Auf das zeitliche Umfeld kommt es an
Zweifellos hat sich der April während der jüngsten Vergangenheit merklich erwärmt. Man muss ihn jedoch im Kontext mit dem Vorgänger- und Folgemonat betrachten. Die von Klima- Alarmisten geäußerten Befürchtungen, es werde immer schneller wärmer, lassen sich anhand des Trendverhaltens der Frühlingsmonate in Deutschland zumindest für die vergangenen 30 Jahre dann nämlich nicht bestätigen. Für alle folgenden Grafiken sind die Daten des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach (DWD) verwendet worden:
Das Pflanzenverhalten bestätigt diese uneinheitliche Temperaturentwicklung. Eine leichte Abkühlung im Februar/März verzögerte den Beginn des Erstfrühlings, während die April- Erwärmung, so auch 2018, den Beginn der Apfelblüte verfrüht hat. Doch keiner der Trends ist signifikant; es wäre daher fahrlässig, deswegen eine neue „Kleine Eiszeit“ oder eine „CO2– bedingte, katastrophale Klimaerwärmung“ auszurufen; alles bewegt sich im Rahmen der natürlichen Schwankungsbreite:
Die Sonne bringt es an Tag – mehr Sonnenschein bedeutet mehr Wärme
Einen wesentlichen Einfluss auf die Lufttemperaturen, besonders im Sommerhalbjahr, hat die Sonnenscheindauer, welche in Deutschland in den meisten Monaten während der vergangenen Jahrzehnte zunahm und die auch im April 2018 überdurchschnittlich war. Ihre Entwicklung in den Frühlingsmonaten zeigt die nächste Grafik:
Auch langfristig zeigt sich ein wesentlicher Zusammenhang zwischen Apriltemperaturen und Sonnenscheindauer. Die Sonnenscheindauer liegt leider für das DWD- Mittel erst seit 1951 vor. Daher werden die seit 1893 vorliegenden Daten aus Potsdam in die Betrachtungen mit einbezogen:
Das entsprechende Streudiagramm verdeutlicht nochmals den langfristigen Zusammenhang zwischen Sonnenscheindauer und Temperatur im April:
Noch ein wenig enger ist der Zusammenhang zwischen Apriltemperatur und Globalstrahlung, welche aber erst seit 1937 in Potsdam erfasst wird und seitdem tendenziell zunahm:
Über die Auslöser der stärkeren Besonnung und Bestrahlung im April lässt sich nur mutmaßen. Neben geänderten Großwetterlagenhäufigkeiten, einer geänderten Landnutzung (weniger Verdunstung durch mehr Versiegelungen der Böden und Meliorationsmaßnahmen) kommen auch die Sonnenaktivität selbst, Änderungen bei den Wolkenarten durch den Luftverkehr und ab Ende der 1980er Jahre die erfolgreichen Maßnahmen zur Luftreinhaltung (Filter, Katalysatoren) in Betracht.
Keine Regel ohne Ausnahme – an den Meeresküsten bremst das kalte Seewasser die April-Erwärmung durch den Sonnenschein
Die für Potsdam gefundenen Zusammenhänge lassen sich getrost auf das Deutschland- Mittel übertragen- mit Ausnahme der Meeresküsten und Inseln:
Erst in den Folgemonaten, wenn das Meerwasser bereits wärmer ist, wirkt sich die Sonnenscheindauer auch an den Küsten stark auf die Lufttemperaturen aus. Diese Zusammenhänge erklären auch den enormen Vegetationsrückstand der Küsten und Inseln im April 2018. Während im Binnenland schon ab dem 20. April die Äpfel blühten, hatte am Meer gerade erst die Blüte der frühesten Süßkirschen begonnen.
