von AR Göhring

Die Tagesschau rekurriert gerade auf die alte Erzählung von der „Bevölkerungsbombe“ aus dem Jahr 1968 – der Schmetterlings-Experte Paul Ehrlich begann damit die ökologistische Bewegung.

Das Narrativ wurde allerdings im Sinne der „Klimakrise“ aktualisiert:

Ein internationales Klima-Forscherteam hält ein sicheres und gerechtes Leben für alle Menschen auf der Erde für kaum mehr möglich. Fast alle Grenzen seien bereits überschritten.

Paul Ehrlich behauptete in seinem Buch, und dann rund zehn Jahre lang in Interviews und Artikeln, daß das Ende nah sei: In den 1980ern zum Beispiel befürchtete er Milliarden Hungertote – allein in den reichen USA über 50 Millionen. Seine Grundargumentation lautete dabei, daß die Erdkruste mit der Biosphäre darüber schnell durch Emissionen vergiftet sein würde, und daß die Böden nicht in der Lage seien immer mehr Menschen zu ernähren. Die Fantasie-Prognosen des aufmerksamkeitssüchtigen Apokalyptikers wurden in den 80ern derart peinlich, daß Sensations-Presse ihn ausschlich – heute ist der Name Paul Ralph Ehrlich weitgehend unbekannt, einschließlich seiner Theorien.

Halt, nicht ganz: Das Märchen „es gibt zu viele Menschen“ oder „der Mensch mit der Industrie ist eine ökologische Seuche“ hat sich tief in das Bewußtsein der westlichen Bürger eingebrannt. Ob AfD-Wähler oder Grünen-Politiker – kaum jemand Befragtes würde sich heute gegen diese misanthropische Überzeugung aussprechen.

Kein Wunder, daß die Sensationspresse und das Revolver-Fernsehen die olle Kamelle immer wieder einmal auspackt, natürlich, ohne den peinlichen Erfinder zu nennen.

So hört sich die Ehrlich-Theorie im neuen klimatischen Gewand an: Nach Johan Rockström PIK, dürften in acht fundamentalen Bereichen die Grenzen der Belastbarkeit des Planeten nicht überschritten werden.

Dabei geht es um die Erderwärmung, den Zustand und die Funktionalität der Ökosysteme, die Verfügbarkeit von Oberflächen- und Grundwasser, sowie die Belastung von Luft und Umwelt mit Schadstoffen, Stickstoff und Phosphor.

Oder:

  • Gerechtigkeit zwischen den Tierarten und Stabilität des Erdsystems
  • Gerechtigkeit zwischen den Generationen
  • Intragenerationelle Gerechtigkeit zwischen Ländern, Gemeinschaften und Individuen

Was ein Geschwurbel! Wer es sich auf Englisch in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature antun möchte, hier.

Das Problem dabei, so Rockström und sein Team: Sieben der acht Grenzen seien bereits überschritten. Der Verlust der Biodiversität oder auch die Erderwärmung ließen sich aber nicht mehr rückgängig machen, was übersetzt bedeutet: Ein sicheres und gerechtes Leben sei, so die Forscher für viele Menschen auf der Erde heute und in Zukunft nicht mehr möglich.

Das Ende ist also schon da? Ungewöhnlich – Rockström riskiert, das Schicksal des peinlichen Ehrlich zu teilen.

Einige anderen Alarmisten ahnen wohl, daß Rockström et alii, ähnlich wie Habeck & Graichen, den Bogen überspannen und damit zahlreiche Fragen in der breiten Steuerzahler-Bevölkerung provozieren. Daher meint Henrique Pereira

.., Leiter der Forschungsgruppe Biodiversität und Naturschutz am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Halle-Jena-Leipzig: „Mein Hauptkritikpunkt an dem Konzept ist, daß diese Grenzen nicht wirklich von der Wissenschaft definiert werden, sondern stattdessen von der Wissenschaft beeinflußt sind. Das heißt, alle Grenzen beruhen auf der Einschätzung von Expertinnen und Experten, was ein zulässiges Risiko und zulässige Folgen sind, aber eine andere Gruppe von Expertinnen und Experten könnte zu anderen Zahlenwerten für die Grenzen kommen.“

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