Der Grund: Der Konzern habe mit seinen Kohlekraftwerken die Erderwärmung mitverschuldet, die ihn, und das will er beweisen, in seiner Heimatstadt Huaraz bedroht. Ein schmelzender Gletscher könne den Palcaccocha-See zum Überlaufen bringen, was die 60.000 Einwohner seiner Heimatstadt gefährde. Unterstützt wird Lliuja von der deutschen Organisation „Germanwatch“, die sich um die weltweiten Gefahren durch den angeblich menschengemachten Klimawandel kümmert. Auch sie bekam ein Sück des Publicity-Kuchens ab.
In den Artikeln und Rundfunkbeiträgen hieß es, der peruanische Bauer habe vor der Konzernzentrale in Essen in einem weißen Hemd und mit blauen Rucksack eher schüchtern viele Interviews gegeben. Die „Süddeutsche Zeitung“ und andere Medien berichteten auch, wie Lliuja auf die 17.000 Euro gekommen ist: RWE habe 0,47 Prozent Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß. Die Baumaßnahmen zur Abwendung der Katastrophe kosteten 3,5 Milliarden Euro, also betrage der RWE-Anteil 17.000 Euro.
Der Mann muss ein Genie sein
Wow, dachte ich, Saul Luciano Lliuja – den Namen musst Du Dir merken. Dieser Bauer ist ein Genie. Allein wie er die 0,47 Prozent errechnet hat, setzt ja ein ungeheures Wissen über die Energieversorgung der Welt und der damit zusammenhängenden physikalischen und chemischen Prozesse voraus. Da in keiner Zeitung und in keinem TV-Beitrag berichtet wurde, wie er zu diesen Zahlen und auf die Idee kam, das Unternehmen RWE zu verklagen, habe ich mir eine Theorie zurechtgelegt, wie es wohl gewesen sein muss.
Lliuja, der drei- bis viermal im Jahr auch als Bergführer unterwegs ist, hat in seiner Freizeit die Weltpresse gelesen, die über den „menschengemachten“ Klimawandel berichtet: Die „New York Times“, den Pariser „Le Monde“, den Londoner „Guardian“ und so weiter. Vielleicht hat er auch ausändische Fernsehsender verfolgt und sich im Internet umgeschaut. Besonders aber fiel ihm auf, dass die deutschen Zeitungen sehr ausführlich und klar beschreiben, warum die industrielle Welt für das Elend des Klimawandels verantwortlich ist. Also suchte er Kontakt zu Deutschen, denen er von der drohenden Katastrophe durch den Palcacchocha-See erzählen konnte. Bei seinen umfassenden Nachforschungen hatte er auch herausgefunden, dass es in Deutschland einen unverantwortlichen Industriemoloch gibt, der hemmungslos das Klima aufheizt.
Zufällig kamen deutsche Extremwanderer in seine Gegend und die empfahlen ihm, sich an „Germanwatch“ zu wenden, eine Organisation, die in Deutschland einen guten Namen habe und nicht müde werde, vor der nahenden Katastrophe des menschengemachten Klimawandels zu warnen. Der Kontakt klappte und „Germanwatch“ ermutigte ihn, seine Klage zu formulieren, sie würden ihm auch dabei helfen, in Deutschland das zuständige Gericht zu finden und sein Anliegen publik machen. Der Bauer aus dem kargen Hochland kratzte daraufhin alle seine Ersparnisse zusammen und machte sich auf den Weg nach Essen und Berlin. Den Rest kennen Sie aus den Medien.
Vor allem eine Propaganda-Schau
Sie glauben diese Geschichte nicht? Ich auch nicht. Aber so ähnlich will uns die geballte deutsche Medienwelt den Auftritt des Bergbauern in Essen und Berlin andrehen, oder warum sonst haben sie alle nicht nachgefragt? Lliuja kann keine ausländische Zeitung lesen. Peruanische Blätter in den Hochanden berichten viel, aber der Klimawandel und das RWE kommen sicher nicht gemeinsam in einem Artikel vor. Lliuja ist also kein Genie, sondern ein Strohmann der linksgrünen deutschen Weltrettungsorganisationen. Sein Auftritt in Essen und die Klage gegen RWE sind vor allem eine Propaganda-Show. Deshalb fehlen die Fragen der deutschen Medien, auch von denen, die sich gern mit ihrem investigativen Journalismus rühmen.
Dabei gäbe es genug Stoff zum Nachforschen: Wer bezahlt die Reise, die Anwaltskosten, den ganzen PR-Aufwand? Wie und wo hat „Germanwatch“ den Bauern Saul Luciano Lliuja tatsächlich aufgetrieben? Was bekommt er für seine Rolle als Ankläger gegen die Kohleindustrie und vor allem – wer finanziert „Germanwatch“, so dass dieser Verein es sich leisten kann, aus einem Problem im Hochland von Peru einen Propagandafeldzug für Kampagnen gegen die Kohle in Deutschland zu machen?
Wie zweifelhaft alle Behauptungen von „Germanwatch“ über die Ursachen des Klimawandels sind, hat Ulli Kulke kürzlich hier auf der „Achse“ beschrieben. Bleibt höchstens die Frage, warum RWE so kleinlaut auf diesen PR-Gag von „Germanwatch“ reagiert. Aus Feigheit? Opportunismus? Längst haben sich viele Industrievorstände dem linksgrünen Zeitgeist angepaßt.
