An: Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (UN World Food Programme, WFP)

Von: Martin Schlumpf, Schweiz

Gesendet: 31. März 2015
Antwort: siehe unten

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Auf ihrer Webseite wfp.org habe ich unter dem Stichwort Hunger und den Ursachen dazu Folgendes gelesen:

“Allein zwischen 1980 und 2006 hat sich die jährliche Zahl der klimabedingten Wetterdisaster vervierfacht. Auf kurze Sicht wird es zu mehr Hungerkrisen aufgrund von Naturkatastrophen kommen. Auf lange Sicht droht der Klimawandel, den Armen der Welt mehr und mehr die Möglichkeit zu nehmen, dem Hunger zu entkommen.”
http://de.wfp.org/klimawandel

Da ich nicht weiss, woher sie diese Fakten haben (insbesondere die im 1. Satz angesprochene Viervierfachung der klimabedingten Wetterdisaster), bitte ich sie, mit die Quellen dazu mitzuteilen, damit ich sie nachvollziehen kann. Dazu gehört eine belastbare Aussage über solche Wetterdisaster über mindestens 30 Jahre (Klima!) vor 1980 als Vergleichszahl und eine entsprechende  Aufstellung in der eigentlich noch zu kurzen Zeit von 1980-2006.

Ich danke ihnen herzlich für die Vermittlung der diesbezüglichen Unterlagen.

Mit freundlichen Grüssen

Martin Schlumpf

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Von: [Communications Consultant], Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, Berlin
An: Martin Schlumpf, Schweiz

Gesendet: 31. März 2015

Sehr geehrter Herr Schlumpf,

Vielen Dank für Ihre Nachricht, wir freuen uns über Ihr Interesse an der Arbeit von WFP.

Gern erläutere ich Ihnen kurz den Ursprung der genannten Informationen:

1.       „Allein zwischen 1980 und 2006 hat sich die jährliche Zahl der klimabedingten Wetterdisaster vervierfacht“ beruht u.a. auf der Studie von Oxfam International From Weather Alert to Climate Alarm, Oxfam Briefing Paper, November 2007 (hier der Briefing Report als PDF: https://www.oxfam.org/sites/www.oxfam.org/files/climate%20alarm.pdf)

2.       „Auf kurze Sicht wird es zu mehr Hungerkrisen aufgrund von Naturkatastrophen kommen.“ Erläuterungen hierzu finden Sie in einer gemeinsamen Studie von WFP, des International Food Policy Research Institute, der New York University Center on International Cooperation, des  Grantham Institute at Imperial College London, und des Walker Institute, University of Reading (United Kingdom), welche diverse Prognosen zur Entwicklung des Hungers in der Welt bis 2050 enthält:
http://documents.wfp.org/stellent/groups/public/documents/newsroom/wfp212536.pdf

3.       „Auf lange Sicht droht der Klimawandel, den Armen der Welt mehr und mehr die Möglichkeit zu nehmen, dem Hunger zu entkommen“ – im Anhang finden Sie dazu eine Infografik, die recht anschaulich den Zusammenhang von Natur- und Klimakatastrophen und Hunger darlegt, sowie deutlich macht, warum die Ärmsten für die Folgen des Klimawandels und dieser Katastrophen besonders anfällig sind.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen

[Communications Consultant, WFP Berlin]

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An: [Communications Consultant] Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, Berlin
Von: Martin Schlumpf, Schweiz

Gesendet: 4. April 2015

Liebe Frau [Communications Consultant],

Besten Dank für ihre Informationen. Da nur die 1. Aussage etwas Messbares betrifft (Nr. 2 und 3 sind Projektionen, Erwartungen), möchte ich mich auf diese konzentrieren. Der Bericht, auf dem diese Aussage beruht, stammt von 2007 und ist von einer Umweltaktivisten-Gruppe verfasst. Sie selber zitieren auf ihrer Webseite auch den IPCC, der weltweit sicherlich als anerkanntestes Gremium zu diesem Thema den Stand der Dinge zusammenfasst. Ich stelle ihnen hier eine Reihe von Zitaten zur Verfügung, die alle aus dem 5. Sachstandsbericht (IPCC AR5 WGI Chapter 2) von 2013 stammen: (Übersetzung durch EIKE)

• "Insgesamt sind die deutlichsten globalen Veränderungen bei Klimaextremen bei den Messungen der Tagestemperaturen zu erkennen, darunter sieht man zu einem gewissen Grad auch Hitzewellen. Niederschlagsextreme scheinen auch da zu sein zu, doch es gibt eine große räumliche Variabilität "

• "Es gibt nur wenige Hinweise auf Veränderungen bei den Extremen, die mit anderen Klimavariablen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verbunden sind"

• "Aktuelle Datensätzen zeigen keine signifikanten beobachteten Trends in der weltweiten tropischen Wirbelsturmfrequenz während des letzten Jahrhunderts … Es wurden keine robusten Trends bei den jährlichen Zahlen tropischer Stürme, Hurrikane und schwere Hurrikane in den vergangenen 100 Jahren im Nordatlantik Becken identifiziert"

• "Zusammenfassend gibt es weiterhin einen Mangel an Beweisen und daher besteht geringes Vertrauen in Bezug auf die Richtung der Trends der Größe und / oder Häufigkeit von Überschwemmungen auf globaler Ebene"

• "Zusammenfassend: Es besteht geringes Vertrauen in die beobachtete Entwicklung der Kleinunwettererscheinungen wie Hagel und Gewitter, aufgrund historischer Daten Inhomogenitäten und Unzulänglichkeiten im Überwachungssysteme.

