Moderne politische Bewegungen haben nicht selten den Anspruch erhoben, sich auf die Wissenschaft zu stützen, von Einwanderungsbeschränkungen und Eugenik (in den USA nach dem Ersten Weltkrieg) über Antisemitismus und Ethnie (in Hitlerdeutschland) bis hin zu Kommunismus und Lysenkoismus (unter Stalin). Sie alle beriefen sich fälschlicherweise auf einen wissenschaftlichen Konsens, der hochgebildete, aber wissenschaftlich unwissende Bürger davon überzeugte, die mit ihrer Unwissenheit verbundenen Ängste zu überwinden. Da sich angeblich alle Wissenschaftler einig waren, bestand für sie keine Notwendigkeit, die Wissenschaft zu verstehen.
Natürlich ist diese Version der „Wissenschaft“ das Gegenteil der Wissenschaft selbst. Die Wissenschaft ist eher eine Art der Untersuchung als eine Quelle der Autorität. Der Erfolg, den die Wissenschaft erzielt, hat ihr jedoch ein gewisses Maß an Autorität im Bewusstsein der Öffentlichkeit eingebracht. Das ist es, was Politiker häufig beneiden und ausnutzen.
Die Klimapanik passt in das gleiche Muster, und wie in allen vorangegangenen Fällen ist die Wissenschaft in Wirklichkeit irrelevant. Sie ist bestenfalls ein Ablenkungsmanöver, das viele von uns dazu veranlasst hat, sich auf die zahlreichen Falschdarstellungen der Wissenschaft zu konzentrieren, die mit einer rein politischen Bewegung einhergingen.
In den Vereinigten Staaten hat die Besessenheit von der Dekarbonisierung (d. h. Net Zero) ihren Ursprung in der Reaktion auf die erstaunliche Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als einfache Arbeiter zum ersten Mal ein Haus und ein Auto besitzen konnten. Ich war in den 50er und frühen 60er Jahren Student. Es war gang und gäbe, sich über den schlechten Geschmack und den Materialismus dieser so genannten einfachen Leute lustig zu machen. Mit dem Vietnamkrieg verschärfte sich die Situation noch, da die Arbeiterklasse eingezogen wurde, während die Studenten einen Aufschub der Einberufung beantragten.
Die Studenten waren zu dieser Zeit noch eine relative Elite; die massive Ausweitung des Hochschulwesens stand erst am Anfang. Viele Studenten rechtfertigten ihr Verhalten, indem sie darauf bestanden, dass der Vietnamkrieg illegitim sei, und dabei die offensichtliche Tatsache ignorierten, dass die Vietnamesen eher nach Süden als nach Norden flohen. Es war in Mode, die USA als das Böse zu betrachten, das einen Umsturz verdiente. Die Opposition wandte sich oft der Gewalt zu, wie im Fall von Gruppen wie Weather Underground und SDS (Students for a Democratic Society).
1968 lehrte ich an der Universität von Chicago. Meine Frau und ich verbrachten den Sommer in Colorado, und ein Student kümmerte sich um unser Haus. Als wir zurückkehrten, fanden wir einen Polizeiwagen vor, der unsere Wohnung überwachte. Der Hausbetreuer hatte die Wohnung während des Parteitags der Demokraten offenbar in eine Notunterkunft für den SDS verwandelt. Unsere Wohnung war mit ihrer Literatur übersät, darunter Anleitungen zur Vergiftung der Wasserversorgung von Chicago. Diese Zeit schien mit der Wahl Nixons zu Ende zu gehen, aber wir wissen heute, dass dies erst der Anfang des langen Marsches durch die Institutionen war – ein Marsch, der von erklärten Revolutionären geführt wurde, welche die westliche Gesellschaft zerstören wollten. Für die neuen Revolutionäre waren jedoch nicht die Kapitalisten der Feind, sondern die arbeitende Mittelschicht. Die Kapitalisten, so erkannten sie, ließen sich leicht bestechen.