Geänderte Großwetterlagenhäufigkeiten erwärmten den April kurz- und langfristig
Als weitere Einflussgröße auf die Frühlingstemperaturen erweisen sich die Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen. Die folgenden zwei Grafiken erklären anhand der Objektiven Wetterlagenklassifikation des DWD, warum sich März und April in den vergangenen 30 Jahren temperaturmäßig so unterschiedlich verhalten haben:
Auch langfristig erwärmte sich der April in Deutschland wegen geänderter Großwetterlagenhäufigkeiten; für den Zeitraum ab 1881 liegen aber nur die ungenaueren Ergebnisse der Großwetterlagen-Klassifikation nach HESS/BREZOWSKY vor. Besonders erwärmend wirken im April alle Großwetterlagen mit südlichem Strömungsanteil sowie der Großwettertyp Hochdruckgebiet über Mitteleuropa (HM). Die Häufigkeitsverhältnisse dieser insgesamt 10 Großwetterlagen erklären immerhin ein gutes Fünftel der Apriltemperaturvariabilität in Deutschland:
Langfristig nahm die Häufigkeit dieser zwei Hochdrucklagen und der acht Lagen mit südlichem Strömungsanteil zu, während die Häufigkeit der kühlend wirkenden zehn Lagen mit nördlichem Strömungsanteil leicht abnahm:
Auch im April 2018 gab es überdurchschnittlich viele Tage mit Hochdruckwetter und südlichem Strömungsanteil.
Weitere April-Erwärmungsursachen
Wie könnte das arktische Meereis die Apriltemperaturen in Deutschland beeinflussen? Hat das Eis in den Vormonaten eine große Ausdehnung, so schrumpft es auch im April nicht so schnell und generiert dann ein großes Kältereservoir, welches im April für Kälteeinbrüche aus Norden Richtung Deutschland zur Verfügung steht. Der Zusammenhang ist folglich negativ- eine große Eisfläche in den Vormonaten bedingt (meist) einen kälteren, eine kleine Eisfläche (wie 2018) eher einen milderen April. Auch wenn CO2- Erwärmungstheoretiker das gegenwärtig (noch) schrumpfende arktische Meereis als Beweis ihrer Thesen ins Feld führen- die Daten liegen lückenlos erst seit 1979 vor, und es gibt Anzeichen für eine sehr geringe Eisausdehnung in den 1930er Jahren; auch im Hochmittelalter, als die Wikinger nach Grönland segelten (damals war Grönland das „grüne“ Land, so entstand der Name), war die Eisausdehnung vermutlich noch geringer als momentan. Das folgende Streudiagramm illustriert die für den April signifikante Beziehung, welche nicht für alle Monate so deutlich ausfällt; allerdings auch für die Wintermonate schwach negativ ist (weniger arktisches Meereis bedeutet nicht mehr Winterkälte in Deutschland, wie das öfters behauptet wurde):
Der April ist außerdem der erste Monat im Jahresverlauf mit einem andeutungsweise vorhandenen, positiven Zusammenhang zwischen AMO und Deutschland- Temperaturen; allerdings ohne Signifikanz (diese besteht für die Monate von Juni bis November sowie für das Jahr insgesamt). Da die AMO jedoch auch die Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen und das Verhalten des Arktiseises beeinflusst, darf ihre Bedeutung nicht unterschätzt werden:
Näheres zur Problematik der Vorhersage der Apriltemperaturen findet sich unter https://www.eike-klima-energie.eu/2018/04/05/milder-april-nach-kaltem-maerz-2018/
Zusammenfassung: Der sehr milde April 2018 lässt sich ganz ohne CO2- bedingte Erwärmung auf eine zu hohe Sonnenscheindauer sowie gehäuft auftretende südliche Großwetterlagen und Hochdruckgebiete über Mitteleuropa zurückführen; auch während der vergangenen 30 Jahre sowie seit Aufzeichnungsbeginn erwärmte sich der April in Deutschland wegen zunehmender Besonnung, geänderter Großwetterlagenhäufigkeit und diverser Wärmeinseleffekte.
Stefan Kämpfe, Diplomagraringenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Nun liegen die DWD-Wetterdaten für den Monat April vor. Man kann nun untersuchen welche Einflussgrößen die Rekord-April-Temperatur bewirkt haben. Ich greife die Station Hohen-Peißenberg heraus. Die Sonnenscheindauer wurde ab 1937 gemessen. Dies schränkt den Zeitraum auf 1937-2018 ein. Ich vergleiche die 5 wärmsten Monate.
