Eine Warnung für die Welt: Der deutsche Plan der grünen Energie zerfällt

Walter Russell Mead, Via Meadia
Die Räder lösen sich vom Zug der grünen Energie-Revolution in Deutschland. Sein Schlingern sollte eine Warnung an alle Führer und politischen Entscheidungsträger in der Welt sein.
Während der letzten Jahre hat Europa versucht, sich als zuerst bewegende und globale Führungskraft hinsichtlich erneuerbarer Energie zu positionieren, und Deutschland ist auf diesem Weg vorangegangen, und zwar mit ambitionierten heimischen Programmen, um die Solar- und Windenergie zu befeuern. Aber grüne Hoffnungen weichen den ökonomischen Realitäten: Europa überlegt sich jetzt, sich von einigen seiner festgesetzten grünen Ziele zu verabschieden wegen der (zu Recht!) bestehenden Sorge, dass die Kosten der erneuerbaren Energie die europäische Industrie weniger wettbewerbsfähig machen. Das gilt vor Allem in Deutschland, wo einer der höchsten Strompreise gezahlt wird. Viele Unternehmen überlegen sich daher bereits, ihre Standorte zu Ländern mit billigerer Energie zu verlegen wie z. B. in das schiefergasreiche Amerika.
Im Economist findet sich ein unbedingt lesenswerter Hintergrundbericht zu den Fehlschlägen der deutschen Energie-Revolution:
Die 12000 Einwohner von Osterath sind wütend. Ihr ruhiges Umfeld an der Ruhr bei Düsseldorf ist die vorgeschlagene Stelle für die größte Konverter-Station in Deutschland. Diese riesige Installation soll Hochspannungs-Gleichstrom in Wechselstrom transformieren. Das wäre ein wichtiger Bestandteil der neuen „Stromautobahn“ in Deutschland, einem Netzwerk von Hochspannungsleitungen, die in Windparks in Norddeutschland sowie in der Nord- und Ostsee erzeugten Strom zum Industriegürtel im Süden transportieren sollen. Die Osterather vermuten, dass das zu einem monströsen Schandfleck wird und beabsichtigen, das Projekt zu stoppen.
Diese Art St. Florians-Prinzip ist nur eines von vielen Problemen, die bei der deutschen Energiewende auftreten. Die buchstäbliche Übersetzung lautet energy change or turn, aber das ist mehr als eine Revolution, dazu gedacht, die größte Volkswirtschaft Europas so zu konvertieren, dass sie ihre Energie zum großen Teil aus erneuerbarer Energie bezieht. Dies schließt ambitionierte Energieeinsparungs- und –effizienzziele ein, aber über allem steht die Änderung der Energieversorgung. Bis zum Jahr 2022 sollen alle Kernkraftwerke, die derzeit noch 16% des in Deutschland verbrauchten Stromes erzeugen, abgeschaltet werden. Und bis zum Jahr 2050 sollen 80% des Stromes aus erneuerbaren Quellen stammen, verglichen mit 22% heutzutage [?].
Geschäftsleute sagen, dass die Energiewende [steht so wiederholt im Original mit der Übersetzung dahinter: Germany’s energy revolution. A. d. Übers.] die deutsche Industrie töten wird. Energie-Experten sorgen sich vor Stromausfällen. Die Wähler sind wütend über immer weiter steigende Treibstoffpreise. Das Chaos unterminiert den deutschen Anspruch auf Effektivität, bedroht dessen viel gerühmte Wettbewerbsfähigkeit und belastet völlig unnötig die Haushalte. Sie demonstriert auch die kuriose Ablehnung Deutschlands, strategisch über Europa nachzudenken.
Und es sind nicht nur die deutschen Geschäfte, die leiden:
Das Ergebnis ist ein Netzwerk grotesker Verzerrungen. An sonnigen Tagen verschiebt Deutschland seinen überschüssigen Strom mit Verlusten in das europäische Netz. Weil man den Erzeugern einen festgesetzten Preis zahlt, steigt die Subvention umso stärker, je niedriger der Preis an der Strombörse fällt. An wolkigen Tagen hängt Deutschland mehr denn je von Braunkohle ab. Im vorigen Jahr sind des Landes CO2-Emissionen gestiegen.
Die Kosten dieses Durcheinanders werden auf die Stromverbraucher abgewälzt. Die Treibstoffpreise für Haushalte sind während der letzten drei Jahre um ein Viertel gestiegen bis auf ein Niveau 40 bis 50% über dem Mittel in der EU. Und weil die Preise für Erneuerbare noch 20 Jahre lang garantiert sind, verschärft sich das Problem immer weiter mit jeder neu zugeschalteten erneuerbaren Quelle. Thomas Vahlenkamp von McKinsey berichtet, dass sich die Kosten für die Energiewende während des nächsten Jahrzehnts verdoppeln werden. Steigende Strompreise werden die Ausgaben der Verbraucher für übrige Güter senken, und das ist genau das Gegenteil von dem, was zur Stabilisierung der Wirtschaft notwendig ist.
All dies ereignet sich vor dem Hintergrund stark fallender Erdgas- und Strompreise in Nordamerika, und zwar dank der dortigen Schiefer-Revolution. Die energieintensivsten Industrien in Deutschland liebäugeln daher inzwischen mit einer Expansion auf die andere Seite des Atlantiks. Es gibt das Risiko eines Ausblutungs-Effektes, wenn deren Kunden ebenfalls anfangen umzuziehen.
Der Economist zeichnet in exzellenter Form ein düsteres Bild, zieht dann aber die falschen Schlussfolgerungen daraus, schlägt er doch vor, dass sich Deutschland mehr für eine europäische als für eine nationale Energiewende stark machen sollte. Das könnte für Europa katastrophal werden, kämpft man doch dort schon jetzt darum, hinsichtlich der Schuldenkrise wieder Boden unter die Füße zu bekommen.
Stattdessen könnte sich Deutschland – und Europa – überlegen, heimische Schiefer-Reserven zu erschließen und beginnen, die Subventionen der Regierung für Wind und Solar zu Forschung und Entwicklung von Technologien umzudirigieren, um an diese Ressourcen zu kommen.
Die deutschen Probleme mit grüner Energie sollten eine Warnung an alle Führer und politischen Entscheidungsträger in der ganzen Welt sein. Erneuerbare Energie kann einfach nicht den Hauptbedarf liefern, und keine noch so große Subvention seitens der Regierung oder ein grünes Wolkenkuckucksheim können daran etwas ändern.
Link: http://www.thegwpf.org/warning-world-germanys-green-energy-shift-crumbling/

