Das aberwitzige daran ist, dass die Politik zwar einen immer größeren Katalog von Forderungen an die Bevölkerung vorbringt, sich aber über den Weg zum eigentlichen Ziel – die angeblich angestrebte Verringerung der Treibhausgase – nur sehr vage äußert. Es gibt keinen Masterplan. So gibt es weder über die Umfänge noch über die Kosten oder über die Konsequenzen, die das Ganze haben soll, wirklich klare Konzepte, von Planungen ganz zu schweigen. Zwar sollen mehr Windanlagen und mehr Solarflächen gebaut werden, aber konkrete Zahlen sind Fehlanzeige. Das Gleiche gilt für den Netzausbau oder die Speichertechnologie, ohne die es ja eigentlich nicht gehen wird. Das Gerede von Batteriespeichern ist in diesem Zusammenhang geradezu lachhaft, da Batterien mit den erforderlichen Kapazitäten weder bezahlbar wären noch genügend Ressourcen dafür vorhanden sind. Zudem geht es nicht nur um die derzeitige Stromproduktion. Um den CO2-Ausstoß zurückzudrängen, müsste der Bedarf an Primärenergie weitgehend von fossil auf elektrisch umgestellt werden. Dabei handelt es sich um viel größere Bereiche wie Verkehrswesen, Heizung und Warmwasserbereitung oder industrielle thermische Prozesse von der Erzeugung von Metallen über die Betonherstellung bis zur chemischen und petrochemischen Industrie.

Bild 2. Aufschlüsselung der verschiedenen Primärenergielieferanten in Deutschland (Quelle: AGEB)

Was heißt das für Deutschland?

Maßstab ist der sogenannte Primärenergiebedarf Deutschlands, der im Jahr 2018 bei 12.963 Petajoules oder umgerechnet 3.600.833.333.333 kWh bzw. 3.600 Terawattstunden (TWh) lag. Die gesamte Stromproduktion Deutschlands lag 2018 bei 647 TWh, was rund 18 % des Primärenergiebedarfs ausmacht. Da der Anteil der sogenannten „Erneuerbaren Energien“ an der Stromerzeugung 2018 rund 35 % ausmachte, trug Strom aus „Erneuerbaren“ somit lediglich rund 6,3 % zum Gesamtenergiebedarf Deutschlands bei. Die entsprechende Statistik des BDEW weist zwar einen Anteil von 14 % aus, hieran darf man jedoch zweifeln.

Rechnen wir den derzeitigen Anteil der „Erneuerbaren“ von 14 % aus dem Primärenergiebedarf heraus und unterstellen wir, dass sich bei Verwendung von Strom Wirkungsgradverbesserungen von 50 % (eine ziemlich optimistische Annahme) erzielen lassen, so müssten wir unsere bisherige Stromproduktion wie folgt steigern:

D.h., wir müssten zur Aufrechterhaltung unsere Lebensstandards unsere Stromproduktion von den derzeitigen 647 TWh um 1548 TWh auf dann 2195 TWh steigern. Das ist ein Faktor 3,4! Und diese Menge an Strom muss, so die Absicht der Regierung, bei völliger „Klimaneutralität“ rein aus „erneuerbaren“ Quellen stammen.

Anforderungen an eine künftige „erneuerbare“ Stromerzeugung

Die künftige Stromerzeugung Deutschlands müsste sich dabei überwiegend auf zwei Quellen stützen: Wind und Solarerzeugung. Die Anteile von vernichteten Lebensmitteln (beschönigend Biomasse genannt), Wasser und Hausmüll sind nicht mehr steigerungsfähig. Die künftige Stromerzeugung müsste sich daher wie folgt zusammensetzen:

Die Windstromproduktion lag 2018 bei 107 TWh, während der Solarstromanteil 40 TWh erreichte, zusammen also 147 TWh. Insgesamt müsste also die Stromproduktion aus diesen beiden Quellen um etwa den Faktor 14 (!) gesteigert werden. Da die bisherigen Kosten der Energiewende einschließlich der versteckten Kosten für den bereits für die Zukunft zugesicherten Kapitaldienst, Infrastruktur (Leitungsbau, Netzgebühren sowie Stabilisierungskosten des Netzes) die Billion € deutlich überschritten haben, kommen auf die deutsche Bevölkerung zusätzliche Kostenbelastungen von 14 Billionen € zu. Pro Bürger wären das rund 170.000,- €. In diesen Zahlen sind wichtige Zusatzkosten wie die für Transport und Speicherung sowie sonstige Infrastrukturmaßnahmen wie Backup-Kraftwerke noch nicht enthalten.

