Schauen wir zunächst auf die letzten 30 Jahre, ein Zeitraum der kimawissenschaftlich Relevanz besitzt (Abb. 1). Auf der X-Achse sind die Jahre seit 1988 aufgetragen, auf der Y-Achse der Blühtermin, gemessen in Tagen nach Jahresbeginn (1. Januar). Gut zu erkennen ist der deutliche Verspätungstrend beim Blühen. Der neue Datenpunkt aus diesem Jahr (2017) passt sich bestens in diesen Trend ein. Späteres Blühen ist in der Regel ein Anzeichen für einen kalten Winter (Abb. 2). Insofern will der unbestechliche Hamburger Forsythienstrauch so gar nicht in das Erzählmuster einer katastrophalen Klimaerwärmung passen.
Aufgrund seiner klimaologischen Relevanz besitzt der Hamburger Strauch sogar seine eigene Wikipedia-Seite. Bis zum Februar 2017 war die Seite relativ knapp gehalten und bestand eigentlich nur aus einem Unterkapitel mit dem Titel “Geschichte”. Dort hieß es damals (beim Link ganz nach unten scrollen um die Seitenversion zu begutachten):
Der Hamburger Forsythien-Kalender ist die phänometrische Aufzeichnung der Zeitpunkte des Blühbeginns der Forsythiensträucher an der Lombardsbrücke in Hamburg seit 1945.
Geschichte
Im zerstörten Hamburg, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, fielen Carl Wendorf am 27. März 1945 die blühenden Forsythiensträucher inmitten der Trümmer an der Lombardsbrücke auf. Er beschloss jedes Frühjahr den Blühbeginn zu notieren, was zu einer lückenlosen Aufzeichnung ab 1945 führte. Seit dem Tod von Carl Wendorf im Jahr 1984 führt Jens Iska-Holtz diese Liste weiter. Er meldet die Daten als phänologischer Beobachter an den Deutschen Wetterdienst.[1][2]
Die zunehmende Verspätung des Blühens während der letzten 30 Jahre blieb seltsamerweise im Wikipedia-Artikel unerwähnt. Kürzlich kontaktierte uns ein Naturfreund, dem diese Informationslücke auf der Wikipedia-Seite ebenfalls aufgefallen war. Der anonym bleiben wollende Naturfreund erklärte, dass er sich in der Mitte zwischen den Klimalagern verortet sehe, beide Seiten hätten zum Teil gute Argumente. Er hatte vom kruden Vorwurf von Seiten der Skeptiker gelesen, dass Wikipedia angeblich von Klimaktivisten unterwandert wäre. Dies sei schwer nachvollziehbar, dachte er sich.
Daher wagte er ein Experiment. Ganz oben auf der Wikipedia-Seite gibt es die Reiter “Bearbeiten” und “Versionsgeschichte“. Dort kann Jedermann/Jederfrau Ergänzungen oder Korrekturen von Wikipediaartikeln vornehmen. Am 8. Februar 2017 loggte sich der Naturfreund als “Greenway21″ bei Wikipedia ein und schlug eine wichtige Ergänzung auf der Seite des Hamburger Forsythienstrauches vor:
Während der letzten 50 Jahren ist ein generelles Vorrücken der Forsythienblüte im Jahresverlauf zu erkennen. Seit 1988 allerdings verspätet sich der Blüh-Termin der Hamburger Forsythien wieder zunehmend. [3]
Ein wissenschaftlich einwandfreies Statement, beschreibt es doch in fairer Weise zum einen den Langzeittrend und andererseits den hochrelevanten aktuellen Trend der letzten 30 Jahre. Die offizielle Langzeitreihe seit 1945 können Sie auf dieser Webseite des Deutschen Wetterdienstes anschauen (zweite Graphik auf der Seite, gelbe Kurve). Das Experiment hatte begonnen. Würden die Wikipedia-Redakteure die wichtige Ergänzung zulassen und freischalten? Es dauerte keine halbe Stunde, da war die Ergänzung wieder rückgängig gemacht. Ein Seiten-Editor mit dem Codenamen “DeWikiMan” verweigerte die Aufnahme. Grund: Der Trend zum verspäteten Blühen während der letzten 30 Jahre wäre statistisch nicht ausreichend belegt. Schauen Sie sich Abbildung 1 nocheinmal genau an. Ist der Trend wirklich nicht erkennbar?