Gegenwärtig liegt der Schwerpunkt auf dem Marsch durch die Bildungseinrichtungen: zuerst die Bildungseinrichtungen, dann die geistes- und sozialwissenschaftliche Hochschulbildung und jetzt die MINT-Fächer. Dabei wird in der Regel übersehen, dass auch die Fachgesellschaften offensichtliche Ziele waren. Solche Gesellschaften werden in der Regel von einem Geschäftsführer geleitet, der – manchmal indirekt – für Tausende von Mitgliedern sprechen kann, die mit ihren beruflichen Aktivitäten beschäftigt sind. Es ist wahrscheinlich einfacher, eine einzelne Person zu erfassen als eine ganze Abteilung. Meine Frau nahm in den späten 60er Jahren an einer Tagung der Modern Language Association teil, die damals schon voll im Aufbruch war. Auch Stiftungen, die vor Geld nur so strotzen, waren offensichtliche Ziele. Die Ford Foundation und die Rockefeller Brothers Foundation sind bemerkenswerte Beispiele.
Der lange Marsch durch die Industrien
Auch wenn der Schwerpunkt derzeit auf der Eroberung der Bildung liegt, war Diversity, Equity, and Inclusion (DEI) nicht das einzige Ziel des Marsches durch die Institutionen. Ich denke, es wäre ein Fehler, den traditionellen Fokus revolutionärer Bewegungen auf die Produktionsmittel zu ignorieren. Das Vehikel dafür war die Eroberung der Umweltbewegung. Vor 1970 konzentrierte sich diese Bewegung auf Dinge wie Wale, gefährdete Arten, Landschaften, saubere Luft und Wasser sowie die Bevölkerung. Mit dem ersten Earth Day im April 1970 richtete sich das Hauptaugenmerk jedoch auf den Energiesektor, der für die gesamte Produktion von grundlegender Bedeutung ist und bei dem es um Billionen von Dollar geht. Wie wir sehen werden, war dieser letzte Punkt von grundlegender Bedeutung.
Dieser neue Schwerpunkt ging mit der Gründung neuer Umweltorganisationen wie Environmental Defense und Natural Resources Defense Council einher. Auch neue Regierungsorganisationen wie die EPA und das Verkehrsministerium wurden gegründet. Wieder einmal waren die Fachgesellschaften eine leichte Beute: die American Meteorological Society, die American Geophysical Union und sogar die Ehrengesellschaften wie die National Academy of Science, die American Academy of Arts and Sciences usw. Die Eroberung der Royal Society in UK war ein offensichtliches europäisches Beispiel.
Zu Beginn gab es einige Unstimmigkeiten. Die Bewegung versuchte zunächst, sich auf die globale Abkühlung aufgrund der Reflexion des Sonnenlichts durch Sulfataerosole zu konzentrieren. Diese werden von Kohlekraftwerken ausgestoßen. Immerhin schien es zwischen den 1930er und den 1970er Jahren eine globale Abkühlung gegeben zu haben. Diese Abkühlung endete jedoch in den 1970er Jahren. Es gab zusätzliche Bemühungen, die Sulfate mit dem sauren Regen in Verbindung zu bringen, der angeblich die Wälder zerstörte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich die betroffenen Wälder wieder erholt hatten. In den 70er Jahren richtete sich die Aufmerksamkeit auf CO₂ und seinen Beitrag zur Erwärmung durch den Treibhauseffekt.
Die Anziehungskraft von CO₂ für politische Kontrollfreaks war offensichtlich. Es war das unvermeidliche Produkt der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Brennstoffen. Es war auch das Produkt der Atmung. Es gab jedoch ein Problem: CO₂ war im Vergleich zum natürlich entstehenden Wasserdampf ein unbedeutendes Treibhausgas. Eine Verdoppelung des CO₂ würde nur zu einer Erwärmung von weniger als 1°C führen. Dann, in den frühen 70er Jahren, kam eine Studie von Syukuro Manabe und Richard Wetherald zur Rettung.
Unter Verwendung eines höchst unrealistischen eindimensionalen Modells der Atmosphäre nahmen Manabe und Wetherald (ohne jegliche Grundlage) an, dass die relative Luftfeuchtigkeit bei Erwärmung der Atmosphäre konstant bleiben würde. Sie fanden heraus, dass die daraus resultierende positive Rückkopplung die Auswirkungen des CO₂ um den Faktor 2 verstärken würde. Dies verstieß gegen das Prinzip von Le Chatelier, wonach natürliche Systeme dazu neigen, sich Veränderungen zu widersetzen. Aber fairerweise muss man sagen, dass dieses Prinzip nicht eindeutig bewiesen war.
