Am 8. Dezember 2006 ereignete sich in der Region Basel ein Erdbeben der Stärke 3,4. Dieses richtete zwar keine größeren Schäden an, war aber dennoch deutlich zu spüren und löste in der Bevölkerung Unruhe aus. Die Versicherung musste 9 Mio. CHF für Gebäudeschäden erstatten. Und am 20. Juli 2013 kam es in St. Gallen zu einem Erdbeben der Stärke 3,5. In dessen Folge wurden insgesamt 120 Meldungen über kleinere Schäden bis hin zu Rissen in Häusern eingereicht. Gemeinsamkeit beider Ereignisse war die Auslösung der Beben durch Geothermieprojekte. Bei dem Basler Projekt hatte die Angelegenheit sogar ein Strafverfahren gegen den Chef der Bohrfirma zur Folge.
Die Alpen (Bild rechts) wurden durch den Anprall der afrikanischen auf die europäische Platte aufgetürmt. Diese auch heute noch andauernde tektonische Bewegung kann äußerst starke Erdbeben auslösen
Die Technologie
Das Problem war in beiden Fällen, dass – wie z.B. auch in den meisten Regionen Deutschlands – der Wärmestrom aus dem Erdinneren keine allzu großen Energiemengen transportiert und man daher sehr tief bohren muss, um überhaupt für die Stromerzeugung nutzbare Temperaturen zu erhalten. Bei den Bohrungen in der Schweiz waren dies Tiefen von über 4.000 m. In Basel war das Ziel trockenes, mehr als hundert Grad heißes Gestein. In dieses wird im ersten Projektstadium Wasser unter großem Druck hineingepumpt. Dadurch bilden sich Risse, die allmählich ein Warmwasser-Reservoir entstehen lassen. Bei diesem Aufbrechen des Gesteins werden im Untergrund Schockwellen ausgelöst, die als sogenannte Mikrobeben an der Oberfläche registriert werden. Das gestattet es, den Fortschritt der Arbeiten zu verfolgen. In St. Gallen wurde dagegen versucht, eine Wasserader mit ausreichend hoher Temperatur anzuzapfen. In beiden Fällen hatte man jedoch keine ausreichende Kenntnis der Verhältnisse im Untergrund.
Unverantwortbare Risiken…
Das Problem ist, dass man sich am Nordrand der Alpen und insbesondere im Bereich des oberen Rheingrabens bei Basel in einer stark erdbebengefährdeten Region befindet. Ursache ist der Zusammenprall des afrikanischen und des europäischen Kontinents, der unter anderem dazu geführt hat, dass die Alpen aufgeschoben wurden. Dieser geologische Vorgang dauert immer noch an und bewirkt den Aufbau hoher Spannungen im Untergrund, die sich von Zeit zu Zeit in Erdbeben entladen. Gerade im Raum Basel, wo es im Verlauf der letzten 2000 Jahren zu zwei äußerst heftigen Erdbeben gekommen ist, besteht das Risiko, dass man durch ein künstliches Kleinbeben ein größeres Beben auslösen kann. Prof. Domenico Giardini vom Institut für Seismologie und Geodynamik der ETH Zürich hält dies für realistisch: „Dieser Brute-Force Ansatz ist attraktiv und simpel. Der Nachteil ist: Er kann Erdbeben auslösen. Und zwar auch größere, nicht nur jene kleinen, die die Bohrung und das Erweitern des Reservoirs begleiten“ [RIBE].
mit möglicherweise katastrophalen Folgen
Und im Raum Basel geht es um Auswirkungen, die nahezu jede andere in dieser Region denkbare Naturkatastrophe übertreffen würden: „Das Basler Erdbeben bezeichnet eine Serie von gewaltigen Erdstößen, die Basel ab dem Nachmittag des Lukastages (18. Oktober) des Jahres 1356 in Trümmer legten. Die Intensität des Erdbebens wird nach den Schäden auf Stufe X der Modifizierten Mercalliskala geschätzt” [WI35]. Erdbeben dieser Stufe werden als „vernichtend“ bezeichnet. Prof. Donat Fäh, Leiter des Bereichs für Risiko- und Gefahrenbeurteilung des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) an der ETH Zürich, betont dass dort, wo historisch Beben aufgetreten sind, diese wieder kommen werden. Das gelte auch für Basel, das am südlichen Ende des Rheingrabens liegt. Diese Zone ist auch heute noch tektonisch aktiv, weil sich Erdplatten gegeneinander verschieben und dabei verhaken, wodurch Spannungen aufgebaut werden. Wenn dann irgendwann eine größere Schwachstelle bricht, gibt es „einen kräftigen Ruck – wie anno 1356“, so der Wissenschaftler und warnt: „Ein Beben derselben Stärke (wäre) für das heutige Basel verheerend. Das Ereignis von 1356 ist vergleichbar mit dem katastrophalen Erdbeben, das 1995 Kobe getroffen hat.…Ein solches Beben würde heute in der Region Basel 1.000 bis 20.000 Tote (fordern)….Allein (die) Gebäudeschäden würden bei rund 50 Milliarden Franken liegen“ [FAEH]. Zusätzliches Unheil könnten nach Ansicht von Dr. Mayer-Rosa, früherer Chef des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED), auch die zahlreichen Wehre am Hochrhein und der Staudamm des Schluchsees im benachbarten Schwarzwald anrichten. Würden sie bersten, dann könnte es zu einer Flutwelle kommen, die ganze Hafenanlagen, Benzintanklager oder Pharmafirmen wegspült und letzte Fluchtwege abschneidet. Zudem käme es zu verheerenden Sekundärwirkungen auf die andern Rheinanliegerstaaten: „Wenn beispielsweise Sandoz wegschwimmt, dann ist in Amsterdam der Teufel los“ [ONLI].
Grob fahrlässiges Verhalten
Während Wissenschaftlern also schon lange klar war, welche Risiken mit solchen Vorhaben verbunden waren, gab man beim Baseler Projekt erst nach dem Unfall eine umfassende Risikoanalyse in Auftrag [BAZO, NZZ]. Das Ergebnis ist im Prinzip eine Ohrfeige für die Verantwortlichen. Das von sechs Firmen aufgrund der Auswertung von Messdaten und Modellanalysen erstellte seismische Gutachten schlussfolgert, dass bei diesem Projekt die Gefahr von Erdbeben und Gebäudeschäden zu groß sei. Die zu erwartenden Sachschäden – im Raum stehen Summen bis zu weit mehr als 600 Mio. CHF – seien „gemäß dem Maßstab der Störfallverordnung hinsichtlich der Häufigkeit des Auftretens und der Schadenssumme als nicht akzeptabel zu beurteilen“ [RIBE].
