Die einstigen Bewohner der Osterinsel sollen die natürlichen Ressourcen übernutzt haben, was angeblich zu einem ökologischen und kulturellen Niedergang führte. Die populäre Erzählung hat nur einen Haken: Sie stimmt nicht. Das sollte auch den Klimawarnern zu denken geben.
Von Peter Panther
Wer hat sich nicht schon diese Erzählung über die Osterinsel, ein kleines Eiland inmitten des Pazifiks, anhören müssen? Die Geschichte wird meist mit erhobenem Zeigefinger vorgetragen: Die Ureinwohner der Insel hätten die Ressourcen der Insel übernutzt. Sie hätten Bäume gerodet, bis keine mehr da gewesen seien. Die Überbevölkerung und die Abholzung der Wälder hätten zu einem Kollaps von Natur und Kultur geführt.
Erosion habe die einst fruchtbaren Böden weggespült. Die Vegetation sei verarmt. Den Bewohnern sei die Nahrung ausgegangen, was in Verteilungskriege und einen starken Bevölkerungsrückgang gemündet habe. Die Menschen seien sogar zu Kannibalismus gezwungen gewesen sein. Als der Niederländer Jacob Roggeveen die Osterinsel 1722 entdeckt hat, sei er auf einen kläglichen Rest an verarmten und hungernden Bewohnern gestossen.
Die Botschaft dieses Narrativs ist klar: «Seht her, was auf der Osterinsel passiert ist, wird bald auch der ganzen Welt widerfahren, wenn die Menschheit nicht endlich zu einer nachhaltigen Lebensweise findet.» Die Vorboten des weltweiten Öko-Kollapses seien bereits absehbar – etwa in Form des Klimawandels.
«Paradies auf Erden»
Es gibt nur ein Problem mit der erwähnten Erzählung über die Osterinsel: Sie stimmt nicht. Nachdem schon in den vergangenen 20 Jahren Forschungsresultate publik geworden sind, die dem gängigen Katastrophen-Narrativ widersprechen, zeigt der niederländische Historiker und Journalist Rutger Bregman in seinem Buch «Im Grunde gut» eindrücklich auf, was in Sachen Osterinsel Wahrheit und was Fiktion ist.
Die Hauptaussage von Bregmans Buches ist, dass die Menschen von Natur aus viel bessere Absichten haben und mehr Kooperationssinn zeigen, als ihnen die meisten Anthropologen und Psychologen andichten wollen. Ein Kapitel des Werkes dreht sich um das Schicksal der Menschen auf der entlegenen Pazifikinsel.
Da ist zuerst einmal das Logbuch des Osterinsel-Entdeckers Roggeveen, gemäss dem er und seine Crew keinesfalls auf eine zerfallene Gesellschaft gestossen sind. Die Osterinsulaner werden vom Niederländer als sympathische Gestalten mit muskulösen Körpern beschrieben. Sie bettelten nicht etwa um Essen, sondern boten es im Gegenteil an. Ihr Land soll «ausnehmend fruchtbar» gewesen sein. Roggeveen beschrieb die Insel als «Paradies auf Erden».
Gemäss dem gängigen Narrativ sei Roggeveen auf einige wenige Tausend Bewohner gestossen, während die Insel einst rund 15’000 Einwohner gezählt habe. Auch das ist falsch, wie Autor Bregman aufdeckt. Wissenschaftliche Schätzungen seien nämlich zum Schluss gekommen, dass die Bevölkerung gar nie 15’000 Köpfe umfasst haben könne. «Die Tausenden von Osterinsulanern, die sich gegenseitig gefoltert, getötet und gefressen haben sollen, verfügen über ein ausgezeichnetes Alibi. Es hat sie nie gegeben.»
Die Ressourcen für einen absurden Kult geopfert?
Die Untersuchung eines amerikanischen Anthropologen an 469 vorgefundenen Schädeln sei zudem zum Schluss gekommen, dass davon höchstens zwei Spuren aufgewiesen hätten, die von Kriegshandlungen stammen könnten. Die Kriege um die angeblich stark dezimierten Ressourcen habe es schlicht nicht gegeben.
Als die Niederländer im 18. Jahrhundert die Osterinsel entdeckten, stiessen sie auf Hunderte von übermannshohen Skulpturen mit grossen Gesichtern aus Stein – bezeichnet als «Moai»-Skulpturen. Sie sind noch heute das Wahrzeichen der Insel. Gleichzeitig fehlten auf der Osterinsel tatsächlich die Wälder. Die gängige Erklärung lautet, dass die Inselbewohner solange Palmbäume gefällt hätten, um die Moais zu transportieren bzw. mithilfe der Baumstämme rollend zu bewegen, bis keine mehr da gewesen seien. Die Ureinwohner hätten somit ihre Lebensgrundlage für einen absurden Kult geopfert – genau gleich, so die Mahnung, wie die Weltbevölkerung heute die Ökoressourcen für Autos, Flugzeuge und anderen Luxus übernutze.