Ganz offensichtlich wurde hier ein wichtiger Zusatz aus persönlichen Gründen blockiert. Daher lohnt sich ein Blick auf die Person “DeWikiMan”. Wer steckt dahinter? In seinem Wikipedia-Profil outet er sich als ökologisch Interessierter:
Mein Hauptinteresse hier gilt allem, was mit Umweltökonomik, Ökologischer Ökonomik und speziell Klimaökonomik (das Rot schmerzt!) zu tun hat.
Genau so stellt man sich einen Klimaaktivisten vor. Ein klassischer Torwächter, der auf Wikipedia nur Inhalte zulässst, die mit seiner Ideologie übereinstimmen. Auf keinen Fall ein guter Inhalts-Schiedsrichter für diese wichtige Online-Enzyklopädie. Aber DeWikiMan setzte noch einen oben drauf. Er grübelte 11 Tage und schrieb dann selber einen längeren Absatz, den niemand hinterfragte, ja hinterfragen konnte, denn DeWikiMan hatte ja die Änderungsmacht. Am 19. Februar 2017 erschien auf der Wikipedia-Seite ein ganz neues Unterkapitel mit dem kuriosen Titel “Früherer Blühbeginn“, also dem genauen Gegenteil des aktuellen Trends:
Im Jahr 1995 stellte der DWD fest, dass die Lombardsbrücke mit einer Verfrühung um 26 Tage in 50 Jahren von allen Standorten mit einer phänologischen Datenreihe den stärksten Trend aufwies.[3] Auch 2015 konstantierte der DWD für den Zeitraum zwischen 1945 und 2014 einen Trend zu einem immer früheren Blühbeginn.[4] Neben Änderungen des Klimas sind auch andere Änderungen der Umwelteinflüsse an diesem urbanen Standortes als Ursache in Betracht zu ziehen.[2][3] Hinzu kommt, dass die Forsythie, wenn kein ausreichender Kältereiz vorhanden ist, nicht unbedingt der Temperatur folgt. So gab es im Winter 2006/2007 ein Temperaturmaximum an der Lombardsbrücke, dennoch blühte die Forsythie relativ spät, deutlich nach ihrem Rekordwert 2001/2002, weil im warmen Winter 2006/2007 der Kältereiz gefehlt hatte.[4]
Der Wikipedia-Klimaaktivist nutzte seinen Hebel, um die Desinformation auf die Spitze zu treiben. Anstatt im Text in transparenter Weise auch Raum für den unbequemen Trend der letzten 30 Jahre zu schaffen, umtänzelt er ihn und betrachtet lediglich das für ihn passende Zeitfenster von 60 Jahren. Bitterböses Rosinenpicken. Wir danken Naturfreund “Greenway21″ für diesen wichtigen Test, der in eindrucksvoller Art und Weise bestätigt, dass Klimaaktivisten die Wikipedia-Seite gekapert und fest im Griff haben. DeWikiMan ist als Editor schwer haltbar geworden und Wikipedia sollte seine Aktivitäten einmal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Schade, dass das ursprünglich ausgezeichnete Konzept einer von Freiwilligen geschriebenen Online-Enzyklopädie von politischen Aktivisten gekapert und in sensiblen Themenbereichen unbrauchbar gemacht wurde.
Link: http://kaltesonne.de/eine-unglaubliche-geschichte-wikipedia-und-der-hamburger-forsythienstrauch/
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Sehr geehrter Herr Peters.
Sie schreiben: .In diesem Beispiel sollten wir uns gedulden, bis zum Beginn der Blüte dieses Strauches in 2018. Dann haben wir die Möglichkeit der Betrachtung des 30 jährigen Zyklus.“ Antwort: Ab 1988 ist es doch bereits ein 30-jähriger Zyklus, ich kann aber auch noch ein Jahr vorgehen. Obwohl ein Jahr davor die Forsythie erst am 15.April 1987 blühte, ändert dieser eine Wert nur geringfügig den Trendlinienverlauf, die deutliche Verspätung bleibt. Aber Sie haben natürlich auch recht, nächstes Jahr verfestigt sich der Verspätungstrend. Und steter Tropfen höhlt den Stein.