Auch in St. Gallen, wo man trotz des Erdbebens zunächst weitergemacht hatte, musste man am 14.5.2014 den Abbruch des Projekts bekanntgeben [STG2]. Die in der Tiefe gefundene Heißwassermenge ist für ein Kraftwerk viel zu klein. Hinzu kommen das Risiko weiterer Erbeben und das finanzielle Risiko für die Stadt. Prof. Stefan Wiemer, seit 2013 Leiter des SED, schreibt in einem Fazit, der Untergrund bleibe voller Überraschungen und die dort herrschenden tektonischen Vorspannungen ließen sich vor einer Bohrung nicht verlässlich abschätzen. „Änderungen der Spannungsverhältnisse im Untergrund durch menschliche Eingriffe können Erdbeben auslösen. Das ist sogar oftmals gewollt, denn Mikrobeben erhöhen die Durchlässigkeit des Gesteins und damit auch die Wirtschaftlichkeit eines Geothermie-Projektes. Doch mit solchen Eingriffen ausreichend kleine Beben zu erzeugen und gleichzeitig Schäden an der Erdoberfläche sicher auszuschliessen ist eine Kunst, die wir bislang noch nicht verlässlich beherrschen. In der dichtbesiedelten Schweiz sollte man daher einen Sicherheitsabstand von grösseren aktiven Verwerfungen einhalten“ [WIEM]. Was der Wissenschaftler damit durch die Blume ausdrückt, kann man auf gut Deutsch auch so formulieren: Auch die Verantwortlichen der Stadt St. Gallen haben sich bei der Verfolgung ihrer „Vision einer erneuerbaren Energiezukunft“ fahrlässig verhalten.
Gigantische Investitionen
Für jemanden, der gewohnt ist, bei Wirtschaftsprojekten Kosten und Nutzen gegeneinander abzuwägen, ist die Hartnäckigkeit, mit der sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz immer neue Geothermieprojekte vorangetrieben werden [WIGE], schwer nachzuvollziehen. In beiden Ländern ist das Temperaturniveau im Untergrund fast flächendeckend niedrig. Bei derartigen Niederenthalpie-Lagerstätten muss man in der Regel sehr tief bohren, um überhaupt den für die Elektrizitätserzeugung erforderlichen Grenzwert von 100 °C zu überschreiten. Für eine Abschätzung der Kosten eines Projekts, das die Gewinnung sowohl von Wärme als auch von elektrischer Energie zum Ziel hat, kann man die für Basel und St. Gallen bewilligten Budgets als Maßstab nehmen. In beiden Städten waren jeweils 80 Mio. CHF angesetzt, zusammen also 160 Mio. Rechnet man dies zum gegenwärtigen Kurs von etwa 1,2 zu 1 in € um, so liegen die Kosten für ein solches Projekt bei rund 67 Mio. €. Bei 26 in Deutschland angesetzten Projekten geht es demnach um Investitionen in einer Größenordnung von bis zu 1,5 Mrd. €. Was zu der Frage führt, was mit diesen Investitionen letztlich erreicht werden könnte.
Von den 26 deutschen Projekten liefern derzeit acht Strom mit einer Leistung von insgesamt rund 27 MW. Bei weiteren zehn Projekten ist eine Stromerzeugung aus den verschiedensten Gründen hinfällig oder zumindest sehr fragwürdig. Somit verbleiben noch acht Projekte, bei denen eine Stromerzeugung im Bereich des Möglichen liegt. Setzt man für jedes dieser Projekte eine Stromerzeugungskapazität von durchschnittlich 5 MW an, so kämen zu den 27 MW maximal weitere 40 MW hinzu. Das Gesamt-Erzeugungspotenzial läge damit bei rund 67 MW – dem „Gegenwert“ von 22 Windenergieanlagen.
Das Niederbringen einer Tiefbohrung – hier ein Bohrturm für eine Gasbohrung in Norddeutschland – verschlingt zweistellige Millionenbeträge
Gier frisst Hirn
Geht man von einem Nutzungsgrad von 90 % aus, so würden die Anlagen pro Jahr rund 530.000 MWh an elektrischer Energie erzeugen. Bei einem aktuellen Börsenstrompreis von 30 €/MWh entspräche dies Einnahmen von jährlich rund 16 Mio. €. Da auch noch Betriebs- und Unterhaltskosten zu berücksichtigen wären, ist eine Wirtschaftlichkeit im Prinzip ausgeschlossen. Solche Projekte rechnen sich nur, weil z.B. in Deutschland das EEG (Fassung vom Jan. 2012) Vergütungen von 250 €/MWh vorsieht. Das ist rund das Achtfache dessen, was der Strom an der Börse wert ist. Bei bestimmten Projekten steigt dieser Satz sogar auf 300 €/MWh. Hinzu kommen diverse sehr substanzielle „Marktanreizprogramme“ des Bundesministeriums für Umwelt (BMU). Unter diesen Voraussetzungen lässt sich natürlich Geld verdienen, allerdings auf Kosten der Allgemeinheit, der diese Kosten aufgebürdet werden. Bei Wikipedia wird dies auf sehr elegante Weise umschrieben: „Unter den gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen (Erneuerbare-Energien-Gesetz) ist eine Wirtschaftlichkeit bei größeren Geothermieanlagen auch in Deutschland in vielen Gebieten, wie zum Beispiel in Oberbayern, Oberrheingraben und Norddeutsches Becken, erreichbar“. Verschwiegen wird dabei, dass der Beitrag der Geothermie zum Strombedarf Deutschlands mit geschätzten 0,08 % so verschwindend gering ist, dass diese Technologie in den Jahresstatistiken der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen inzwischen gar nicht mehr aufgeführt wird.
