Weitherum herrscht die Vorstellung, dunkle Mächte würden enorme Summe aufbringen, um sogenannten Klimaschutz zu verhindern. Wahr ist jedoch das Gegenteil: Die Klimaschützer verfügen über weit mehr finanzielle Mittel als die fossile Branche, um ihre Interessen durchzusetzen.

Von Peter Panther

Verborgene Kräfte, die «Klimaleugner» unterstützen und finanzieren: Dieses Bild ist in der Öffentlichkeit weit verbreitet. Insbesondere herrscht die Vorstellung, dass «Big Oil» zusammen mit amerikanischen Milliardären dank ihrem Einfluss seit Jahrzehnten effektiven Klimaschutz verhinderten.

Befeuert werden solche Verschwörungstheorien durch zahlreiche Publikationen. Der eigentliche Klassiker dazu ist das Buch «Merchants of Doubt» («Händler des Zweifels») von 2010. Die amerikanischen Wissenschaftshistoriker Naomi Oreskes und Erik M. Conwy machten darin Glauben, dass ein dunkles Netzwerk an Geldgebern, Thinktanks und willfährigen Wissenschaftlern die Botschaft des menschengemachten Klimawandels seit Jahren hintertreibe.

Tatsächlich mag es stimmen, dass insbesondere die fossile Branche eine Zeit lang etliche finanzielle Mittel aufgewendet hat, um ihren Einfluss gegen eine ausufernde Klimapolitik geltend zu machen. Nur liegen diese Zeiten mutmasslich längst zurück. Dennoch wird die Vorstellung der finanziell potenten Hintermänner, welche die Rettung der Welt verhindern wollen, weiter kräftig am Leben erhalten.

«Männer, die die Welt verbrennen»

Ein Beispiel ist das Buch «Männer, die die Welt verbrennen», das vor einigen Monaten erschienen ist. Der deutsche Klimajournalist Christian Stöcker schreibt darin, es gebe «ein Netzwerk aus real existierenden Verschwörungen, die durch gemeinsame Interessen und Ziele verbunden sind». Diese Interessen und Ziele stünden im Widerspruch zum Fortbestand der menschlichen Zivilisation. «Es geht darum, für möglichst lange Zeit möglichst viel Geld damit zu verdienen, fossile Brennstoffe aus der Erde zu extrahieren und zu verkaufen, um so noch reicher und mächtiger zu werden.»

Entschieden anderer Meinung ist Axel Bojanowski, Chefreporter Wissenschaft bei der «Welt» und selbst ehemaliger Klimaforscher. Er ist wohl der einzige kritische Klimajournalist in ganz Deutschland und hat seine Befunde vor einigen Wochen im Buch «Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten» dargelegt (Buchbesprechung siehe hier: https://eike-klima-energie.eu/2024/07/09/eine-buchbesprechung-von-axel-bojanowski-was-sie-schon-immer-uebers-klima-wissen-wollten-aber-bisher-nicht-zu-fragen-wagten/)

Bojanowski kommt zum Schluss, dass der öffentliche Diskurs von einer «Klimalobby» geprägt werde, einem Netzwerk aus Organisationen, Forschungsinstituten, Milliardären und Journalisten, das den Ausstoss von Klimagasen bekämpfe. Diese Klimalobby habe «quasi ein freies Spiel», sagte er in einem Interview. «Es stellt sich ihr kaum jemand entgegen.» Auf die Bemerkung des Interviewers, man höre aber immer, dass die Ölkonzerne einen so grossen Einfluss hätten, meinte der «Welt»-Journalist: «Die finanziellen Mittel der Klimalobbby sind mittlerweile deutlich grösser als die der fossilen Lobby. Das lässt sich belegen.»