Herr Peters,
hier finden Sie die Originalgrafik seit 1945: http://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/phaenologie/produkte/langereihen/langereihen.html;jsessionid=6D386134694ED80964BEDA6EED1A7AED.live21073?nn=575800
wenn die Seite erscheint, dann runterscrollen. Die Daten der Einzeljahre habe ich von einer Angestellten der Landwirtschaftsabteilung beim DWD erhalten. Da der Februar bestimmt, was wann im März blüht, hole ich mir den aktuellen Termin aus dem Hamburger Abendblatt und ergänze die Tabelle. Diesmal hatte ich drei Tage früher geschätzt.
Sehr geehrter Herr Kowatsch,
Das bei Wikipedia einiges im Argen ist, weiß man als aufgeklärter Internetnutzer.
Die große Keule zu schwingen,erweist sich aber oft als Bumerang,wenn die Regeln nicht beachtet werden.
Ihre Bemühungen um die verspäteten Blühtermine von den Indikatorpflanzen des DWD werden heute noch nicht ausreichend gewürdigt.Sind diese Hinweise doch wichtig für die Zukunft.
http://wp.me/P6FaVi-fD
Die Seite bei Wikipedia „Hamburger Forsythien-Kalender“
hat eine interne Diskussion ausgelöst.
Sie spiegelt wieder, wie deutsche Hirne momentan ticken.Das ist auf die Beschulung seit min. 1972 zurückzuführen.
Dieser „Denkwandel“ ist nicht so ohne weiteres zu korrigieren.In diesem Beispiel sollten wir uns gedulden, bis zum Beginn der Blüte dieses Strauches in 2018. Dann haben wir die Möglichkeit der Betrachtung des 30 jährigen Zyklus.
Veröffentlichungen bei kalter Sonne.de werden nicht verstanden!!
Immerhin wurde der Wärmeinseleffekt in der überarbeiteten Version erwähnt.
Und das Original-Diagramm vom DWD steht auch schon gut platziert.
Mit herzlichem Glückauf
Wenn man sich die Daten des DWD von 1950 ansieht so ist per Augenschein kein späteres Erblühen sichtbar sondern gleichbleibend. Dies wundert allerdings nicht, da zwischen 1950 und etwa 1976 auch kein Temperaturanstieg gegeben war. Dies wird auch vom IPCC gesagt: kein Temperaturanstieg in diesem Zeitraum ( zur Erinnerung: es wurde damals vom Beginn einer neuen Eiszeit gesprochen). Etwa um 1976 kam es zu einer großen Änderung der Strömungen im Pazifik und damit wieder zu einem Temperaturanstieg, bekannt als die pazifische dekadische Verschiebung (siehe hierzu auch die Kongressaanhörung von u.a. Prof. Curry:
https://tinyurl.com/luho5gu
(insgesamt sehr sehenswert)
Sehr geehrter Herr Kowatsch,
Das bei Wikipedia viel Unsinn verbreitet wird, weiß man als aufgeklärter Internetnutzer.
Ist es Ihnen möglich, die Originalquelle des DWD zu verlinken?
Mit herzlichem Glückauf
@ Marc Hofmann
Das haben Sie Recht, viel Sonne erwärmt nämlich den Boden und die Pflanzenorgane. Aber sie steuert über viele Segmente des Spektrums (besonders UV). auch den Blütenansatz und den Hormonhaushalt. Allerdings wirkt viel Sonne auch als Treiber der Lufttemperatur- im Sommerhalbjahr fand ich für Potsdam ein Bestimmtheitsmaß von 56%, was bedeutet, dass dort alleine 56% der Variabilität der Lufttemperaturen durch die Sonnenscheindauer bestimmt werden.
@Stefan Kaempfe
Ich sehe es halt so….OHNE Strahlung kein Licht und Wärme auch der Erde. Die STRAHLUNG der Sonne sowie der Erde (Erdkern) selber ermöglicht uns erst das Leben. Die STRAHLUNG die also von einen Kernfusion Reaktor (Kernsonne) und einen Kernkraft Reaktor (Erdkern) ausgeht. Und genau diese Strahlung steuert und bestimmt über die Abläufe in der Natur sondern auch über unsere menschliche-individuelle Lebensdauer. Auch unter der inneren Lebensuhr des Menschen, die jeder Mensch für sich persönlich in sich trägt, bekannt. Die Gene eines jeden Menschen spielen hier im Zusammenspiel mit der Strahlung, meiner Meinung nach, die entscheidende Rolle. Schließlich kann „Strahlung“ für einige Menschen lebensverlängernd und für andere wiederum lebensverkürzend sein (Stichwort Krebs).
