch „nie dagewesen“ ist, darf wohl stark bezweifelt werden. Da wird es schon ganz andere Eruptionen, auch von Unterwasservulkanen, gegeben haben.
Dann neigt der stratosphärische Wasserdampf, besser gesagt das Wenige was da oben ist, nicht gerade zum herabregnen.
In der Atmosphäre sind insgesamt rund 20 bio t. Wasserdampf, ca.150.000mal so viel wie bei dieser Eruption in Stratosphäre emittiert wurden. Da fehlt einfach der Zusammenhang.
Dass der Wasserdampfeintrag in die Stratosphäre wirkungslos geblieben sein soll vermute ich eher nicht (da ists üblicherweise recht trocken)
Was hingegen der Wasserdampf in der Stratosphäre mit dem Regen/Niederschlag in der Troposphäre zu tun haben soll, hab ich mich auch schon in EINIGEN Berichten hier gewundert…