Eine Buchrezension von

Siegfried Hettegger

Dieses Buch, direkt beim Verlag und im Buchhandel erhältlich, behandelt die Anfänge der Klimabewegung und die Frühzeit des UN-Klimarates (IPCC) [1] bis zu seiner Korrumpierung in Madrid 1995 – einem Wendepunkt in der Geschichte der Klimawissenschaft, der weitreichende Folgen hatte. Das Buch ist im Original auf Englisch [2] erschienen und wurde jetzt vom Ahriman-Verlag ins Deutsche übersetzt.

Der Autor Bernie Lewin ist Australier und von Beruf Soziologe und Archivar. Schon als Teenager war er in der Umweltschutzbewegung aktiv, stand der Klimabewegung aber von Anfang an skeptisch gegenüber. Weil das Klimathema alle anderen Umweltanliegen immer mehr in den Hintergrund drängte, wollte er genau wissen, warum die Meinung vorherrschte, dass die Gefahr einer weltweiten Klimaerwärmung eine gesicherte wissenschaftliche Basis habe. Das führte ihn zu einer jahrelangen und umfangreichen Recherche: Er sprach mit den beteiligten Wissenschaftlern aller Seiten und beschreibt als Historiker akribisch die Geschehnisse, Personen und zahlreiche Konferenzen. Das Ergebnis ist eine brisante Wissenschaftsgeschichte der Klimaideologie. Es geht in dem Buch also nicht um die Frage, ob es eine gefährliche menschengemachte Erderwärmung gibt oder nicht – dafür bietet im deutschen Sprachraum Horst-Joachim Lüdecke eine gute Übersicht [3] –, sondern um die Frage: Wie konnte sich die Behauptung einer menschengemachten Klimaerwärmung überhaupt durchsetzen und zum allgemeinen wissenschaftlichen Dogma werden?

Eiszeit oder Erderwärmung?

Weltuntergangspropheten gab es schon immer in der Geschichte der Menschheit – neu ist heute nur, dass sie sich auf die Wissenschaft berufen. Bereits Ende des 19. Jh. hatte es Spekulationen über eine damals durchaus erwünschte Klimaerwärmung durch die industrielle Freisetzung von CO2 gegeben, die in der Wärmeperiode der ersten Hälfte des 20. Jh. wieder aufgegriffen wurden, aber keine Anerkennung fanden. In Folge der Erdabkühlung zwischen 1940-1975 kam es ab 1970 zu Katastrophenmeldungen und Panik­mache wegen einer drohenden Eiszeit. Klimaän­derungen traten erstmals in das öffentliche Bewusstsein, und die Nixon-Regierung setzt einen „Sonderaus­schuss für das gegenwärtige Interglazial“ ein. Als die Jahre wieder wärmer wurden, drehte auch die Panikmache ihre Richtung, hin zu einer gefährlichen Klimaerwärmung durch Umweltver­schmutzung.

Alles begann mit dem großen Kohlendioxyd-Forschungsprogramm

Die Energiekrise Anfang der 1970er Jahre löste weltweit eine Debatte über die Energiepolitik aus und führte zu einer Kontroverse über die Vorteile von Kohle- und Kernenergie. Bereits 1974 warb die USA bei den UN für ein internationales Klimaprogramm, während gleichzeitig national die Weichen dafür gestellt wurden, die Auswirkungen fossiler Energieträger zu untersuchen. Das amerikanische Energieministerium startete ein großangelegtes und langandauerndes CO2-Forschungsprogramm, das die Universitäten und das große Netz der National Laboratories über viele Jahre hin mit millionenschweren, nie versiegenden Fördergeldern überflutete. Dadurch wurde die CO2-Frage zum beherrschenden Hauptthema der Klimaforschung, noch lange bevor sie in das Bewusstsein der Öffentlichkeit trat.

Umweltschutzbewegung und Politik

Zeitgleich mit der Energiekrise formierte sich eine weltweite Umweltschutzbewegung, die Kritik an Umweltverschmutzung, Bevölkerungsexplosion und Ressourcenverbrauch übte, deren Leitthema jedoch die Ablehnung der Kernenergie wurde. Internationale Umwelt- und Klimakonferenzen wurden organisiert und Ende der 1980er Jahre erobert die Klimahysterie die Welt. Eine zweite Welle der Umweltschutzbewegung rollte an unter dem Schlagwort „nachhaltige Entwicklung“ und fokussierte sich auf Klimaerwärmung durch CO2, die zum Haupt­problem der Menschheit erklärt wurde. Ein politischer Aktivismus begann und Regierungen forderten erstmals Emissions­beschränkungen. Die Umweltorganisation der Vereinten Nationen [4] war eine treibende Kraft hinter dem UN-Klimaabkommen.

