Pellworm, El Hierro, La Gomera: Immer wieder tauchen Meldungen über Inseln auf, die sich angeblich allein mit erneuerbarer Energie versorgen können. Doch der Jubel ist verfrüht. Die Erfolgsmeldungen haben sich bis jetzt immer als falsch erwiesen.
Von Peter Panther
Die Kanareninsel La Gomera schreibe Geschichte, war im letzten Frühling in den Medien zu lesen. Denn die Insel versorge sich ab sofort unabhängig von externen Energiequellen. La Gomera habe das Ziel einer «komplett nachhaltigen Energieversorgung» erreicht – dank der Inbetriebnahme von fünf neuen Windparks.
Die Meldung erinnert stark an die nordfriesische Insel Pellworm. Dort startete vor genau zehn Jahren ein Experiment. Am Beispiel Pellworm, das gerade mal 37 Quadratkilometer Fläche umfasst und rund 1200 Bewohner hat, sollte gezeigt werden, dass sich eine ganze Region selbst mit Strom aus Windkraft und Solaranlagen versorgen kann.
Die Voraussetzungen schienen einzigartig günstig. Bereits 1983 war auf Pellworm einer der damals grössten Solarparks Europas gebaut worden. In den 1990er-Jahren kam zudem eine Reihe von Windrädern hinzu. Die Insel sei «ideal geeignet», um sich vollständig aus regenerativen Energiequellen zu versorgen, hiess es in einer Machbarkeitsstudie des Fraunhofer-Instituts.
Zehn Millionen Euro Investitionen auf Pellworm
In der Tat wurde auf Pellworm schon vor dem Experiment mengenmässig etwa dreimal mehr Ökostrom erzeugt, als die Bewohner verbrauchen konnten. Allerdings fehlte der Strom, wenn der Wind nicht wehte und die Sonne nicht schien, sodass die Insel regelmässig auf eine Versorgung von extern angewiesen war. Auf die entsprechenden Dienste der beiden Seekabel, die Pellworm mit dem Festland verbindet, wollte man nun aber verzichten.
Konkret stellte der Energiekonzern E.on auf Pellworm mehrere grosse Batterieblöcke auf. Damit sollte überschüssige Energie gespeichert und zur Versorgung während Dunkelflauten bereitgehalten werden. Ebenso wurden zahlreiche Haushalte mit Smartmetern ausgestattet, um den Bezug von Strom zu steuern und so ein «intelligentes Netz» zu ermöglichen.
Insgesamt investierte Deutschland fast zehn Millionen Euro, um die Energieunabhängigkeit der «Smart Region Pellworm» zu ermöglichen. Pro Bewohner waren das stattliche 8000 Euro. Finanziert wurde das Ganze zu je einem Drittel von E.on, vom Bundeswirtschaftsministerium und von anderen Projektpartnern.
«Blaupause für ganz Deutschland»
In den Medien war man des Lobes voll. «Energiewende im kleinen Massstab», verkündete «Deutschlandfunk». «Eine Nordseeinsel wird energieautark», schrieb die «Wirtschaftswoche». Und in der «Welt» war von einer «Blaupause für ganz Deutschland, vielleicht sogar für die ganze Welt» die Rede.
Doch es funktionierte nicht. Die Energieunabhängigkeit wurde verfehlt. Zwar konnte Pellworm dank der grossen Investitionen fortan 97 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen decken. Aber trotz des immensen Aufwands mussten die restlichen drei Prozent weiterhin vom Festland herangeführt werden. Ein Ergebnispapier hielt 2017 fest, dass man nochmals gleich viel Geld in die Energieinfrastruktur Pellworms hineinstecken müsste, um die Insel tatsächlich autark zu machen. Das aber wäre katastrophal unwirtschaftlich gewesen.
Einige Jahre nach Beginn des Experiments wurden die Stromspeicher wieder abgebaut und die meisten Stromzähler demontiert. Das Interesse sank, Pellworm verschwand aus den Schlagzeilen. Die Wind- und Solaranlagen produzieren zwar auch heute noch viel Strom – so viel, dass sie oft abgeregelt werden müssen, weil die Verbraucher fehlen. Aber die Insel ist weiterhin auf das Seekabel angewiesen, damit bei ungünstigen Witterungsbedingungen die Lichter nicht ausgehen.
«Komplett emissionsfrei»
Es gelang also nicht, Pellworm mit erneuerbarer Energie allein zu versorgen – und das, obwohl die Insel sehr klein ist und der Aufwand beträchtlich war. Aber vielleicht konnte der Beweis, dass Wind und Sonne die Stromversorgung sichern können, ja auf El Hierro geführt werden – wie La Gomera eine kanarische Insel.