Vor allem ist den Verantwortlichen vorzuwerfen, dass sie in ihrer Gier nach Subventionen die erheblichen Risiken und Schäden missachten, die der Allgemeinheit bei diesen Bohrprojekten in teils dicht besiedelten Gebieten aufgebürdet werden. Ein Blick auf die Gesamthistorie der Geothermiebohrungen in Deutschland und der Schweiz liest sich wie ein Drehbuch für eine Galaausgabe der Sendung „Pleiten, Pech und Pannen“. Im bereits erwähnten Wikipedia-Artikel werden in Deutschland und der Schweiz insgesamt 13 Bohrprojekte aufgeführt, bei denen es zu mehr oder weniger erheblichen geologischen Störungen mit entsprechenden Auswirkungen auf Gebäude kam. Die Liste umfasst diverse Erdbeben, massive Zerstörungen an der Gebäudesubstanz durch aufquellende Gesteinsschichten (wie in der historischen Altstadt von Staufen) oder durch absinkende Grundwasserschichten. In Baden-Württemberg wurden deshalb regional bereits Beschränkungen für solche Projekte ausgesprochen. Auf Bundesebene haben jedoch bisher Eigentum, Gesundheit und Leben der Bevölkerung hinter den noblen Ambitionen der EEG-Profiteure zurückzustehen.
Politik ohne Verstand
Die Frage, warum man Projekte, die für jeden mit gesundem Menschenverstand so offensichtlich sinnlos sind, mit solch horrenden Summen fördert, wird vermutlich kommenden Generationen von Soziologen und Politologen Stoff für umfassende Analysen liefern. In beiden betroffenen Ländern ist die Politik derart darauf fixiert, selbst noch so utopische „grüne“ Visionen zu verfolgen, dass man so gut wie jeden Unsinn genehmigt und gefördert bekommt, wenn nur die richtigen Etiketten draufgeklebt werden. Bei diesem üblen Spiel steht auch die Wissenschaft unter Druck, denn wer mit seinen Projekten von öffentlichen Geldern anhängig ist, wird es in der Regel vermeiden, sich das Wohlwollen maßgeblicher Geldgeber zu verscherzen.
Dennoch gibt es Wissenschaftler mit Rückgrat, die dankenswerter Weise Klartext reden und dabei auch auf Zusammenhänge verweisen, auf die weder die Politik noch die allgemeine Öffentlichkeit ihr Augenmerk richten. Dazu gehört auch Prof. Domenico Giardini, der in einem Beitrag der Zeitschrift „Energie-Perspektiven“ zum Baseler Projekt wie folgt zitiert wird: „Für Giardini ist klar, dass es im Vorfeld keine ausreichende Risikoanalyse gab. Die Industrie habe ein zu rosiges Bild gemalt und berücksichtigte in einer erdbebengefährdeten Region wie Basel die lokalen Gegebenheiten nicht ausreichend“ [RIBE]. Ausserdem steht dort zu den ungeklärten rechtlichen Folgen folgender bemerkenswerte Absatz: „Die Versicherung der Bohrfirma hatte in der Folge des Bebens mehrere Millionen Euro für zahlreiche kleinere Gebäudeschäden bezahlt, da es sich um ein vom Menschen ausgelöstes Ereignis handelte. Dies, so Giardini, „eröffnet natürlich schwierige Fragen…wie wollen wir ein Erdbeben in Basel mit der Magnitude 5,5, sagen wir mal in 30 Jahren, behandeln? Können wir nachweisen, ob es natürlichen Ursprungs war oder nicht? Wer würde für die Schäden aufkommen?“ [RIBE].
Quellen
[BAZO] http://bazonline.ch/basel/stadt/Erdbebenrisiko-deutlich-zu-gross-fuer-Geothermie-in-Basel/story/12803210 abgerufen am 25.7.2013
[FAEH] http://www.schulelaupen.ch/Erdbeben/erbeben%20basel1.pdf abgerufen am 25.7.2013
[NZZ] http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/teures-erdwaerme-fiasko-endgueltig-gestoppt-1.4169323
[ONLI] http://www.onlinereports.ch/Gesellschaft.112+M5dfbe3584c0.0.html abgerufen am 25.7.2013
[RIBE] http://www.ipp.mpg.de/ippcms/ep/ausgaben/ep201001/0110_geothermie.html abgerufen am 25.7.2013
[RKIP] http://www.science-skeptical.de/energieerzeugung/solarkraftwerk-in-der-wueste-verbrennt-voegel-und-erdgas-und-viel-geld/0012425/
[STG2] http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/St-Gallen-stoppt-GeothermieProjekt/story/21827912
[WI35] http://de.wikipedia.org/wiki/Basler_Erdbeben_1356 abgerufen am 25.7.2013
[WIEM] https://www.ethz.ch/en/news-and-events/zukunftsblog/archiv/2014/02/geothermie-st-gallen.html
[WIGE] http://de.wikipedia.org/wiki/Geothermie abgerufen am 13.9.2014
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
zu #10 Dr. Lutz Niemann (Grüsse):Geretsried, die Münchener Re hat doch für die „Fündigkeitsversicherung“ den „Deutschen Investorenpreis für verantwortliches Wirtschaften“ erhalten. Gibt die Mü Re den denn nun zurück, wo sie die Versicherung doch nicht mehr verkaufen will?
zu # 14 Dr. Paul (Danke für „RICHITG“ vor einigen Tagen) AfD, aber in der Spitze sitzt auch der halsstarrig dunkel-grüne Dr. Konrad Adam, der schon bei DIE WELT Fakten-resistent war.
@ # 21 Martin Landvoigt
Lieber Hr. Landvoigt,
besten Dank für Ihre Stellungnahme, die mir die Gelegenheit gibt, nochmals auf einige wichtige Punkte hinzuweisen. Da Geothermie und Fracking im Prinzip weitgehende Ähnlichkeiten aufweisen und gleiche Technologien benutzt werden, werden in der Diskussion diese Dinge oft durcheinandergebracht. Manche Leser scheinen nicht verstanden zu haben oder nicht verstehen zu wollen, dass ich mich weder gegen Geothermie noch gegen Fracking ausspreche. Nur gegen blinden Aktionismus.
