Was Bauern- und Wetterregeln vorhersehen
Die Regel „dem trockenen April ein nasser Sommer folgen will“ trifft nur dann überwiegend zu, wenn der April einen gegenüber dem langjährigen Mittel zu tiefen Luftdruck über Mitteleuropa aufwies – diesmal war der Luftdruck im April deutlich zu hoch. „Im Juni viel Donner, verkündet trüben Sommer“ kommt für den Hochsommer 2020 auch nur bedingt in Betracht. „Wenn schon im Winter wächst das Gras, wird der Sommer kühl und nass“ – das setzt voraus, dass die in extremen Mildwintern dominierenden Westlagen auch im Sommer vorherrschen; ansatzweise konnte man das in den Sommern 1989, 90, 98, 2000, 2007, 2008, 2014 und 2016 beobachten, die zwar insgesamt eher etwas zu warm, aber sehr durchwachsen verliefen. Auf die schon oft erwähnte „Siebenschläferregel“ soll noch kurz verwiesen werden. Grundsätzlich lässt sich aus dem Wetter eines einzelnen Tages niemals eine Prognose für längere Zeiträume treffen; und wegen einer Kalenderreform fällt der „Siebenschläfertag“ auch nicht auf den 27. Juni, sondern erst auf den 7. Juli. Besser zutreffend ist folgende Regel „ Charakter und Tendenz der Witterung zwischen dem 20. Juni und dem 10. Juli lassen grobe Rückschlüsse auf die Hochsommerwitterung der folgenden, keinesfalls genau sieben Wochen, zu. Bleibt oder wird es in diesem Zeitraum überwiegend trocken-warm, so dauert diese Witterung noch einige Wochen an, besonders im Juli. Selbiges gilt für feucht-kühle Witterung. Ein guter Hinweis für einen nass-kalten Juli ist ein deutlich zu tiefer Luftdruck im letzten Junidrittel über Skandinavien; besonders markant war das vor dem Kälte-Juli 2000 zu beobachten:
Auch, wenn dieser tiefe Druck über Nordeuropa erst zum Monatswechsel oder in den ersten Julitagen auftritt, kann er sich mitunter über längere Zeiträume halten. Im „Siebenschläfer-Zeitraum“ 2020 überwog bislang mäßig warmes, wechselhaftes Wetter, und das dürfte sich auch in der ersten Juli-Dekade zunächst noch so fortsetzen.
Was die Modelle prophezeien
Das CFSv2 des NOAA (USA-Wetterdienst) deutet auf jeweils etwas zu warme Hochsommermonate hin (Bezugswert ist meist die CLINO-Periode 1981 bis 2010):
Die meisten Ensemble-Modelle, welche ganz grobe Abschätzungen der Witterung für bis zu 15 Tage im Voraus erlauben, sehen zunächst einen Fortbestand der unbeständigen, mäßig-feucht-warmen Witterung im ersten Juli-Drittel; gegen Ende könnte es besonders im südlichen und westlichen Mitteleuropa beständiger und wärmer werden:
Sonnenaktivität und Sommertemperaturen
Dieser Sommer 2020 ist der siebente nach dem Maximum des SCHWABE-Zyklus der Sonnenaktivität. Bildet man die Temperatur- und Niederschlagsmittel für Deutschland aller jeweils gleichrangigen Sommer ab dem Maximum dieses Sonnenflecken-Zyklus, so zeigen sich die siebenten Sommer eher durchschnittlich:
AMO und Sommertemperaturen
Die AMO beeinflusst im April und dann von Juni bis November die Variabilität der Lufttemperaturen in Deutschland positiv. Die Zusammenhänge sind freilich nur mäßig, überschreiten aber meist das Signifikanzniveau. Für den Sommer sehen sie so aus:
Die AMO deutet also auf einen eher warmen Hochsommer hin; allerdings ist auch ihr Vorhersagewert nur mäßig.