Die Haltung der Wissenschaft

Die meisten führenden Wissenschaftler sahen die CO2-Frage nicht als dringlich an und nahmen dazu eine kritische Haltung ein. Denn solange man die natürlichen Klimaschwankungen, die es ja nachweislich gibt, nicht erklären und keine Messlatte aufstellen kann, ist es nicht möglich, einen behaupteten menschengemachten Anteil daran zu identifizieren. Wissenschaftlich galt die anthropogene Klimaerwärmung bis 1995 als hypothetische Spekulation.

Doch die Politik war der Wissenschaft weit voraus und forderte Maßnahmen gegen den Klimawandel. Der Druck auf die Wissenschaftler nahm zu, einen Nachweis für den menschlichen Einfluss auf das Klima zu finden, um den unsicheren Klimamodellen eine empirische Absicherung zu geben. Die meisten Wissenschaftler hingen am finanziellen Tropf des CO2-Forschungsprogrammes, womit eine neue „Wissenschafts­gemeinde“ herangezüchtet worden war, die für die „Jagd auf den ersten Nachweis“ bereitstand.

Gründung des IPCC

In Washington war man sich uneins: Die US-Umweltschutzbehörde und das State Department beteiligten sich an der Kampagne für ein internationales Klimaabkommen, doch gab es auch Gegenstimmen, und ein Regierungsgutachten hatte sich gegen politische Maßnahmen ausgesprochen. Als Kompromiss legte sich die amerikanische Regierung auf ein internationales Gremium der UNO zur wissenschaft­lichen Lagebeurteilung fest. Damit schlug die Geburtsstunde des IPCC, der von der WMO [5] gemeinsam mit der UNEP gegründet wurde und den Auftrag hatte, die Frage des Klimawandels wissenschaftlich zu begutachten und Empfehlungen für die geplante Klimakonvention zu erarbeiten. 1990 erschien der erste Sachstandsbericht des IPCC. Zwar wurde darin eine Klimaerwärmung prognostiziert, doch bezüglich der politisch wichtigen Frage der Ursache kam der Bericht zum ernüchternden Ergebnis, dass es noch keinen Nachweis für eine anthropogene Erderwärmung gebe und ein empirischer Nachweis noch jahrzehntelang dauern könne. Auch beim zweiten Sachstandsbericht, an dem ab 1994 gearbeitet wurde, kamen die Wissenschaftler zunächst zum gleichen Ergebnis. Damit, so schien es, war politisch das Ende des IPCC besiegelt, denn die Politik hatte sich von ihm erwartet, dass er nicht den Klimawandel in Frage stellt, sondern wissenschaftliche Begründungen dafür liefere, warum gegen die drohende Klimaerwärmung gehandelt werden müsse.

Madrid 1995 als Wendepunkt

Doch dann kam es zu einer überraschenden Wende. Der zum Leitautor des entscheidenden Ursachenkapitels ernannte junge amerikanische Klimamodellforscher Ben Santer hatte in letzter Minute unter Berufung auf eine eigene, unveröffentlichte Arbeit die Aussage hinzugefügt, dass in den Klimadaten „ein Muster erkennbar ist, wonach das Klima auf menschliche Aktivitäten reagiert.“ Diese Behauptung widersprach der skeptischen Grundhaltung des gesamten Kapitels und stand in direktem Widerspruch zu dessen Resümee. Santer präsentierte als Beweis ein Diagramm mit dem Verteilungsmuster atmosphärischer Erwärmung und Abkühlung nach Breitengraden und Höhe, das angeblich einen menschlichen „Fingerabdruck“ im Himmel zeigt (das Diagramm ist auf dem Cover des Buches abgebildet). Santer stieß auf den entschiedenen Widerspruch zahlreicher Wissenschaftler, die Frage blieb aber unentschieden. Als Santers Arbeit Monate später veröffentlicht wurde, konnten seine Kritiker aufzeigen, dass das verräterische Muster bei der Berücksichtigung weiterer Daten wieder verschwand, d. h. der angebliche Beweis löste sich in Luft auf.

Zurück zum IPCC. Auf der abschließenden Sitzung der Arbeitsgruppe in Madrid 1995 kam es dann zum Showdown: Santers Befund, der Nachweis sei erbracht, war als zentrale Erkenntnis in den Bericht aufgenommen worden. Es gab erbitterten und anhaltenden Widerstand gegen die Änderungen, doch schlussendlich ließen sich die Wissenschaftler weichklopfen und beschlossen nach drei zermürbenden Verhandlungstagen die folgende Formulierung über den Nachweis: „Die Abwägung des Belegmaterials weist auf einen erkennbaren menschlichen Einfluss auf das Weltklima hin.“ Noch in der Nacht gelangte dieser Durchbruch an die Medien und die Meldung „Experten einig: Weltweite Erwärmung hat begonnen“ ging um die Welt. Im Mittelpunkt der Berichterstattung stand, dass nun jede wissenschaftliche Unsicherheit ausgeräumt wäre.