• "Zusammenfassend. Die aktuelle Bewertung stellt fest, dass es zur Zeit nicht genügend Belege dafür gibt, die es erlauben mehr als ein geringes Vertrauen in Trends von Dürren oder Trockenheit (Mangel an Niederschlag) im globalen Maßstab  seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zu haben. Der Grund dafür ist der Mangel an direkten Beobachtungen, geographischen Unstimmigkeiten in den Trends sowie Abhängigkeiten von abgeleiteten Trends bei der Index-Wahl. Auf Basis aktualisierter Studien, sind im AR4 Schlüsse auf globale Trends für zunehmende Dürren seit den 1970er Jahren wahrscheinlich übertrieben. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sich die Häufigkeit und Intensität von Dürren im Mittelmeerraum und Westafrika erhöht, und im Zentrum von Nordamerika und Nordwesten Australiens seit 1950 verringert hat "

• "Zusammenfassend ist das Vertrauen in Groß -Veränderungen in der Intensität extremer außertropischen Zyklone seit 1900 niedrig"

Es ist nicht schwierig, diese Aussagen dahingehend zusammenzufassen, dass das IPCC zum Schluss kommt, dass es bisher noch praktisch keine wissenschaftlich relevanten Fakten gibt, die eine signifikante Erhöhung von wetterbedingten Ereignissen weltweit anzeigen (lokal mag es hie und da anders aussehen). Aus dieser Faktenlage muss ich den Satz:

“Allein zwischen 1980 und 2006 hat sich die jährliche Zahl der klimabedingten Wetterdisaster vervierfacht”

als extreme Falschpropaganda bezeichnen. Ich bitte sie deshalb, diesen Satz aus ihrer Webseite zu streichen oder umzuformulieren. Bezüglich ihrer Antwort möchte ich sie auch noch fragen, ob sie damit einverstanden sind, unseren Mailverkehr auf dem Blog von www.diekaltesonne.de zu publizieren.

Mit freundlichen Grüssen

Martin Schlumpf

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Von: Communications Consultant, Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, Berlin
An: Martin Schlumpf, Schweiz

Gesendet: 7. April 2015

Sehr geehrter Herr Schlumpf,

Danke für Ihre Nachricht und die Hinweise auf die weiteren Erkenntnisse des IPCC- Berichts.

Wir haben den Verweis auf die Klima-Studie der NPO Oxfam als Quelle der Darstellung hinzugefügt, so können sich Leser weiterführend informieren.

Mit freundlichen Grüßen

[Communications Consultant, WFP Berlin]

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An: [Communications Consultant] Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, Berlin
Von: Martin Schlumpf, Schweiz

Gesendet: 7. April 2015

Liebe Frau [Communications Consultant],

Es freut mich, wenn sie sich für die weiteren Erkenntnisse des IPCC bedanken. Und sicherlich ist es auch eine Verbesserung, dass sie ihre Quelle direkt angeben. Trotzdem bleibt eine eklatante Differenz zwischen den Oxfam-Ausführungen und den Schlussfolgerungen des IPCC, die sie offenbar ignorieren wollen. Was mit anderen Worten heisst: sie führen ihre LeserInnen in die Irre!

Dank dem Oxfam-Report, den ich jetzt nochmals angesehen habe, bin ich auf die Quelle der Erhebungen zu globalen Disastern gestoßen:www.emdat.be, The International Disaster Database. Dort kann man sehr einfach die Trends selber abrufen unter http://www.emdat.be/disaster_trends/index.html. Geben sie dort die Periode 1980 – 2014 für Natural disasters und All continents ein, sehen sie eine interessante Kurve: sie steigt von 1980: 141 Vorfälle unregelmässig bis zum Jahr 2000: 528 an um dann unregelmässig kontinuierlich bis zum zum Wert von 2014: 290 abzusinken.

Kehren wir also zum inkriminierten Satz auf ihrer Webseite zurück:

“Allein zwischen 1980 und 2006 hat sich die jährliche Zahl der klimabedingten Wetterdisaster vervierfacht.”

Wenn sie nun darauf bestehen, diesen Satz so stehen zu lassen, dann ignorieren sie wissentlich die aktuelle Entwicklung solcher Disaster, die, wie gezeigt, seit 2000 in die andere Richtung verläuft und mit einer Verdoppelung seit 1980 adäquat beschrieben werden kann (statt Verfierfachung).

Aber schlimmer noch: sie unterstellen mit “klimabedingt”, dass diese Entwicklung belegbar von der Erderwärmung verursacht wird. Dagegen stehen alle in meiner letzten Mail zitierten Aussagen des IPCC, das sie sicherlich als weltweite Instanz zu dieser Thematik anerkennen. Interessant ist allerdings auch, dass der Scheitelpunkt der Kurve der Natural Disaster, das Jahr 2000, ziemlich genau auch mit dem Innehalten der Erderwärmung der 25 Jahre zuvor zusammenfällt. Kurz gesagt: seit 1998 gibt es keine Erwärmung mehr (oder wenn schon nur eine minimalste) und seit 2000 fallen die Zahlen der jährlichen Natural Disaster markant. Aber natürlich: die CO2-Emissionen nehmen weiterhin auch seit 2000 kontinuierlich in grösserem Umfang zu (und sollen ja für beides, die Erwärmung und die Disaster verantwortlich sein).

Wie sie also nach wie vor von einer “klimabedingte Vervierfachung der Wetterdisaster” sprechen können ist ein starkes Stück von (wohl bewusster) Fehlinformation des Publikums. Ich bitte sie deshalb nochmals den Satz so zu formulieren, dass er den heutigen (!) Tatsachen entspricht. Sie müssten doch auch erfreut sein, dass diese Disaster rückläufig sind!

Mit freundlichen Grüssen

Martin Schlumpf

Übernommen von "Die kalte Sonne" 

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