1961; 2007; 2009; 2011; 2018
Tagesminimum; 6,0; 6,8; 6,1; 6,2; 7,3
Tagesmittel; 9,0; 11,2; 10,1; 10,2; 12,3
Tagesmaximum; 13,7; 16,1; 15,1; 15,1; 17,8
Sonnenscheindauer; 5,5; 10,6; 7,9; 8,7; 9,2
Bedeckungsgrad; 5,8; 2,4; 4,4; 3,8; 4,6
Niederschlagshöhe; 2,7; 0,6; 0,9; 0,9; 1,1
rel. Luftfeuchte ; 76; 56; 62; 62; 57
Windstärke; 5,2; 4,8; 5,0; 3,4; 4,2
Südwindstärke; 0,4; -1,9; -1,0; -0,7; 0,2
Westwindstärke; 2,4; -0,9; -0,1; 0,2; 0,6
Temperaturen in °C, Sonnenscheindauer in Stunden pro Tag, Bedeckungsgrad in Achtel, Niederschlagshöhe in mm/Tag, rel. Luftfeuchte in %, Windstärken in m/s.
Viele dieser Betrachtungen kranken an einer allzu lokalen Betrachtung. Einverstanden, der April war «zu warm» im Vergleich zum Durchschnitt oder zu besonders kalten Versionen des April. Jedoch kann man quasi garantiert behaupten, «unser Wetter entsteht anderswo». Luft von den Ozeanen bringen Niederschläge, die Sahara liefert überaus warmes Wetter, die Polar-Region überaus kaltes, der Osten bringt trockene kühle Luft.
Es gibt Druck-Unterschiede – der Motor für die Bewegungen der Luft, aber alles in Grenzen. Wenn bei uns während Tagen warme Luft aus Afrika zuströmt, dann muss der Unterdruck in der Hemisphäre ausgeglichen werden, und er wurde aus geglichen – durch kalte Luft von der Polar-Region nach Amerika. Wie gehabt strömt die Luft jeweils nicht auf geraden Linien, sondern in Quasi-Kreisen um die Zentren von Hoch- und Tief-Druck.
Werner Furrer, http://www.klima-schwindel.com www.system-denken.ch
„If you thought the cold April weather in the U.S. was exceptional, you are correct.
In terms of temperature departures from average so far this April, the U.S. Midwest, Northern Plains, and much of Canada have been the coldest on Earth“
„The areas of green have averaged at least 6 deg. F below normal, the areas in purple have been at least 13 deg. F below normal, and spots in North Dakota and Montana have averaged close to 20 deg F below normal over the last 2 weeks.“
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In Deutschland mal wieder zu warm (warum? – zu viel Sonne oder zuviel CO“???) – woanders verdammt kalt!
http://www.drroyspencer.com/2018/04/midwests-april-chill-most-unusual-on-earth/
„Er wird voraussichtlich der wärmste April seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1881 werden“
Nach dem DWD ist es nun tatsächlich so:
https://www.tagesschau.de/inland/wetter-april-103.html
Die Tagesschau muss das „natürlich“ gleich melden.
Sehr aufschlußreich Herr Blücher, schon allein an der Ablesemethode erkennt man, wie aussagelos ein heutiger Vergleich mit Daten vor 100 Jahren auf Zehntel Grad ist. Und wie genau hat man damals wohl den 21-Uhr Termin im Winter bei einem Schneestrum vor der Erfindung der Taschenlampe abgelesen? Interessant wäre auch noch ein Beschreibung der Stations-Umgebung. Wo stand die Wetterstation 1890 und wo steht sie heute? Damals vielleicht bei einem Forsthaus außerhalb oder bei einem Gutshof ebenfalls außerhalb der damaligen Stadt. Wetterstationen hatten vor über 100 Jahren einen gänzlich anderen Sinn als heute. Es kam nicht so sehr auf die Zehntelgrad Temperatur Ablesung an, sondern die STationen sollten für die Landwirtschaft günstige Saat- und Erntetermine benennen. Dazu dienten auch noch die anderen Parameter, die von einer Wetterhütte erfaßt werden, während man sich heute fast ausschließlich auf die Temperaturen bezieht, um dann völlig unwissenschaftlich mit den früheren Daten zu vergleichen. Übrigens war 1800 der wärmste April in Deutschland, das zeigen sowohl die langen Reihen vom Hohenpeißenberg als auch von Berlin-Tempelhof. Ob nun der April 2018 beim heutigen Standort der Wetterstation wärmer war als damals beim kälteren Standort läßt sich eben nicht klären. Die Meßungenauigkeit ist zu groß.
Für mich sind nicht die Mittags- oder Nachmittagstemperaturen entscheidend um Klimaänderungen zu bestimmen sondern die Morgen und Abend/Nacht Temperaturen.
