Stefan Kämpfe
Dem ersten Teil (klimatologische Einordnung des Winters 2022/23 in Deutschland) folgt nun die internationale Betrachtung: Wie stark war die Erwärmungstendenz im Zeitraum Dezember bis Februar?
Weltweit langfristig nur eine moderate und seit über acht Jahren gar keine Erwärmung
Anhand der satellitengestützten Messungen lässt sich die Entwicklung der nicht unumstrittenen Globaltemperatur seit den späten 1970er Jahren gut verfolgen – der Start der Reihe fällt aber ausgerechnet in eine weltweite Kaltphase. Zunächst gab es eine starke Erwärmung; welche aber nun erst einmal eine gut achtjährige Pause eingelegt hat – es bedarf wohl erst eines stärkeren El Nino-Ereignisses, um sie wieder in Gang zu setzen. Somit waren auch die Monate von Dezember 2022 bis zum Februar 2023 im globalen Maßstab kaum zu warm.
Eurasien: Langfristig eher leicht wachsende Winter-Schneebedeckung
Der schneelose, extrem milde Jahreswechsel 2022/23 in Deutschland und im Alpenraum ließ wieder einmal die Panik vor der Klimaerwärmung aufleben. Doch Mitteleuropa muss man auf einer Eurasien-Karte mit der Lupe suchen. Betrachtet man den gesamten Super-Kontinent, so vergrößerte sich die im Winter mit Schnee bedeckte Fläche seit der Ermittlung flächengestützter Satelliten-Daten im Jahre 1966 sogar ein wenig – der Winterschnee wird also so schnell nicht verschwinden.
Was sagt uns die lange Reihe aus Zentralengland?
Für Zentralengland mit seinem ozeanischen Klima liegt eine der weltweit längsten Messreihen der Lufttemperaturen vor – sie startet in etwa auf dem Höhepunkt der „Kleinen Eiszeit“ im späten 17. Jahrhundert. Mit 5,0°C schloss dort der Winter 2022/23 lediglich etwas zu mild ab; betrachtet man nur die letzten einhundert Jahre, so schaffte er es nicht unter die dreißig mildesten, und ähnlich wie in Deutschland, gab es einige markante Kälteeinbrüche. Betrachten wir zunächst die gesamte Reihe, so ergibt sich für diese 364 Winter eine Erwärmung von 1,5 K (°C), was schon wegen des Starts der Reihe in der Kleinen Eiszeit, als mitunter gar Messen und Feste auf der zugefrorenen Themse abgehalten wurden, erstaunlich wenig ist.
Und wie sah es in den letzten 36 Jahren aus?
Dale Enterprise (USA): Keine langfristige Winter-Erwärmung
In den Ausläufern der Appalachen, westlich der Bundeshauptstadt Washington, liegt die Wetterstation Dale Enterprise, deren Aufzeichnungen reichen immerhin so lange zurück, wie das DWD-Flächenmittel. Aber anders als dieses, erwärmten sich die Winter dort seit den 1880er Jahren fast gar nicht.
Seit 1988 zeigte Dale Enterprise übrigens annähernd dasselbe Verhalten wie Zentralengland – kaum winterliche Erwärmung.
Einige Trends aus Nord- und Ostasien
Zunächst ein Blick in den russischen Kühlschrank Asiens – das riesige Sibirien. Zwei Stationen, welche auf die Schnelle ermittelt werden konnten, zeigen natürlich nicht alles; aber es gibt dort seit über vier Jahrzehnten keinerlei Winter-Erwärmung. Omsk im Südwesten Sibiriens hat dabei noch recht gemäßigte Wintertemperaturen; es ist eine der ganz wenigen Stationen mit einer längeren Sonnenscheinreihe.
Das berüchtigte Oimjakon in Ostsibirien, angeblich der kälteste, dauerhaft bewohnte Ort der Welt (in der kälteren Antarktis leben nur Wissenschaftler) zeigt auch keinerlei Erwärmung; der abgelaufene Winter war dort der kälteste seit über 30 Jahren.
Südkorea liegt zwar auf der Breite Nordafrikas, aber zirkulationsbedingt ähneln die dortigen Winter im Temperaturmittel denen Deutschlands. Eine merkliche Erwärmung fehlt auch dort.
Auch Japan leidet immer wieder unter kalten, schneereichen Wintern, besonders im Nordteil. Die alte Winterolympia-Stadt Sapporo auf Hokkaido zeigt gar eine leichte Winter-Abkühlung.