Nach der Veröffentlichung des IPCC-Berichtes konnte Frederick Seitz, eine Autorität in amerikanischen Wissenschaftskreisen, aufdecken, dass die beschlossene Textfassung vom Leitautor Santer nachträglich abgeändert worden war. Kritische Formulierungen waren eigenmächtig geändert oder entfernt worden, um jeden Widerspruch zum neuen Fazit zu beseitigen. Seitz schreibt in seinem Leitartikel im Wall Street Journal mit dem Titel „Eine große Täuschung über die globale Erwärmung“: „In meinen mehr als 60 Jahren als Mitglied der amerikanischen wissenschaftlichen Gemeinschaft, einschließlich meiner Tätigkeit als Präsident der National Academy of Sciences und der American Physical Society, habe ich nie eine beunruhigendere Korruption des Peer-Review-Prozesses erlebt als die Ereignisse, die zu diesem IPCC-Bericht geführt haben.“

Der konkrete Hintergrund für diese nachträgliche Fälschung wurde auch noch bekannt: Vor dem Treffen in Madrid hatte die US-Regierung beim IPCC schriftlich interveniert und gefordert, dass der ursprüngliche Bericht in „geeigneter“ Weise abgeändert werden müsse. Mitgeschickt wurden konkrete Anweisungen, welche Punkte in welcher Hinsicht zu verändern wären.

Es folgte die heftigste öffentliche Auseinandersetzung, die es jemals um den IPCC gab. Zahlreiche führende Wissenschaftler kritisierten die Täuschung des IPCC. Die Folge war aber, dass gegen diese massive Kritik alle wissenschaftlichen Institutionen ihre Reihen schlossen und sich hinter den IPCC stellten.

Die Folgen

Madrid 1995 war die „Schlacht von Hastings [6] in der Klimawissenschaft, als die Feinde der Wissenschaft die Linien durchbrachen und alle ihre Institutionen überrannten“, schreibt Lewin. Diese schwerwiegende Täuschung über den angeblichen ersten Nachweis einer anthropogenen Klimaerwärmung ist heute kaum noch bekannt und fehlt auch in einschlägigen Sachbüchern.

Die Folgen waren weitreichend: Der Widerstand von betroffenen Unternehmen („Carbon Club“) zerbröckelte und die Unternehmen gaben sich fortan einen grünen Anstrich. Die Politik kann sich bei Klimamaßnahmen auf die „Wissenschaft“ berufen, und die Kritiker können als „Klimaskeptiker“ oder sogar „Klimaleugner“ denunziert und ausgegrenzt werden. Dem IPCC dagegen rettete die Täuschung über den ersten Nachweis das Leben und machte es zur ersten wissenschaftlichen Autorität in Klimafragen.

Das Buch von Lewin füllt eine Lücke in der Wissenschaftsgeschichte des IPCCs und dokumentiert detailliert, dass der – übrigens bis heute nicht erbrachte – „erste Nachweis“ nur auf Täuschung und Fälschung beruht und nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wenn man weiß, mit welchen Mitteln die Klimaideologie durchgesetzt wurde, dann kann man sie besser durchschauen. Das ist das große Verdienst dieses Buches, das deshalb in keiner Bibliothek fehlen sollte.

Quellenangaben:

[1] Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen)

[2] Searching for the Catastrophe Signal: The Origins of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Global Warming Policy Foundation (GWPF), 2017.

[3] Horst-Joachim Lüdecke: Energie und Klima, 4. Auflage, Expert-Verlag 2020

[4] United Nations Environment Programm (UNEP, gegründet 1972)

[5] World Meteorological Organisation (Weltorganisation für Meteorologie)

[6] Erster Sieg des normannische Heeres 1066 unter Wilhelm dem Eroberer gegen die Angelsachsen.

 

In den EIKE News sind bisher folgende Beiträge von und über Bernie Lewin erschienen:

Der letzte Tag, an dem die Klimatologie noch eine Wissenschaft war. Bernie Lewin, 12.09.2012, übersetzt von Chris Frey und Helmut Jäger

Nach dem ,Katastrophensignal‘ – als die Wissenschaft das politische Treibhaus betrat. Bernie Lewin, 01.12.2017, übersetzt von Chris Frey

Künstlich fabrizierter Konsens: Historie der Anfänge des IPCC. Judith Curry, 07.01.2018, übersetzt von Chris Frey

 

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