ERSTER TEIL – REALE WELT
Ich fing an, über die Beziehung zwischen der Absorption der Sonnenstrahlen an der Oberfläche und der Temperatur nachzudenken. Hier sind die CERES-Satellitendaten, die diese Beziehung zeigen:
Wie wir aufgrund unserer täglichen Erfahrung erwarten würden, steigt die Temperatur bei mehr Sonnenschein und sinkt sie bei weniger Sonnenschein.
Es stellt sich natürlich die Frage, um wie viel die Oberflächentemperatur für jedes zusätzliche W/m² an absorbierter Strahlung an der Oberfläche steigt.
Wir können uns dieser Frage auf drei verschiedene Arten nähern. Erstens, ein Streudiagramm der in Abbildung 1 gezeigten monatlichen Werte, zusammen mit der Trendlinie:
Die zweite Möglichkeit, die Beziehung zwischen der Oberflächentemperatur und der absorbierten Sonneneinstrahlung zu berechnen, ist eine lineare Regression auf der Basis von Gitterzellen, gewichtet nach der Fläche der Gitterzellen. Dies ergibt die gleiche Antwort, nämlich 0,22 °C pro zusätzlichem W/m² absorbierter Sonnenstrahlung.
Die dritte Möglichkeit, die Beziehung zu untersuchen, besteht darin, die langfristigen Durchschnittswerte von Temperatur und absorbierter Sonnenstrahlung als Streudiagramm für jede einzelne Gitterzelle zu betrachten. So können wir sehen, was bei unterschiedlichen Temperaturen passiert:
An diesem Diagramm sind mehrere Dinge interessant. Erstens ist die Beziehung zwischen der absorbierten Sonnenstrahlung und der Temperatur über den größten Teil der Erde (zentrale Region oben) ziemlich linear, mit einem durchschnittlichen Trend (Steigung der roten Linie) von 0,21 °C pro W/m².
Um dies besser zu verstehen, ist hier eine Grafik, die zeigt, wie viel Sonnenstrahlung an der Oberfläche absorbiert wird:
Die Auswirkung der fast durchgängigen Bewölkung an der intertropischen Konvergenzzone (ITCZ) ist als gelber Streifen knapp über dem Äquator zu erkennen.
Um auf Abbildung 3 zurückzukommen: In den Gebieten mit geringer Sonneneinstrahlung steigt die Temperatur mit zunehmender Sonneneinstrahlung sehr schnell an. Die folgende Karte zeigt, wo sich diese Gebiete befinden:
Und am rechten Ende der Skala in Abbildung 3 erwärmt sich die Oberfläche in Gebieten, in denen die durchschnittliche absorbierte Sonnenstrahlung über 210 W/m² liegt, überraschenderweise gar nicht so sehr. Die durchschnittliche Reaktion in den unten dargestellten farbigen Gebieten beträgt 0,03 °C pro W/m². Hier sind diese Gebiete:
Die horizontalen gepunkteten Linien über und unter dem Äquator auf der Karte in Abbildung 6 zeigen die Grenzen der Tropen. Man beachte, dass sich die meisten tropischen Ozeane nicht weiter erwärmen, wenn die absorbierte Sonnenstrahlung über 210 W/m² ansteigt.
Und am Ende haben wir drei verschiedene Schätzungen, wie stark die Temperaturen steigen, wenn die Sonneneinstrahlung zunimmt, und wie stark sie sinken, wenn die Sonneneinstrahlung abnimmt. Alle drei Schätzungen liegen in der Größenordnung einer Temperaturänderung von 0,2 °C je 1 W/m² Änderung der absorbierten Sonnenstrahlung. Und alle drei zeigen, dass die Temperatur mit der absorbierten Sonneneinstrahlung variiert, d. h. mit mehr Sonnenschein steigt sie an und mit weniger Sonnenschein sinkt sie, so wie wir es jeden Tag beobachten.