Doch auch das kann nicht stimmen – schon rein zahlenmässig nicht: Wie Rutger Bregman aufzeigt, haben die Bewohner für den Transport ihrer Skulpturen insgesamt etwa 15’000 Baumstämme benötigt – während die Wälder aber einst Millionen an Bäumen umfasst haben müssen.
Die Polynesische Ratte killte die Wälder
Die Wahrheit ist, dass die Wälder nicht von den Osterinsulanern dahingerafft wurde, sondern von der Polynesischen Ratte. Diese hatten die Ureinwohner anlässlich der ersten Besiedlung der Insel um das Jahr 1200 eingeschleppt. Die Ratte hat sich millionenfach vermehrt und alle Palmensamen aufgefressen, was zur Entwaldung führte.
Die Rattenplage war zwar auch eine ökologische Katastrophe, aber eine ganz andere als die Erzählung von der Übernutzung der Wälder weismachen will. Jedenfalls hätten sich die Bewohner trotz dem Schwund der Vegetation ausreichend ernähren können, führt Autor Bregman weiter aus – nicht zuletzt dank eines ausgeprägten Erfindergeists, was die Nahrungsproduktion angeht.
Rutger Bregman fasst seine Erkenntnisse zur Geschichte der Osterinsel in knappen Worten zusammen: «Es gab keinen Krieg, keine Hungersnot, keinen Kannibalismus.» Das Verschwinden der Wälder habe die Bewohner zudem «nicht ärmer, sondern produktiver» gemacht. Auch seien die Insulaner «viel klüger und sozialer eingestellt, als die Wissenschaftler lange Zeit geglaubt haben». Die wahre Geschichte der Osterinsel sei eine Geschichte von Widerstandsfähigkeit und Einfallsreichtum. «Es ist keine Botschaft einer Katastrophe, es ist eine Quelle der Hoffnung.»
«Die Klimabewegung braucht einen neuen Realismus»
Der Autor und Historiker wagt eine Verallgemeinerung seiner Erkenntnisse auf die ganze Menschheit: «Ich bin skeptisch, wenn gesagt wird, dass wir zutiefst egoistisch oder, schlimmer noch, eine Plage seien.» Er sei auch skeptisch, «wenn unser Untergang als unvermeidlich hingestellt wird». Denn: «Zu viele Umweltschützer unterschätzen die Wehrhaftigkeit des Menschen.» Bregman spricht zudem die Klimabewegung an: Diese benötige «einen neuen Realismus».
Den Ureinwohnern der Osterinsel ging es schliesslich aber doch noch schlecht – aber erst lange nachdem ihr Eiland von Seefahrern entdeckt worden war: Im 19. Jahrhundert wurden grosse Teile der einheimischen Bevölkerung weggebracht und versklavt, was die meisten dieser Menschen nicht überlebten. Zudem wurden wegen der Kontakte zur Aussenwelt die Pocken auf die Insel eingeschleppt, was zu einer Epidemie führte. Im Jahr 1877 zählte die Osterinsel gerade noch 110 Urbewohner.
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Guter Artikel. Das mit den Sklavenjägern war mir aber schon bekannt. Woher kamen die aber?
Europäer? Glaub ich eher nicht.
Kleine Zusatz-info: Das Trinkwasser holten sich die Insulaner aus dem Meer, küstennah natürlich.
Karthago tat das auch. Der ständige Süßwassereintritt in die Meere (von unten) beträgt auf der Welt
10 % des gesamten Flusswassereintrages.
Wie konnte man das Süßwasser denn entdecken? Einfach. Einer fällt über Bord, schluckt Wasser und berichtet dann davon.
„Wie konnte man das Süßwasser denn entdecken?“
Süßwasser ist leichter als Salzwasser, schwimmt also obenauf, bei ruhiger See. Bei Vermischung entsteht eine trübe, verschleierte Grenze.
Ich hab selbst im Urlaub auf einer griechischen Insel zufällig so eine Quelle gefunden. Die bemerkt man beim Schnorcheln schnell, da das Süßwasser viel kälter ist. Zumindest im Sommer in der Ägäis.
Es müssen Europäer gewesen sein, zu dieser Zeit konnten nur europäische Frachtschiffe die Osterinsel erreichen. Also waren es entweder die Spanier, Portugiesen, oder Engländer. Nach meiner Einschätzung gereiht.
