Weshalb ich mich gerade jetzt korrigiere, liegt auf der Hand: Es ist die professionell vorbereitete und straff organisierte  Propaganda-Aktion um die junge schwedische Autistin Greta Thunberg und ihre psychisch kranke Promi-Familie sowie um den jungen YouTuber Rezo. Beide Aktionen fanden innerhalb kürzester Zeit ein überwältigendes öffentliches Echo und halfen dem Durchmarsch der Grünen bei den jüngsten EU-Wahlen. Was besonders auffällt: Ein gutes Drittel der unter 30-jährigen Wähler hat seine Stimme den Grünen gegeben. Aus eigener Anschauung weiß ich aber, dass auch viele der zahlenmäßig viel stärkeren über 60-jährigen Grün gewählt haben. Bei diesen spielte offenbar der Einsatz der Grünen für mehr Bio-Kost eine besondere Rolle, während sie über andere, für sie eher irritierende Anliegen der Grünen wie die Anerkennung der Gender-Ideologie, der Homo-Ehe und die früh-Sexualisierung der Schulkinder hinwegsahen. Bestritten haben die Grünen ihren Wahlkampf mit äußerst primitiven, ja kindischen Parolen wie „Klimawandel stoppen!“ oder „Kommt, wir bauen das neue Europa!“. Genau besehen, brauchten die Grünen gar keinen richtigen Wahlkampf zu machen. Die Stimmen von Jung und Alt flogen ihnen ganz von allein zu.

Wie lässt sich das erklären? Offenbar teilen vor allem die jungen Leute längst das schlichte Natur- und Menschenbild der Grünen. An der Stelle einer geheimnisvollen Natur mit einer Vielzahl ineinander verflochtener Zyklen von Werden und Vergehen stehen hier geradlinige Zusammenhänge wie insbesondere zwischen dem CO2-Gehalt der Atmosphäre und der Durchschnittstemperatur der Erde. Eine zunächst extreme erkenntnistheoretische Position, der Konstruktivismus, ist inzwischen offenbar zum Hauptstrom geworden. Das schlägt sich nicht zuletzt auch im Menschenbild nieder: Die natürliche Dichotomie zwischen männlich und weiblich soll abgelöst werden durch die freie Wahl zwischen mehreren Dutzenden konstruierten Geschlechtern. Der Blick aufs Smartphone oder auf den Computer-Bildschirm ersetzt die Beschäftigung mit der gegenständlichen Realität. So findet man nichts dabei, für die angebliche Verbesserung der CO2-Bilanz durch den Einsatz von E-Autos und Windrädern Kinderarbeit im afrikanischen Kobalt-Bergbau zu akzeptieren und/oder geschützte Tierarten und wertvolle Wälder und am Ende auch die menschliche Freiheit zu opfern.

Der sozialpsychologische Hintergrund dieser Entwicklung: Nach der durch Not und Entbehrung gekennzeichneten unmittelbaren Nachkriegszeit ist in den westlichen Wohlstandsgesellschaften eine postmoderne Kultur des hedonistischen Narzissmus aufgekommen. In dieser ist eine Generation herangewachsen, die es für selbstverständlich hält, dass der Strom rund um die Uhr aus der Steckdose kommt, dass man für wenig Geld um die halbe Welt fliegen kann und frische Nahrungsmittel in den Supermärkten jederzeit reichlich und preiswert zur Verfügung stehen. Sehr auf ihr leibliches und seelisches Wohlbefinden bedacht, will diese verwöhnte Generation für sich immer nur das Beste, das heißt Genuss ohne Reue. Der Strom soll aus sauberen „erneuerbaren“ Quellen kommen, die Nahrungsmittel möglichst aus kontrolliertem Bio-Landbau. Dafür bezahlt man auch (wenigstens im Prinzip) gerne etwas mehr, zumal man sich damit vom dumpfen Pack der Malocher abgrenzen kann, dem nichts billig genug sein kann. Denn für Narzissten zählt nur der äußere Schein. Sie sehen die Welt nur als Spiegel. Deshalb achten sie sehr darauf, unschöne Bilder zu verbannen oder zu verdrängen. Dabei hilft ihnen die saubere manichäische Einteilung der Welt in „Gut“ und „Böse“. Der Vergleich von Kosten und Nutzen sowie die Abwägung zwischen mehr oder weniger großen Übeln ist nicht ihr Ding.

Der Narzissmus, eine nach Ansicht der Schul-Psychologie durch elterliche Erziehungsfehler (zu viel Lob) verursachte Reifestörung, hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Wichtigster Indikator dafür sind ausgefallene Vornamen, die Eltern ihren Kindern geben. Auffällige Neurosen werden hingegen, wie mir ein befreundeter Psychoanalytiker bestätigt, immer seltener. Im Unterschied zu Neurosen gilt der Narzissmus aber als äußerst schwer heilbar. Der amerikanische Historiker Christopher Lasch konstatierte schon gegen Ende der 1970er Jahre die Ausbreitung einer dekadenten „Kultur des Narzissmus“ im ganzen Westen. Deren Hauptursache sah er in der Ablösung des patriarchalischen durch den matriarchalischen Führungsstil in Politik und Wirtschaft und in der damit verbundenen Infantilisierung der Menschen durch eine ausufernde Sozialbürokratie. Die in jüngster Zeit vor allem vom kanadischen Star-Psychologen Jordan Peterson aktualisierte biblische Erkenntnis, dass Leben zu allererst Leiden bedeutet, gilt hier als Zumutung.

Narzissten glauben im Grunde an nichts richtig. Sie richten ihre durch enttäuschte Selbstliebe entstandene Aggressivität in Form der obsessiven Beschäftigung mit Krankheit und Tod beziehungsweise mit der Angst vor einer „Klimakatastrophe“ gegen sich selbst. Sie konzentrieren sich darauf, ihre innere Leere und vagabundierenden Ängste durch moralische Überheblichkeit gegenüber dem „Pack“, durch scheinbar gute Taten oder auch durch Genuss- und Ruhmsucht, durch die Kultivierung von Schuldkomplexen und deren Nutzung für die eigene Imagepflege zu überspielen. All das lässt sich bei der schwedischen Familie Thunberg im Detail studieren: die Selbst-Therapie einer kindlichen Ess-Störung durch vermeintliche Rettung der Welt vor dem „Klimakollaps“.

Allerdings dürfte sich dieses vordergründig durchaus erfolgreiche Agieren in einer infantilen Scheinwelt nicht als „nachhaltig“ erweisen. Die Realität wird sich schon bald zurückmelden – sei es in Form einer Finanz- und Wirtschaftskrise oder vielleicht auch in Form ein spürbaren Abkühlung der Erde infolge schwacher Sonnenzyklen.

 

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