2014 verkündete die «Neuer Zürcher Zeitung», dass El Hierro mit seinen rund 10’000 Bewohnern «unabhängig» sei: Es handle sich um das erste energieautarke Eiland der Welt, und bis 2020 werde die Insel «komplett emissionsfrei» sein.
Anlass für die Jubelmeldung war die Inbetriebnahme eines Wind-Wasser-Kraftwerks auf der Insel. Dieses besteht aus fünf Windrädern, die zusammen eine maximale Leistung von 11,5 Megawatt erzielen. Wenn die Stromproduktion den Verbrauch auf der Insel übersteigt, treibt der Überschussstrom eine Pumpe in Küstennähe an, die Meerwasser in einen Vulkankrater auf 700 Meter Höhe befördert. Bei Stromknappheit wird das gespeicherte Wasser heruntergelassen und verstromt.
Bis dahin hatte El Hierro seinen Strom unter anderem aus einem alten Dieselkraftwerk gewonnen. «Die Anlage bleibt für Notfälle betriebsbereit», war in der NZZ zu lesen.
Dieselkraftwerk bleibt in Betrieb
Doch auch hier waren die Erfolgsmeldungen verfrüht. Das Dieselwerk musste dauerhaft am Netz bleiben, weil der Strom aus dem vermeintlichen Wunderkraftwerk nicht annähernd ausreichte.
Berechnungen zeigten bald, dass die Windturbinen mindestens eine Leistung von 17 Megawatt haben müssten, um genügend Strom zu produzieren. Die Pumpspeicherung wiederum hätte gar zwanzigmal grösser konzipiert sein müssen, um ausreichend Energie für Flautezeiten bereitzuhalten. Wie sich in den Jahren nach der Eröffnung des Kraftwerks zeigte, kann die erneuerbare Energie den Bedarf von El Hierro gerade mal zu 45 Prozent decken.
Und was ist mit der eingangs erwähnten Nachbarinsel La Gomera, wo im Frühling 2023 die angebliche komplette Energieunabhängigkeit verkündet wurde? Im vergangenen Sommer waren weite Teile der Insel drei Tage ohne Strom. Wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» schrieb, war der Ausfall auf einen «Brand im einzigen Kraftwerk der Insel» zurückzuführen.
Gemeint waren aber nicht die neuen Windparks, sondern das alte Dieselkraftwerk El Palmar. Dieses ist offenbar weiterhin in Betrieb. Allen Unkenrufen zum Trotz: Auch La Gomera bleibt auf fossile Energie angewiesen.
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Von wegen unwirtschaftlich, jemand hatt die 10M eingestrichen, für ihn war das sehr wirtschaftlich! Hätten auch mit Säcken die Sonne ins Haus eingebracht wie in Schilda, wäre billiger gewesen, aber mit Säcken macht man halt nicht so viel Gewinn. Weiss man nicht mehr wie die Leute zu beschäftigen und die Industrie am Laufenden zu halten?
Nach Fertigstellung der Windmühlen auf El Hierro kostete dort die KWh 81 Cent, der höchste Strompreis in ganz Spanien, der nur 24 Cent beträgt.
Die Pellwormer können froh sein, daß die 10 Mio. Euro nicht 1:1 nur auf ihre Stromrechnungen umgelegt wurden, sondern auf alle anderen „sozialisiert“.
Für Flatterstrom reichen die teuren Batterien nicht, schon gar nicht für ganz Deutschland. Daher die grüne Chimäre mit dem teuren grünen Wasserstoff. Doch der monokausale CO2-Wahn wird niemals enden, solange es Grüne gibt. Die Alarm-Verdummung, mit Klima und Kernkraft, ist grüne Existenz-Grundlage. Der Wahnsinn wird erst mit den Grünen enden.
Deutschland ist seit April Stromimportland. Nichts mit Selbstversorgung.
Danke für diese Chart Herr Krüger, ab April sind wir zum Stromimportland geworden, insbesondere in den Sommermonaten, – siehe Grafik – was zunächst überraschend ist. Unser Versorger, die ENBW hat auf Anfrage erklärt, dass man in den Sommermonaten den Fotovoltaikstrom lieber aus dem Ausland beziehe, weil er dort viel billiger wäre.