Erfahrungen mit einem „selbstveredelten“ Verein
Eigentlich war die Hauptfigur in Essen Klaus Milke, der Vorstandsvorsitzende von „Germanwatch“. Das Motto dieser Organisation: „Wir engagieren uns für globale Gerechtigkeit und den Erhalt der Lebensgrundlagen.“ Das lässt sich „Germanwatch“ einiges kosten. Milke rechnet bei dieser Klage gegen das RWE bis in die letzte Instanz mit einer Dauer von 4 Jahren. Und wieder die Frage: Woher kommen die Gelder, um einen solchen Prozess durchzufinanzieren?
Vor einigen Jahren hatte ich mit diesem „selbstveredelten“ Verein schon einmal für einen Fernsehbeitrag journalistisch zu tun. Es ging darum, dass einige Bundesländer, zum Beispiel Rheinland-Pfalz, „Germanwatch“ erlaubten, in den Schulen ihre Propaganda vom menschengemachten Klimawandel zu verbreiten, mit teilweise hanebüchenen Beispielen und getürkten Argumenten, die heute selbst das IPCC, die oberste UN-Organisation der Klimareligion, nicht mehr aufrechterhalten würde.
Bei weiteren Recherchen stellte sich heraus, dass diese aufwendig gestalteten Vorträge durch Spenden an „Germanwatch“ möglich sind, weil sie zu einem erheblichen Teil von der Münchner Rückversicherung bezahlt wurden, was dieser weltgrößte Rückversicherer in einem Interview auch nicht bestritten hat.
Es wäre allerdings sehr naiv zu glauben, dass die Münchner Rückversicherung aus reinem Altruismus „Germanwatch“ mitfinanziert. So ist in den Positionspapieren der Münchner Rück zu lesen: Eine wichtige Rolle (bei den Schäden durch den Klimawandel) könnten Fonds- und Versicherungen Lösungen bieten, bei denen die Verursacher die Prämien zahlen. Aber genau so ein Urteil, das in diese Richtung geht, erhofft „Germanwatch“ von den Essener Richtern, wenn jetzt ein peruanischer Bauer, finanziert von „Germanwatch“, das wiederum mitfinanziert von der Münchner Rück, seine Show in Essen und Berlin abzieht. Das Ziel: „REW zahlt für eine Flutwelle in Peru, egal, ob aus juristischen oder aus moralischen Gründen. Allein dass das Essener Gericht sich ernsthaft mit der Klage beschäftigt, ist ein Riesenerfolg für das Duo „Germanwatch“ / Münchner Rück. Würde dies aber auf Druck der Weltrettungs-NGO´s und klimatrunkener Regierungen, wie die der Kanzlerin Merkel, und Parteien wie die der Grünen, einklagbares Recht, dann wäre das für die Münchner Rück und alle anderen Versicherungen ein Milliardengeschäft. Diese moralisch motivierten Zahlungen gehören zur Abteilung „Ablasshandel“ – und der ist Bestandteil jeder erfolgreichen Religion.
Die personifizierte Alarmglocke im Bundestag
Bärbel Höhn, die personifizierte Alarmglocke im Bundestag, hat auch gleich die Position ihrer Partei deutlich gemacht. In den Wirtschaftsnachrichten, einem Blatt aus dem Bonnier Verlag, erklärte sie:
„Es kann nicht sein, dass Menschen, die nicht zum Klimawandel beitragen, ihre Lebensgrundlage verlieren. Letztendlich brauchen wir eine politische Lösung, damit Konzerne sich ihrer Verantwortung stellen“
– heißt: Juristisch ist die Zeit noch nicht reif für diese Fremdhaftung. Aber der Propaganda-Druck der Gutmenschen, die vorgeben, die Welt zu retten, muss so groß werden, damit Parlamente entsprechende Gesetze erlassen, oder was noch naheliegender ist: Die öffentlich angeprangerten Konzerne und Industriezweige freiwillig spenden, um aus den Schlagzeilen herauszukommen.
Sie zahlen Spenden, die dann vor allem den Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in den Industrieländern zugutekommen, damit deren Geschäftsmodell aufgeht. Das steht und fällt mit der Angst vor dem angeblich drohenden Weltuntergang durch den Hitzetod. Diese NGOs sind Vorfeldorganisationen der Grünen Partei, und um die buhlen sowohl SPD als auch CDU als Koalitionspartner – das sollte hier erwähnt werden, damit Sie sich bei den nächsten Wahlen danach richten können.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Die Münchner Rück hat alles Recht der Welt, sich nach neuen Geschäftsfeldern umzusehen. Und wenn sich mit einem ablassähnlichen Versicherungsgeschäft Milliarden verdienen lassen, um dann auch noch als Wohltäter wahrgenommen zu werden, dann ist dies erst einmal clever.
Wenn sich eine NGO, in diesem Fall „Germanwatch“, als Partner andient und dafür gut alimentiert wird, ist aus Sicht der Verbände ebenfalls vorteilhaft. Moralisch aber ist das für einen Verein, der mit der Moralkeule unterwegs ist, ganz bestimmt nicht. Dass keine einzige Zeitung und kein einziger Sender die Hintergründe des professionell inszenierten „David gegen Goliath“-Märchens aufgedeckt hat, als sie über den armen Bauern aus den Hochanden vor dem RWE-Konzern berichteten, ist der eigentliche Skandal.
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