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Europas hartnäckige und anhaltende Windflaute bedeutet das Ende der nie zuverlässigen Windkraft und der Renaissance der immer zuverlässigen Kernkraft.

Als Folge der großen Flaute und des totalen Einbruchs der Windkraftleistung in Westeuropa und Großbritannien, haben die Briten nun Rolls Royce mit dem Bau einer Flotte kleiner modularer Reaktoren beauftragt.

Und die Franzosen haben schnell Pläne zum Bau von 14  Kernkraftwerke der nächsten Generation  bekannt gegeben, die zu den derzeit 56 in Betrieb befindlichen Kraftwerken hinzukommen, welche über 70 % ihres Strombedarfs decken. Und das zu einem Preis, zu etwa der Hälfte der Kosten, wie bei ihren von für Wind- und Solarenergie fanatisierten deutschen Nachbarn [Politikern]. Langjährige Pläne der französischen Regierung, ihre bestehenden Anlagen zu schließen, wurden stillschweigend eingestellt.

Der Grund dafür, dass die Kernkraft mit aller Macht zurückkehrt, ist zweierlei: die offensichtliche Unmöglichkeit, sich auf Sonnenschein und Winde für zuverlässige Energie zu verlassen; und der politische Wunsch, die Kohlendioxidemissionen zu reduzieren.

Angesichts der Tatsache, dass wir auf absehbare Zeit (ohne vernünftige politische Führung) Netto-Null-Kohlenoxid verfolgen, ist die einzige Möglichkeit, sicherzustellen, dass die Lichter an bleiben, die Nutzung von Kernkraft: die einzige eigenständige Stromerzeugungsquelle, die während des Prozesses keine Kohlenoxid-Emissionen emittiert und rund um die Uhr bei jedem Wetter verfügbar ist.

Michael Shellenberger ist aus guten Gründen schon seit einiger Zeit ein Verfechter der Kernkraft. Hier wird er von Brendon O’Neill von Spiked interviewt.

‚COP26 ist eine neofeudale Performance‘
Spiked, Brendan O’Neill interviewt Michael Shellenberger,  8. November 2021

Brendan O’Neill:  Ich möchte Sie zur COP26 befragen. Der Planet brennt offenbar immer noch. Wir haben [wieder mal], ich weiß nicht, acht Jahre, sieben Jahre, drei Jahre Zeit, um die Welt zu retten – ich habe den Überblick verloren. Es hat eine Zunahme der Art von Apokalyptik gegeben, die Sie zuvor abgebaut haben. Sie haben argumentiert, dass die Klimadiskussion zu lange zwischen den Leugnern auf der einen Seite, die alles für absolut in Ordnung halten, und den Apokalyptikern auf der anderen Seite, die meinen, dass die Welt untergeht, hin und her geflackert ist. Was halten Sie von dem, was auf der COP26 passiert?

Michael Shellenberger:  Die Eliten sind völlig wahnhaft. Dank der Umstellung von Kohle auf Gas sind die Emissionen seit 2005 in Europa um 26 Prozent und in den USA um 22 Prozent zurückgegangen. Inzwischen gibt es eine globale Energiekrise wegen der erneuerbaren Energien, auf die die Klimaaktivisten gedrängt haben.

Gleichzeitig haben sie in einer einzigen Konferenz alle Douchebags [Deppen] der Welt versammelt und sie mit 400 Privatjets eingeflogen. Sie müssen sich fragen, sind sie wirklich so taub und blind? Wenn das eine Art Performance ist – spielen sie ihre Überlegenheit in irgendeiner neofeudalen Weise aus? Denken Sie daran, der Feudalismus war voller Prunk. Hier gibt es so viel Prunk – die Selbstfeier, den Narzissmus und die Schauspielkunst.

Doch im Wesentlichen bricht ihre Agenda um sie herum auseinander. Sie konnten nicht einmal ein Verbot der Finanzierung von Kohlekraftwerken durchsetzen, was angesichts der Gasrevolution nur eine untergeordnete Rolle spielte. Xi Jinping und Wladimir Putin kamen nicht einmal zur COP26. China hat ohnehin ein riesiges Projekt für neue Kernkraftwerke angekündigt. Die Verwendung von Gas und Kernkraft ist wirklich alles, was beim Klimawandel zählt. Das ist es.

All dieser andere Müll ist nur Neofeudalismus. Die COP fordert mehr Erneuerbare, eine Verteuerung der Energie, während sie mit Privatjets herumfliegen. Sie sagen, dass sie selbst anderen Regeln folgen als wir es sollen.

O’Neill:  Das gleiche habe ich mich in den letzten Tagen auch gefragt. Die COP26 findet in Großbritannien statt, daher haben wir hier eine flächendeckende Abdeckung. Und die Optik ist so unglaublich schrecklich. Sie haben die 400 Privatjets, die einfliegen. Sie haben Joe Biden, der beim G20 in einem Konvoi mit 85 Autos durch Rom fährt und dann mit der Air Force One nach Glasgow fliegt. Prinz Charles sagt, dass jeder den Gürtel enger schnallen und den Planeten retten muss. Die königliche Familie hat in den letzten fünf Jahren genug Flugmeilen geflogen, um zum Mond und zurück zu gelangen und dann dreimal den Äquator der Erde zu umrunden. Die meisten von uns könnten das in 50 Leben nicht tun. Es herrscht ein außergewöhnliches Maß an Heuchelei, Dekadenz und Dummheit.