Fazit: Der Sommer 2020 erreicht nicht die Qualität seiner Vorgänge, wird aber – gemessen am Mittelwert der Klimaperiode 1981 bis 2010, noch etwas zu warm und trotz gelegentlicher Schauer oder Gewitter keinesfalls unfreundlich ausfallen. Das enorme Regendefizit des Frühjahres wird (leider) nicht überall ausgeglichen, doch sollten die Mengen für wenigstens nur leicht unterdurchschnittliche Getreideerträge reichen; bei den Spätkulturen (Hackfrüchte, Obst) sind regional sogar gute Erträge möglich. Spannend ist die Frage, ob dieser verhaltene Sommer eine Stagnation oder gar eine Trendwende hin zu kühleren Sommern ankündigt, denn im etwa auf 50 Grad nördlicher Breite gelegenen Deutschland sind Sommertemperaturen von mehr als 21 bis 22°C im Flächenmittel wohl unrealistisch (der Rekord-Sommer 2003 erreichte knapp 19,7°C). Die Zunahme der stark erwärmenden Sonnenscheindauer ist fast schon ausgereizt; und eine weitere, deutliche Erwärmung der kühlen Randmeere Nord- und Ostsee erscheint unwahrscheinlich, ebenso werden wohl nie an allen 92 Sommertagen die stark erwärmenden Süd- oder Zentralhochlagen herrschen können. Und sollte die AMO ihre Warmphase demnächst beenden, was vermutet, aber nicht sicher vorhergesagt werden kann, ist eine sommerliche Abkühlung sehr wahrscheinlich, doch bleibt diese spannende Thematik künftigen Beiträgen vorbehalten.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Auf web.de eine Frau Weisse – https://web.de/magazine/wissen/natur-umwelt/trotz-regen-maessigen-temperaturen-2020-dritten-duerresommer-folge-bekommen-34828966:
….“16,4 Grad Celsius waren es im deutschlandweiten Mittel seit 1. Juni, dem meteorologischen Sommeranfang. Das sei nur 0,1 Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt, sagt Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD) im Gespräch mit unserer Redaktion.“ Um dann auszuführen: In den vergangenen Jahren ist es aber zusätzlich wärmer geworden und es gab insgesamt weniger Niederschlag. Das Erdreich ist entsprechend ausgetrocknet. „Solche Dürre-Zustände wie jetzt haben wir mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gehabt“, sagt Dr. Andreas Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig (UFZ) unserer Redaktion.“ Folge: „So war laut Marx 2019 nur jeder fünfte Baum in Deutschland noch komplett unversehrt. Das bedeutet 80 Prozent aller Bäume in Deutschland waren vergangenes Jahr dagegen schon nicht mehr gesund.“ Folöge u.a.: „Und Bäume, die nicht ausreichend Wasser bekommen, sind anfälliger für Schädlinge. Diese beginnen sich immer früher im Jahr zu vermehren, weil die Winter zunehmend milder werden.
Bäume werden durch die rasant steigende Zahl von Schädlingen wie zum Beispiel dem Borkenkäfer geschädigt oder sterben häufiger ganz ab. Der Lebensraum von Tieren verkleinert sich und auch für uns Menschen hat das Konsequenzen: Wälder speichern weniger CO2 und produzieren weniger Sauerstoff. … Der DWD erwartet für die kommenden Sommermonate durchschnittliche Niederschlagsmengen. Folglich müssen wir uns darauf einstellen, dass wir auch dieses Jahr wie schon 2018 und 2019 einen Dürresommer erleben.“
Nicht wahr, alles klar. Die DWD etc.-Experten Kirsche und Marx überblicken das Klima 2020 total. Und was in D „klimamäßig“ passiert, gilt weltweit. Also doch noch „Deutschland, Deutschland über alles“.