Sie weisen völlig zu Recht auf den Unterschied zwischen Auslösung und eigentlicher Ursache hin. Das entscheidende sind die Spannungsverhältnisse im Untergrund. Je nach Region können diese hoch oder niedrig sein. Aufgebaut werden sie durch geologische Vorgänge wie die Plattentektonik. In solchen Bereichen sind teilweise ungeheure Energien gespeichert, die zu entsprechend katastrophalen Konsequenzen führen können. Schon kleinste Erschütterungen können dann möglicherweise ein großes Erdbeben auslösen, sie wirken wie der Zünder, der den Sprengstoff einer Bombe hochgehen lässt. In solchen Regionen – und dazu gehört der obere Rheingraben – ist das Verpressen von Wasser zum Aufsprengen von Gestein verantwortungslos. Punkt.
In anderen Regionen ist nichts dagegen einzuwenden, sofern man sich vorher Klarheit über eventuelle sonstige Risiken verschafft. Und das wird allzu oft aus ideologischen Gründen unterlassen, siehe die Liste aus Pleiten, Pech und Pannen. Geothermie gilt als „gute“ bzw. „grüne“ Technologie, da wird der Verstand ausgeschaltet und hinterher ist es keiner gewesen. Ich habe die Innenstadt von Staufen gesehen, das ist unglaublich, was da gemacht wurde.
Ansonsten muss man auch beim Thema Geothermie präzise unterscheiden. Hier gibt es nämlich zwei Varianten: A) Gewinnung von Wärme für Heizungen und B) zusätzlich Gewinnung von Dampf für Stromerzeugung.
Während A) auch in Deutschland/ Schweiz in bestimmten Fällen Sinn machen kann, ist B) in diesen Ländern praktisch flächendeckend sinnlos. Das Potenzial zur Stromgewinnung ist an aktiven Vulkanismus gekoppelt, und den haben wir glücklicherweise kaum. Bei Wikipedia ist das geothermische Potenzial zur Stromerzeugung verschiedener Länder aufgelistet: USA 133 Vulkane, theoretische elektr. Dauerleistung 23.000 MW, Japan 100, Vulkane und 20.000 MW, Island 33 Vulkane und 5.800 MW, Toskana 3 Vulkane und 700 MW. Deutschland und auch die Schweiz haben kein sinnvoll nutzbares Potenzial für Stromerzeugung aus Geothermie, Null, Nada, Zero. Deutschland und die Schweiz zusammen benötigen eine elektrische Dauerleistung von bis zu ca. 93.000 MW, geothermisch möglich sind vielleicht 100 MW oder etwas mehr. Dass dennoch gigantische Summen für solche Projekte verpulvert werden, hat rein ideologische Gründe. Und die Risiken, die dabei eingegangen werden, sind schlicht unverantwortlich.
Noch ein Hinweis: Dass die „kleinen“ Fracking-Erdbeben eine großes verhindern könnten, ist unter Geologen durchaus umstritten. Die Energieniveaus unterscheiden sich um etliche Zehnerpotenzen, und man läuft stets Gefahr, dass man den Zünder auslöst, statt – bildlich ausgedrückt – etwas Sprengstoff zu entfernen. Da man die genauen Verhältnisse nicht einmal näherungsweise kennt, sollte man von so etwas die Finger lassen. Jeder Tunnelbauer und Bergmann kann Ihnen endlose Anekdoten über die Unterschiede zwischen den Erwartungen der Geologen und der allzu oft völlig anderen Realität unter Tage erzählen. In so etwas sollte man nicht blind herumstochern.
Mfg
#10: Lutz Niemann
Danke für ihre weiterführende Ergänzung. Ich hatte die Probleme beim regulären Betrieb der Anlagen bei weitem nicht so hoch eingeschätzt.
#8: Alfred Schlohr sagt:
Ach, und die AfD kann man gleich ganz vergessen. Die Grünen in der AfD haben es geschafft, jeglichen Klima- und Energierealsimus aus der Partei zu verbannen, daher hoffe ich, dass die AfD bald Geschichte sein wird.
————————
Sehr geehrter Herr Schlohr
Ihre Meinungen bleiben Ihnen unbenommen, aber ich halte ihre Radikalkritik für fatal. Denn wenn sie die zumindest gegebenen Chancen mit der AfD von vorne herein kaputtreden, haben wir einen alternativlos desaströse Energiepolitik. Keine andere Partei, hat die Chance, Vernunft in die Parlamente zu entsenden. Man sollte diese Chance nicht von Beginn an torpedieren, sondern ausbauen … meine Meinung.
Sehr geehrter Herr Müller,
Danke für Ihren Artikel, der auf die Diskrapanz von fehlenden Risikobewertungen bei den ‚guten‘ Technologien und den übertriebenen Risikostudien den ‚bösen‘ Technologien (Fracking, Kernkraft) hinweist. Ideologiegetrieben ist vor allem die Ungleichbehandlung.
Dennoch möchte ich auf einen Aspekt hinweisen: Frackmaßnahmen, im Besonderen wegen Geothermie, können erdbeben auslösen, sind aber nicht die Ursache. Diese ligen in tektonischen Spannungen und bauen sich so oder so auf. Nun kann es sein, dass künstlich ausgelöste kleine Beben diese Spannungen abbauen, und sich eben nicht später in größeren Beben entladen. Darum kann auch ein kleines Beben eher positiv beurteilt werden.
Ein anderes ist der Vergleich zwischen Geothermie und Fracking für unkonventionelle Lagerstätten. Es gibt ähnlichkeiten, aber auch unterschiede. Hier einige Punkte:
1. Geothermie sucht Hot Spots, die es potentiell in erbebengefährdeten Bruchzonen gibt, Fracking sucht in beruhigten Sedimentgesteinen.
2. Geothermiebohrungen gehen meist in größere Tiefen, in denen geologisch aktivere Zonen sind.
3. Geothermie richtet sich dauerhaft auf große Durchflussmengen ein. Dazu sind auch große Klüfte erforderlich, die ihrerseits erodieren und zu nachhaltigeren Veränderungen im Untergrund führen. Fracking läuft dagegen nur 1 – 2 Stunden, in der sich feine Risse zum Ausgasen bilden sollen. Eine nachhaltig Veränderung der Bodenschichten sind nicht zu erwarten.
Dennoch sind in jedem Fall geologische Gutachten Pflicht. Dadurch werden Risiken minimiert.
Ich schätze jeden Gefahrstofftransport und Tanklastzug für weit gefährlicher ein als die Risiken, die bei einer ordnungsgemäßen und geprüften Bohrung entstehen.
zu #8
Sehr geehrter Herr Schlohr,
zunächst: herzlichen Dank für Ihre klaren Mitteilungen. Ich verstehe Ihren Unmut.