Ölmillionen für Klimaaktivisten

Belegen lässt sich etwa das Sponsoring von Gruppierungen wie «Extinction Rebellion» oder «Just Stop Oil». Für diese Klimaaktivisten, die damit auffallen, sich auf Strassen zu kleben und Gemälde zu verunstalten, kommen potente Geldgeber aus den USA auf. Namentlich der amerikanische Climate Emergency Fund hat Millionenbeträge aufgeworfen, um die teils illegalen Aktionen der Klimaaktivisten zu ermöglichen – auch in Europa.

Zu den Financiers der Aktivisten gehören ironischerweise auch Personen, deren Millionen- oder gar Milliardenvermögen aus dem Ölgeschäft stammt. Dazu zählen etwa Aileen Getty, die Enkelin des Erdöl-Tycoons Jean Paul Getty, der einst als reichster Mann der Welt galt, oder Rebecca Rockefeller Lambert und Peter Gill Case als Vertreter der Rockefeller-Familie, die ebenfalls mit Erdöl reich geworden ist.

Diese direkte Finanzierung von Klimaaktivisten durch reiche Amerikaner dürfte sich inzwischen auf einige Dutzend Millionen Dollar summiert haben. Das sind aber alles kleine Beträge im Vergleich zu weiteren Geldflüssen von reichen Leuten an die Klimalobby.

Warren Buffet, Bill Gates, George Soros

So haben amerikanische Stiftungen bereits 2008 die Organisation ClimateWorks mit 1,1, Milliarden Dollar ausgestattet – mit dem Ziel, «die Philanthropie zur Lösung der Klimakrise zu mobilisieren». Hinter der Gründung von ClimateWorks standen Leute wie Michael Bloomberg, Warren Buffet, Bill Gates, David Rockefeller Junior und George Soros. Es kamen später weitere Stiftungen für mehr Klimaschutz dazu – wie etwa 2021 die Climate Imperative Foundation mit einem Jahresbudget von fast 200 Millionen Franken, gegründet vom Lobbyisten Hal Harvey.

Gemäss Schätzungen der konservativen Organisation Capital Research Center sollen Grossstiftungen allein 2019 gut 2,4 Milliarden Dollar für Klimaschutz ausgegeben haben – was das Budget der fossilen Industrie für Lobbying um ein Mehrfaches in den Schatten stellt.

Laut dem US-Kommunikationswissenschaftler Matthew Nisbet haben die 19 grössten amerikanischen Umweltorganisationen zwischen 2011 und 2015 stattliche 556 Millionen Dollar für die Interessenvertretung von Klimawandelthemen bereitgestellt. Ein Viertel der Mittel soll dabei an Medien gegangen sein, zur Beeinflussung von Journalisten. Und laut dem britischen «Guardian» hat allein der US-Politiker Michael Bloomberg über seine Stiftungen von 2011 bis 2018 rund 164 Millionen Dollar in die Lobbyarbeit gegen Kohle investiert.

Der Klimanotstand als «perfekte Gelegenheit»

An einer Tagung namens «Climate Action Summit» stellten vor sechs Jahren 29 Stiftungen insgesamt vier Milliarden US-Dollar in Aussicht, um für den Übergang zu erneuerbaren Energien zu lobbyieren. Bereits 2014 war dank eines Berichts der US-Regierung publik geworden, dass neben ClimateWorks zehn weitere Grosssponsoren zugunsten von Klima und Umwelt ein Vermögen von 23,2 Milliarden Dollar gemeldet hatten. Von 2010 bis 2013 hatten sie damit 23 Kampagnen mit insgesamt 202 Millionen Dollar gefördert.

Gemäss Matthew Nisbet ist der sogenannte Klimanotstand für Milliardäre «die perfekte Gelegenheit, noch grösseren Einfluss auf das Weltgeschehen geltend zu machen, da sie die Zivilgesellschaft mit Milliarden an Philanthropie überschütten und ihre Geschäfte und Investitionen vor kritischer Prüfung schützen zu können».

Die Mär, wonach die Klimapolitik durch dunkle fossile Mächte gesteuert werde, wird zwar kaum so schnell verschwinden. Es gibt aber doch einige Argumente, wie man ihr entgegnen kann.

 

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