Positive Rückkopplungen wurden nun zum Standard aller Klimamodelle, die plötzlich auf eine CO₂-Verdoppelung mit 3°C und sogar 4°C reagierten, statt mit nur 1°C oder weniger. Die Begeisterung der Politiker war grenzenlos. Tugendhafte Eliten versprachen, innerhalb eines Jahrzehnts (oder zwei oder drei) Netto-Null-Emissionen zu erreichen, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wie dies zu bewerkstelligen wäre, ohne ihre Gesellschaft zu zerstören (und, im Falle der Offshore-Windkraft, Meeressäuger zu töten).
Gewöhnliche Menschen, die mit unmöglichen Anforderungen an ihr eigenes Wohlergehen konfrontiert sind, haben eine Erwärmung um einige Grad nicht als sehr beeindruckend empfunden. Die prognostizierte Erwärmung lag in einem Bereich, mit dem jeder Mensch tagtäglich erfolgreich umgeht. Im Gegensatz dazu haben die meisten gebildeten Eliten gelernt, alles zu rationalisieren, um ihren Professoren zu gefallen – eine Fähigkeit, die sie besonders anfällig für Propaganda macht. Aber nur wenige normale Menschen denken darüber nach, sich in die Arktis statt nach Florida zurückzuziehen.
Begeisterte Politiker, die mit diesem Widerstand konfrontiert sind, haben ihre Geschichte hektisch geändert. Anstatt kleine Veränderungen in ihrer Temperaturmetrik zu betonen (die selbst ein falsches Maß für das Klima ist), verweisen sie jetzt auf fast täglich irgendwo auf der Erde auftretende Wetterextreme als Beweis nicht nur für den Klimawandel, sondern für den Klimawandel aufgrund des zunehmenden CO₂ (und jetzt auch für noch vernachlässigbarere Beiträge zum Treibhauseffekt wie Methan und Distickstoffoxid). Solche Extreme zeigen keine signifikante Korrelation mit den Emissionen. Aus politischer Sicht bieten Extreme jedoch eine bequeme Anschauung, die emotionaler wirkt als kleine Temperaturänderungen.
Geburt eines Konsens’
Die Verzweiflung von Politikern geht oft so weit, dass sie behaupten, der Klimawandel sei eine existenzielle Bedrohung (verbunden mit angeblichen „Kipppunkten“). Und das, obwohl es keinerlei theoretische oder beobachtete Belege gibt und obwohl die offiziellen Dokumente, die zur Untermauerung der Klimabefürchtungen erstellt wurden (z. B. die Berichte der Arbeitsgruppe 1 des IPCC), diese schlimmsten Prognosen nicht annähernd belegen können.
Es gab eine Ausnahme von der Besessenheit mit der Erwärmung, und das war das Problem des Ozonabbaus. Aber auch dieses Thema diente einem Zweck. Als Richard Benedick, der amerikanische Unterhändler des Montrealer Übereinkommens zum Verbot von Freon, auf seinem Rückweg von Montreal am MIT vorbeikam, freute er sich über seinen Erfolg. Aber er versicherte uns, dass wir noch nichts gesehen hätten: Wir sollten abwarten, was sie mit CO₂ machen würden. Kurz gesagt, das Ozonproblem war ein Probelauf für die globale Erwärmung. Die EPA befasst sich zwar immer noch mit der konventionellen Bekämpfung der Umweltverschmutzung, aber die Energie dominiert.
Natürlich ist die Verlockung der Macht nicht das Einzige, was Politiker antreibt. Die Möglichkeit, Billionen von Dollar für die Neuausrichtung unseres Energiesektors zu vergeben bedeutet, dass es Empfänger für diese Billionen von Dollar gibt. Diese Empfänger müssen sich nur wenige Prozentpunkte dieser Billionen Dollar teilen, um die Kampagnen dieser Politiker über viele Wahlzyklen hinweg zu unterstützen und die Unterstützung dieser Politiker für die mit der Neuausrichtung verbundene Politik zu gewährleisten.
Dass die Behauptung des Konsens‘ immer propagandistisch war, sollte offensichtlich sein. Aber die Geschichte dieser Behauptung ist an sich schon interessant. Die globale Erwärmung wurde der amerikanischen Öffentlichkeit erstmals 1988 in einer Senatsanhörung vorgestellt, bei der James Hansen vom Goddard Institute for Space Studies in New York als Zeuge auftrat. Dies war an sich schon etwas überraschend. Hansen war in erster Linie ein Weltraumforscher. Er galt nicht als Spezialist für das Klima. Wie er zur Stimme des Klima-Alarms wurde, ist es wert, erzählt zu werden.