Auch bei den asiatischen Stationen sind gewisse WI-Effekte wahrscheinlich. Da keine einzige der in diesem Beitrag gezeigten Stationen völlig WI-frei ist, kann eine etwas stärkere Winter-Abkühlung nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Winter auf der Nordhalbkugel – „Sommer“ in der Antarktis!
Die Antarktis erlebte gerade einen recht kalten Südsommer 2022/23. Auch langfristig fehlt dort eine Sommer-Erwärmung.
Weil wir ja den Winter betrachten, sei hier auch nochmals der sich stark abkühlende Winter an der Neumayer-Station gezeigt.
Vielleicht fahren unsere Kleber-Mädels der Letzten Generation ja mal in die Antarktis, um gegen die „böse“ Erderwärmung zu protestieren. Kleber benötigen sie dort keinen – einfach Wasser auf’s Eis gießen, Hände drauf – und sie kleben fester, als es der beste Sekundenkleber je vermag.
Zurück nach Europa: Meist Winter-Erwärmung, doch nicht überall
Über die ausgebliebene Winter-Erwärmung in Zentralengland sprachen wir bereits. Dafür wurde es in Ungarn zirkulationsbedingt merklich milder.
Ähnliche Erwärmungs-Trends gab es in weiten Teilen Südeuropas. Island erlebte gerade den kältesten Winter seit gut 25 Jahren; aber noch ist dort der winterliche Erwärmungstrend ungebrochen. Man fragt sich, wie das bei dem angeblich wegen des Klimawandels zusammenbrechenden Golfstrom möglich war – offenbar schwächt sich der Golfstrom gar nicht ab.
Ein anderes Verhalten zeigt Mittelskandinavien. Schon seit Jahren fehlt dort jegliche Winter-Erwärmung. Im abgelaufenen Winter verliefen Dezember und Januar recht frostig, der Februar sehr mild; und als Nachschlag folgte dort ein kalter, schneereicher März.
Zum Schluss noch was für Panikmacher: Wenig vom Meereis bedeckte Fläche in der Arktis
Mit etwa 13,15 Millionen Km² nahm das Arktische Meereis in diesem Winter eine sehr geringe Fläche ein; doch wird dessen Ausdehnung bei weitem nicht nur durch die Lufttemperaturen, sondern auch wesentlich durch die Windverhältnisse bestimmt, welche offenbar in diesem Winter für das Eiswachstum ungünstig waren. Die besonders seit den frühen 1990er Jahren stark rückläufige Eisbedeckung ist eine Folge der momentanen, zyklisch alle etwa 60 bis 80 Jahre auftretenden AMO-Warmphase. In solchen AMO-Warmphasen wird mehr Wärme in die Arktis eingetragen – das Eis zieht sich zurück. Ähnliches wurde schon bei der letzten AMO-Warmphase zur Mitte des 20. Jahrhunderts beobachtet; Näheres dazu hier.
Stefan Kämpfe, Diplom-Agraringenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher
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Kommentar von Christian Freuer zu diesem Beitrag: Ich bedanke mich ganz herzlich für diese gut recherchierte Fleißarbeit. Dies vor allem, weil sie eine sehr gute Ergänzung und auch ein gutes Gegengewicht meiner Kältereports ist.
In diesen ist ja fast durchweg von Einzelereignissen die Rede, was natürlich nur Wetter und nicht Klima ist. Dabei kann aber leicht der falsche Eindruck entstehen, dass eine „globale Abkühlung“ bereits in vollem Gange ist. Obiger Beitrag zeigt, dass dem nicht so ist.
Im Gegensatz zum Autor des Beitrags recherchiere ich nicht, sondern sammle lediglich die Meldungen. Diese stammen hauptsächlich von Cap Allon, Betreiber des Blogs electroverse. Der meldet aber nur Kalt-Ereignisse. Man kann wohl davon ausgehen, dass es auch Warm-Ereignisse in gleicher Größenordnung gibt, denn in der Natur gleicht sich alles wieder aus. Nur finde ich solche Meldungen nicht – oder nur sehr selten. Daher könnte man Blogger Cap Allon vielleicht ebenfalls als Alarmist bezeichnen, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Immerhin, den Abkühlungstrend in der Antarktis, den Allon immer wieder hervorhebt, findet auch der Autor des Beitrags oben.