Es gehört heute zum festen grünen Journalisten-Narrativ mit stets warnend erhobenem Zeigefinger, was der Mensch der Natur, der Umwelt und dem Klima alles antut. Und darf in keiner Doku fehlen. Dabei sind heute die größte Bedrohung für die Menschheit und den Planeten die Grünen und unsere Politiker, die „Weltretter“ im Klima- und Dekarbonisierungs-Wahn – gefährlicher als jedes Klima. Die Karlsruher gehören mit ihrem grünen Klima-Urteil auch dazu und und drängen auf mehr Tempo beim Ruin des Landes. Ampel-Politiker berufen sich heute darauf.
„Dabei sind heute die größte Bedrohung für die Menschheit und den Planeten die Grünen und unsere Politiker, die „Weltretter“ im Klima- und Dekarbonisierungs-Wahn – gefährlicher als jedes Klima.“
Vollste Zustimmung. Die Grünen haben mit der einstigen Natur- und Umweltbewegung genauso wenig gemeinsam wie die evangelische Kirche mit den Urchristen.
Dann kann man also sagen, dass die Osterinseln von Einwanderern, die sich explosionsartig vermehrten, die vorhandenen Ressourcen verbrauchten und offenbar keine Fressfeinde hatten, zugrund gerichtet wurden. Ein Schicksal, gegen das auch viele Australier in Form der Aga-Kröte kämpfen. https://www.mdr.de/wissen/news/australien-jagd-aga-kroete-100.html
Auch eine interessante Parallele. Nur nicht im Sinne der linksgrünen Märchenerzähler. Denn was die Australier machen, ist für die linksgrüne woke Blase unvorstellbar.
…Dann kann man also sagen, dass die Osterinseln von Einwanderern, die sich explosionsartig vermehrten, die vorhandenen Ressourcen verbrauchten und offenbar keine Fressfeinde hatten, zugrund gerichtet wurden…
Ja, ich sehe da auch Parallelen…
Mittlerweile glaube ich (ich kann es ja nicht wissen), dass die gesamte Geschichte der Menschheit eine einzige Lüge ist.
Die Opfer werden zum Täter gemacht, Täter machen sich zu Opfern. Die Sieger schreiben die Geschichte und die ist immer zu deren Gunsten.
Es geht, nicht erst in der heutigen Zeit, immer nur um Geld und Macht und Unterdrückung, Unterwerfung.
Es gibt aber Menschen, die diese Lügen aufdecken. Edgar Dahl, Hans-Joachim Zillmer sind nur mal als Beispiel genannt. Auch der hier vorgestellte Autor gehört dazu. Und nicht zu vergessen, das EIKE Team. Also jeder, der gegen den Strom schwimmt.
Nur hört denen fast niemand zu und die, die zuhören, die, die verstehen, werden kaltgestellt.
Nur wer gegen den Strom schwimmt, gelangt zur Quelle. Tote Fische treiben mit dem Strom.
Ich habe darüber schon vor Jahren geschrieben. Muss das mal aus meinem Archiv holen. Auch Benny Peiser, hat sich, so weit ich mich erinnere, mit dieser Lügengeschichte beschäftigt.
Danke Herr Panther für diesen Artikel.
Und den Hinweis, dass es keinen Ökokollaps gegeben hat. Die Argumente für den Ökokollaps kenne ich sehr gut aus meiner Zeit als ich noch bei den Naturschutzverbänden aktiv war. Bis jetzt hielt ich die Geschichte für realistisch, hatte aber Zweifel. Nämlich: Warum ist der Wald nicht nachgewachsen?, was nun erklärt wird. Und wo sind die Reste der Ortschaften, wo die Bevölkerung doch 10 mal so stark gewesen sein soll? Wo sind deren Friedhöfe und sonstigen kulturellen Zeugnisse aus den Ortschaften?
Allerdings bleiben nun auch viele Fragen weiter ungeklärt, nämlich:
Wie ernähren sich die Bewohner heute und wo waren die früheren zusätzlichen Anbaufelder. Was benützen die heutigen Bewohner als Energieträger zum Kochen und Essen? 2) Welche Eiweißernährung herrscht heute und welche früher? Früher evt zusätzlich Fischfang, wo sind die Anlegehäfen? 3) Wer hat die Gesteinsmonumente überhaupt aufgestellt oder 4) handelt es sich um frühere Gesteinsstutzen, die schon immer da standen und einfach vor Ort behauen wurden?
Auch wenn man gegen die Öffis eingestellt ist, hier ein hervorragender Bericht über genau dieses Thema:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/ancient-apocalypse-die-osterinsel-100.html