Leider werde ich es hier notgedrungen und dann noch mit „umserem Boris“ aushalten müssen – ob ein anderes Land wie Australien oder Neuseeland in Betracht käme? – wirkt dort der CO2-Irrsinn (insbesondere von den KKW-Betreibern als vermeintliche Lösung ihres nach Tschernobyl insbesondere in D propagierte Lösung aller Probleme massiv unterstützt: m.a.W.: von hinten in die Brust geschossen!) nicht letztlich ebenso wie hier in Dumpfbackendeutschland?
Da kann man arrivierte Physiker fragen, Chemiker, Geowissenschaftler – alle!, aber auch alle!! sind dem CO2-Wahn
erlegen und vergessen ihre prinzipiellen Grundlagen! Argument: Tausende Wissenschaftler im IPCC können nicht irren! Selber nachdenken, selber alternativen Möglichkeiten nachgehen: Null! Nada! Niente!! Die haben aus dem 3. Reich nichts, aber auch gar nichts gelernt!!!
Alternativlos! That’s the question!
Ich sage nur: Mahlzeit. So lange „unsere Angie“ und deren Successoren – wann wird das enden? – am Ruder sind, wird diese ökologisch-ideologisch abgeleitete DDR-Zentralwirtschaftspolitik (man weiß, wohin diese Form der „Wirtschaft“ geführt hat!) weitergehen. Trotz aller divergierenden Werte. Was hat den letzten Staatsratsvorsitzenden, wenn er über die Schlaglöcher auf den DDR-Straßen fuhr, aufgefordert zu sagen: Wir sind führend! Denn inzwischen – systemimmanent – haben wir hier im Westen die Schlaglöcher – und zwar in jeder Hinsicht!
H. Börger
#4 Sehr geehrter Herr Frey,
zu Ihrer Frage nach der Verwendung von flüssigem Stickstoff als Frackflüssigkeit. In den USA wird sehr intensiv daran geforscht. Es ist offensichtlich so, daß die Kosten für flüssigen Stickstoff nicht so hoch sind, daß dadurch eine Verwendung unmöglich ist. der Vorteil von flüssigem Stickstoff ist, daß dadurch die „Fracs“ länger offen bleiben und mehr Gas gewonnen werden kann als bei der Verwendung von Wasser zumindest bei den gelogischen Verhältnissen in den USA. denn nach dem Artikel, den ich dazu auf WUWT gelesen habe, schließen sich die „Fracs“ aufgrund des Wasser, das hereingepumpt wurde auch wieder relativ schnell, so daß neue Bohrungen angesetzt werden müssen. Herr Dr. Wrede vom gelogischen dienst NRW hat zwar nicht das Fracking mit flüssigem Stickstoff angesprochen, aber er hat in seinem Vortrag daraufhingewiesen, daß wenn das Gas stark mit Stickstoff versetzt wäre, es für Energiegewinnung nicht brauchbar wäre. Mir ist jetzt nicht bekannt, ob dies auch bei der Verwendung von flüssigem stickstoff zutrifft.
MfG
@Paul
Die Frage war ernst gemeint. Welchen Standpunkt vertritt die AfD in Ihrer Region zum THE. Ihren?
#15: Michael Krüger, ich kann Ihnen hier die feste Zusage machen,
dass ich gegen die Klimarettungspolitik eintrete.
Das sollte Sie beruhigen.
(oder beunruhigen?)
@Paul
„nur die AfD, wer sonst.“
Sie haben doch für die AfD kandidiert. Wer ist Oberbürgermeister und Rat der Stadt geworden? Und wie steht die AfD zum THE?
#13: Dr. Steinbock, richtig,
nur die AfD, wer sonst.
Widerspruch, Herr Schlohr. Die AfD hat in Mitgliederbefragungen eindeutig Stellung genommen gegen das EEG. Hier in BW sind die yellow submarines from the green sea inzwischen in deutlicher Minderheit. Die Stimmen aus den LFA der anderen Bundesländer geben mir Hoffnung, daß wir auch bei der Energie eine Alternative werden.
Tja Herr Mueller, wenn Geothermiebohrungen so gefährlich sind, ist es fracking wohl auch. Der Unterschied zwischen dem hot-dry-rock Verfahren und fracking ist doch, das beim ersteren zwei senkrechte Bohrungen abgeteuft werden, der Zwischenraum gefrackt wird, zum einen Loch Wasser gepumpt wird, das zum anderen aufgewärmt wieder rauskommen soll. Beim fracking wird der Bohrer in die Horizontale abgelenkt. Ich würde den größten Unterschied in der Sinnhaftigkeit sehen. In Deutschland ist, wie Sie richtig geschrieben haben der Energiegewinn gemessen am Aufwand für Geothermie einfach zu klein. In Island oder Neuseeland lohnt sich das. Wenn man aber nach Gas oder Öl frackt, sieht das anders aus, auch wenn das (hierzulande) noch zu beweisen wäre. Natürlich muss man bei beiden Anwendungen der Bohrtechnik alle verfügbaren Sicherheitsstandards einhalten. Island und NZL sind tektonisch auch keine ruhigen Gegenden. Ich war in einem neugebauten Kraftwerk gleich neben Rejkjavik und war beeindruckt. Es geht schon, nur bei uns ist es ziemlich sinnlos.
@ # 7 Günter Ossa
Lieber Hr. Ossa,
ich kann Ihre Kritik nicht so recht nachvollziehen. Schon in der Einleitung habe ich auf die Unterschiede zwischen Island und Deutschland/ Schweiz hingewiesen. Dort schrieb ich eindeutig: Geothermie „kann beispielsweise in Regionen mit hoher vulkanischer Aktivität wie Island sehr sinnvoll eingesetzt werden.“
Ganz anders sieht es dagegen hierzulande aus. Wenn Sie schreiben „Der obige Artikel ist leider zusammengeschrieben aus ideologischem Kalkül“, dann kann ich dazu nur sagen: Beschäftigen Sie sich doch bitte einmal mit den Quellen und lesen Sie die Originaltexte.
Worauf ich hinweise und wogegen ich Stellung beziehe ist die Tatsache, dass hierzulande im Bereich des Alpenvorlands und des Rheingrabens ohne ausreichende Berücksichtigung von Risikofaktoren aus ideologischem Kalkül herumgebohrt wird . Dabei wird zudem auch eklatant gegen grundlegenden betriebswirtschaftlichen Sachverstand verstossen.