Die Kältereports werden aber weiterhin zusammengestellt, denn ein Gegengewicht zur noch viel übertriebeneren Warm-Propaganda sind sie m. E. allemal.
„Eurasien: Langfristig eher leicht wachsende Winter-Schneebedeckung“. Diese Feststellung klingt überraschend, wenn man von deutschen Verhältnissen ausgeht. In Eurasien beträgt die mittlere Winter-Temperatur in der Breiten-Grad-Zone Deutschlands 47°-56° N allerdings -10 °C in 2022/23, in Deutschland etwa 1,2 °C (nach NCEP-Reanalyse air 2m). Die Temperatur nimmt zwar auch in Eurasien zu (seit 1948 etwa 0,14 +/- 0,08 °C pro Dekade), sie liegt jedoch im gesamten Zeitbereich weit unter 0 °C. Zunehmende Temperatur bedeutet aber (geringfügig) zunehmenden Niederschlag.
Die Grafik 1, die auch gerne von Herr Vahrenholt verwendet wird, zeigt: „Somit waren auch die Monate von Dezember 2022 bis zum Februar 2023 im globalen Maßstab kaum zu warm.“ Doch wie hoch ist der globale Mittelwert? Das wird leider nicht angegeben. Sucht man danach, dann findet man immer Wert unter 15°C. Und damit lage der globale Februarwert deutlich unter 15 C. Und diese 15 C sind doch laut Treibhauslehre der normale Mittelwert der Erde, welche durch die 400 ppm CO2 in der Atmosphäre gehalten werden. Angeblich, ist selbstverständlich alles Berechnung.
Wichtig: Trotz Klimaerwärmung und Erhöhung der CO2-Konzentrationen in den letzten 100 Jahren liegt die globale Temperatur immer noch knapp unter diesen 15°C und weit entfernt von einer Warmzeit, bei welcher Temperaturen ab 19°C und höher vorlagen. Klimapanik ist die eine Seite, Realität die andere. Und die Realität wurde wieder einmal in diesem Artikel dargestellt.
In den letzten 40 Jahren soll es auf der Erde wärmer geworden sein. Frage: Warum nicht in der Antarktis wie die Abb. 10 und 11 zeigen? Die Antwort: Weil dort keine Menschen leben und somit messen die Thermometer der Wetterstationen die tatsächlichen Temperaturen und nicht die zunehmende Wärme aus den wachsenden Wärmeinseln. Die Eisdicke bei der Neumaier-Station wächst jährlich, da kann noch soviel Eis in Grönland schmelzen. Der Meeresspiegel steigt nicht, da die Antarktis 6 mal größer ist als Grönland.
Köstlich diese Aussage: „Vielleicht fahren unsere Kleber-Mädels der Letzten Generation ja mal in die Antarktis, um gegen die „böse“ Erderwärmung zu protestieren. Kleber benötigen sie dort keinen – einfach Wasser auf’s Eis gießen, Hände drauf – und sie kleben fester, als es der beste Sekundenkleber je vermag.“ Aber woher das Wasser nehmen bei ganzjährigen Minustemperaturen?
Sehr geehrter Herr Kämpfe,
vielen Dank für Ihre Arbeit.
Meine Frage und Bitte an Sie: Wäre es möglich, dass Sie in der Grafik Abbildung 3 auch den CO2-Atmosphären-Konzentrationsverlauf eintragen und veröffentlichen. Das wäre sehr anschaulich.
Vielen Dank
Hallo Herr Wirth,
leider gibt es keine bis 1659 zurückreichenden CO2-Messungen. Man kann aber für die ersten 200 Jahre in etwa konstant 270 bis 290 ppm annehmen; erst danach begann der viel diskutierte Anstieg, der angeblich die Klimaerwärmung bewirkte. Aber er erklärt nicht, warum es zur markanten Abkühlungsphase der 1960er bis 1980er Jahre kam. Und dann scheint das angeblich so böse Klimagas vielerorts auch Winterschlaf zu halten – siehe die fehlenden Winter-Erwärmungstrends der Abb. 4 bis 11 und 14.
Sehr geehrter Herr Kämpfe,
haben Sie herzlichen Dank für diese interessante Ausarbeitung.
Nun bin ich schon seit Jahren ein eifriger Leser Ihrer Berichte und freue mich jedes Mal über die Darstellung von Messwerten jenseits all der Aussagen aus Modellvorstellungen, die auf den unterschiedlichsten, z.T. hoffnungslosen Annahmen beruhen.