In den 1960er Jahren gründete das Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt, Maryland, ein Satellitenzentrum in New York, das Goddard Institute for Space Studies (GISS), das von Dr. Robert Jastrow geleitet wurde. Als Jastrow das GISS in den 1970er Jahren verließ, versuchte Greenbelt, das GISS zu schließen, und in der Tat kehrten die meisten Mitarbeiter des GISS nach Greenbelt zurück. Eine kleine Gruppe, angeführt von James Hansen, beschloss jedoch, in New York zu bleiben. Die NASA strich ihnen die Mittel. Doch die EPA kam ihnen zu Hilfe, unter der Bedingung, dass sich die Forschung bei GISS dem Klima zuwendet. Offenbar war Hansens Freund Michael Oppenheimer, damals Barbara-Streisand-Wissenschaftler bei Environmental Defense (später Professor für Klimapolitik in Princeton), Mitglied des EPA-Prüfungsausschusses, der dies empfahl.
Als das Newsweek Magazine über Hansens Aussage berichtete, druckte es ein Titelbild, das die Erde in Flammen zeigte, mit dem Untertitel „Alle Wissenschaftler sind sich einig“. Dies geschah zu einer Zeit, als es nur eine Handvoll Institutionen gab, die sich mit dem Klima befassten, und selbst diese Institutionen waren mehr damit beschäftigt, das gegenwärtige Klima zu verstehen, als die Auswirkungen von CO₂ auf das Klima (tatsächlich widersprachen viele sehr prominente Wissenschaftler der Behauptung, dass der Anstieg des CO₂ eine erhebliche Gefahr für das Klima aufgrund der industriellen Emissionen des Menschen sei. Eine ausgewählte Gruppe von ihnen ist im verlinkten Anhang aufgeführt). Nichtsdestotrotz machten einige Politiker (vor allem Al Gore) dies bereits zu ihrem Lieblingsthema. Und als die Clinton-Gore-Regierung 1992 die Wahl gewann, begann ein rascher Anstieg der Finanzmittel für das Klima um das 15-fache. Dies führte in der Tat zu einem starken Anstieg der Zahl der Personen, die behaupteten, sich mit dem Klima zu befassen, und die verstanden, dass die Unterstützung eine Einigung über die angebliche Gefahr von CO₂ erforderte.
So kam es, dass immer dann, wenn eine Entdeckung angekündigt wurde, die gemacht werden musste (z. B. dass die mittelalterliche Warmzeit nie stattgefunden hat oder dass die eine oder andere historische Veränderung dem CO₂ zugeschrieben werden konnte), es zwangsläufig so genannte Wissenschaftler gab, die behaupteten, gefunden zu haben, wonach gefragt wurde, und die dann trotz höchst fragwürdiger Argumente bemerkenswerte Belohnungen und Anerkennung erhielten.
So entstand eine Art Konsens. Es war kein Konsens darüber, dass wir mit einer existenziellen Bedrohung konfrontiert sind, sondern vielmehr darüber, dass der prognostizierte Anstieg des BIP bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von etwa 200 % auf 197 % zurückgehen würde. Selbst diese Vorhersage ist eine Übertreibung – zumal sie die unbestreitbaren Vorteile des CO₂ ignoriert.
Hier sind wir also, konfrontiert mit einer Politik, welche die westlichen Volkswirtschaften zerstört, die arbeitende Mittelschicht verarmen lässt, Milliarden der Ärmsten der Welt zu anhaltender Armut und zunehmendem Hunger verurteilt, unsere Kinder angesichts der angeblich fehlenden Zukunft verzweifeln lässt und die Feinde des Westens bereichert, die sich am Schauspiel unseres Selbstmordmarsches erfreuen, eines Marsches, den der Energiesektor feige akzeptiert, weil er zu faul ist, die bescheidene Anstrengung zu unternehmen, die nötig wäre, um zu überprüfen, was behauptet wird. Voltaire bemerkte einst: „Wer dich dazu bringen kann, Absurditäten zu glauben, kann dich dazu bringen, Gräueltaten zu begehen“. Hoffentlich werden wir aus diesem Alptraum erwachen, bevor es zu spät ist.
This piece originally appeared at AmericanMind.com and has been republished here with permission.
Link: https://cornwallalliance.org/manufacturing-consensus-on-climate-change/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE
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