ZWEITER TEIL – MODELLWELT
Nachdem ich mir angesehen habe, was tatsächlich passiert, warf ich einen Blick darauf, was die Modelle sagen. Die Modelldaten sind auf der wunderbaren KNMI-Website verfügbar, indem man „Monthly CMIP5 scenario runs“ auswählt. Diese stammen aus dem Fifth Computer Model Intercomparison Project (CMIP5). Die Lufttemperatur an der Oberfläche wird als „TAS“ (Temperature Air Surface) bezeichnet. Die abwärts gerichtete Sonneneinstrahlung an der Oberfläche wird als „RSDS“ (radiation shortwave downwelling surface) bezeichnet, die reflektierte Sonneneinstrahlung an der Oberfläche als RSUS (radiation shortwave upwelling surface). Die absorbierte Strahlung ist die absteigende Sonnenstrahlung minus die reflektierte Sonnenstrahlung.
Ich habe mit den Temperaturdaten begonnen. Ich interessierte mich für die historischen Daten, die für die vier „Szenarien“, yclept RCP26, RCP45, RCP60 und RCP85, im Wesentlichen identisch sind. Ich verwendete die RCP26-Daten. Die historischen Daten enden im Jahr 2012. Hier die CMIP5-Rekonstruktion der mittleren globalen historischen Temperatur im Vergleich zur globalen Temperatur von Berkeley Earth:
Nun, das ist ziemlich respektabel. Die Modelle haben die wichtigsten Veränderungen der historischen Temperaturen gut nachgebildet. (Das wirft die Frage auf, wie verschiedene Modelle mit sehr unterschiedlichen Klimaempfindlichkeiten die Temperatur so gut nachbilden können, eine Frage, die ich in „Dr. Kiehl’s Paradox“ erörtert habe … aber ich schweife ab.)
Nachdem ich all das getan hatte, schaute ich mir die modellierte absorbierte Sonnenstrahlung an … und mir fielen die Augen aus dem Kopf. Hier ist das modellierte Ergebnis. Wie bei der Temperatur sind die Ergebnisse für die Sonneneinstrahlung in den vier Szenarien im Wesentlichen identisch, daher zeige ich RCP26:
Huch? Die Temperaturen steigen und die absorbierte Sonneneinstrahlung sinkt? Wie bitte? Wie unglaublich ist das denn?
Aber moment da ist noch mehr! Hier sind die gleichen RCP26-Solardaten, diesmal einschließlich der Projektion der absorbierten Sonnenstrahlung an der Oberfläche bis zum Jahr 2100:
Das ist … merkwürdig. Die modellierte absorbierte Sonnenstrahlung an der Oberfläche nimmt über den gesamten historischen Zeitraum bis 2012 ab, um dann sofort wieder zu steigen.
Wahrscheinlich ist das nur ein Zufall.
Aber bedenken Sie … wenn sie irgendwie steigende historische Temperaturen bei sinkender historischer absorbierter Sonnenstrahlung erhalten, stellen Sie sich vor, wie hoch ihre zukünftigen Prognosen bei steigender absorbierter Sonnenstrahlung sein werden. Das ist eine Win-Win-Situation für die Alarmisten!
Und wie kommt es, dass ich derjenige bin, dem diese Dinge auffallen, und nicht die guten Leute, die die Modelle betreiben, oder die Leute von CMIP5?
Immer wieder neue Fragen.
Link: https://wattsupwiththat.com/2023/06/19/sun-temperatures-and-models/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Siehe auch:
CO2 = Globale Erwärmung = Klimawandel ! Und was wäre, wenn alles viel komplexer ist ? Natürliche Klimawandel – Fakten aus geologischer, archäologischer und astrophysikalischer Sicht (02/2021).
https://www.researchgate.net/publication/349439973_CO2_Globale_Erwarmung_Klimawandel_Und_was_ware_wenn_alles_viel_komplexer_ist_Naturliche_Klimawandel_-_Fakten_aus_geologischer_archaologischer_und_astrophysikalischer_Sicht_022021
Der Scatterplot Abb. 3 kann für einzelne Gitterzellen ganz unterschiedlich ausschauen. Für das Element 52°N 13°O (Potsdam) erhalte ich für die Monate 200003-202202 Bild 1. Für ein entsprechendes Element im Atlantik 52°N 5°W erhalte ich Bild 2. Ich überlasse dem Leser die Interpretation der Hysterese im Ozean.