Aber wie gesagt…sind nur einiger, meiner, Gedanken.
Was erlaube Forsythien-Strauch!
😉
Das Problem ist nur zu bestätigen.
Vor langer Zeit hatte ich, noch als Anhänger der Sekte, in Wikipedia, auf einer dieser „Klima erklärenden Seiten“, einen Fehler behoben.
Glauben Sie mir, diese Verbrecher „pflegen“ die Seiten mit einer Hingabe, so wie die Glucke auf den Eiern sitzt.
Die sitzen nur auf tauben/faulen Eiern.
Wenn da etwas verändert wird, gehen die Alarmglocken und die werden sofort tätig. Meine Änderung hat da noch nicht einmal eine Stunde überlebt.
Ich fragte mich damals, wer wohl so viel Zeit aufbringen kann, das System bis in die kleinsten Details zu überwachen.
Wikipedia war dann, weil der Fehlinformation offensichtlich Tür und Tor geöffnet wurden, weitgehend Tabu.
Informiere dich nie aus nur einer Quelle!
Sagen wir es mal so…das das Wissen in Büchern festgehalten wird, ist für die Entwicklung der Menschen von unschätzbaren Wert….oder anders gesagt….wer das Wissen immer und jederzeit ändern und anpassen kann, der tut der Menschheit keinen Gefallen damit. Manipultiertes und ideologische getriebenes Wissen hilft weder dem erlangen von Wissen noch dem Wissensfortschritt – Weiterentwicklung der Menschheit weiter.
Um Wissen und Fortschritt zu erlangen muss man als erstes in der Lage sein Ideen zu entwickeln, ins Risiko zu gehen und auch Fehler zu machen….aus diesen Fehler dann wieder zu lernen um somit gestärkt weiter in die Zukunft für ein besseres Leben voranzuschreiten…Bücher halten das Wissen, die Erkenntnisse in den jeweiligen Zeiten der Menschheit fest und darauf baut dann nach und nach unsere Mehrwertschaffende Menschliche Zivilation (vom Überleben zum Leben) auf.
Wikipedia hingegen lässt der Menschheit überhaupt nicht die Möglichkeiten über Ansichten, Meinungen und Hypothesen….Ideen und Gedanken….sich auszutauschen und fortzuentwickeln….Wikipedia wird somit zu einen Gesinnungsportal…Ideologische Webseite…die die Menschheit in einer endlos Schleife gefangen hält…es sind Fehler, Rückschläge, die uns Menschen den Fortschritt bringen…es sind Naturkatastrophen die uns Menschen zum Fortschritt anregen…
Wenn also Wikipedia einen Kommentar oder eine Stellungnahme eines Nutzers abändert, dann darf das nicht mit „Überschreiben“ stattfinden sondern mit einer sachlichen Darstellung, warum dieses oder jenes nicht stimmt und deshalb anders dargestellt wird.
Wikipedia ist schon seit jahren keine „freie“ enzyklopedie mehr. Diese zensur ist seit einiger zeit auch öffentlich belegt.
Ich empfehle dazu mal nach den begriffen daniele ganser und wiki zu suchen. Was DA raus kommt, spottet jeglicher beschreibung.
Diese „wissenssammlung“ war im ansatz eine recht gute idee und auch die erste umsetzung nicht schlecht, aber diese ideologisch gesteuerten/durchsetzten zensoren haben den grundgedanken kpl ins gegenteil verkehrt.
Also, dieser böse Forsythienstrauch traut sich aber auch was- blüht einfach immer später! Da findet sich doch bestimmt ein grüner Öko- Stalinist, der ihn entweder zur Strafe rodet, oder ihn in den Gulag nach Sibirien umpflanzt. Oder man macht es wie früher bei der Nationalen Volksarmee (NVA): Einfach schon im Januar gelbe Papierblüten ankleben- und schon ist der vorzeitige Frühling nebst „Klimawandel“ Befehl!
