Stefan Kämpfe

Bis auf ein paar warme Tage Ende Februar und Ende März wurden Sonnenanbeter auf eine harte Geduldsprobe bis zum Juni gestellt. Doch der hochsommerlich warme Juni 2021 konnte nicht darüber hinwegtäuschen – die erste Jahreshälfte war die kälteste seit 2013. Schon das häufige Auftreten höhenkalter Luft im Januar hatte sich diese Entwicklung angedeutet.

Die sonst nicht seltenen Schönwetterphasen des Frühlings fielen diesmal weitgehend aus. Mit 7,13°C (DWD-Deutschlandmittel) zählte die erste Jahreshälfte auf Kosten des Juni zwar noch zu den wärmeren, aber nicht zu den allerwärmsten ersten Jahreshälften seit 1881, und die bislang wärmste (2007 mit 9,66°C) liegt nun auch schon fast anderthalb Jahrzehnte zurück.

Abbildung 1: Verlauf der Temperaturen im Deutschland-Mittel seit 1881 in der ersten Jahreshälfte mit drei Entwicklungsphasen. Einer langen, bis etwa 1948 dauernden leichten Erwärmung folgte eine Abkühlungsphase bis 1987, in welcher sehr warme erste Jahreshälften fehlten. Beginnend mit 1988 und gipfelnd in 2007, kam es zu einer Erwärmung. In den gesamten 141 Jahren der Reihe betrug der Temperaturanstieg 1,6 Kelvin (°C) – bei enorm steigenden CO2-Konzentrationen. Mit WI-Bereinigung hätte es eine geringere Erwärmung deutlich unter 1,5 Kelvin gegeben. Zur Beachtung: Die Grafik zeigt KEINE Klimasensitivität der CO2-Konzentration; sie verdeutlicht lediglich, dass die von etwa 290 auf 418 ppm steigende CO2-Konzentration über lange Zeiträume nicht zur Temperaturentwicklung passt. Man achte auch auf die einzelnen, enorm kalten ersten Jahreshälften zwischen den späten 1920er und den späten 1980er Jahren (kalte Hochwinter!); davor und danach fehlten diese.

Noch aufschlussreicher ist die Entwicklung der Temperaturen in Zentralengland, für das eine über 360ig-jährige Messreihe vorliegt; sie erfasst damit auch den Höhepunkt der „Kleinen Eiszeit“, das so genannte Maunder-Minimum als vermutlich kälteste Epoche in den mindestens letzten 2.000 Jahren. Seitdem sollte es doch eine kräftige Erwärmung um mehrere Grad gegeben haben – aber die Realität sieht ganz anders aus:

Abbildung 2: Mit kaum 1,1 Kelvin nur leichte Erwärmung seit über 360 Jahren in Zentralengland in der ersten Jahreshälfte. Die Reihe beginnt ja mit der kältesten Phase der „Kleinen Eiszeit“ – dem Maunder-Minimum, als mitunter sogar „Frost Fairs“ auf der gefrorenen Themse veranstaltet wurden. Wie in Deutschland, war 2007 dort mit 9,7°C die wärmste erste Jahreshälfte, aber 1846 und 1822 waren fast genauso warm, und die Erwärmungsphase nach dem Maunder-Minimum fiel kräftiger aus, als die aktuelle, möglicherweise schon endende Erwärmung. In Zentralengland, das die Midlands umfasst, zeigte sich die erste Jahreshälfte 2021 mit 7,9°C nur unwesentlich zu warm; das Mittel 1659 bis 2020 beträgt 7,7°C.

 

 

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