Fragen entstehen nun erst recht: Komisch, wo geht dann der teurere deutsche Fotovoltaikstrom im Sommer hin? Braucht man deswegen einen erweiterten Netzausbau, um den Strom in den neuen Hochtemperaturleitungen zu verheizen? Das ist kein Witz, die neue 110 KV Leitung von Ellwangen ins bayrische Schwaben wurde bei uns begründet als Notwendigkeit, weil man den PV-Überschuss nach Bayern abführen müsse. Aber in Bayern hat man genauso argumentiert. Man brauche die Leitung, weil man den PV-Überschussstrom von Bayern nach BaWü abführen müsse.
Merkwürdig mal wieder, dass die Presse kaum berichtet. Habe dazu nur eine Handvoll Artikel gefunden. Dort steht dann, Deutschland zahlt für die Importe deutlich drauf und unsere Nachbarn verdienen daran gut. Frankreich exportiert auch seit April Atomstrom an uns. Ich habe die letzten Tage gerade einen Brief von meinen Stromversorger erhalten, wo er ankündigt, die Strompreise steigen weiter. Und die Presse und Medien interessiert es nicht. Aber Strom aus EE ist ja günstig und kostet nur eine Kugel Eis.
Es wäre eigentlich ganz sinnvoll, so ein Projekt wie die Energiewende erst im kleinen Maßstab zu erproben und dann – im Erfolgsfall – stufenweise auszubauen, immer mit der Option, die Notbremse ziehen zu können.
Voraussetzung dafür aber wäre die Bereitschaft, aus Fehlern wirklich zu lernen. Genau die ist aber offensichtlich nicht gegeben. Selbst das offensichtliche Scheitern solcher Kleinprojekte hindert bei unseren Politikern keinen daran, es um so vehementer im Großen zu versuchen.
Was die genannten Fälle auch zeigen ist, dass Aufwand und Kosten ins Ungemessene steigen, je weiter man sich der 100%-Marke für „Erneuerbare“ nähert. Hält sich das bei 50% vielleicht (!) noch in vertretbaren Grenzen, dann steigt der Aufwand mit jeder Erhöhung der Prozentmarke jedenfalls weit überproportional im Verhältnis zum Zusatznutzen.
Wobei bei dieser Luftnummer von der benötigten Energie für Kleidung, Baumaterialien, Güter des täglichen Bedarfs, Medikamente, Krankenhausbereitstellung…. usw.. usw…. noch gar nicht gesprochen wird! Ansonsten müssten die da alle nackt herum laufen und im Durchschnitt mit 30 Jahren versterben. „Energieautark“ mittels Wind und Sonne, der totale Irrsinn einer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft die wohl erst in die Not zurück fallen muss ehe sie versteht was da abgeht…..
El Hierro hatte 13MW Dieselgeneratorleistung am Start und der spanische Energieversorger macht nur 11,5 Megawatt Windkraftleistung, dass das nicht ausreicht, versteht sich von selbst, für 100%.
Dann verzichtet der Spanische Energieversorger weitgehend noch was mit PV-Strom zu machen bei einer Insel, die ca. 2500km südlicher liegt als Deutschland, wie dumm kann man nur sein beim Energieversorger.
Der Energieversorger Schuld? Ich nehme eher an die Presse hat übertrieben. Wahrscheinlich war gar nie an eine völlige Inselversorgung gedacht, sondern nur an eine weitgehende Inselselbstversorgung. Aber auch bei einem Windrad mehr wäre nur rechnerisch der Leistungswert erreicht worden.
Das Beispiel zeigt vielmehr, dass es keine Inselversorgung geben kann- und dessen war sich der Stromversorger bewußt – und man immer ein Backup-Kraftwerk im Hintergrund betreiben muss, das ständig in Betrieb bleibt und dessen Leistung zwischen 10% bis 40% schwankt, im Falle eines Störfalles 100% übernehmen muss.
Was hätte ein Windrad mehr ergeben? Das Kraftwerk hätte zwischendurch abgeschaltet werden müssen, was keinem Kraftwerk guttut. Das weiß auch der Energieversorger.
Fazit: Eine 100% alternativ-Versorgung übers Jahr ist nicht möglich, man braucht immer backup-Kraftwerke. Es ist aus vielen Gründen besser, wenn diese ganzjährig, wenn auch zwischendurch nur mit sehr schwacher Stromerzeugung mitlaufen
Kraus, was Sie für einen Spaß haben ständig den gleichen Unsinn zu erzählen. Über dieses Projekt wurde bereits alles gesagt. Lesen Sie noch einmal nach. Windkrafträder und E-Autos sind TOTGEBURTEN. Finden Sie sich endlich damit ab. Ohne Fossile keine Volatilen. 😁