Jetzt noch was Ernsthaftes: Der WIKI- Autor behauptet: „Hinzu kommt, dass die Forsythie, wenn kein ausreichender Kältereiz vorhanden ist, nicht unbedingt der Temperatur folgt. So gab es im Winter 2006/2007 ein Temperaturmaximum an der Lombardsbrücke, dennoch blühte die Forsythie relativ spät, deutlich nach ihrem Rekordwert 2001/2002, weil im warmen Winter 2006/2007 der Kältereiz gefehlt hatte.“ Das ist anzuzweifeln. Denn bei Frost sind die Pflanzen in einem totalen Ruhezustand und nehmen gar keine Reize auf. Entscheidend für die so genannte „Vernalisation“ oder „Jarowisation“ (russ. Fachliteratur), welche die Blütenbildung oder die Bestockung vieler Pflanzen der nördlichen Breiten anregt, sind Temperaturen KNAPP ÜBER NULL GRAD, am wirkungsvollksten so plus 3 bis plus 5 Grad über längere Zeit- so ist das fast auch bei allen Gräsern inklusive dem Getreide. Es ist so ähnlich wie das unerwüschte Süßwerden der Einkellerungskartoffeln: Diese sind nicht erfroren (nach Frosteinwirkung wären sie nur noch Matsch!), sondern sie waren zu lange Temperaturen zwischen Null und +3 Grad ausgesetzt, bei denen zwar noch die Umwandlung der Stärke in Zucker weitergeht, aber der Abbau des Zuckers nicht mehr schnell genug erfolgt. Bei Gehölzen kommt hinzu, dass die Blütenknospen schon im Vorsommer entwickelt werden. Schaut man sich nun den Winter 2006/07 genauer an, so herrschten lange genug Temperaturen von ca. 3 bis 5 Grad; aber eine Frostperiode im letzten Januardrittel und ein markanter Kälteeinbruch zum kalendarischen Frühlingsanfang verzögerten die Blüte- ein Beleg dafür, dass man sich nicht einfach nur die Monats- oder Jahreszeitenmittel der Lufttemperatur anschauen darf, um das Verhalten der Pflanzen zu erklären. Möglicherweise spielt auch die Sonnenscheindauer eine Rolle; außerdem gibt es bei der Forsythie viele Sorten, welche sich hinsichtlich des Blühverhaltens unterscheiden können.
@Stefan Kämpfe
Ist es in erster Linie nicht die zunehmende Sonnen-Strahlung und nicht die folgende Temperatur, die die Natur/Pflanzenwelt aus den Winterschlaf erweckt….Reiz-Strahlung oder anders gedacht…Strahlung als Reizfaktor der Pflanzen- und Natur aus den Winterschlaf aufzuwachen…
Das mit dem Kältereiz hat sich der Wiki-Autor nicht einmal selbst ausgedacht, sondern aus einem DWD-Handbuch entnommen (Erstelldatum Aug. 2015, S. 41):
Vorschriften und Betriebsunterlagen für die phänologischen Beobachter des Deutschen Wetterdienstes
VuB 17
…
Forsythie, Hängende Forsythie, Goldflieder
Forsythie suspensa
Ist ein ausreichender Kältereiz nicht vorhanden, dann „folgt“ die Forsythienblüte nicht unbedingt den Temperaturen. Ein gutes Beispiel ist der Winter 2006/2007. Trotz eines Temperaturmaximums blühte die Forsythie an der Hamburger Lombardsbrücke deutlich nach ihrem „Rekordwert“ vom 15.02.2002 (s. Pfeile in der unten stehenden Grafik). Besonderes Augenmerk ist auf die Temperatur-Mittelung 90 Tage vor der Blüte zu
legen. Trotz der Verfrühung der Blüte um fast vier Wochen ist die Temperatur um ein knappes Grad gestiegen. Es ist also ca. vier Wochen früher um ca. ein Grad wärmer geworden.
ftp://141.38.3.186/pub/CDC/help/PH_Beobachtungskriterien_VuB_17_Handbuch.pdf
Bei dem Satz „ Trotz der Verfrühung der Blüte um fast vier Wochen ist die Temperatur um ein knappes Grad gestiegen. “ ist wohl das Wörtchen „nur“ abhanden gekommen nehme ich an, denn sonst macht das „Trotz“ keinen Sinn.
