Bild rechts: Horror: An Allegory of War, c1608 by Frans Francken the Younger (Bridgeman Art Library)
Er stand nicht allein. Als der zivile Aufruhr auf den Britischen Inseln tobte, zerrissen Rebellionen die Weltreiche der Ming und der Ottomanen; in Mitteleuropas tobte der Dreißigjährige Krieg; andere Kommentatoren versanken in Verzweiflung. Der Oxford-Gelehrte Robert Burton zeichnete im Jahr 1638 auf, dass jeder Tag „neue Nachrichten über Kriege, Plagen, Brände, Überschwemmungen, Diebstähle, Morde, Massaker, Meteore, Kometen, Wunder, Geistererscheinungen; über geschleifte Städte in Frankreich, Deutschland, der Türkei (sic), Persien, Polen usw. brachte“. Vier Jahre später schlug ein spanisches Traktat eine erschreckende, wenngleich immer populärer werdende Erklärung vor: „Dies scheint eine der Epochen zu sein, in der jede Nation auf den Kopf gestellt wird, was bei einigen führenden Geistern bereits den Verdacht aufkommen ließ, dass wir uns dem Ende der Welt nähern“.
Jahrzehnte lang waren Historiker berührt von den außerordentlichen Qualen des 17. Jahrhunderts, von den Bürgerkriegen in Britannien und Irland über die schrecklichen Zustände im kriegsgebeutelten Deutschland bis zum Zusammenbruch der chinesischen Ming-Dynastie sowie die Zerschlagung des riesigen polnisch-litauischen Commonwealth. Eric Hobsbawm, möglicherweise der erste Historiker, der von einer weltweiten „generellen Krise“ gesprochen hat, bestand darauf, dass die Ursachen ökonomischer Natur wären. Im Gegensatz dazu diagnostizierte Hugh Trevor-Roper einen breiteren sozialen Zusammenbruch, basierend auf dem Konflikt zwischen Stadt und Land sowie getrieben durch radikale intellektuelle Energie.
Jetzt hat ein dritter brillanter Historiker, der in Amerika wohnende britische Gelehrte Geoffrey Parker ein neues Element in den Ring geworfen. In diesem dicken, super recherchierten und äußerst fesselnden Buch zeigt Parker, wie eine Klimaänderung die Welt ins Chaos gestürzt hat. Es herrschte schließlich die Kleine Eiszeit, in der die Temperaturen weltweit zurück gingen. Er besteht darauf, dass die Daten „klar und konsistent“ seien, und er glaubt, dass die Krise Ende der ersten Dekade im 17. Jahrhundert begonnen hat, etwa um die Zeit des Ausbruchs des Dreißigjährigen Krieges in Europa. Im subtropischen Japan fiel Schnee; in der Sahel-Zone kam es zu einer fünfjährigen Dürre; die Flüsse im heutigen Mexiko und in Virginia trockneten aus; und in ganz Europa gab es Missernten und Tausende Hungertote.
Aber das war nur ein Vorgeschmack dessen, was da noch kommen sollte. In den ersten Monaten des Jahres 1621 war es so kalt, dass die Menschen über den zugefrorenen Bosporus nach Asien liefen. Anfang der vierziger Jahre des 17. Jahrhunderts haben Stürme und Regen die Ernte in ganz Nordeuropa vernichtet, und aus Deutschland gibt es Berichte von Soldaten, die Erfrorene auf den Straßen haben liegen sehen. England verlor seinen König, und der Westfälische Friede beendete den Dreißigjährigen Krieg, aber immer noch waren die Winter eiskalt; genauer zwischen den Jahren 1654 und 1667 im Mittel mehr als 1°C kälter als heute. Tatsächlich war die Welt während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts buchstäblich ein kälterer Ort, ebenso wie ein leererer. In China, Polen, Russland und dem Ottomanischen Reich ging die Bevölkerung um ein Drittel zurück, während sich in einigen Gebieten Deutschlands die Bevölkerung halbierte. Im Jahr 1651 warnte Thomas Hobbes, dass ohne einen starken Staat das Leben „einsam, arm, hässlich, brutal und kurz“ sein werde. Für viele Menschen war das aber schon aktuell der Fall.
Dominic Sandbrook , The Sunday Times
Link: http://www.thegwpf.org/ice-age-triggered-social-political-crisis/
Übersetzt von Chris Frey EIKE

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