Susan Crockford, Polar Bear Science
Wenn das wärmste Jahr aller Zeiten keine eisfreien Bedingungen im September hervorbringen kann, was braucht man denn noch dazu? Das arktische Meereis ist auch in diesem Jahr nicht zurückgegangen und hat damit zweifellos die Erwartungen enttäuscht, die seit langem einen Rückgang in einer „Todesspirale“ erwartet hatten. Das arktische Meereis erreichte sein saisonales Minimum in diesem Jahr etwa Mitte September, und obwohl der genaue Wert noch nicht veröffentlicht wurde, wird die durchschnittliche Eisbedeckung im September wahrscheinlich bei etwa 4,2 Millionen km² liegen, sobald sie Anfang Oktober bekannt gegeben wird.
Dies bedeutet, dass der Trend für das Meereis im September seit nunmehr 17 Jahren gegen Null tendiert, was den fast flachen Trend verlängert, welchen die Meereis-Experten des NSIDC vor vier Jahren feststellten. Dies reißt ein großes Loch in das vorherrschende Konzept, dass mehr atmosphärisches CO₂ zu weniger Sommer-Meereis führt. Man beachte, dass die im August 2023 gemessenen CO₂-Werte 419,7 Teile pro Million (ppm) betrugen, verglichen mit 382,2 im August 2007, ein Anstieg um 37,5 ppm ohne entsprechenden Rückgang des sommerlichen Meereises (und gegenüber 314,2 ppm im Jahr 1960). Gemessen in Tonnen stiegen die CO₂-Emissionen aus fossilen Brennstoffen von 31,1 Mrd. im Jahr 2007 auf 37,1 Mrd. im Jahr 2021 (dem letzten Jahr, für das Daten vorliegen), wobei auch hier kein entsprechender Rückgang des Sommer-Meereises zu verzeichnen war.
Hintergrund
Im Jahr 2015 argumentierten Neil Swart et al., dass der von 2007-2013 dokumentierte siebenjährige Beinahe-Null-Trend statistisch gesehen durch natürliche Schwankungen verursacht wurde und mit Modellen, die aufgrund erhöhter CO₂-Werte „eisfreie“ Bedingungen innerhalb von Jahrzehnten vorhersagen, durchaus vereinbar war. Ihre Modelle ließen sie zu dem Schluss kommen, dass ein 14-jähriger Fast-Null-Trend (z. B. 2007-2020) zwar möglich, aber weitaus unwahrscheinlicher ist und dass sogar längere Fast-Null-Trends sehr viel wahrscheinlicher sind, wenn die Arktis nahezu eisfrei ist (d. h. etwa 1 Mio. km²).
Ein 17 Jahre andauernder Fast-Null-Trend (2007-2023), insbesondere bevor die Ausdehnung das beängstigend klingende „eisfreie“ Niveau erreicht hat, macht die Annahme praktisch zunichte, wonach die Meereisausdehnung durch atmosphärisches CO₂ oder sogar die globalen Temperaturen gesteuert wird, insbesondere angesichts der Behauptung, dass 2023 das „wärmste Jahr aller Zeiten“ sein könnte!
Dieser absurde Gedanke, dass das atmosphärische CO₂ das arktische Meereis im Sommer kontrolliert, aber nur einen leichten Rückgang im Winter und keinen Rückgang des antarktischen Meereises verursacht (Blanchard-Wrigglesworth et al. 2022; Crockford 2023), wurde von Biologen übernommen, die Eisbären von jeder Regierung und Naturschutzorganisation der Welt als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft sehen wollen, koste es, was es wolle.
Vor 2015 mussten Eisbärenspezialisten der Bewertung der Roten Liste der IUCN einen Anschein von Wissenschaftlichkeit verleihen, weshalb sie ihre Vorhersagemodelle so programmierten, dass sie eine lineare Beziehung zwischen CO₂ und dem arktischen Meereis im Sommer annahmen (Notz und Stroeve 2016; Stern und Laidre 2016; Regehr et al. 2016: Wiig et al. 2015). Und im Jahr 2023 wurde dieselbe Annahme von Steven Amstrup und seinen Meereis-Experten getroffen, als sie die lächerliche Behauptung aufstellten, dass CO₂-Emissionen direkt mit dem geringeren Überleben von Eisbärenjungen in der Arktis in Verbindung gebracht werden können (Amstrup und Bitz 2023; Molnar et al. 2020). Obwohl Eisbärenforscher dieses lineare CO₂-Meereiskonzept im Allgemeinen auf regionaler Ebene (Subpopulationen) anwenden (und eine etwas andere Metrik der „sommerlichen“ Eisausdehnung verwenden), ist der Effekt derselbe: Sie gehen davon aus, dass mehr globales CO₂ bedeutet, dass das sommerliche Meereis an einem beliebigen Ort in der Arktis auch in den kommenden Jahrzehnten linear abnehmen wird.
