von AR Göhring und Holger Thuß

Kürzlich erschien erneut eine Publikation, in der EIKE sogar ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Titel des Buchs: „Massenradikalisierung: Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt“

Autorin des Buches ist Julia Ebner, die unsere Konferenz in Gera 2021 unter halb falschem Namen, „undercover“ besuchte (wir berichteten). „Besuchen“ ist eigentlich etwas übertrieben, da Ebner insgesamt kaum eine Stunde anwesend war – sie kam am ersten Tag erst spät während des letzten Vortrags und sammelte nachher beim Abendessen schnell ein paar „anstößige“ Aussagen, um gleich wieder zu verschwinden. Am nächsten Tag erschien sie dann früher, wurde aber wegen des falschen Namens im Zusammenhang mit den 2021 einzuhaltenden Corona-Dokumentationsegeln nicht hereingelassen – unsere Sicherheitsleute hatten sie schnell erkannt.

Ihre halbe Stunde beim EIKE-Abendessen hat sie nun, anderthalb Jahre später, zu einem Buch-Kapitel verarbeitet, unter dem Titel „Unter Klimawandelleugnern“.

Wer ist Julia Ebner? Sie ist aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen als Kulturmoderatorin und Expertin für den nach ihren Angaben erstarkenden Rechtsextremismus bekannt, der nun via „Klima“ oder „Corona“ in die Mitte der Gesellschaft einwirke. Sie war vor einigen Jahren mehrfach bei Markus Lanz, außerdem beim Deutschlandfunk und anderen Öffentlich-Rechtlichen, zu Gast und arbeitet seit einiger Zeit beim Institute for Strategic Studies in Berlin.

Die der Öffentlichkeit eher unbekannte Organsation wurde in London gegründet und ist eine der zahlreichen Nicht(oder doch?)-Regierungsorganisationen, die sich die Regierungen der westlichen Länder als „fünfte Gewalt“ im Staate halten und die mittlerweile als eine Art Nebenregierung die Interessen elitärer Gruppen vertreten.

Ebners Alleinstellungsmerkmal ist die Undercover-Recherche in von ihr als „feindlich“ bzw. „rechts“ verorteten Gruppen. Der Gegenstand ihres Interesses ist allerdings erstaunlich bunt sortiert, da das Panoptikum von der identitären Bewegung über Coronakritker und Klimaskeptiker bis hin zu Islamisten reicht. Man könnte auch sagen, alles was Fridays for Future, Klimakleber, Grüne und die öffentlich-rechtlichen Sender nicht mögen – in der Beziehung ist Ebner nicht besonders originell.

In den rund 20 Seiten über unsere Konferenz berichtet die Autorin leider mit keinem Wort über die Vorträge, die sie sich auf unserem Youtube-Kanal sogar in übersetzter Form hätte anschauen können – auch das ein bekanntes Muster von Gegnern der „Klimawandelleugner“: Das Fachwissen von Kritikern wird meist ignoriert, da man selbst als politisch überzeugter Laie einfach den offiziellen Kanälen, Aktivisten und Politikern glaubt, weil es einem nutzt, und weil man qua Ausbildung sowieso keinen Zugang zu Zahlen & Figuren hat. So gibt Ebner inhaltlich nur ein paar Allgemeinplätze von IPCC, PIK und Co. über Klimaschutz, Eisbären, Wetter und CO2 wieder, zu unseren Themen sagt sie nichts.

Stattdessen wiederholt sie im EIKE-Kapitel die üblichen Narrative, nach denen wir äußerst wohlhabend seien („kennen keine Geldsorgen“), weil mit wir ja „großzügigen Spenden aus der Öl- und Brennstoffindustrie finanziert“ seien. Beweise führt sie nicht an – immerhin vermeidet sie es, den offensichtlich konsultierten Wikipedia-Artikel über uns auch noch zu zitierten. Dafür schafft sie es aber, völlig neue Behauptungen aufzustellen, da sie meint, daß unser Präsident Holger Thuß als „früherer AfD-Politiker“ 2007 EIKE gegründet habe (die AfD wurde erst 2013 gegründet…). Selbst im Wiki-Artikel über Thuß ist nachzulesen, daß unser Chef seit gut dreißig Jahren durchgehend Mitglied der CDU ist. Und EIKE wurde als Idee von Holger Thuß und Michael Limburg erfunden und von 19 späteren Mitgliedern im Februar 2007 im Kongresshotel in Hannover gegründet.

Mehrfach betont sie im Text die Anwesenheit „alter weißer Männer“, „weißer Haare“ und die Seltenheit von Frauen unter 50 auf der Konferenz. In Anbetracht ihres journalistischen Engagements gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit von „Extremisten“ fragt man sich, ob ihr ihre eigene Feindseligkeit gegen die Gruppen der weißen Männer und der Senioren nicht auffällt. Seltsam außerdem, daß sie am Ende des Kapitels von ihrer Angst berichtet, nach ihrer Enttarnung die Beine in die Hand nehmen zu müssen – ist eine Weißhaarigen-Konferenz so gefährlich?