Das Thema Fracking in anderen Regionen ist hiervon nicht tangiert, aber auch diese Methode sollte eben nur da und nur soweit eingesetzt werden, wie die Risiken bekannt und beherrschbar sind.
Wissen Sie, wenn ein Fachmann wie Prof. Giardini vom Institut für Seismologie und Geodynamik der ETH Zürich wie folgt zitiert wird: „Für Giardini ist klar, dass es im Vorfeld keine ausreichende Risikoanalyse gab. Die Industrie habe ein zu rosiges Bild gemalt und berücksichtigte in einer erdbebengefährdeten Region wie Basel die lokalen Gegebenheiten nicht ausreichend“ [RIBE], dann haben doch die nachfolgenden Ereignisse eindeutig den Beweis geliefert, dass man sich hier leichtfertig über Warnungen von Fachleuten hinweggesetzt hat. Und das sollte man eben nicht tun.
Schauen Sie mal in einer Suchmaschine unter dem Stichwort „Longarone“ nach (2000 Tote, weil man die Warnungen von Geologen missachtet hat) Zitat: „Die geologische Situation im Tal, das zum Stausee werden sollte, war eigentlich gut verstanden. Die Meinung der Geologen zu diesem Projekt war deswegen auch recht eindeutig – es wurde klar und deutlich vor einer hohen Wahrscheinlichkeit von großen Erdrutschen in den Stausee hinein gewarnt. Die Betreiberfirma schlug die Warnungen jedoch in den Wind und führte den Bau des Damms weiter.“ http://tinyurl.com/qxl4h7r
Was nicht heisst, dass man keine Staudämme bauen sollte, aber doch bitte mit Verstand und nicht an Stellen, wo die Risiken zu hoch sind. Kleine Anekdote am Rande: Das entscheidende Gutachten, das den Bau befürwortete, entstand auf der Grundlage von SIMULATIONEN. Spätere Bedenken wurden nach meinem Kenntnisstand beiseite gewischt, weil man der renommierten Universität von Padua nicht widersprechen wollte.
Geologie, Bergbau und Energieerzeugung müssen mit Risiken umgehen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber bitte mit Verstand.
Mfg
Noch einmal, da hat offenbar etwas nicht geklappt:
Ganz genau, Herr Mueller,
GIER FRISST HIRN, so ist es. Ich wohne mittendrin in Oberbayern, wo die Bürgermeister richtig gierig sind, Geld hinaus zu werfen um nur mit Bild in die Zeitung zu kommen. Ich habe viel gesammelt an Info, kann das nicht alles schreiben, nur einiges:
Mein Wohnort Holzkirchen: Der frühere CSU-Bürgermeister hatte es angefangen, und alle anderen im Gemeinderat (SPD, GRÜNE, FW) waren dafür. Wir hatten einen Konsens-Gemeinderat, alles war grün. Holzkirchen mit 16 000 Einwohnern wollte 80 Mill. EURO dafür ausgeben, aber niemand aus dem Gemeinderat hat gerechnet. Die Kalkulation ging bei 25 ct/kWh und 8000 Volllaststunden gerade auf. Aber 8000 Volllaststunden gibt es nicht, weil etwa 2 mal im Jahr die Förderpumpe gewechselt werden muß. Dieses wechseln dauert nach meinen persönlichen Beobachtungen in Sauerlach, Unterhaching, Dürrnhaar mindestens 4 Wochen bis zu 3 Monaten. Hinzu kommt, daß die Technik (Kalina in Unterhaching) und OCR (in Sauerlach und Dürrnhaar) anfällig und noch nicht bewährt ist. In Holzkirchen hat man das Projekt inzwischen vermutlich aufgegeben, etwa 2,5 Mill. EURO wurden bisher ausgegeben (also zum Fenster hinaus, aber Holzkirchen hat mit Sandoz-Hexal einen größeren Betrieb am Ort).
Unterhaching: Das war das erste Projekt hier in der Gegend, man macht da auch Fernheizung, aber dazu braucht man ein zweites Ersatzheizwerk mit Öl ganz in der Nähe für die Ausfallzeiten durch den Pumpenwechsel im Winter. Der Bürgermeister Knapek, der das Projekt vorangetrieben hatte, und der sich bei der Eröffnung mit Sektglas in einem Bottich mit warmen Wasser fotografieren lies (stand in den örtlichen Zeitungen auf der ersten Seite), ist inzwischen unbeliebt, denn die Gemeinde Unter-haching muß inzwischen 2 bis 3 Mill. EURO Verlust des Projektes pro Jahr ausgleichen. Bei all diesen Projekten wird immer nur von dem erzeugten Strom gesprochen, dieser wird auch vergütet laut EEG. Über den Eigenverbrauch des Kraftwerkes redet man nicht. Das Heizkraftwerk Unterhaching verbraucht wegen der großen Pumpmotoren für die Fernheizung übers Jahr gerechnet mehr Strom als es selber erzeugt.
Sauerlach: Es gibt 3 Bohrungen bis in etwa 5000 Meter Tiefe. Auf die vierte Bohrung hatte man ver-zichtet, weil es zu teuer wurde. Das Kraftwerk kostete über 100 Mill. EURO, aber daran sind die Stadtwerke München beteiligt, München ist reich. Allein die Inbetriebnahme dauerte über ein Jahr. Pumpenwechsel schon sehr oft, auch etwa 2 mal im Jahr. Es macht nur Stromerzeugung.
Dürrnhaar: 2 Bohrungen, Kraftwerk läuft und erzeugt Strom, Pumpenwechsel etwa 2 pro Jahr.
Geretsried: Dort hat man gebohrt aber so gut wie kein Wasser gefunden, also alles vergeblich. Dort hat noch die Versicherung Münchner Rück einen hohen Betrag gezahlt. Aber wegen dieser schlech-ten Erfahrung will die Münchner Rück nix mehr bei Geothermie versichern, auch nicht mehr in Holzkirchen, das ist das Glück der Holzkirchner Bürger und vermutlich der Grund für die Aufgabe des Projektes bei der CSU.