Womit wir wieder beim Stillstand und meiner großen Frage wären: Werden die Eisbärenspezialisten jemals den 17 Jahre andauernden Nulltrend beim sommerlichen Meereis anerkennen oder werden sie für immer nur eine gerade Linie von 1979 ziehen und darauf bestehen, dass das sommerliche Meereis immer noch abnimmt?
Denn im Ernst: Wenn das heißeste Jahr aller Zeiten keine „eisfreien“ Bedingungen im September und das seit langem vorhergesagte Verhungern der Eisbären herbeiführen kann, was braucht man denn noch dafür?
Derzeitige Bedingungen
Wie unten dargestellt, betrug die Eisausdehnung am 15. September 2023 4,1 Mio. km² und schien bis zum 20. September wieder zu steigen:
Unten: Ausdehnung des arktischen Meereises am 20. September 2023 im Vergleich zu den vorangegangenen vier Jahren:
References
Amstrup, S.C. and Bitz, C.M. 2023.Unlock the Endangered Species Act to address GHG emissions. Science 381(6661):949-951. pdf here.
Blanchard-Wrigglesworth, E., I. Eisenman, S. Zhang, et al. 2022.New perspectives on the enigma of expanding Antarctic sea ice, Eos 103.https://doi.org/10.1029/2022EO220076.
Crockford, S.J. 2023. The Polar Wildlife Report. Global Warming Policy Foundation Briefing 63, London. pdf here.
Molnár, P.K., Bitz, C.M., Holland, M.M., Kay, J.E., Penk, S.R. and Amstrup, S.C. 2020. Fasting season length sets temporal limits for global polar bear persistence. Nature Climate Change. https://doi.org/10.1038/s41558-020-0818-9 pdf here.
Notz, D. and Stroeve, J. 2016. Observed Arctic sea-ice loss follows anthropogenic CO₂ emission. Science 354(6313):747-750. pdf here.
Stern, H.L. and Laidre, K.L. 2016. Sea-ice indicators of polar bear habitat. Cryosphere 10: 2027-2041.
Swart, N.C., Fyfe, J.C., Hawkins, E., Kay, J.E. and Jahn, A. 2015. Influence of internal variability on Arctic sea-ice trends. Nature Climate Change 5(2): 86–89.
Wiig, Ø., Amstrup, S., Atwood, T., Laidre, K., Lunn, N., Obbard, M., et al. 2015. Ursus maritimus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22823A14871490. Available from http://www.iucnredlist.org/details/22823/0 [accessed Nov. 28, 2015]. See the supplement for population figures.
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Vor 4000 Jahren soll es die letzte Population Mammuts auf der Wrangelinsel gegeben haben. Die Mammuts haben bestimmt nicht Eis gelutscht, um sich zu ernähren. Das Klima muss zu dieser Zeit dort wärmer als heute gewesen sein. Wie war die Nordpoleisbedeckung damals? Warum haben die Eisbären diese Zeit überlebt und die Mammuts nicht?
Vieles deutet auf eine Periodizität im bereits bekannten 80-Jahres-Rythmus hin. Was sich jetzt auch in den Satellitenmessungen zeigt, die es erst seit gut 40 Jahren gibt. Nicht umsonst war in diesen zeitlichen Abständen die Schiffbarkeit der Nordost-Passage ein wiederkehrendes Thema. Im Rahmen einer „Klimaschaukel“ gibt es in der Antarktis offenbar den entgegengesetzten Trend. Was eine globale Erwärmung nicht widerlegt, aber den relativ großen Temperaturanstieg, zuletzt in der Arktis, relativiert.
Sehr guter Bericht!
Ein Kippunkt ist erreicht: Die Ausdehnung des arktischeren Meereises nimmt wieder zu. CO2 kühlt die Erde.
Wann erreicht die Abkühlung mein Thermometer?