Hm, verwirrend. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass die Sonneneinstrahlung in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, was neuerdings sogar mit einer höheren Wolkendurchlässigkeit erklärt wird. Aus welchem Grund sollte sie Sonneneinstrahlung in Abb. 8 fortlaufend abnehmen – in den 70er Jahren sogar noch stärker, damals wegen der Luftverschmutzung? Die Lösung: Es handelt sich dem Autor zufolge um „modellierte“ Sonneneinstrahlung – alles klar, die Klima-Modelle… Eine abnehmende Sonneneinstrahlung bei steigenden Temperaturen stärkt das Narrativ vom anthropogenen CO2. Der Wiederanstieg wird auf die nahe Zukunft verlegt. Sonst erlischt uns die Sonne, wenn die Alarm-„Forscher“ die Einstrahlung zu lange reduzieren…
Das sieht ja wie ein tatsächlicher Kipppunkt aus – menschengemacht, von IPCC-Wissenschaftlern. War die historische Sonneneinstrahlung eigentlich gemessen, oder wie wurde die ermittelt?
Messungen der „Solarkonstante“ sind seit der Konstruktion des Pyrheliometer durch Pouillet (1837) durchgeführt wurden und zwar mit immer verbesserten Aktinometern. Ab 1900 waren die Geräte für die damalige Zeit soweit verbessert wurden, das man eine Genauigkeit von ± 3-5 W/m² erreichen konnte.
Hier die Messreihe von C.G. Abbot, F.E. Fowle und L.B. Aldrich (Smithson. Inst. Obs. Annals 4, 1922) mit dem Ergebnis für die Jahre 1902 bis 1912 von S = 1,933 cal/(min·cm²) = 1348,8 ± 3 W/m² und für die Jahre 1912 bis 1920 von S = 1,946 cal/(min·cm²) = 1357,9 ± 3 W/m² (Umrechnung: 1 cal/(min·cm²) = 697,8 W/m²).
Danke. Meine Frage betraf weniger die Messung der Solarkonstante. Heutzutage wird die Sonneneinstrahlung offensichtlich über den ganzen Globus mit welcher geographischen Auflösung auch immer gemessen (per Satellit?). Wie war das vor dem Ende der 70er-Jahre?
Habe ich doch beschrieben, mit einem Pyrheliometer und Aktinometer.
Hallo Herr Holtz, im obigen Artikel ist von absorbierter Sonneneinstrahlung die Rede, abhängig von der geographischen Breite, Bewölkung, u.a.. Offensichtlich wird die Erde in Gitter aufgeteilt und per Computersimulation Verteilungen der absorbierten Sonneneinstrahlung errechnet (Bsp. Bilder 5,6). Mich interessiert eigentlich, an wie vielen Punkten und in welcher Häufigkeit (kontinuierlich?) weltweit gemessen wird (Ozeane?), und mich interessiert, wie sich dieses Messnetz in den letzten 250 Jahren geändert hat. Für Temperaturmessungen gibt es ja einige Literatur, hier aber habe ich nichts gefunden. Es geht ja darum, den Verlauf in der Abbildung 9 zu verstehen. Generell ist es m.E. wichtig, weil ein Haupteinfluss wohl die Wolkenbildung ist, und diese wohl noch nicht verstanden ist.
Dann lesen Sie mal richtig. Alle TSI Daten vor 1978 sind modelliert Daten, keine gemessenen Daten.
Aber zu den Messungen: In der in Jahren zwischen 1900-1950 wurden die Messungen der Sonneneinstrahlung von 30-120 Stationen in Amerika und Europa mehr oder weniger kontinuierlich durchgeführt. Es gibt einzelne Messungen von meteorologischen Expeditionen aus Afrika und Asien in diesem Zeitraum. Ab 1950-1978 stiegt dann die Anzahl der Stationen zur Messung der Sonneneinstrahlung auf 520 an. Ab 1978 wird nur noch mit Satelliten bestimmte Sonneneinstrahlung benutzt. Es gibt die „Historical TSI Reconstruction“ aus Satelliten-Daten die auf Basis der Sonnenzyklen und Proxy-Daten „zurückgerechnet“ werden.
Siehe: N. Scafetta, R.C. Willson, J.N. Lee & D.L. Wu, Remote Sensing, Modeling Quiet Solar Luminosity Variability from TSI Satellite Measurements and Proxy Models during 1980-2018, 2019
https://www.mdpi.com/2072-4292/11/21/2569