Ganz genau, Herr Mueller,
GIER FRISST HIRN, so ist es. Ich wohne mittendrin in Oberbayern, wo die Bürgermeister richtig gierig sind, Geld hinaus zu werfen um nur mit Bild in die Zeitung zu kommen. Ich habe viel gesammelt an Info, kann das nicht alles schreiben, nur einiges:
Mein Wohnort Holzkirchen: Der frühere CSU-Bürgermeister hatte es angefangen, und alle anderen im Gemeinderat (SPD, GRÜNE, FW) waren dafür. Wir hatten einen Konsens-Gemeinderat, alles war grün. Holzkirchen mit 16 000 Einwohnern wollte 80 Mill. EURO dafür ausgeben, aber niemand aus dem Gemeinderat hat gerechnet. Die Kalkulation ging bei 25 ct/kWh und 8000 Volllaststunden gerade auf. Aber 8000 Volllaststunden gibt es nicht, weil etwa 2 mal im Jahr die Förderpumpe gewechselt werden muß. Dieses wechseln dauert nach meinen persönlichen Beobachtungen in Sauerlach, Unterhaching, Dürrnhaar mindestens 4 Wochen bis zu 3 Monaten. Hinzu kommt, daß die Technik (Kalina in Unterhaching) und OCR (in Sauerlach und Dürrnhaar) anfällig und noch nicht bewährt ist. In Holzkirchen hat man das Projekt inzwischen vermutlich aufgegeben, etwa 2,5 Mill. EURO wurden bisher ausgegeben (also zum Fenster hinaus, aber Holzkirchen hat mit Sandoz-Hexal einen größeren Betrieb am Ort).
Unterhaching: Das war das erste Projekt hier in der Gegend, man macht da auch Fernheizung, aber dazu braucht man ein zweites Ersatzheizwerk mit Öl ganz in der Nähe für die Ausfallzeiten durch den Pumpenwechsel im Winter. Der Bürgermeister Knapek, der das Projekt vorangetrieben hatte, und der sich bei der Eröffnung mit Sektglas in einem Bottich mit warmen Wasser fotografieren lies (stand in den örtlichen Zeitungen auf der ersten Seite), ist inzwischen unbeliebt, denn die Gemeinde Unter-haching muß inzwischen 2 bis 3 Mill. EURO Verlust des Projektes pro Jahr ausgleichen. Bei all diesen Projekten wird immer nur von dem erzeugten Strom gesprochen, dieser wird auch vergütet laut EEG. Über den Eigenverbrauch des Kraftwerkes redet man nicht. Das Heizkraftwerk Unterhaching verbraucht wegen der großen Pumpmotoren für die Fernheizung übers Jahr gerechnet mehr Strom als es selber erzeugt.
Sauerlach: Es gibt 3 Bohrungen bis in etwa 5000 Meter Tiefe. Auf die vierte Bohrung hatte man ver-zichtet, weil es zu teuer wurde. Das Kraftwerk kostete über 100 Mill. EURO, aber daran sind die Stadtwerke München beteiligt, München ist reich. Allein die Inbetriebnahme dauerte über ein Jahr. Pumpenwechsel schon sehr oft, auch etwa 2 mal im Jahr. Es macht nur Stromerzeugung.
Dürrnhaar: 2 Bohrungen, Kraftwerk läuft und erzeugt Strom, Pumpenwechsel etwa 2 pro Jahr.
Geretsried: Dort hat man gebohrt aber so gut wie kein Wasser gefunden, also alles vergeblich. Dort hat noch die Versicherung Münchner Rück einen hohen Betrag gezahlt. Aber wegen dieser schlech-ten Erfahrung will die Münchner Rück nix mehr bei Geothermie versichern, auch nicht mehr in Holzkirchen, das ist das Glück der Holzkirchner Bürger und vermutlich der Grund für die Aufgabe des Projektes bei der CSU.
Sehr geehrter Herr Mueller,
ich stimme Ihnen zu. Nur, es wird sich nichts ändern, insbesondere in Deutschland, solange es nicht weh tut. Tagtäglich werden die Menschen mit dem CO2-Schwachsinn indoktriniert (nach meinem Gefühl immer stärker), jeden Tag kommt diese an Schwachsinn kaum zu überbietende RWE-Werbung, gestern sogar auf dem SyFy Kanal. Na ja, da macht sie ja noch halbwegs Sinn, da es sich ja im weiteren Sinne um Science Fiction handelt. Dann hat man den Deutschen jahrzehntelang, beginnend in den Schulen, eingetrichtert, dass die Kernernergie moralisch verwerflich ist und die Zukunft den „Erneuerbaren“ gehört. Kinder werden schon im Kindergarten grün indoktriniert, danach in der Schule und neuerdings an den Universitäten. Das ist astreine Indoktrination mit astreiner Lobbyarbeit. Oder denken Sie mal an die „5 x am Tag Obst und Gemüse“-Lüge, die auch auf Lobby-Arbeit beruht und von Leuten wie Grönemeyer (der Mediziner) auf Vorträgen proklamiert wird. Weiß man, dass die Dünger in der konventionellen Landwirtschaft Uran enthalten und in der industriellen Landwirtschaft viele Pestizide angewandt werden, stellt sich die Frage, ob es unbedingt sinnvoll ist, Uran und Pestizide zu sich zu nehmen. Wenn die Grünen mit ihren Klima- und Energiewende-Lügen aufhören und sich für eine Reform der Landwirtschaft einsetzen, könnten deren Bemühungen sogar sinnvoll sein. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass 80 Millionen Menschen alleine durch „Bio-Landwirtschaft“ zu ernähren sind, zumal die Lebensmittel-Lobby ihre Interessen knallhart durchsetzen wird. Wie auch immer …..
Ich habe meine Strategie geändert, da ich mit Warnungen sowieso nichts erreiche, dazu ist die Übermacht der Dumpfbacken und Profiteure auch im Kreis der „lieben Kollegen“ einfach zu mächtig. Wenn ich den Aktionismus der „lieben Kollegen“ in meinem Umfeld sehe (Herr Limburg weiß, wovon ich rede), sage ich mittlerweile nur noch: Schaltet bitte sofort die Kohle- und Kernkraftwerke ab, wir werden dann sehen, was passiert. Und ich hoffe, dass der Strompreis schnell zu steigen beginnt, andernfalls wird dieser Irrsinn nie aufhören. Gut, von Grünen und Roten erwarte ich keine technische Intelligenz, das schließt sich meines Erachtens aus, aber dass die Schwarzen, die sich immer pro Wirtschaft positionierten oder das zumindest vorgaben, sich rot-grün positionieren, kann ich mir nur noch mit dem Kalkül erklären, dass „Mutti“ Rot/Grün so ins Abseits katapultieren will oder übergeschnappt ist. Kemfert, Rahmstorf, Schellnhuber, Latif und wie sie alle heißen sind für mich nur noch Handlanger der Regierung, die eben kein Problem damit haben, die Indoktrination zu schüren. Ich hoffe, sie werden dafür mal ihre gerechte Strafe erhalten und dafür bezahlen müssen.