Da „Klimawandelleugnung“ selbst heute noch nicht ganz ausreicht, um als Demokratie-gefährdender Extremist zu gelten, fand die Autorin auf der Konferenz natürlich einen waschechten „Neonazi“, der praktischerweise beim Abendessen neben ihr saß und erzählt habe, er sei wegen migrationsfeindlicher Äußerungen aus einer Burschenschaft geflogen. Stimmt aber nicht – jener „Nazi“, „Tom“, wie sie ihn nennt, war nie Mitglied einer Studentenverbindung, sondern in der FDP und ist dort in Ungnade gefallen. Dennoch schließt sie aus dieser einen Begegnung allgemein, daß es „mehr Überschneidungen zwischen der Szene der Klimawandelleugner und rechtsextremen, ultranationalistischen Kreisen gebe“, als sie gedacht habe. Wenn sie das Abendessen nicht nach einer halben Stunde schon wieder verlassen und sich mit mehreren der 200 Gäste und Referenten unterhalten hätte, hätte sie vielleicht einen anderen Eindruck bekommen – aber darum ging es offenbar nicht. Sie wollte wohl ein paar nur möglichst skandalöse und im Sinne der Buch-Intention gut verwertbare Aussagen und Beobachtungen mitnehmen.
Passend dazu die Bemerkung, daß Gera eine Stadt sei, aus der viel „Neonazi-Musik“ komme. Ob das stimmt oder nicht – was hätte sie gesagt, wenn sie unsere Münchener Konferenz 2019 undercover besucht hätte? Daß München in den 30ern Hauptstadt der NS-Bewegung war, und EIKE daher gut hierher passe? Pikant: Daß EIKE seinen Sitz in Jena hat, erwähnt sie nicht – die Saalestadt ist im Gegensatz zum benachbarten Gera ja auch ein grün-alternativer „Leuchtturm“….
Man merkt- hier geht es eher um „Framing“ als um echte Information. Sie behauptet auch, auf unserer Konferenz hätte niemand eine Corona-Maske getragen – kein Wunder, sie war ja hauptsächlich beim Essen anwesend, und da mußte man nicht Maske tragen (auch sie trug keine).

Man muß zugeben, schreiben kann Ebner recht gut – wer sich im Thema „Klima“ nicht auskennt, der könnte dem eingängig verfaßten Text leicht Glauben schenken und EIKE mindestens für einen Verschwörungstheoretiker-Club halten. Wobei das Buch „Massenradikalisierung: Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt“ schon im Titel andeutet, daß es sich dabei mehr um eine Projektion handelt – man beschuldigt andere zu tun, was man selber tut. So geht es im Buch nicht nur um „Klimawandelleugner“, sondern auch um Maskulisten (Incels?), Rassisten von „White lives matter“ (?), Transphobiker, Impfgegner und Rußland, denen allesamt die „Mitte zum Opfer fällt“. „Transphobiker“ sind ja Feinde von Menschen, die ihr Geschlecht wechseln, aber haben Sie schon einmal etwas von „Incels“ und „White lives matter“ gehört?
Es wirkt also schon etwas bemüht, mit Hilfe abseitiger oder kleiner Gruppen, die keiner kennt, ein Bedrohungsszenario aufzubauen.

Autorin Ebner soll seit ein paar Jahren in Oxford Doktorandin sein – dazu paßt, daß das vorliegende Buch nach Angabe des Verlags eine Übersetzung aus dem Englischen ist. Eine englische Ausgabe ist zumindest im Netz aber nicht zu finden – soll es überhaupt eine geben?

Bibliografie:
Massenradikalisierung – Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt. Warum unsere Demokratie bedroht ist wie noch nie
Aus dem Englischen von Kirsten Riesselmann. Erscheinungstermin: 13.03.2023
Fester Einband, 360 Seiten. ISBN 978-3-518-47314-6
suhrkamp taschenbuch 5314, suhrkamp nova

Andere Werke der Autorin:

  • Wie Extremisten die neuen Technologien nutzen und uns manipulieren. Aus dem Englischen von Kirsten Riesselmann. Suhrkamp Verlag, September 2019. ISBN 978-3-518-47007-7
  • Wut: was Islamisten und Rechtsextreme mit uns machen. Aus dem Englischen von Thomas Bertram. Konrad Theiss Verlag März 2018 ISBN 978-3-8062-3701-6
  • Radikalisierungsspirale: Das Wechselspiel zwischen Islamismus und Rechtsradikalismus. In: Wissen schafft Demokratie: Band 2: Schwerpunkt Diskriminierung Amadeu Antonio Stiftung 2017 ISBN 978-3-940-87831-1 S. 148–159
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