Was kommt auf den Bürger zu? 1)

Rechnet man alles zusammen, so müsste jeder Bürger für eine „CO2-freie“ Bundesrepublik mindestens ca. 200.000,- € berappen. Für eine vierköpfige Familie wären das demnach 800.000,- €. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang zunächst, über welchen Zeitraum diese Kosten abzustottern wären. Nach den Planungen der „Kohlekommission“ sollte das Ganze sich bis 2038 hinziehen. Die jährliche Belastung läge pro Kopf dann bei 11.200,- €, während eine vierköpfige Familie mit 44.800,- € pro Jahr dabei wäre. Verkürzte man diesen Termin, wie es von einigen Seiten gefordert wird, auf das Jahr 2030, so käme auf jeden Deutschen eine jährliche Belastung von 20.000,- € bzw. für die Familie eine solche von 80.000,- € zu. Ginge es nach den von Merkel und den Fernsehanstalten so hofierten „Fridays für Future“-Schulkindern (nebst Greta sowie ihren erwachsenen Souffleuren), so kämen pro Kopf der Bevölkerung sogar jährlich 40.000,- € bzw. für die Familie 160.000,- € zusammen. Davon ist in der öffentlichen Diskussion aber nirgends die Rede. Stattdessen wird uns die Hölle auf Erden prophezeit, wenn wir nicht schleunigst das Unterste zuoberst kehren und Deutschland in eine Industriebrache mit überwiegender Subsistenz-Biolandwirtschaft verwandeln. CDU und Grüne liefern sich einen Wettlauf darum, bei diesem Vorhaben den Spitzenplatz zu belegen. Die frühere „Partei des kleinen Mannes“ SPD versucht hingegen, sie mit allen möglichen unsinnigen Forderungen noch zu übertreffen. Und um allem die Krone aufzusetzen, ruft ein Verdi-Gewerkschaftsgrande sogar dazu auf, sich an den „Fridays for Future“-Demonstrationen zu beteiligen.

Wehe, wenn die Geister kommen

Für Merkel, aber auch für den „Weltklimarat“ IPCC steht mit der massiven Verschärfung der aktuellen Angst-Kampagne viel auf dem Spiel. Sie rufen Geister, die in den nächsten Wochen zusammen mit ihren fanatisierten Unterstützern in den Fernsehanstalten und Printmedien Himmel und Hölle in Bewegung setzen werden, um die „große Transformation“ Deutschlands soweit wie möglich zu beschleunigen. Dabei ist das gesamte Projekt sowohl technisch als auch wirtschaftlich vollkommener Irrsinn, wie beispielsweise im Buch „Strom ist nicht gleich Strom“ auch für Laien verständlich dargelegt wird. Egal in welchem Zeitrahmen man versucht, dieses Projekt durchzuführen, es kann nur in einem Fiasko größten Ausmaßes enden. Die gerufenen Geister werden deshalb gleich zweifach kommen: Zuerst, um möglichst großen Druck zu machen, weil man ihnen Angst um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel gemacht hat. Und nach dem Fiasko mit verdoppelter Wucht, wenn dem Volk klargeworden ist, in welchem Ausmaß es betrogen wurde. Dann wird man sich an Goethes Gedicht vom Zauberlehrling erinnern:

Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“

1)Für eine erste Fassung dieser Artikelserie waren die bisherigen Kosten der Energiewende noch konservativ auf etwa 0,5 Billionen (bzw. 500 Mrd. €) geschätzt worden. Die intensiven Recherchen für den zweiten Teil der Serie zeigten jedoch, dass diese Annahme viel zu zurückhaltend war und die „Energiewende“ das deutsche Volk inzwischen bereits eine volle Billion € gekostet hat. Die entsprechenden Zahlen für die Kalkulation der zukünftigen Kosten wurden daher in der vorliegenden Fassung angepasst.

 

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