Was können EIKE, NAEB und Vernunftkraft tun ? Eigentlich kann man nicht mehr tun, als aufzuklären und zu hoffen, dass es irgendwann eine kritische Masse gibt, die sich gegen die größte Narretei im Nachkriegsdeutschland zur Wehr setzt. Ich hoffe daher auf ein schnelles Steigen des Strompreises. Vielleicht müssen auch erst Menschen durch einen blackout sterben, bevor dieser Schwachsinn endet. Den Politikern und den Strippenziehern ist das sowies alles sch….-egal.
Ach, und die AfD kann man gleich ganz vergessen. Die Grünen in der AfD haben es geschafft, jeglichen Klima- und Energierealsimus aus der Partei zu verbannen, daher hoffe ich, dass die AfD bald Geschichte sein wird. Bernd Lucke war schon ein schlechter Professor (sein wissenschaftlicher track ist am unteren Ende der Skala), jetzt ist er eben ein schlechter Politiker, der die Narretei nicht verstehen kann. Das ist mir nach Gesprächen mit ihm klar geworden. Die notwendige Intelligenz fehlt ihm meines Erachtens.
Mit freundlichem Gruß
Alfred Schlohr
Also ich kann nicht so ohne weiteres in den allgemeinen Tenor miteinstimmen. Aus eigener Anschauung kenne ich die Verhältnisse in Island, ohne Geothermie wäre Island nur halb so reich. Geothermie bedeutet „was brauche ich Kohle, wenn ich Feuer habe“ Auch in Island findet man brauchbare Temperaturen erst ab 2000 m. Besser sind 3000 und mehr. Auf diesem Gebiet gibt es noch viel zu erkunden. Gerade EIKE sollte das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Wenn die Kosten für die Abteufung eines Zechenschachts und die anschließende Verstrebung und Verstollung, ja überhaupt die Kosten für die Zeche mal aufgelistet würden wären die Leute erstaunt, dass trotzdem so viel Gewinn herausgeholt werden konnte. „Wer zahlt die Zeche?“ Das Erdinnere ist ein unerschöpfliches Reservoir. Denken wir an Braunkohleförderung, km² große Löcher in der Erde und trotzdem lohnt es sich. Seit wann ist EIKE zimperlich wenn es darum geht der Erde etwas abzuringen. Den Isländern lags zu Füßen, das gebe ich zu, aber reines Zuckerschlecken ist es auch nicht. Der obige Artikel ist leider zusammengeschrieben aus ideologischem Kalkül. Beim hier so oft verteidigten Fracking müssen die Gesellschaften ja auch große Tiefen abbohren und anschließend Brechen. Mein Traum bleibt jedenfalls diese Technologie auch in Deutschland zu sehen.
Bitte korrigieren: Basler, nicht Baseler
@ # 4 Chris Frey,
Lieber Hr. Frey,
von dieser Methode habe ich noch nichts gehört (das gehört vermutlich eher in den Bereich Fracking für Oel und Gas) und kann daher keine fundierte Meinung dazu abgeben. Generell würde ich darauf hinweisen, dass die Herstellung von flüssigem Stickstoff ein extrem energieintensiver Prozess ist und zudem erhebliche Verluste beim Transport in die Tiefe auftreten dürften. Zudem ist mir nicht klar, wie man denn Druckstösse beim Verdampfen und Expandieren aus der Tiefe beherrschen will (ähnliche Problemstellung wie beim Geysir)
Mfg
Hallo Herr Mueller,
wie immer gut verständlich und faktenbezogen. Aber Frage:
Vor einiger Zeit habe ich einen Text übersetzt, in dem es um eine ganz neue Fracking-Methode geht: Man wollte flüssigen Stickstoff in die Bohrlöcher pumpen. Der Kälteschock bricht das Gestein, das Gas verpufft einfach.
Ist da was dran?
Chris Frey, EIKE-Übersetzer
Schade, wieder um eine Illusion ärmer!
Habe ich doch sogar schon Aktien von Ormat Technologies gekauft , nachdem ich mal vor Jahren ein von dieser Firma auf Sao Miguel gebautes geothermisches Kraftwerk besichtigt habe.
BTW: Dort ist das Temperatur- Niveau des aufsteigenden Wasserdampfes allerdings erheblich höher als 100 ° C.
Auch die geliebte und hochgelobte Geothermie for Häuser ist nicht ohne. In Rottenburg-Wurmlingen brachnach der Inbetriebnahme der Anlage erst der Garten und die Zuhfahrt des Besitzers ein und nun folgen mit Setzungen auch die Nachbarhäuser. Der örtliche Stromnetzbetreiber mußte eine Turmumspannstation erst kostenintensiv abstützen und nun abreißen und eine neue Station errichten.
Was aber machen die Nachbarn? Wer ist Schuld…der Bauherr…der Geologe…die Baufirma…das Landratsamt…wer viel Geld und Zeit hat kann da lange prozessieren-Ausgang wie das Hornberger Schießen.
Sehr geehrter Herr Mueller,
es ist ja nicht nur das Erdbebenrisiko, was eine Rolle spielt. Dieselben Leute, die beim Fracking sich ereifern, daß dabei im Wasser „große“ Mengen an Schwermetallen und radioaktiven Stoffen an die Oberfläche kommen, haben offensichtlich bei der Geothermie kein Problem damit. Ich erinnere mich noch an Geothermiekraftwerke in Neuseeland (ich weiß nicht, ob die heute noch in Betrieb sind), da kamen mit dem Dampf jede Menge korrosive Stoffe sowie Arsen in die Turbinen, so daß die Rohre und Turbinenteile ständig erneuert werden mußten.
MfG