The Sunday Times

Wetterwissenschaftler sagen, dass ein „monumentales Versagen des Systems“ direkt für den Tod und die Verwüstung verantwortlich ist, ausgelöst durch den Regen eines ganzen Monats, der in dieser Woche an zwei Tagen fiel.

Die ersten Anzeichen der Katastrophe wurden vor neun Tagen von einem Satelliten entdeckt, der 500 Meilen über den beschaulichen Hügeln rund um den Rhein kreiste.

In den folgenden Tagen schickte ein Team von Wissenschaftlern den deutschen Behörden eine Reihe von Vorhersagen, die so genau waren, dass sie sich nun wie eine makabre Prophezeiung lesen: Das Rheinland sollte von „extremen“ Überschwemmungen heimgesucht werden, vor allem entlang der Erft und der Ahr sowie in Städten wie Hagen und Altena.

Doch trotz einer mindestens 24-stündigen Vorwarnung, die fast genau vorhersagte, welche Bezirke am schlimmsten von den Regenfällen betroffen sein würden, erwischte die Flut viele ihrer Opfer noch immer weitgehend unvorbereitet.

Deutschland hat sich „schlecht vorbereitet“, sagte eine der Expertinnen, die Europas ausgeklügeltes Flutvorhersagemodell entwickelt hat, gegenüber der Sunday Times. Hannah Cloke, Professorin für Hydrologie an der Universität Reading, sagte, dass ein „monumentales Versagen des Systems“ zu einer der tödlichsten Naturkatastrophen der Nachkriegszeit in Deutschland geführt habe, die seit Mittwoch mindestens 133 Todesopfer gefordert habe; Hunderte von Menschen werden noch vermisst. Mindestens 24 weitere Menschen starben auf der anderen Seite der Grenze in Belgien, eine Zahl, die das nationale Krisenzentrum des Landes erwartet zu steigen, während die Regenfälle Tausende aus ihren Häusern in den Niederlanden gezwungen hatten.

Am Dienstag und Mittwoch wurden Teile Deutschlands innerhalb von 48 Stunden mit mehr als dem Regen eines ganzen Monats überschwemmt. Einige Nebenflüsse des Rheins schwollen zu Rekordhöhen an, verwandelten Städte in Schlammseen, schwemmten Gebäude und Brücken weg und ließen Dutzende von Menschen in ihren Häusern ertrinken.

„Als ich [am Donnerstag] morgens aufwachte und sah, wie viele Menschen gestorben waren, dachte ich nur: Das kann man besser machen“, sagte Cloke. „Ich bin enttäuscht, dass besonders in den Städten Menschen weggespült wurden. Das deutet darauf hin, dass eine Menge Dinge schief gelaufen sind.

Die Menschen hätten Warnungen erhalten müssen; die Menschen hätten die Warnungen verstehen müssen. Es nützt nichts, riesige Computermodelle zu haben, die vorhersagen, was passieren wird, wenn die Leute nicht wissen, was sie bei einer Flut tun sollen.“

Stattdessen führte die überwältigende Mehrheit der Menschen im Einzugsgebiet der Flut ihren Alltag weiter, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein, als das Wasser zu steigen begann.

Die deutsche Regierung muss sich nun fragen lassen, wie viele Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn sie die Gefahrenzonen rechtzeitig evakuiert und der Öffentlichkeit die Schwere der drohenden Krise richtig vermittelt hätte. Die „Bild“-Zeitung formulierte es so: „Hat unsere Katastrophenschutzbehörde versagt?“ […]

Anfang der 2000er Jahre entwarfen Cloke und zwei ihrer Kollegen das European Flood Awareness System (EFAS) mit Blick auf eine solche Katastrophe. Nach den katastrophalen Überschwemmungen in Mittel- und Osteuropa im Jahr 2002, die in neun Ländern mindestens 110 Todesopfer forderten, beschlossen sie, dass beim nächsten Mal die Opfer vorgewarnt sein mussten. „Angesichts der Zahl der Todesopfer und des Ausmaßes der Schäden kam uns der Gedanke, dass wir so etwas nie wieder zulassen dürfen“, sagte Cloke.

Die Algorithmen kombinieren Beobachtungen von den Copernicus-Satelliten der Europäischen Union mit hydrographischen Aufzeichnungen und Messwerten von Flusspegeln, um den nationalen Behörden bis zu zehn Tage Zeit zu geben, sich auf das Schlimmste vorzubereiten.

Im Jahr 2014 ermöglichten Warnungen und Karten von Efas den Behörden in Serbien, Bosnien und Kroatien eine Feinabstimmung ihrer Reaktion auf die kolossalen Überschwemmungen auf dem Balkan. Dieses Mal jedoch fand sich Efas in der Rolle der Kassandra wieder.

Es schlug am 10. Juli – vier Tage vor den ersten Überschwemmungen – Alarm mit Warnungen an die deutsche und belgische Regierung über das hohe Risiko von Überschwemmungen im Rhein- und Maasbecken.

Während der darauf folgenden Tage erstellte sie minutiös detaillierte Karten, die die meisten Gebiete mit den schwersten Schäden korrekt vorhersagten. Die deutsche Partneragentur bat um spezifische Analysen mehrerer Flüsse, darunter die Ahr, an deren Ufern später mindestens 93 Menschen starben und 618 verletzt wurden.

Cloke sagte, dass einige der Sturzfluten schwierig im Detail vorherzusagen gewesen wären, aber es gab „auf jeden Fall Zeit“, um größere Städte und Gemeinden mit Warnungen oder Evakuierungen vorzubereiten. […]

„Die Tatsache, dass die Menschen nicht evakuiert oder gewarnt wurden, deutet darauf hin, dass etwas schief läuft“, sagte Cloke. „Wenn man Informationen über das Risiko hat und es verstehen kann, kann man Maßnahmen ergreifen, um sich zu schützen. Diese Überschwemmungen waren riesig. Wahrscheinlich waren sie für die Menschen wie eine Fantasie oder eine Art Science-Fiction-Film.“

Ein Grundproblem ist der desolate Zustand der deutschen Alarmsysteme. Im vergangenen September veranstaltete das BBK einen bundesweiten „Tag der Warnung“, an dem die Menschen im ganzen Land bei einer simulierten Naturkatastrophe gleichzeitig von Sirenen betäubt und mit Warnmeldungen überschwemmt werden sollten. Es war ein Debakel: Ein Großteil der Technik funktionierte nicht.

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Link: https://www.thegwpf.com/the-real-reason-for-germanys-flood-disaster-amonumental-failure-of-the-warning-system/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

Anmerkung des Übersetzers: Das EFAS lässt sich leicht googeln, aber eine Überprüfung, ob die o. g. Warnungen tatsächlich rechtzeitig ausgegeben worden waren nebst des genauen Wortlautes derselben war nicht in Erfahrung zu bringen. Vielleicht können versiertere Kräfte mal schauen?

Der Link: https://www.efas.eu/

 

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