Klimawandel und deshalb jetzt auch noch Baumsterben, das trifft die deutsche Seele abgrundtief! Und die Grünen juchzen… Auch in Frankreich legen die Grünen bei den Kommunalwahlen zu. Alles deutet darauf hin: Der Klima-Hype bleibt uns b.a.w. erhalten! Zumindest, solange wir als verwöhnte Überflussgesellschaft keine anderen Sorgen haben…
Hallo Herr Börger,
die sich angeblich immer früher und rasanter vermehrenden Schädlinge haben wohl durch die markant kalten Frühlingsnächte 2020, die so gar nicht zur CO2-Erwärmung passen wollen, ganz schön was auf die Mütze bekommen. Und was die absterbenden Bäume betrifft, gilt es zwei Aspekte zu beachten: Erstens sind es vielfach Fichten, die absterben. Diese waren ursprünglich als Flachwurzler in den Ebenen und unteren Lagen der Deutschen Mittelgebirge NICHT großflächig heimisch – sie wurden ab dem 19. Jh. massiv aufgeforstet, weil sie schneller wuchsen und wegen ihrer geraden Stämme geeigneter für die industrielle Holzverwertung waren; nur wusste man damals nicht, wie empfindlich sie auf Dürreperioden reagieren; Warnungen vor dieser umfänglichen Monokultur-Nutzung der Fichte gibt es seit vielen Jahrzehnten („willst Du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, Fichten, Fichten!“). Und zweitens: Ja, der Wald sieht nach 3 Dürrejahren nicht gut aus. Aber er wird sich erholen. Solche Kalamitäten gab es schon früher – im 14. Jahrhundert soll der Flächenanteil des für Brennholznutzung, Viehweide und Jagd völlig übernutzten Waldes in Deutschland nur bei nur noch 20 bis höchstens 25% gelegen haben – da sind heurige 33% deutlich besser. Und die Eiben und Eschen wurden wegen ihres elastischen Holzes für Langbögen fast ausgerottet – zumindes Letztere sind momentan trotz des Eschen-Sterbens wieder sehr häufig. Und es gibt auch andere, gute Nachrichten: Momentan wächst mehr Holz nach, als eingeschlagen wird, und der seit dem Jahr 2000 sehr massive Miniermotten-Befall der Rosskastanien scheint abzunehmen.
Seit Anfang Juni gibt es von Russland über Polen bis hin zur Tcheschei Starkregen wie ihn die 40jährigen noch nicht sahen. Pro Tag etwa 119 l pro Quatratmeter. Überschwemmungen in Moskau, Warschau bis hin ins Riesengebirge. In Deutschland Ruhe und hoffen, dass es niemanden auffällt.
Der Juli beginnt nebelig, unbeständig und kühl. Nach einem großen Platzregen bessert sich jedoch zur Monatsmitte das Wetter und es folgen Sonne, Wärme und sogar Schwüle. Der August zeigt sich unbeständig. Er beginnt mit schönem Wetter, das von Regenschauern und teilweise etwas Frost abgelöst wird. Nach einer sich anschließenden übergroßen Hitze folgen abermals Regentage, die erst zum Monatsende wieder vom warmen Klima aufgelockert werden.
Das schöne Wetter der letzten Augusttage setzt sich Anfang September fort. Leider ist die Wärme jedoch nicht von Dauer. Schon bald beginnen die Tage mit Frühreif und zur Mitte des Monats ist mit dem ersten Frost zu rechnen. Trotz weniger angenehmer Tage zwischendurch klingt der neunte Monat des Jahres trüb und regnerisch aus. Im Mondjahr hat der goldene Oktober sein ganzes Gold eingebüßt. Der Herbstmonat startet unbeständig und setzt sich mit Frost, eisiger Kälte viel Regen, Glatteis und Schnee fort.
Der November fängt so an, wie der Oktober zu Ende ging: mit Regen. Es wird noch kühler. Morgens muss mit Glatteis gerechnet werden. Während es um den 20. November herum noch einmal etwas mildere Temperaturen gibt, hat zum Ende des Monats der Wintereinbruch definitiv stattgefunden. Anfang Dezember ist daher mit Schnee und Kälte zu rechnen. Es folgen verregnete Wintertage doch mit etwas Glück gibt es weiße Weihnachten. Das Jahr endet sehr kalt und trübe.
Entnommen dem 100 jährigen Bauernkalender.
Erstens: Herr Baum, haben Sie sich mal überlegt, wie dieser 100-jährige Kalender“ zustande gekommen ist? Wahrscheinlich nicht.
Zweitens: Was Sie beschreiben ist der ganz normale mitteleuropäische Sommer. Das ist in jedem Jahr so, mit gelegentlichen Ausreißern in beide Richtungen.
Dipl.-Met. Christian Freuer