Sie haben über die religiöse Atmosphäre rund um das Thema Klimawandel geschrieben. Der Klimawandel ist ein Problem, das durch den Einsatz von Gas und insbesondere Kernkraft relativ leicht gelöst werden kann. Diese Dinge sollten so weit wie möglich gefördert werden. Und doch haben wir immer noch diese ständige Förderung des Klimawandel-Alarmismus – diese apokalyptische Vision vom Ende der Welt. Sie haben argumentiert, dass der Klimawandel-Alarmismus zu einer Reihe von „falschen Göttern für verlorene Seelen“ geworden ist. Inwieweit bestätigt die COP26 Ihre Sicht auf die Rolle, die diese Ideologie im Leben einiger Menschen spielt?

Shellenberger:  Die Leute, die sagen, dass die Welt durch den Klimawandel untergeht, sind gegen Erdgas und Kernkraft, obwohl Erdgas und Kernkraft der Grund dafür sind, dass die Emissionen in Europa und den USA in den letzten 15 Jahren so stark zurückgegangen sind. Offensichtlich kümmern sie sich nicht wirklich um Emissionen oder das Klima. Sie verfolgen eine andere Agenda. Einerseits stellen sie ihren Status zur Schau. Das machen Harry und Meghan, indem sie mit Privatjets von Klimakonferenzen zurückfliegen. Sie sagen ‚f-you‘ zu uns allen. Aber wenn sie auf der Bühne stehen und mit ihren zitternden Stimmen sagen, dass die Welt am Rande der Katastrophe steht, dann spüre ich, dass sie es ernst meinen. Ihre Emotionen kommen ziemlich wahr und authentisch rüber. Und deshalb muss man sich fragen, ob das alles nur persönliche Projektion ist.

Es ist kein Zufall, dass es ehemalige Aristokraten sind, die sagen, dass die Welt untergeht. Ihre  Welt geht zu Ende. Ihre aristokratische Welt. Sie sind völlig irrelevant für das, was Uganda, China, Indien, Südafrika und Brasilien tun. Sie sind ein Witz. Nehmen Sie Prinz Charles. Der Typ ist lächerlich. Er ist ein trauriger Sack. Sie gehen nicht zu ihm, um Führung zu erhalten. Es fühlt sich also wie ein echter Zusammenbruch der Führung an, wenn Präsident Joe Biden auf seiner Pressekonferenz sagt, er habe sich von Prinz Charles beraten. Der Westen begeht Selbstmord.

O’Neill:  Es ist kein Zufall, dass die alten Aristokraten und die neuen Aristokraten, die „woke“ Aristokratie, die gegen die heutige Welt wüten und versuchen, die aus ihrer Sicht problematischen Entwicklungen einzudämmen. Wenn Sie in die Geschichte zurückblicken, waren es die Aristokraten, die gegen die industrielle Revolution wüteten. Umweltschutz sehe ich in vielerlei Hinsicht als Rache der Aristokratie an der Moderne. Deshalb eignet es sich so wunderbar für Prinz Charles, der versucht, sich eine neue Rolle in der Welt zu schaffen, und auch für Harry und Meghan und andere.

Positiv möchte ich Sie zum Thema Kernkraft befragen. Es hat einen unglaublich schlechten Ruf. Sogar Grüne argumentieren dagegen. Sie erkennen nicht, welche revolutionäre Rolle sie in Bezug auf die Bereitstellung sauberer, reichlich vorhandener Energie spielen kann. Aber es ist überhaupt kein Schwerpunkt der COP26. Sicherlich werden Sie nicht hören, wie Prinz Charles die Trommel für weitere Kernkraftwerke schlägt. Ist die Lösung des Klimawandels nicht relativ einfach?

Shellenberger:  Natürlich. Kernkraft ist der einzige Weg, um die Gesellschaft zukunftsfähig zu machen. Es bedeutet, dass wir ein energiereiches Leben führen und unsere negativen Umweltauswirkungen reduzieren können. Umweltschützer sind natürlich dagegen, denn darum geht es ihnen nicht. Es geht ihnen darum, die westliche Zivilisation zu zerstören, indem sie ihre Grundlage zerstört, nämlich billige, zuverlässige Energie. Die Aristokratie hat sich diesem Angriff angeschlossen.

Nuklear ist offensichtlich der Schlüssel. Xi Jinping beschloss, nicht zur COP26 zu gehen, stattdessen kündigte China 150 neue Kernreaktoren an, die fast eine halbe Billion Dollar kosten. Russland setzt neben Gas auch auf Kernkraft und gewinnt durch die Eröffnung einer zweiten Gaspipeline mehr Kontrolle über Europa. Kernkraft ist der einzige Weg für die Europäer, ihre eigene wirtschaftliche, energetische und nationale Sicherheit zu erreichen.

Das Interview wurde zuerst veröffentlicht auf Spiked

Michael Schellenberger, Jahrgang 1971 
2004 haben Nordhaus und Shellenberger gemeinsam „The Death of Environmentalism: Global Warming Politics in a Post-Environmental World“ verfasst. [28] Das Papier argumentierte, dass der Umweltschutz nicht in der Lage ist, mit dem Klimawandel umzugehen und „sterben“ sollte, damit eine neue Politik geboren werden kann.

Der ehemalige Exekutivdirektor des Sierra Clubs, Carl Pope, bezeichnete den Aufsatz als „unklar, unfair und spalterisch“. Er sagte, es enthalte mehrere sachliche Fehler und Fehlinterpretationen. Der ehemalige Präsident des Sierra Clubs, Adam Werbach, lobte jedoch die Argumente der Autoren. [29]

Eines der letzten Bücher von ihm: Apocalypse Never: Why Environmental Alarmism Hurts Us All

https://stopthesethings.com/2021/12/06/wind-power-droughts-mean-nuclear-power-key-to-neutralising-net-zero-madness/

Übersetzt durch Andreas Demmig

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