Eines der größten Waldgebiete Süddeutschlands wird der Windkraft geopfert

VON HOLGER DOUGLAS

Der Ebersberger Forst in Bayern, eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Süddeutschlands, wird mit Windrädern gespickt. Für die Rodungen traten unter anderem die Grünen und der Bund Naturschutz ein.

Eine weitere wichtige Hürde Richtung Zerstörung eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Süddeutschlands wurde genommen: Bei einem Bürgerentscheid stimmte eine knappe Mehrheit von 52,7 Prozent der 111 000 stimmberechtigten Bewohner des Landkreises Ebersberg für die Waldrodungen in dem 9000ha großen Forst, der die grüne Lunge im Osten von München bildet. Die Beteiligung an dem Bürgerentscheid, der als reine Briefwahl ablief, lag bei 61,89 Prozent.

Zunächst sollen laut Bauantrag nur fünf riesige Windkraftanlagen in den westlichen Bereich des Ebersberger Forstes gebaut werden. Dazu muss der Ebersberger Forst in eine Großbaustelle verwandelt werden, autobahnbreite Zufahrtswege für die Schwerlaster planiert und 180 t Stahl, 1500 m³ Beton allein für die Fundamente herangekarrt werden. Bäume müssen fallen für die Bauplätze, auf denen Schwerlastkräne die Elemente für die knapp 250m hohen Türme, Maschinenhaus mit Generatoren und schließlich die überlangen Rotoren emporheben können.

Es handelt sich um ein Landschaftsschutzgebiet, in dem allerdings der Landschaftsschutz nicht mehr viel zählt. Für die Rodungen in dem Wald traten unter anderem die Grünen und der „Bund Naturschutz in Bayern“ ein. Eine Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst (Aufgabe: »Verhinderung jeglicher Bebauung im Ebersberger Forst«) befürchtet dagegen, dass es nicht bei den fünf Windindustrieanlagen bleiben wird, sondern dass die veränderte Landschaftsschutzverordnung immer weiter durchlöchert wird. Sie erklärt, dass sie als anerkannte Naturschutzvereinigung ihr Klagerecht wahrnehmen werde.

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Nach diesem Bürgerentscheid muss der Ebersberger Kreistag beschließen, dass ein Prüfverfahren in Gang gesetzt wird, bei dem eine Gutachtenschlacht unter anderem auch über artenschutzrechtliche Fragen beginnt.

Auch der für Wirtschaft und Energie zuständige bayerische Minister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern hatte sich für das umstrittene Windradprojekt ausgesprochen und dies damit begründet, dass die Anlagen ein Fünftel aller Haushalte im Kreis Ebersberg mit Energie versorgen könnten. Er hat nichts dazu gesagt, wie das funktionieren soll, wenn Flaute herrscht und sich die Windräder nicht drehen und keinen Strom liefern können.

Im Wald, so Aiwanger weiter, würden sie auch nicht optisch auffallen. Ihm, den Grünen und dem Bund Naturschutz sind die vielen Vögel und Fledermäuse demnach offenbar gleichgültig, die den Windrädern zum Opfer fallen werden.

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Keine größere Rolle spielten bisher die von der Schutzgemeinschaft ins Feld geführten Daten, dass der Ebersberger Forst laut Windatlas das schwächste Windgebiet dazu noch in einem Schwachwindgebiet ist. Kurz: Windräder lohnen praktisch nicht, spätere Klagen wegen nicht erfüllter Wirtschaftlichkeit dürfen wie in so vielen anderen Fällen als sicher gelten. Bayern ist wie Baden-Württemberg im Süden Deutschlands eben nicht ein von kräftigen Winden bevorzugtes Gebiet.

»Windräder in wertvolle und alte Laubmischwälder zu bauen, schadet diesem Waldökosystem eindeutig«, sagt der Waldgutachter und Forstwirt Rainer Kant in einem Interview mit der SZ und weist auf den Wald als CO2-Verbraucher und Sauerstoffspender hin. »Außerdem erzeugt der Wald selber Klimaschutz. Diesen Effekt kann man erhöhen, wenn die Förster die Anzahl der Bäume erhöhen oder die Stämme dicker werden lassen. Durch diesen natürlichen Weg der CO₂-Reduktion würden Windkraftanlagen quasi überflüssig, da der Wald selbst sein Klimaschutzpotenzial erhöht.«

Mehr als 7.000 Landkreisbewohner formulierten bereits früher in einer Petition»Hände weg vom Landschaftsschutzgebiet Ebersberger Forst«: »Unsere heutige Politikergeneration ist leider nicht willens, dieses Naturjuwel in seiner Gänze für nachkommende Generationen zu bewahren. Sie werben zwar in Landkreisbroschüren gerade mit der Einmaligkeit und zusammenhängenden Größe des Forstes. Mutwillig wird wider besseres Wissen dagegen verstoßen. Oder sind es alles nur Lippenbekenntnisse, und der Forst bedeutet den Politikern in Wirklichkeit nichts. Sie sägen an dem Ast, auf dem wir und – viel schlimmer – unsere Kinder und Enkel sitzen.«

Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier

 

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