Aus einem E-Mail-Wechsel mit Herrn Peter Schmidt Ehren-Präsident des Deutschen Arbeitgeberverbandes

Nach Auskunft der Fachebene bei den Kernkraftwerksbetreibern gibt es mit nur einer Ausnahme keine signifikanten Wartungsarbeiten, die nicht über den Sommer durchgeführt werden könnten. Der Gesamtaufwand würde für alle sechs noch betriebsbereiten Anlagen höchstens eine Milliarde Euro betragen. Auch die abgeschalteten Anlagen konnten ja jeweils am Morgen des letzten Silvestertags noch volle Leistung erbringen, sind also noch im Top-Zustand.

 

Brennelemente können im Streckbetrieb noch mehrere Jahre Leistung abgeben. In Grafenrheinfeld gab es dazu Erfahrungen. Noch nach zweieinhalb Jahren lieferten die Brennelemente 60% der maximalen Leistung. Es verbliebe also reichlich Zeit für die Neubestellung von Brennelementen, zumal die Lieferanten aus Frankreich zugesagt haben, Bestellungen aus Deutschland prioritär zu behandeln. Eine Brennstofflücke ist nach heutigem Stand nicht erkennbar.

 

In der Tat fehlen nach heutigem Stand wenige Dutzend Kraftwerksmitarbeiter, die im Wege der Frühverrentung ausscheiden würden.  Allerdings haben etliche von ihnen – wieder laut Aussage der Fachebene bei den Kraftwerksbetreibern – signalisiert, an ihren Arbeitsplätzen zu bleiben, wenn sich die Politik für einen Weiterbetrieb entscheiden würde. Neues Personal müsste altersbedingt erst für einen Weiterbetrieb über fünf Jahre hinaus ausgebildet werden.  Dies ist möglich, da die Ausbildung zum Kraftwerksfahrer drei Jahre dauert, bis die Fachkundeprüfung abgenommen werden kann.

 

Wir warnen davor, ungeprüft die Zahlen von Greenpeace, FÖS und UBA zu den Kosten der Kernkraft zu übernehmen.

  • Nach Auskunft des EWI in Köln liegen die Grenzkosten der (abgeschriebenen) deutschen Kernkraftwerke bei 1,7 – 1,8 Cents/kWh. (https://www.ewi.uni-koeln.de/de/publikationen/ewi-merit-order-tool-2022/)
  • Für Neubauprojekte sollte man sich nicht an den EPR-Pilotprojekten orientieren. Kernkraftwerke werden im weltweiten Median (!) für etwa 4.000 EUR/kW errichtet, ihre Energiekosten liegen damit bei ca. 5 Cents/kWh.
  • Die exorbitant hohen Zahlen des UBA, die von einschlägigen Anti-Atom-NGOs übernommen wurden, sind tatsächlich nicht berechnet, sondern buchstäblich erfühlt.  Sie entbehren jeder technischen und wirtschaftlichen Grundlage.  Dies haben wir in einem Fachartikel detailliert dargelegt. (https://www.kernd.de/kernd-wAssets/docs/fachzeitschrift-atw/2020/Artikel_atw_D_2021-1_Kernenergie_bewirkt_hoeheren_Nutzen_als_gesellschaftliche_Kosten_Peters_Musahl.pdf)
  • Zudem hinkt der Kostenvergleich von so verschiedenen Energieträgern auf LCOE-Ebene. Diese ermitteln einen Kostensatz auf betriebswirtschaftlicher Ebene. Relevanter in der energiepolitischen Debatte sind die Systemkosten.  Für thermische Kraftwerke ist der Unterschied nicht groß. Wetterabhängige Energieproduktion muss aber veredelt werden, um dann und dort verwendet werden zu können, wo und wann wir die Energie benötigen. Die Kosten für beispielsweise Speicher, Übertragungsleitungen, Backup-Kraftwerke und Redispatch-Maßnahmen im Nachfragemanagement müssen daher zwingend zu den LCOE-Kosten für Solar- und Windstrom hinzugeschlagen werden, um einen reellen volkswirtschaftlichen Vergleich zu erlauben. (Ausführlicher hier: https://twitter.com/BjrnPeters3/status/1501173681501921289)< /SPAN>

 

Es ist so, wie KernD in seinem Offenen Brief an Kanzler Scholz geschrieben hat: Es sprechen keine betrieblichen, technischen oder wirtschaftlichen Gründe gegen einen Weiterbetrieb der letzten sechs (!) Kernkraftwerke. Alleine auf den politischen Willen kommt es an.

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PETER SCHMIDT Ehrenpräsident

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