Die Temperaturen durch die direkte Sonneneinstrahlung sagt nichts über den restlichen Temperaturverlauf aus…die Temperatur Spitzen in der Mittags- und Nachmittagszeit decken nur einen KLEINEN Bereich eines 24 Stunden Tag ab….der größere Bereich liegt in den Morgen- und Abendstunden bzw. Nachtstunden. Und genau hier wird man feststellen, dass diese Bereiche abkühlen.
Nach meiner Einschätzung aus den Zahlen der Wetterstation Schwerin wird die Durchschnittstemperatur des April 2018 mit ca. 11,25 Grad ähnlich wie 2009 (11,99) oder 2011 (11,65) ausfallen, aber nicht darüber liegen.
Aus Tagesmitteltemperaturen berechnete Monatsmittelwerte haben bezüglich des Informationsgehaltes sowieso ihre Tücken, wie aus den Beiträgen hier auf EIKE über die Aussagekraft von Mittelwerten geschlossen werden konnte.
Hinzu kommen die unterschiedlichen Methoden der Temperaturmessung hinsichtlich Termin und Meßgerät sowie die Art und Weise der Berechnung der Tagesmitteltemperatur (TMK). Unterschiede der Monatsmittel im Zehntel- oder gar im Hundertstelgradbereich gehen in Wahrheit in der tatsächlichen Meßungenauigkeit unter.
Für Schwerin liegen zu den Methoden folgende historischen Angaben vor:
1890 bis 1966:
Klimadaten aus der Klimaroutine des eMD, basierend auf den drei Klimaterminen (Termine 07, 14, 21 MOZ und Tageswerte)
(MOZ = mittlere Ortszeit)
Berechnung des Tagesmittelwertes: TMK=(TT1+TT2+(TT3*2))/4
1967 bis 1990:
Klimadaten aus der Klimaroutine des eMD 1967-1990. Terminwerte basierend auf Daten der synoptischen Haupttermine (00,06,12,18 UTC) und Tageswerte, sowie Klimadaten nacherfasst im Rahmen des Projektes KLIDADIGI zu unterschiedlichen Zeiträumen.
Berechnung des Tagesmittelwertes: TMK = arithm. Mittel aus 4 oder 8 Terminwerten
1991 bis 31.03.2001
Klimadaten aus Klimaroutine des DWD (3 Termine: um 07, 14, 21 MOZ, ab 01.01.1987 07:30,14:30,21:30 MEZ) und Tageswerte jeweils nach Beobachteranleitung für Klimastationen (BAK))
Berechnung des Tagesmittelwertes: TMK=(TT1+TT2+(TT3*2))/4
Seit 01.04.2001
Klimadaten aus der Klimaroutine nach 1.4.2001, generiert aus SYNOP-Meldungen (3 Termine 06, 12, 18 UTC und Tageswerte aus stündlichen Werten oder Beobachtungen an Hauptterminen)
Berechnung des Tagesmittelwertes: TMK = arithm. Mittel aus mind. 21 Stundenwerten
Wenn man stichprobenweise die aus stündlichen Werten ermittelten Tagesmitteltemperaturen zum Beispiel aus den drei Terminen 07:30,14:30,21:30 MEZ neu berechnet, ergeben sich andere Tagesmitteltemperaturen. Der Unterschied kann vereinzelt über 1,5 Grad betragen.
Sehr geehrter Herr Blücher,
Besten Dank für Ihre Anmerkungen. Klar ist, dass die Änderungen der Messtechnik und/oder der Messtermine bei langen Messreihen durchaus problematisch und zu beachten sind; an der Tatsache, dass dieser April sehr mild war, ändert das aber Nichts. Das bestätigt auch der Vegetationsverlauf. Noch zu Monatsanfang hatte ich den Beginn der Apfelblüte für Weimar auf den 25.04. geschätzt; reell trat sie dann schon am 19.04. ein. Es gab aber durchaus noch zeitigere Jahre; 2014 begann hier in den letzten Apriltagen mit den ersten Holunderblüten schon der Frühsommer. Bei Bernd Hussing finden Sie auch eine Bestätigung für Ihre Aussage, dass der Norden bei der Rekordjagd außen vor blieb; hier war der April zwar ebenfalls zu mild, aber der kalte Monatsbeginn und das nach dem kalten, langen Spätwinter kalte Seewasser dämpften die Temperaturen; am geringsten dürfte die positive Abweichung auf Helgoland gewesen sein.