Der Klimawandel beeinträchtigt den Jetstream bisher nicht. Das zeigt eine neue Studie zur Luftströmung über der Nordhalbkugel. Die Medien würden solche Meldungen am liebsten unter dem Deckel halten – denn sie widersprechen ihrer bisherigen Berichterstattung diametral.

Von Peter Panther

Die Studie im renommierten Fachblatt «Nature Geoscience» ist umfassend, und sie kommt zu einem klaren Schluss: Das derzeitige Verhalten des Jetstreams liegt innerhalb der Bandbreite der letzten 600 Jahre. Bisher ist kein Einfluss des Klimawandels auf die wetterbestimmende Luftströmung in acht bis zwölf Kilometer Höhe nachweisbar.

Minutiös haben Stefan Brönnimann und sein Forscherteam von der Universität Bern in den letzten Jahren Daten gesammelt, um Klarheit zu bekommen, wie der Jetstream zwischen 1421 und 2023 das Wetter bestimmt hat. Der Jetstream ist ein Höhenwind auf der Nordhalbkugel, der von West nach Ost weht und Geschwindigkeiten von bis zu 500 Kilometer pro Stunde erreicht. Die Wissenschaftler haben etwa Eisbohrkerne und Baumringe herangezogen, zudem stützten sie sich auf Archivdaten zu früheren Dürren, Überschwemmungen und Vulkanausbrüchen. So gelang es ihnen, Rückschlüsse auf den Jetstream zu ziehen. Es handelt sich um eine der bisher aufwändigsten Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet.

Der Jetstream ist häufig in den Medien. Journalisten haben in den letzten Jahren immer wieder den Eindruck erweckt, dieser werde durch die Erderwärmung abgeschwächt, was dazu führe, dass es in Europa, Nordamerika und Nordasien vermehrt zu sogenannt stehenden Wetterlagen kommt: Es ist über mehrere Wochen anhaltend heiss oder es regnet ununterbrochen während Tagen – weil der Jetstream angeblich nicht mehr die Kraft habe, entsprechende Wetterkonstellationen kurzerhand wegzufegen. Mit anderen Worten: Der Klimawandel sei über seinen Einfluss auf den Jetstream verantwortlich für viele Wetterextreme.

«Also liegt es am Klimawandel»

Entsprechend berichtete etwa das Heute-Journal von ZDF nach der Überschwemmungskatastrophe im Sommer 2021 mit allein 135 Todesopfern im deutschen Ahrtal. Die Erderwärmung habe den Jetstream verlangsamt, und das habe die heftigen Regenfälle begünstigt, bekam das Publikum zu hören. «Also liegt es am Klimawandel, die Folgen sind spürbar – nicht irgendwann, irgendwo – sondern jetzt und hier», verkündete Sprecher Claus Kleber.

Die Schweizer «Sonntagszeitung» verkündete zum gleichen Ereignis ebenfalls: «Seit Jahren mehren sich die Hinweise darauf, dass das Band der Höhenwinde schwächelt, das normalerweise stetig von West nach Ost rund um die Arktis weht.» Denn immer häufiger schlage der Jetstream nun riesige, stehende Wellen um die Nordhalbkugel. Im letzten Sommer behauptete die «Bild»-Zeitung erneut, der Jetstream gerate «zunehmend ins Stocken».

Was wie eine wissenschaftliche Binsenwahrheit klingt, ist in Wahrheit die Aussenseitermeinung einiger Forscher, die besonders gern Alarmismus verbreiten. Konkret geht die These des Jetstreams, der wegen des Klimawandels ins Stocken geraten ist, auf eine Publikation im Fachmagazin «Nature» im Jahr 2017 zurück. Zum damaligen Forscherteam gehörten unter anderem Michael Mann und Stefan Rahmstorf. Die Arbeit beruhte weitgehend auf Computersimulationen. «Hier den menschlichen Fingerabdruck dingfest zu machen, das ist fortgeschrittene Detektivarbeit», lobte sich Rahmstorf selbst.

Michael Mann ist Klimaforscher an der amerikanischen Pennsylvania State University und nicht nur der Urheber der fehlerhaften «Hockeyschläger»-Kurve, sondern auch berüchtigt für seine Attacke gegen alle, die es wagen, den Schrecken der Erderwärmung zu hinterfragen. Auch Stefan Rahmstorf, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, ist ein Forscher, der gegen jeden schiesst, der seine Schlüsse nicht teilt.

Journalisten verstecken die unliebsame Botschaft

Doch die These, die Mann, Rahmstorf und ihre Kollegen zum Jetstream verbreiteten, blieb in der Wissenschaft unbestätigt. «Eine Häufung verharrender Wetterlagen sei in Mitteleuropa nicht festzustellen, berichten Klimaforscher», schrieb Wissenschaftsredakteur Axel Bojanowski in der «Welt». Doch die meisten anderen Journalisten berichten bis heute so, als stünde fest, dass die Erderwärmung den Jetstream beeinträchtige.

Das änderte sich kaum, nachdem die These von Michael Mann und Stefan Rahmstorf im Jahr 2021 zusätzliche wissenschaftliche Risse bekam. Damals erschien eine Studie eines amerikanischen Teams um Matthew Osman vom Massachusetts Institute of Technology im Fachblatt «PNAS». Die Forscher hatten Eisbohrkerne von fast 50 verschiedenen Orten in Grönland herangezogen und waren zum Schluss gekommen, dass die heutigen Veränderungen beim Jetstream über der Insel innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite der letzten 1250 Jahre liegen. Die Neuigkeit wurde in den Medien weitgehend totgeschwiegen. Sie passte eben nicht ins Narrativ des schlimmen Klimawandels.

Die neue Studie der Universität Bern kommt nun also zum Schluss, dass beim Jetstream generell kein «menschlicher Fingerabdruck» nachweisbar ist – zumindest, wenn man 600 Jahre zurückgeht. Es ist teilweise amüsant zu verfolgen, wie Medienschaffende darauf reagierten. Der Schweizer «Tages-Anzeiger» konnte, da es sich um Forschung aus dem eigenen Land handelt, die Studie offenbar nicht einfach totschweigen. Also berichtete er darüber, versteckte die zentrale Information – eben kein Einfluss der Erderwärmung auf den Jetstream erkennbar – aber im hinteren Teil des Textes. Der Artikel trug zudem den nichtssagenden Titel «Wettermacher Jetstream» – unattraktiver hätte der Beitrag kaum aufgemacht werden können.

 

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