 

Merkel sieht den Wahnwitz grüner Energiepolitik

Gestern hat Angela Merkel davor gewarnt, dass die Politik hinsichtlich grüner Energie Deutschlands wettbewerbsmäßigen Vorteil in der globalen Wirtschaft schwächt. Deutschland zahlt heute ebenso wie das übrige Europa viel mehr für Strom als noch vor sieben Jahren. Das Land hat riesige Investitionen in Solar- und Windkraft gesteckt, teurere Energiequellen als Öl und Gas. Inzwischen erlebt man in den USA fallende Strompreise und wirbt Unternehmen aus dem grünverliebten Europa ab.

Einem Bericht des WSJ zufolge macht sich Merkel deswegen Sorgen:
Traditionelle Energieversorger haben den Druck auf Frau Merkels Mitte-Rechts-Regierung stark erhöht. Am Montag sagte Deutschlands größte Energie-Unternehmensgruppe, dass die nächste Regierung einer Revision der Energiepolitik oberste Priorität verleihen muss. In einer Rede auf einer Energiekonferenz in Berlin hat Frau Merkel gesagt, dass sie immer noch die Erweiterung erneuerbarer Energien wie Wind und Solar unterstützt, um Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren. Aber sie sagte auch, dass man bei den Kosten berücksichtigen muss, dass globale Konkurrenten von niedrigeren Energiepreisen anderswo profitieren.
Merkel hat keine Details genannt, wie sie die Dinge wenden will, aber schon seit Längerem ist klar, dass die Energiepolitik Deutschlands wie kürzlich formuliert nicht funktioniert. Das Land war in der Vergangenheit sehr resolut hinsichtlich seiner Opposition gegen das Fracking, aber die Genehmigung von Probebohrungen zum Austesten der deutschen Schieferreserven wäre ein guter Anfang. Merkel muss sehr sorgfältig vorgehen, um die ökonomischen Realitäten und die grüne Sentimentalität vor den Wahlen im September auszutarieren, aber es sieht so aus, dass man in Deutschland „alles in allem“ die Annäherung an die grüne Energie immer mehr bedauert. Sonne und Wind haben Potential, aber sie können wettbewerbsmäßig nicht mit Öl, Gas oder Kohle mithalten, und jetzt zahlt Deutschland den Preis für seinen grünen Überschwang.
Link: http://www.thegwpf.org/merkel-sees-folly-green-energy-policy/
Auch bei Judith Curry wird dieses Thema aufgegriffen (http://judithcurry.com/2013/06/15/tilting-at-windmills-in-germany/), und sie bezieht sich auf die Beiträge von Mead. Sie kommentiert das Ganze folgendermaßen [A. d. Übers.]:
Dieser Beitrag unterstreicht die Komplexität der Transition zu grüner Energie und einigen unbeabsichtigten Konsequenzen, die sich aus Regulationen seitens der Regierung ergeben. Ich glaube, dass die Analyse von Walter Russell Mead genau den Punkt trifft.
Soweit Judith Curry. Am Ende ihres Beitrags hat Willis Eschenbach Folgendes kommentiert [A. d. Übers.]:
Kommentar von Willis Eschenbach
Danke, Judith, für einen interessanten Artikel und einen interessanten Blog. Für mich unterstreicht dieser Beitrag den Schwachsinn, Energie zu subventionieren. Punkt! Wenn es eine Stelle gäbe, an denen Solar- und Windenergie sinnvoll wären, hätte man diese längst installiert, und zwar ohne Subventionen.
Und wo das subventioniert wird, entweder direkt oder durch „erneuerbare Ziele“, dann bekommen wir … nun … Deutschland.
Es geht nicht um die „Komplexität des Übergangs zu grüner Energie“. Es geht um die Idiotie von Subventionen.
Es geht nicht um „unbeabsichtigte Konsequenzen, die sich aus Regulationen seitens der Regierung ergeben“. Es geht um die Idiotie von Subventionen.
In den USA sind Erneuerbare seit Jahren subventioniert. Anstatt immer geringer zu werden, wie deren Befürworter behaupten, steigen die Subventionen hier in Kalifornien immer weiter, und kein Ende ist in Sicht.
Und daher – nein, Judith, es ist kein Problem der Komplexität oder der Regierungs-Regulationen, wie du glaubst.
Es ist lediglich ein weiteres Glied in einer langen Kette von Beispielen, die über alle Zweifel erhaben beweisen:

  1. 1. Subventionen für ineffiziente Energie taugen nichts, und
  2. 2. den Klimaalarmisten ist das egal!

Willis
Link zu Judith Curry: http://judithcurry.com/2013/06/15/tilting-at-windmills-in-germany/
Alles übersetzt von Chris Frey EIKE

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