Interessant ist auch die Grafik, die dort auf der gleichen Seite steht: Es sind zwei Trendlinien eingezeichnet, die auf der „Langen Reihe“- bzw. „Spezielle Reihen“-Seite nicht vorhanden sind. Es ist einmal die Trendlinie für die Durchschnittstemperatur 90 Tage vor Blühbeginn und zum anderen die Trendlinie für den Beginn der Forsythienblüte jeweils ab 1945 eingezeichnet. Dadurch ergibt sich für den Blühbeginn eine stark sinkende Trendlinie Richtung früherer Blühbeginn und bei der Durchschnittstemperatur eine „nur“ leicht ansteigende Kurve.
Der Autor DeWikiMan hat gestern übrigens einiges am Forsythien-Artikel geändert so dass die Aussagen jetzt deutlich gemäßigter sind und auch erwähnt wird, dass städtische Umgebungen einen Einfluss haben!
Allerdings steht aktuell (2. Apr. 15:00) folgender Satz auch drin:
„Der Trend hin zu einem früheren Einsetzen des Vorfrühlings war in den Ballungszentren schwächer als in ländlichen Regionen.“
Dies ist laut Verlinkung ein Zitat aus einem Buch/Dokument von Hans von Storch und Martin Claussen (Klimabericht für die Metropolregion Hamburg. Springer, 2012, ISBN 978-3-642-16035-6, 6.2.1 Pflanzen und Klimaänderungen: Ökophysiologie, Phänologie, Verbreitungsgrenzen sowie biotische Interaktionen.)
Allerdings fehlt bei diesem Satz (S. 150, s. Link unten) noch eine Vorbemerkung(!):
Weiterhin weisen die Autoren einen deutlichen Trend hin zu einem früheren Einsetzen des Vorfrühlings zwischen 1980 und 1995 nach. Dieser Trend war für die ländlich geprägten Regionen ausgeprägter als für die Ballungszentren.
Klimabericht für die Metropolregion Hamburg – 2012
Diese „politische Korrektheit“ betrifft beleibe nicht nur die Klima-Artikel sondern praktisch alle Themenbereiche in denen es um Geopolitik, Energie, Geschichte oder auch Naturwissenschaften geht (Syrienkrieg, Ukrainekrieg, 11. September etc.).
Ganz abgesehen davon, dass ich als Diplomingenieur die Wikipedia denkbar ungeeignet für das Selbststudium für die Bereiche Finanzen oder Naturwissenschaften halte, also z.B. für Schüler. Man wird von Anfang an in den Artikeln mit Fachwörtern und komplizierten Methoden erschlagen. Ähnlich abschreckend finde ich z.B. die „Schülderduden“ des Bibliographischen Instituts, die ich von meinen Eltern ab Mitte der 80er geschenkt bekam.
Wie es bei Wikipedia inzwischen zugeht zeigte schon vor etwa eineinhalb Jahren der Film „Die dunkle Seite der Wikipedia“ von Markus Fiedler und Frank-Michael Speer (https://www.youtube.com/watch?v=wHfiCX_YdgA). Damals ging es glaube ich vor allem um den Wikipedia-Artikel des Historikers Daniele Ganser und um den zum 11. September 2001.
Inzwischen gibt es die Fortsetzung dieses kritischen Films über die Wikipedia (2. Ausgabe, es wurde u.a. ein Bericht über eine Demo korrigiert):
KenFM zeigt: Zensur – die organisierte Manipulation der Wikipedia und anderer Medien (2h14min)
Published on Mar 25, 2017
https://www.youtube.com/watch?v=Z23_WNuPGas
Das beste Mittel in Sachen Wikipedia ist die Nicht-mehr-Verlinkung von Wikipedia-Artikeln (es gibt in den Fußnoten jede Menge Links zu anderen Webseiten 😉 ) sowie vor allem die Nicht-mehr-Mitarbeit bei Wikpedia. Die Arbeit, um die über 2 Millionen Wikipedia-Artikel aktuell zu halten, können die Verantwortlichen im Hintergrund gar nicht bezahlen und sie wollen es auch garantiert nicht. Ich habe schon etliche Artikel entdeckt, die schon längere Zeit nicht mehr überarbeitet worden sind. Das freut mich. 😉
Hier noch ein Link zu einem Foto des blühenden Forsythien-Strauches in Hamburg vom März 2014 (der Link wird in ein paar Jahren vermutlich nicht mehr funktionieren):
GoogleStreetView-Link blühende Forsythie März 2014